Tischlampe mit Eisengussunterteil und 20''' Augusta Brenner

  • Hallo in die Runde,


    bin ganz neu hier im Forum, und grüße Alle!


    Nach ein paar Petroleumlampen mit Flachdocht und Rundbrenner wollte ich noch eine Lampe mit Brandscheibenbrenner und zu guter Letzt noch eine Aladdin 23.

    Da die Aladdin die ich möchte z.Z. nicht lieferbar ist hab ich nach einer Lampe mit Brandscheibenbrenner ausschau gehalten und die hier bebilderte Tischlampe erstanden.

    Ich möchte das gusseiserene Gestellt restaurieren und dazu habe ich einige Fragen:


    1. Ist die Lampe so ursprünglich gefertigt worden oder war da ein anderer Brenner drauf oder sogar noch ein Schirm? Habe schon einige Bilder durchsucht und nichts gefunden.


    2. Wie war das Eisenguss lackiert, der Basinndeckel ist komplett mit Flugrost überzogen und am Mittelteil und Fuss kann ich Weiß oder Silber und Goldfarben/Braun erkennen.


    3. Um den Basinndeckel strahlen und zu lackieren muss ich den Vasenring und Vase abbekommen. Ich dachte, den Gips lange in Wasser einweichen und ab ins Gefrierfach aber hab dabei ein ungutes Gefühl, dass der Glastank gesprengt wird. Was meint ihr dazu?


    Auf den Bildern ist ja alles zu erkennen aber hier nochmal die Eckdaten der Lampe:

    20''' Brandscheibenbrenner Augusta mit Hebegalerie

    Glaszylinder mit Ätzung Christal Recuit, Bresson Privas, Importe D'Allemagne 20'''

    Tank aus blauem Glas

    Fuss, Mittelteil und Basinndeckel aus massiven Eisenguss


    Bing gespannt auf Eure Antworten


    LG Tobias


  • Hallo Tobias, willkommen im Forum und gratuliere zu der hübschen Lampe die Dir sicherlich ordentlich licht und Wärme spendieren wird. ich persönlich würde sie so lassen. strahlen und lackieren lässt sie danach wie Kunststoff aussehen und die jetztige Patina ist wunderschön zumal ja nichts zu löten oder reparieren ist. solange der brenner sauber und funktionstüchtig ist brauchst ab dem auch nichts tun. einen schirmreifen mit entsprechendem schirm könntest du sicher irgendwo bekommen, verdeckst dir aber dadurch das schöne flammenspiel eines brandscheibenbrenners. das ist natürlich Geschmackssache aber wenn du mit offenen augen durch die div. Dekogeschäfte und Möbelhäuser streifst wirst du feststellen dass Rost voll im trend ist zumal all diese künstlich gerosteten Gegenstände Deiner Lampe mit natürlichem Rost nicht das wasser reichen können. Meine Meinung. Markus

  • Oha, danke für den Hinweis. Übersehen.


    :thumbup:Schöne Lampe. Könnte mir auch gefallen.


    Ich würde die Patina erhalten, und dem Rost durch das Einpinseln mit Petroleum und anschließendem Säubern mit Stahlwolle 000 entgegenwirken.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

    Einmal editiert, zuletzt von Rolf G. (✝) ()

  • Ich finde das obere Teil sehr erhaltenswert mit den Durchbrüchen und dem blauen Bassin. Das ist Art Nouveau (die franz. Spielart des Jugendstils). Der Deckel gehört zum Mittelteil.

    Ich würde es mit einer weichen Bürste abbürsten und mt Petroleum :) reinigen. Es war wahrscheinlich mal goldbronziert. Das würde ich aber auf keinen Fall wiederherstellen.

    Das Unterteil irritiert mich dazu ein wenig. Es war/sollte farblich abgesetzt / zurückgenommen werden.

  • PS: Ich persönlich würde versuchen den Fuss gusseisenmässig zu patinieren, wenn der abnehmbar ist. Dh. die Farbe runter, einölen und ab in den Ofen damit. Dann oberflächlich reinigen, das ganze mehrmals. Gusseisen hat ab Werk eine schwarze Patina aus Kohlenstoff, die auch das Rosten verhindert. Wahrscheinlich hat man das runtergeschrabbelt um irgendeinen Bronzelack aufzutragen, wodurch dass dann auch rostet. Den Fuss in Schwarz-Braun mit dem Oberteil in Rost stelle ich mir sehr dekorativ vor.

  • UPDATE:


    Danke nochmal für die Antworten auf meine Fragen, aber so richtig glücklich war ich noch nicht damit.

    Hab dann noch mal weiter im Netz gestöbert und bin auf eine tolle Seite gestoßen, http://www.artoluys.de.

    Ich habe diese Seite quasi verschlungen, es ist alles so schön beschrieben und liest sich alles sehr flüssig! Dort war zwar nicht meine Lampe zu finden aber da in der Seite soviel Fachwissen steckt habe ich dann einfach den Verfasser der Seite per Mail angeschrieben, in der Hoffnung eine Auskunft zu bekommen.

    Und siehe da, die Antwort kam prompt und sehr ausführlich:


    Ihre Lampe ist eine Lampe von R. Ditmar (Wien) aus einer Zeitperiode 1900-1930. Ich habe sie glücklicherweise im Katalog 1926 von R. Ditmar gefunden (Modell 11237, siehe Bild). Da die Dekoration der Metallteile eindeutig zu Jugendstil-Ära zuzuordnen ist, ist eine frühe Datierung von ca. 1900 gut möglich (im Katalog von 1897 ist sie nicht abgebildet). Der spätere Zeitraum kommt eben durch den 1926er Katalog zustande. Nach den recht "mageren" Zeiten nach dem ersten Weltkrieg haben die Lampenproduzenten ihre noch gut vorhandene Gussformen noch eine lange Zeit weiterhin verwendet.



    Der Brenner ist sicherlich ein Ersatzbrenner. Nach dem Katalogbild zu urteilen war der Originalbrenner wohl der 15''' Flachdocht-Sonnenbrenner von Ditmar-Brünner AG (sehen Sie den Steckbrief der Lampe L.060 in meiner Website). Der jetzt installierte Augusta-Brenner von Otto Müller (Berlin) ist eine Nachahmung des berühmten Matador-Brenners von Ehrich & Graetz, der nach 1895 auf den Markt kam.


    Die Lampe hatte noch einen Schirm. Auf dem Katalogbild ist sie mit einem konischen Vesta-Schirm abgebildet, der heute sehr schwer zu finden ist. Jeder andere Vesta-Schirm aus weißem Milchglas würde aber auch gut passen. Auch ohne Schirm ist sie eine imposante Erscheinung.

    Die Lampe war früher komplett galvanisch bronziert (also eine Art Messing-Überzug). Diese Metallschicht war aber hauchdünn und ist im Laufe der Zeit ordentlich abgerieben.

    Wenn die Lampe in meinem Besitz wäre, würde ich sie zunächst sauber und ordentlich abschleifen, bis die Eisenoberfläche metallisch scheinend, ohne Rost zu Tage kommt (und zwar alle Oberflächen innen wie außen). Danach würde ich einen guten Rostumwandler wie Hammerite darauf bepinseln, und anschließend nach meiner eigenen Methode in Messingfarbe neu "bronzieren" (siehe dazu Reinigung -> Bronzieren und Versilbern in meiner Website). Wenn Sie diese Arbeit scheuen, können Sie auch Messing-Spray einsetzen (natürlich nach dem Rost-Umwandler); das Ergebnis sieht aber nicht so hübsch aus wie nach meiner Methode.


    Nach dieser Information habe ich schon mal angefangen das Unterteil meiner Lampe vom Lack zu befreien. Fürs bronzieren habe ich schwarzbraunen Lack und Goldwachs Libero-Trianon bestellt.




    Um auch den Bassindeckel richtig sauber machen zu können muss ich leider den Vasenring opfern.:( Hab mich nicht getraut das Teil ins Gefrierfach zu legen.


    Sobald ich weiter gekommen bin werde ich hier berichten.


    Gruß

    Tobias

  • Schau mal ob du zwischen Vasenring und Bassin innen ein wenig Gips siehst. Wenn ja dann kratze diesem mal etwas ab. Ich habe das hier letztens mit einer alten abgewinkelten Reißnadel gemacht. Auch kannst du versuchen zwischen Vasenring und dem Eisenteil mit einer dünnen Klinge (Skalpell, Teppichmesser o.Ä.) etwas herauszukratzen. Wenn der Gips eine saubere angerauhte Oberfläche hat nimmt er auch das Wasser besser auf.


    Dann weiche das Ganze wirklich mal mehrere Tage ein.

    Ich hatte hier einen Rest eine Majolika Lampe mit schon angebrochener Keramik. Nach 3 Tagen bewegte sich dann das Bassin bei leichtem Druck langsam aber sicher im Keramikteil und den Vasenring habe ich an Tag 5 auch ab bekommen.

    Grüße

    Markus

  • Danke Markus,


    für den Tipp, den Gips zwischen Innenseite des Vasenringes und Glasbassin konnte ich entfernen. Aber zwischen Eisenteil und Bassin ist sehr viel Gips, was ich beim einweichen immer mal wieder mit einer Schnur versucht habe abzutragen. Das hat aber alles nichts gebracht und habe nun entschieden den Vasenring zu erhalten. Hab ihn mit zwei lagen Isolierband umwickelt, damit ich drumherum mit der Scheibenbürste reinigen konnte.


    Bin mit dem Ergebnis zufrieden!



    Jetzt warte ich auf den Lack und das Goldwachs, dann geht es weiter.


    Gruß

    Tobias

  • Das schaut doch schon gut sauber aus.


    Was die Farbe angeht mache das einfach so wie es dir am besten gefällt. Dieses Wachs lässt sich ja auch wieder leicht entfernen da kann man also gut mit experimentieren.

    Grüße

    Markus

  • Hallo zusammen,


    ich bin wieder ein Stück weiter gekommen. Die Spraydose RAL8019 graubraun Matt und das Goldwachs Liberon-Trianon ist gekommen.

    Also alles erst mal graubraun lackiert:




    Anschließend mit dem Goldwachs am Finger die Lampe abgerieben. Hab ich zum ersten Mal gemacht und die Technik kannte ich überhaupt nicht. Aber durch die tolle Unterstützung von Artoluys.de, wo es sehr schön beschrieben ist, war es kein Problem. Okay, am Anfang hatte ich zu viel Goldwachs am Finger aber den hab ich dann vorher auf einem Tuch verrieben. So trägt man auch nur auf der Oberfläche das Wachs auf.

    Es macht richtig Spaß zu sehen, wie aus einem matten unscheinbaren Eisenguss ein goldener Kelch wird.




    Das Wachs trocknet ziemlich schnell und man kann mit einem weichen Tuch drüber polieren.





    So sieht das ganze dann fertig aus. Jetzt habe ich bei Kleinanzeigen eine Lampe gefunden, die den passenden Lampenschirm und Schirmreif für meine hat. Den Schirmreif muss ich an meine Lampe anpassen. Also wieder warten bis die teile ankommen und hoffen, dass alles heil ankommt!


    Ich habe auch eine Suchanfrage gestartet, benötige für den Anbau des Schirmreifs an meine Lampe einen 20''' Kugelring.


    Werde dann wieder berichten.


    Gruß

    Tobias

    Einmal editiert, zuletzt von FunzelTobi ()

  • Das sieht richtig klasse aus !!! Toll gemacht !!!

    Finde ich auch!


    :done:

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Eine wunderschöne Lampe - war das mal.

    In den letzten Tagen hab ich etliche Lampenseiten durchgesehen und bin immer wieder auf solche und ähnliche Behandlungen von original erhaltenen Lampen gestoßen. Ich frage mich warum derartiege Behandlungen in der Lampenszene so beliebt zu sein scheinen. Die Lampe sieht jetzt aus wie ein Faschingsartikel aus Billig-Plastik -> https://www.karneval-attacke.d…r-Helm-Zenturion-Gold-Rot , bei dem man versucht hat, daß er zumindest einigermaßen an sein Vorbild erinnert, es aber nur peinlich schlecht geschafft hat, was im Fasching jedoch egal ist, weil´s da ja eh nur ums Saufen geht. Warum nimmt man einen originalen, sehr alten Gegenstand, entfernt die Oberfläche, die zum einen noch recht gut zeigt, wie der Gegenstand ursprünglich oder zumindest in "seiner Zeit" ausgesehen hat und zum anderen dessen Alter verdeutlicht, durch echte, ehrliche Abnutzungsspuren, die sich über jahrzehntelange Benutzung oder Nichtbenutzung so ergeben hat, und macht eine Ding draus, das aussieht wie eine Billigst-Kopie aus der Schießbude?
    Ich versteh auch nicht ganz, warum dieses künstliche Patinieren so beliebt ist. Man sieht auf den ersten Blick, daß das keine echte Patina ist, daß das keine echten Benutzungsspuren sind. Und der Auslieferungszustand dieser Lampen war sicherlich auch niemals so, denn ein dreidimensional geformtes Relief, eine Skulptur und ähnliches hat ja gerade den Vorteil eben keine farbliche Zeichnung noch zusätzlich nötig zu haben. Die Formen werden sichtbar durch Licht und Schatten (später stellenweise auch durch Abrieb und Staub, etc.). Das ist ja gerade das schöne an solchen, modelierten Gegenständen. Durch das künstliche Patinieren hingegen, werden feine, fließende Übergänge von hell zu dunkel, wie sie durch die Form von selbst entstehen, zu einfachen, harten konturen. Und da, wo der Erschaffer ursprünglich wirklich harte Kannten sehen wollte - nämlich am Fuß mit seinen Ausschnitten - sind durch die künstliche Patinierung jetzt stellenweise annähernd fließende Übergänge von Schwarz zu Gold entstanden. So hat sich der, der die Lampe einst modeliert hat, das sicherlich nicht gedacht.

    Ich hoffe, eine solche Kritik ist hier nicht unerwünscht. Will eigentlich nicht so negativ daherkommen. Will niemanden beleidigen und hoffe, es fühlt sich niemand beleidigt, aber ich finde sowas sollte angesprochen werden, in einem Forum in dem´s um alte Dinge und deren Erhalt geht, denn rückgängig machen kann man sowas nicht mehr. Eine originale Oberfläche und echte Patina gibts nur ein mal. Wenn sie weg ist, ist sie weg. Und die Gegenstände, die noch original erhalten sind, werden immer weniger. Schade ist das. Hoffe, ich kann dem ein bissl entgegenwirken.

    Nix für ungut!

    Michl

  • Tach zusammen,


    ... das ist der ewige Widerstreit zwischen zwei Fraktionen. Meine Holde sagt oft, daß die neu erworbene Lampe schick sei; so dreckig kommt die aber nicht ins Wohnzimmer.

    Der Grat zwischen Patina und Dreck, finde ich, ist schmal; und Schönheit liegt im Auge des Betrachters...


    Grüße aus dem Westmünsterland


    Klaus

  • Ich sehe hier auch kein gut oder schlecht, sondern einfach unterschiedliche Sichtweisen. Lampen im Fundzustand zu belassen mitsamt ihren Alterungs- und Gebrauchsspuren ist eher ein museal-konservatorischer Ansatz. Aber wenn man sie ins Wohnzimmer stellen und nutzen will, dann möchte man in der Regel auch, dass sie gut aussehen. Und das konnte man von der hier vorgestellten Lampe im Fundzustand nun wirklich nicht mehr sagen.


    Ich gehöre auch zu der Fraktion, die eine Lampe am liebsten wieder so herrichten möchte, wie sie im Neuzustand aussah. Ich liebe blankes, glänzendes Metall und keine Patina. Bei schadhaften galvanischen Beschichtungen ist es natürlich schwieriger als bei blankem Messing. Mit Dekor-Wachsen kann man sich dem Neuzustand bestenfalls annähern. Ob das Ergebnis überzeugt, ist dann eine Frage des Geschmacks. Mir sind zum Bespiel fast alle Lampen in Artos Sammlung viel zu bunt. Aber in diesem Fall gefällt mir das Ergebnis, und ich finde auch nicht, dass es wie Billig-Plastik aussieht.

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    Grüße aus dem Ruhrgebiet

    Carsten

    Einmal editiert, zuletzt von Phaidros ()