• Hallo, ich habe heute mein Sternbrennerlämpchen in Betrieb genommen. nach wenigen Minuten zeigte der Glaszylinder Erblindungserscheinungen, als wäre er durchzogen von haarfeinen Rissen. Diese entstehen unter Hitzeeinwirkung, man kann regelrecht zusehen. Außerdem sprengen sich haarfeine Fasern ab, diese hängen am Zylinder bzw. fallen oder springen regelrecht ab. 8|


    Gleiches Verhalten habe ich schon bei 2 alten Kosmoszylindern aus französischer Produktion erlebt, allerdings nicht in dieser Geschwindigkeit. Da dauerte es Stunden, bis der Zylinder allmählich erblindete.




    Weiß jemand, worum es sich dabei handelt? Glasalterung? Herstellungsfehler?




    Grüße


    Max

  • Holla, das sieht aber heftig aus!
    Ich kenne nur Glasfraß bei roten Feuerhandgläsern für Warmluftlaternen aus Vorkriegsproduktion, da hat sich glaube ich ein Farbstoff unter Hitzeeinwirkung zersetzt, genau geklärt wurde die Ursache meines Wissens nach jedoch nie.


    Stefan

  • Ui, da würde ich mal glatt behaupten, beim Mengen der Zutaten für das Glas ist was schief gelaufen...
    Das sieht mir nach Herstellungsfehler aus, so etwas habe ich noch nie gesehen und ich hab auch so einige Dochtlampen im Betrieb.


    Beste Grüße, Björn

    God created men.
    Sam Colt made them equal!

  • Aua....sowas sah der jüngste Sohn meiner Mutter auch noch nie :O

    Die deutsche Schriftsprache ist "Freeware", das heißt, du darfst sie kostenfrei


    benutzen.


    Sie ist die Projektion eines dynamischen Prozesses, somit wird sie sich immerfort verändern!
    (das war schon immer so und wird sich glücklicherweise nie ändern)



  • Das habe ich leider auch schon erleben dürfen. Und noch dazu bei einem 18''' Knickzylinder, den ich sehr dringend brauchte und noch brauche. Auch ein Kosmos-Zylinder hatte schon diese Krankheit, und bei einigen anderen alten Z. sind die ersten Symptome zu erkennen. Allerdings immer nur innen, was aber dazu führt, dass es im Zimmer Glasstaub schneit.


    Ist denn hier kein Glasspezialist, der das wenigstens erklären kann, wenn's schon nicht zu ändern ist, und das isses wohl auch nicht.


    Gruß


    Harald

  • Hallo!


    Jetzt lasse ich mal meinen Senf dazu ab:


    Glas unterliegt, wie metallische Werkstoffe, der Korrosion. Dies ist unter anderem auf ungeeignete Glasmassen bei der Produktion zurückzuführen. Meistens liegt ein zu hoher Alkaligehlat in verbindung mit zu geringem oder zu hohem Kalkgehalt vor.


    Zunächst entsteht unter der Wirkung des an der Glasoberfläche vorhandenen Wasserfilmes ( Luftfeuchte, schlechte Lagerung) eine dünne, wasserhaltige Gelschicht. Unter einem bestimmten Winkel läßt sich dieses feine Netzwerk von Risssen schon vorher erkennen.


    Bei Erwärmung oder auch sehr niedriger relativer Luftfeuchtigkeit verliert die Gelschicht Wasser, die Stellen werden trüb und dünne Schichten des in Hydrosilicat umgewnadelten Glases beginnen sich abzulösen. Diesen effekt nennt man in der Fachsprache Crizzling.


    Leider läßt sich dieser Herstellungsfehler nicht nachträglich reparieren.


    Hatte ich selber auch schon bei 20"' Matadorgläsern.


    Also das hilft nur ein Ersatzglas und das defekte zur Anschauung in die Vitrine.


    Gruss,


    Oli Rust

  • Aha! Das leuchtet mir ein. (Von berufswegen muss es das ja auch!)


    Danke Oli! Nur werde ich wohl bei den Herstellern nicht mehr reklamieren können. ;(


    Da bleibt eben doch nur die Vitrine.


    Viele Grüße


    Harald

    Ex oriente lux und der Schatten auch.

  • Danke für die super Erläuterung, Oli. Das erklärt auch, warum das "Crizzling" nach dem Abwaschen des so geschädigten Glases zunächst weniger deutlich sichtbar ist.


    Vielleicht kann man eine Art Verzeichnis so geschädigter Gläser machen, ausgehend von der Markung am Glas. Vielleicht auch, um künftige Fehlkäufe zu vermeiden. :traurig:


    ich fang mal an:


    14''' Kosmoszylinder, gemarkt mit "Cristal Recuit, Le Familistère,14'''


    Sternzylinder, ungemarkt, dickes Glas mit rauhen Rändern




    Grüße


    Max

    Einmal editiert, zuletzt von Max Pedro ()

  • Ich glaube nicht, dass man alle Produkte eines Herstellers über einen Kamm scheeren sollte. Und so hat es m. E. wenig Sinn, hier bestimmte Zylinder-Marken zu verteufeln, denn es wurden sicher unterschiedliche Glaschargen verwendet. Macht es doch einfach so, wie Oli es geraten hat: Sammelt Erfahrungen! Die guten für die Lampen, die schlechten für die Vitrine. Sollte allerdings bei einer Marke gehäuft "crizzling" auftreten, ist das allemal eine Meldung wert, oder was meint ihr?


    LG und Gute Nacht!


    Harald :gaehn:

    Ex oriente lux und der Schatten auch.

  • Ulexit schrub:


    Und da denkt man Glas wäre chemisch /physikalisch stabil !Was es ent alles gibt , danke für diesen interessanten Beitrag !

    Also Physikalisch stabil ist es weiss Gott nicht - und damit meine ich jetzt nicht die kurzfristige Auswirkung von Schwerkraft. Hab mal zwei Semester Astronomie studiert, in Bonn, damals bei "Papa Schmitt". Wir wurden sehr deutlich darauf hingewiesen, gerade größere Teleskope immer nach Gebrauch in der senkrechten zu parken. Große Glaslinsen neigen dazu, sich bereits durch ihr Eigengewicht zu verformen. (Der Kniff bei bikonvexen Linsen ist jetzt der, dass sich die Abflachung auf der Oberseite mit der Beugungszunahme auf der Unterseite ausgleicht...)


    Wer selber mal erleben will, das Glas bei Zimmertemperatur ein wenig flüssig ist, kann folgende zwei Versuche unternehmen:
    1) eine frisch gebrochenen Glasscherbe hat "sauscharfe" Kanten. Damit kannst Du Papier schneiden. Lass die jetzt mal 1/2 Jahr bei Zimmertemperatur liegen, dann ist die nicht mehr wirklich scharf..
    2) ein Glas bricht sauber an der Kante, die mit einem "Glasschneider" angerissen ist. Aber nur dann, wenn die Markierung frisch ist. Lässt mensch ein angerissenes Glas wieder so einige Zeit liegen und will es dann abkanten, dann verreist oder splittert die Bruchkante.


    Merke: Glas ist eine sekuläre Flüssigkeit. Auch wenn man das Fließen mit bloßem Auge nicht sehen kann...


    In diesem Sinne:


    Chemie ist es, wenn es stinkt und knallt - Physik ist es, wenn es nicht funktioniert...


    Schönen Abend und frohes forschen


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht...
    ... und der Motor gehört nach hinten!

  • So habe ich es auch gelernt :thumbsup:
    Unser damaliger Professor erklärte es mit alten Kirchenscheiben, die nach Jahrhunderten im unteren Bereich wesentlich dicker als oben sind. Das Glas fliesst ganz langsam nach unten. Unglaublich aber wahr! :besserwisser:


    Gruß
    bazooka

    Dort wo das Licht schwindet, obsiegt das Böse

  • Nein! Glas ist KEINE FLÜSSIGKEIT! :pfui:
    Ich habe noch keine durchhängenden Glasregalböden oder Spiegel gesehen. Hunderte Jahre alte Teleskope wären unbrauchbar, da die Linsen "zerflossen" wären - Sind sie aber nicht. Glas ist und bleibt ein Feststoff. Die dickeren Kirchenfenster haben mit der wenig optimalen Herstellungstechnik entsprechender Zeiten zu tun - Man konnte einfach kein gleichmäßig dickes Glas herstellen und hat der Stabilität wegen den dickeren Teil nach unten gesetzt. Es gibt aber auch genug Beispiele, bei denen die Fenster oben dicker sind.
    Glas ist zwar amorph wie eine Flüssigkeit, also die Moleküle weisen kein gleichmäßiges Gitter wie bei Kristallen auf, chemisch sind es Festkörper!
    Die Glasspiegel großer Teleskope zerfließen nicht, sondern sie verbiegen sich unter ihrem eigenen Gewicht. Metalle sind auch nicht flüssig und lassen sich verbiegen - Sonst sähe der Eiffelturm längst aus wie ein Werk Dalis.

    Suche: Benzindüse für Phoebus 625 oder Optimus 111, notfalls auch für Petroleum.

  • Tja

    Nein! Glas ist KEINE FLÜSSIGKEIT! :pfui:
    Ich habe noch keine durchhängenden Glasregalböden oder Spiegel gesehen. Hunderte Jahre alte Teleskope wären unbrauchbar, da die Linsen "zerflossen" wären - Sind sie aber nicht. Glas ist und bleibt ein Feststoff. Die dickeren Kirchenfenster haben mit der wenig optimalen Herstellungstechnik entsprechender Zeiten zu tun - Man konnte einfach kein gleichmäßig dickes Glas herstellen und hat der Stabilität wegen den dickeren Teil nach unten gesetzt. Es gibt aber auch genug Beispiele, bei denen die Fenster oben dicker sind.
    Glas ist zwar amorph wie eine Flüssigkeit, also die Moleküle weisen kein gleichmäßiges Gitter wie bei Kristallen auf, chemisch sind es Festkörper!
    Die Glasspiegel großer Teleskope zerfließen nicht, sondern sie verbiegen sich unter ihrem eigenen Gewicht. Metalle sind auch nicht flüssig und lassen sich verbiegen - Sonst sähe der Eiffelturm längst aus wie ein Werk Dalis.


    Tja der gute alte Dali ! Feiner Kerl . . .


    So hatte ich das auch in Erinnerung das Glas ein Feststoff ist , und auch das es relativ stabil ist , immerhin greift es nur HF halbwegs an .


    Klar gibts krumme Glasgegenstände aus altägyptischer Zeit - aber dummerweise eben auch gerade aus dieser Zeit . . .

  • Hoi,


    das hübsche Logo ist wohl noch ein kleines Abschieds-Foto wert:



    Man möge mir den auf dem Bild fehlenden Duplex-Brenner verzeihen.

    Putzen mit Essig&Salz, Ceranfeld-Reiniger, Stahlwolle 000 etc. hat leider nix gebracht.


    R.I.P.! :zwille:

    Einmal editiert, zuletzt von pontacko ()

  • Bisher kannte ich dieses Phänomen nur aus Erzählungen, aber jetzt hat es mich auch erwischt: Glaskrebs. Ich war so froh, nach langem Suchen endlich den passenden Zylinder für eine Biitzlampe gefunden zu haben, und nun das.



    Nun frage ich mich, ob das nur ein optisches Problem ist oder das Glas dadurch auch instabil wird. Ich habe die Lampe noch eine Weile brennen lassen, und der Zylinder hat gehalten und macht auch jetzt noch einen soliden Eindruck.

    -------------------------------------------

    Grüße aus dem Ruhrgebiet

    Carsten

  • Nun frage ich mich, ...

    Und? Haste Dir schon geantwortet und wie lautet die Antwort?

    Lass uns nicht bitte dumm sterben!

    Oder willst das mit ins Grab nehmen, weil es uns nix angeht?


    Obwohl - ich verrate auch nicht immer alle Inhalte aus Gesprächen mit mir selbst ...

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Also... mit beruflichem Hintergrund.... man kann nachträglich Glasbeschichtungen in Nanometerbereich machen, diese werden getempert und sind dann quasi Hitzefeste und Glasartig. Aber ob sowas auf angegriffenen Oberflächen funktioniert und das dann optisch kaschiert sei mal dahingestellt.

    Praktisch denke ich das die Schäden nicht anders sind als eine Satinierung mit Flusssäure. Sprich Oberfläche modifiziert, aber Struktur intakt. Aber da häng ich mich schon ziemlich aus dem Fenster.

  • Moin!


    "Glaskrebs" kenne ich nicht, aber als alter Amateurastronom den Begriff "Glaspilz". Das sind Schimmelspuren von Ablagerungen auf frühzeitig zu feucht abgedeckten Glaslinsen in/auf Foto-, Fernglas- oder Teleskoplinsen. Hinterlassen baumwurzelartige Strukturen und greifen Vergütungen der Linsen an. Bei Fotografen und Astronomen gefürchtet wegen der Wertminderung der befallenen Optiken.


    Was wir hier auf dem Foto sehen, ist "Glaskorrosion" von meist minderwertigen Glassorten.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Glaskorrosion


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<