Viele Dochtlampen-Freunde kennen das Phänomen: Dreht man den Docht soweit heraus, dass sich eine Flamme in der gewünschten Höhe ausbildet, dann wird diese manchmal nach wenigen Sekunden wieder niedriger und der obere Rand des Dochtes beginnt zu verglühen. Offenbar reicht die Kapillarwirkung des Dochtes nicht aus, um hinreichend viel Brennstoff für eine große Flamme zu transportieren. Manchmal tritt das nur bei einem niedrigen Tankfüllstand auf, manchmal aber auch bei randvollem Tank. Die hier im Forum immer wieder zu Recht empfohlene Lösung: Den Docht gegen einen von besserer Qualität ersetzen, vorzugsweise einen alten Docht. Es gibt aber Fälle, in denen auch das nichts hilft. Mit meinem Caroly-Brenner habe ich inzwischen mehrere ganz unterschiedliche alte Dochte ausprobiert, und das Ergebnis war immer unbefriedigend. Nun kann man sich dem Problem ja auch von einer anderen Seite nähern, nämlich durch Veränderung des Brennstoffs. Es scheint klar zu sein, dass die Kapillarwirkung auch von dessen Eigenschaften abhängt. Und die Brennstoffe, die heute als Petroleum verkauft werden, unterscheiden sich wahrscheinlich von denen, mit denen Dochtlampen um 1900 betrieben wurden und für die diese Lampen konstruiert und optimiert wurden. Ich habe daher mit einigen Problem-Brennern ein wenig experimentiert und sehr gute Ergebnisse durch Beimischungen von Wasch- oder Spezialbenzin erreicht, das man im Baumarkt kaufen kann und das ich z.B. auch für Vergaserlampen benutze. (Mein Petroleum kaufe ich in 20l-Gebinden bei Höfer-Chemie.) Mit Petroleum-Benzin-Mischungen bis zu einem Verhältnis von 1:1 habe ich das oben beschriebene Problem bei allen Brennern, bei denen es auftrat, beheben können.
Mich würde nun interessieren, ob auch andere Dochtlampen-Nutzer schon einmal derartige Experimente gemacht haben. Gibt es andere Erdöl-Destillate, die man Petroleum zur Verbesserung der Kapillarwirkung beimischen könnte? Auf den Seiten von Miles Stair habe ich z.B. den Hinweis gefunden, dass er seine W&W Vulkan-Lampen mit "mineral spirits (LOMS)" oder mit einer Kombination aus 50% Kerosene (= deutsch Petroleum) und 50% "mineral spirits" betreibt. Soweit ich herausfinden konnte, werden in den USA "Low Odor Mineral Spirits (LOMS)" zur Verdünnung von Farben und zur Reinigung von Pinseln verwendet. Ob das dem entspricht, was man bei uns im Baumarkt unter den Bezeichnungen "Verdünner" und "Pinselreiniger" kaufen kann, weiß ich nicht, und bisher habe ich noch keinen Versuch unternommen, dieses meist recht übel riechende Zeug in einer Lampe zu verbrennen. Und Terpentin-Ersatz gibt es da ja auch noch als weiteren Kandidaten.
Zur Beimischung von Benzin und anderen leicht entzündlichen Stoffen stellt sich noch die Frage: Ist das gefährlich? Reine Benzinlampen standen ja wahrscheinlich nicht ganz unbegründet unter Explosionsverdacht, daher bei den Pigeon-Lampen die Wolle im Tank.