Pelam Kocher, Leistungsmessung und -verbesserung

  • Der PELAM Kocher aus Messing ist mein erster Kocher, der ausschliesslich für Petroleumbetrieb gedacht ist. Ich benutze ihn, um ab und zu morgens den Tee zu kochen.


    Ich kanns halt nicht lassen ihn anzufeuern, wenn er mich so golden anglänzt. :)


    Natürlich wollte ich auch die Leistung messen. Dafür ist es gebräuchlich, einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen und die Zeit dafür zu messen. Dies gab folgende Werte: (1 Liter Wasser um 85°C erwärmen braucht 85 Kcal, nur die reine Nutzwärme wird gemessen, genutzte Leistung umgerechnet mit 1 kcal/h = 1.163 Watt)


    • 1. Versuch: 1 Liter kocht in 10 Minuten =510 kcal/h =593 Watt
    • 2. Versuch: 1 Liter kocht in 8½ Minuten =600 kcal/h =698 Watt (nach 20x pumpen)
    • 3. Versuch: 1 Liter kocht in 9 Minuten =567 kcal/h =659 Watt (nach 40x pumpen)


    Eine andere Methode die Leistung zu messen ist den Brennstoffverbrauch zu ermitteln. Dafür wird der Kocher gefüllt, gewogen, eine gemessene Zeit lang benutzt und dann wieder gewogen. Dies ergab folgende Werte:


    Kocher leer 1.145 kg
    gefüllt 1.732 kg
    Petrolinhalt 0.587 kg


    • 1. Liter kocht nach 10'50" (Wasserkessel)
    • 2. Liter kocht nach 20'30" (Pfanne flach)
    • 3. Liter kocht nach 30'00" (Wasserkessel)
    • 4. Liter kocht nach 41'00" (Pfanne flach)


    Endgewicht des Kochers: 1.628 kg.
    Das ergibt einen Verbrauch für 41 Minuten Vollast von = 0.104 kg,
    umgerechnet auf eine Stunde also 0.152 kg/Std


    Der Heizwert für Petrol ist 12.1 kWh/kg
    ergibt eine Bruttoleistung von 12.1 x 0.152 = 1.84 kW


    Von der Bruttoleistung (Brennstoffverbrauch) bis zur Nutzleistung (heisses Wasser) gingen also rund zwei Drittel der Energie als Abwärme verloren. Ich habe früher schon solche Messungen mit meinen diversen Benzinkochern angestellt. Deren Wirkungsgrad war deutlich höher. Weshalb?


    Mein Verdacht richtete sich gegen die Strömungsverhältnisse der Brandgase. Klassische Petrolkocher aus Messing haben einen Topfträger aus Stahlblech, der einige Siggen zur Verstärkung, einen Kragen um den Brenner und einige Buckel aufweist, auf denen der Topf steht. Der Kragen wird im Betrieb am Rande rot glühend, was darauf hindeutet, dass dort etwa 800°C herrschen.


    Zwischen Topf und Topfträger ist ein Zwischenraum von nur wenigen Millimetern und optimal wären die Verhältnisse, wenn die heissen Gase alle dort durchfliessen und den Topf bestreichen würden. Dies ist aber nicht der Fall, denn der Zwischenraum ist bei Volllast zu klein und müsste je nach Topfdurchmesser variiert werden können.


    Ich habe mir aus drei alten Elektrodrahtklemmen mit Keramikisolator eine dreieckige Auflage auf den Topfträger gebastelt, der so aussieht:


    !! (und wenn mir jemand sagt wie, stelle ich euch hier zwei Bilder ein) !!


    Durch die Schräubchen auf der Unterseite rutscht er nicht herum. Der Abstand zwischen Topfboden und Topfträger wird etwa um 4mm grösser. Statt nach 10½ Minuten kocht nun der Liter Wasser nach 6½ Minuten. Dies ist eine Leistungssteigerung um etwa 25%!


    Wer Lust am Experimentieren hat, kann seinen Topfträger z.B. mit drei Kieselsteinen belegen, den Topf darauf stellen und so herausfinden, wie gross der Abstand optimal sein sollte.


    Gruss: Teekoch

  • Tolle Idee mit dem Abstandshalter.
    Ein paar einfache schrauben durch die Topfträgerplatte sollten auch gehen.


    Gruß
    willi


    PS. siehe Dateianhänge im Editor unten. Dateien auswählen, hochladen, in Text einbinden.
    Findest du schon, bei genauem hinsehen.

    Demut tät' uns allen gut.

  • Hallo Teekoch.
    Du hast 'n klasse Beruf! :D
    Jetzt aber im Ernst: Du kannst Bilder hochladen, wenn du beim Editieren eines Beitrages auf den Reiter "Dateianhänge" oberhalb der Smilies klickst. Nur bitte auf die max. Dateigröße achten (150kB?).
    Viel Erfolg. :prost:

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch:

  • Hallo Teekoch, Du Ruheständler vom Bodensee:
    Interessanter Beitrag
    Macht Lust auf Experimente
    :welcome::done:

    Freundliche Grüße aus Bad Münstereifel
    Kiki und Karly
    __________________________________________
    "Wo dran denks brauchs nich dran fühln" (Opa)

  • Hallo Teekoch,
    deine Ideen find ich echt super :thumbsup:
    Ein Tip vom Physiker: Um den Wirkungsgrad zu maximieren musst du die Oberfläche der wärmeaustauschenden Teile vergrößern. Es gibt schon solche neuen Campingkocher die Spezialgeschirr mit Kühlrippen haben, bei denen hält eine Kartusche echt ewig. Du könntest also versuchen, eine Platte draufzulegen, die auf der flammenzugewandten Seite eine Art Kühlrippenstruktur hat (solche Platten hatten die früheren holzherde auch).
    Eine andere Möglichkeit wäre das Abströmen der Abgase durch Einbau von Hindernissen zu verlangsamen, damit der Wärmeaustausch mehr Zeit hat. Das könnte man so machen, dass man einen Kessel hernimmt, der außenrum einen Rand nach unten hat, unter dem sich die Gase stauen (so wie ein PX-Tank).
    Gruß Tobias

  • hallo teekoch,
    solche rechnungen machen mir freude;-)
    leistung kann auch plausibel dargestellt werden!
    methode zwei (über brennstoffverbrauch) ist nach meiner meinung
    die bessere, da gerätespezifischer.


    was mir zu denken gibt:
    lt. angabe pelam liegt die leistung des kochers bei 2,5 kw.
    wie ist die differenz aus deiner berechnung zu erklären?
    wobei ich, wie bereits erwähnt, deine rechnung auf den ersten
    blick plausibel finde.


    hat fa. pelam das eigene produkt zu optimistisch abgegeben?


    welche benzinkocher verwendest du als referenz?
    du hattest angesprochen, dass deine benzinkocher
    eine bessere leistung haben.


    bezüglich der frage weshalb diese benzinkocher
    bessere leistungswerte haben meine vermutung:
    weil sie eine bessere wärmeabdeckung zum
    topf haben.
    wenn du um deinen pelam kocher einen faltbaren
    windschutz legst u. dieses seltsame obere blech
    entfernst, wird du höchstwahrscheinlich bessere
    werte beim wasserkochen erreichen.


    gruß
    thomas

  • Bei der Leistungsberechnung über den Verbrauch
    machebn sich aber schnell Unterschiede bei der
    Messung über den über die Zeit gemittelten Druck
    im Tank bemerkbar


    Also dann fairerweise mit halb vollem Tank und dann
    durchgehend ca. 2. bar Druck, damit es vergleichbare
    Werte gibt


    Ich weiss dass das ohne Manometer etwas schwer zu
    bewerkstelligen ist, aber der Durchsatz durch die Düse
    wird halt maßgeblich durch den Druck geregelt.


    Die Anzahl der Pumpenhübe ist da nur bedingt vergleichbar
    da die Wirkung der Pumpe bekanntermaßen erheblich streut


    Ich weiss, ich mach es nicth einfacher


    Eugen j.keusen

    es grüßt freundlichst Euer Mod


    Eugen J.Keusen


    KEUSEN@KEUSEN.DE Das Leben ist zu kurz um sich zu ärgern, genieße jeden Tag.

  • Wiege den Kocher doch einfach -


    1. vor den Anzünden
    2. Nach den Wasser kochen


    Dann hast du exakt den Brennstoff verbrauch & damit die umgesetzte Leistung / durch die Kochzeit bekommst du brauchbare Ergebnisse.




    Gruß aus Aurich

    Lampen sind zum Leuchten da, valerie & valera


    Und ganz besondere können sogar lecker :happa:

  • Hallo Leuchtkraft,

    sorry, ohne laborbedingungen, bei denen z.b. auch luftdruck und chemische beschaffenheit des brennstoff genormt, bzw. kontrolliert ist, sind solche berechnungen sinnlos.
    aber ist ne nette beschäftigung .... besser als nix zu tun :baby:

    Ich finde dass der Sinn dieses Themas nicht ist alles genau zu Berechnen, sondern den Leuten die sich so einen Kocher zugelegt haben einen Tip zur Beobachtung des Flammverhaltens und zur Verbesserung des Wirkungsgrades zu geben wie es hier auch bei den Petromaxen geschieht, wenn sie z. B. mal nicht so hell sind wie gewünscht oder rumzicken!
    Kocher sind ja auch nur Leuchten ohne Glühstrumpf....Oder? :D
    Vielen Dank dafür an den Teekoch.


    Grüsse

    Gruss aus Franken....


    Lordhelmchen ...der Gewaltschrauber

  • klar, jeder darf wie er will.


    ich bin auch bei lampen kein gewaltschrauber, der unbedingt wissen willl, wieviel °C sie jetzt an der oberfläche hat etc. hauptsache sie leuchtet.
    und ich bin bereit die eigenheiten meiner lampen zu tolerieren, da darf die eine auch mal heller oder dunkler sein, wie die andere ohne dass ich das sofort mit dem luxmeter verfolge :D

  • Details hin oder her. Der Kocher an sich scheint noch nicht ganz ausgereift, wenn sich durch solche einfachen Modifikationen die Leistung derart steigern lässt und das bei dadurch sinkenden Verbrauch. Vielleicht wird er dadurch windempfindlicher. An sich ist es ja eine bewährte Konstruktion.

    Gruß, Henrik
    Meva 863, Rhewum ST 1,
    Origo Cook-Pal,
    Haller Petroleumofen

  • Der Kocher an sich scheint noch nicht ganz ausgereift

    Man muss dabei auch immer sehen dass solche Kocher eine akzeptable Praktikabilität haben sollen, die sollen ja möglichst klein, leicht und handlich sein, das geht natürlich auf Kosten des Wirkungsgrades, das nimmt man dann in Kauf. Man tut da ja auch nicht hektoliterweise Brennstoff vernichten. Wenn man alle Maßnahmen trifft um jedes Quäntchen Wärme aus den Abgasen zu lutschen kommt man schon zu nem Zentralheizkessel :D
    Es geht hier ja mehr um die Freude am Experimentieren :grenade:

  • Ich finde es überhaupt gut, dass sich mal jemand
    so an die Kocher ranmacht


    Wenn da so viel Forschung und Entwicklung rein
    geflossen wäre, wie bei der Entwicklung des Diesel
    motors, dann hätte iwr heute Klappkocher die nicht
    größer sind als ne Scahchtel Kippen und wo der Tank
    dann schon dabei wäre :-)


    Nix für ungut, jede Verbesserung hilft doch weiter
    ud was wir hier treiben ist doch Petrolsport auf
    hohem Niveau oder , da darf ein bisschen Epo oder
    Eigenblut schon mal sein


    Schöne Grüße


    Eugen j.keusen

    es grüßt freundlichst Euer Mod


    Eugen J.Keusen


    KEUSEN@KEUSEN.DE Das Leben ist zu kurz um sich zu ärgern, genieße jeden Tag.

  • Da bin ich wieder. Danke für die vielen Posts!


    Vielleicht sollte ich etwas sagen dazu, warum ich Messungen und Wirkungsgrad für interessant halte. Zuerst mal, es geht hier nicht darum, wer den Längsten hat. Die Leistung eines Kochers ist nicht seine wichtigste Eigenschaft. Was nützt mir ein Kocher der 2.5 kW Nutzleistung hätte, wenn ich für zwei oder drei Personen kochen will? Der Reis wird nicht schneller gar, er brennt nur schneller an.


    Meine Messungen sind ganz einfach Folge meines Interesses an den Kochern. Ich möchte wissen, wie sie funktionieren, wie sie gebaut sind und wofür, was sie können, wo ihre Schwachpunkte sind und welchen ich für welchen Zweck nutzen soll.


    Mein Petrolkocher, von dem hier die Rede ist, entspricht nicht genau denjenigen, die hier im Shop angeboten werden. Die Kocher im Shop sind zwar im Prinzip gleich gebaut, aber vermutlich doch durch eine strengere Qualitätskontrolle gegangen als meiner. Die Nennleistung von 2.5 kW, die Pelam für diese Kocher angibt, ist zweifellos nach der Methoden des Brennstoffverbrauchs ermittelt, was auch durchaus sinnvoll ist. Wenn ich an meinem Kocher eine Leistung von 1.84 kW messe, heisst das für mich, dass vermutlich mit einiger Anstrengung auch 2.5 kW zu erreichen wäre. Der Druck im Tank könnte vielleicht noch höher gepumpt werden, aber auch die Düse ist wichtig. Die kleinste Braue in der Bohrung, eine Abweichung von einem Zehntelmillimeter beim Durchmesser, aber auch, ob die Austrittsmündung sauber entgratet ist, spielen eine beträchtliche Rolle. Hätte ich mehrerer Düsen, so würde ich wahrscheinlich auch damit experimentieren.


    Aber dies ist eigentlich nicht so wichtig. Was mich erstaunt hat bei meinen Messungen ist die Tatsache dass der Topfträger aus Blech den Wirkungsgrad derart verschlechtert. Man erwartet dies nicht an einem Gerät, das seit sicher hundert Jahren unverändert gebraucht und wohl in Millionenzahl hergestellt wurde. (Ich zähle hier alle europäischen, asiatischen, amerikanischen und russischen Petrolkocher zusammen, die fast identisch sind.)


    Ich zweifle nicht daran, dass schon manche asiatische Hausfrau gemerkt hat, dass das Teewasser schneller kocht, wenn sie den Topf etwas höher stellt, indem sie einen Schürhaken oder etwas ähnliches unterlegt. Nicht zu reden von den hunderttausenden Soldaten diverser Nationen, die endlose Stunden auf Wachstuben verbringen mussten und kaum etwas anderes zu tun hatten als zu warten, Tee zu trinken und in die Flamme solcher Kocher zu starren. Individuelle Abhilfe haben sicher viele gefunden, aber warum wurden die Kocher von den Herstellern nie geändert ?


    Wahrscheinlich greift hier eine historische Betrachtung. Ich versuche mal eine Erklärung:


    Diese Kocher kamen wohl kurz nach der Verbreitung der Petroleumlampen auf. Durch die Petroleumlampen war fast weltweit ein Verteilernetz für Erdölprodukte wie Petroleum entstanden. Petrolkocher dienten in den Haushalten der Mittelschicht Europas als zusätzliche Kochgelegenheit zum Holzkochherd. Für das Teewasser zwischendurch brauchte man nun nicht mehr den Holzherd umständlich anzufeuern. Die Armen hatten nur einfache Holzöfen, auf denen auch Eintopfgerichte oder Suppen gekocht werden konnten, etwas anderes konnten sie sich nicht leisten. Die Reichen lebten in grossen Haushalten mit viel Personal, wo ohnehin ständig eine grosse Küche in Betrieb war. Die brauchten keine Petrolkocher. Bauern auch nicht, die setzen auf Selbstversorgung mit Holz oder Torf zum Kochen und Tran zur Beleuchtung.


    Die grossen Kolonialreiche im 19. Jahrhundert wurden von Kaufleuten, Beamten, Soldaten, Abenteurern und Missionaren betrieben, die im wesentlichen aus der Mittelschicht stammten. In den Kolonien waren sie dann die weisse Oberschicht, die den Ton angab. Sie brachten ihre Petrolkocher vom Heimatland mit und wiesen ihr staunendes, einheimisches Hauspersonal an, den "early morning tea" darauf zu kochen. Rasch waren Petrolkocher nun weltweit verbreitet, beim Pelzhändler an der Hudson Bay, auf Plantagen in Indonesien, bei den britischen Verwaltern und Polizisten in Australien, bei den Kaffeepflanzern in Lateinamerika oder bei Missionaren in Afrika.


    Bis dahin waren die Petrolkocher ein nützliches Haushaltsgerät der Mittelschicht, aber nun änderte sich dies.


    Die Kolonialherren wurden natürlich von den Einheimischen genauestens beobachtet und manches von diesen übernommen. Angestellte, die zu etwas Geld gekommen waren, kauften sich z.B. für sehr viel Geld einen goldglänzenden, europäischen Petrolkocher und brachten in zur Verwandtschaft ins Dorf, wo er an einen Ehrenplatz gestellt, täglich sorgfältig abgestaubt und bei besonderen Anlässen vielleicht sogar gebraucht wurde. Nun war der Kocher kein Nutzgerät mehr, sondern ein Prestigeobjekt für arrivierte Einheimische. Ein Prestigeobjekt wird nicht nach seinem technischen Nutzen beurteilt, sondern nach dem Ansehen, das es seinem Besitzer bringt.


    Natürlich merkten die weissen Händler, dass sich da ein Geschäft machen liess. Es ging also nun darum Prestigeobjekte in Kocherform möglichst billig herzustellen. Sie sollten ebenso schön glänzen wie diejenigen bei den Kolonialherren, aber weniger kosten, damit die neue Kundschaft sie sich noch leisten kann. Schon Petrollampen wurden vorher zum Dumpingpreis vertrieben, um einen Markt für Petroleum zu schaffen.


    Der Tank blieb aus Messing, musste ja glänzen, aber das Blech wurde vielleicht etwas dünner gewählt. Gut möglich, dass zu diesem Zeitpunkt der Topfträger aus Stahlblech, in seiner aktuellen Form, entwickelt wurde. Der war preisgünstig herzustellen. Er konnte in einem einzigen Arbeitsgang gestanzt und geformt werden und war einst nicht unbedingt so unpraktisch wie es uns heute erscheint. Die Pfannen der damaligen Zeit waren aus Kupfer, seltener Stahl, und hatten gewölbte Böden ähnlich dem Wok. Wenn sie sicher stehen sollten, benutzte man einen Fuss oder im einfachsten Fall drei passende Steine. Hätte man da nicht das Blech weglassen und es bei drei Topffüssen wie bei den heutigen Benzinkochern (Phoebus 625 usw.) belassen können? Nein, denn bei Belastung mit runden Pfannenböden werden die Topfträger nach aussen gedrückt und sie hätten auf die Dauer das dünne Messingblech des Tanks deformiert oder die Lötstelle wäre gebrochen.


    Nun haben wir also einen Kocher, der mit Erfolg als Prestigeobjekt in die entstehenden einheimischen Mittelschichten der Welt verkauft wird.


    Und wieder setzt ein Umschwung ein, denn je mehr davon im Volk vorhanden sind, desto weniger Prestige vermitteln die Dinger. Also kann man sie auch nutzen, statt nur besitzen. Der Kocher wird auch dort zum echten Gebrauchsgegenstand der Mittelschichten wie in Europa. Und in Europa werden sie dank der Massenfertigung auch für untere Schichten erschwinglich. Sogar in den Heeresverwaltungen schafft man sie sich an.


    Da die Produktion nicht besonders schwierig ist, können sie bald auch ausserhalb der grossen Industrienationen hergestellt werden. Die Kocher werden aber nicht neu konstruiert, sondern einfach kopiert, denn sie stellen ja bereits ein weltweit etabliertes Industrieprodukt dar, das man am besten so belässt, wie es alle kennen. Darum sehen sie unabhängig vom Hersteller fast genau gleich aus. Das Maximum der Verbreitung ist damit erreicht.


    Inzwischen ist der Petrolkocher in Europa bedeutungslos geworden und wird hier nicht mehr produziert. Aber zum Glück für uns gibt es noch Weltgegenden wo das anders ist. Wir können sie von dort her kaufen. Und für eine ganz kleine Gruppe von romantischen Schweden mit abgelegenen Sommerhäuschen, nostalgische Ossis mit Datschen, schweizer Alpöhis oder Leute wie wir hier, die "Petrolsport auf hohem Niveau" treiben wie es Keusen ausdrückte, werden sie langsam wieder zu Prestigeobjekten, die ganz schön glänzen müssen....


    Aus diesem Grund werde ich an meinem Messingkocher nichts abändern und ihn so belassen, wie er historisch immer war. Ich werde aber die selbst gebastelten Klötzchen auf dem Topfträger lassen und mich freuen, dass ich herausgefunden habe, wie ich mit ihm trotz dem historisch bedingtem Mangel wirklich angenehm und stilvoll Teewasser zubereiten oder Reis kochen kann wie weiland in Afrika Commissioner Sanders vom Strom. :)



    Gruss: Teekoch

  • Moin Teekoch!


    Schöner Text, gut ausgesponnen! :done:
    Leider technisch schlecht recherchiert.


    Es gab durchaus Hersteller, die sich Deine Gedanken gemacht haben.
    Und wie so oft war das vor der Verbilligung der Geräte. ;)


    Mein "Prestigekocher" (ich koche drauf die Natron- und Zitrosüppchen der Lampenreinigung )
    hat einen Gussring mit Topferhöhung. Ist ein Globus Made in Sweden.
    Der Abstand zum Brenner beträgt gut 1,5 cm.


    Gruß Ulf

  • Hallo Teekoch und die anderen Kocherexperten,


    Klasse spannendes Thema, und tolle Texte, fast ein ganzer Roman dabei - hab direkt mal ein paar Sternchen gegeben.


    Nun will ich auch so ein glänzendes Dingenskirchen, hat ja auch wirklich mehr Prestige als mein alter verbeulter Trangia...


    Grüße