Kompasslampe und Brenner von Thiel & Bardenheuer, Ruhla

  • Hallo


    Ich habe eine kleine Laterne aus stabilem Messingblech erstanden.




    Der Brenner ist lt DSR von Thiel & Bardenheuer,Ruhla

    Sie ist 13,5 cm hoch und hat eine Grundfläche von 6 x 6,5 cm.

    Zu anderen Handlaternen in dieser Größe fällt mir auf, das es keinen Haltegriff o.ä. gibt. Auch die Glasführung ist ungewöhnlich, als ob man noch eine zusätzliche Scheibe von unten einschieben könnte.

    Dies würde aber im Betrieb nicht gehen, denn das Gehäuse wird gestimmt bannig heiß, auch wenn Rüböl verbrannt wird.

    Handwerklich ist sie exakt und sehr gründlich gearbeitet, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das es keine Massenware ist, die maschinell hergestellt wurde. Ich denke da eher so an die "Konsumgüter-Produktion" aus DDR-Zeiten.


    Über Hinweise und Infos würde ich mich freuen


    Gruß Andreas


    PS: geputzt ist sie NOCH nicht ;)

  • Interessantes Teil.

    Eine eingeschobene Rubinglasscheibe müßte eigentlich eine lichtgekapselte Dunkelkammerlampe daraus werden lassen.

    Ein Katalogbild wäre zur Identifikation und zeitlichen Einordnung hilfreich.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Vielen Dank an euch zwei 😀


    Jetzt habe ich erst mal ein ungefähres Herstellungsjahr. Also doch keine Konsumgüter 😉, denn das gung ja rst viiiiel später los.


    Der Tip mit der Dunkelkammer-Scheibe klingt auch logisch. Das würde den zusätzlichen Einschub erklären und ich habe einen Anhaltspunkt zum Suchen.

    Vieleicht hat ja jemand einen Katalogauszug.


    Viele Grüße

    Andreas

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • Seid ihr da mit der Dunkelkammerleuchte denn auf dem richtigen Weg?

    In den 50ern noch Dunkelkammerlicht mit Petroleumbrenner erscheint mir erst mal nicht so naheliegend.

    Was ich aus dieser Zeit (Nachkrieg bis Mitte 50er Jahre) an Entwicklungstechnik aus Schwiegervaters Fundus kenne, war alles elektrisch.

    Feldmäßiges Fotolabor beim Militär vielleicht aber sonst?

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • War jetzt nur mal ein Gedanke von mir, wegen der Möglichkeit eine zusätzliche Scheibe einschieben zu können, und der lichtdichten Kaminbauweise.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Nachdem Andreas von einer handwerklich guten Arbeit spricht und solch eine Lampe bislang wohl niemand in dieser Form kennt ,

    ist mein Gedanke, ob es sich hier vielleicht um ein Gesellen/Meisterstück bzw. ähnliches im Rahmen einer handwerklichen Ausbildung handelt.


    Es sind etliche verschiedene Techniken der Blechbearbeitung daran zu sehen (Biegen, Falzen, Stanzen, Runden, Bördeln, Löten usw. angewandt worden) und das nicht unbedingt immer nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • Zum einen ging Konsumgueterproduktion natuerlich nicht erst viel spaeter los. Man hat sich ja nicht von Luft und Liebe ernaehrt. Zum anderen bin ich auch der Meinung das die hochwertige Materialverwendung nicht im Einklang steht mit einer Verwendung fuer die Bevoelkerung.

    Entweder fuer eine bestimmte Berufsgruppe oder Einsatzzweck oder fuer Export.

    Was ist mit dem Wasserbereich? Da war Messing sehr beliebt und eine autarke Lichtquelle noch erforderlich. Eine Signalscheibe waere eine Option fuer den Einschub.

  • Mir ist rätselhaft das es offensichtlich unten nur das mittige Loch zur Luftzufuhr gibt.

    Steht die Laterne nur auf der Bodenplatte ist dieses Loch verschlossen.

    Ich vermute deshalb das es einen Unterbau gegeben haben könnte, oder sonst eine Halterung, vielleicht im Zusammenhang mit den beiden Führungen vor der Frontscheibe...

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Der Brenner hat laut Bild links und rechts ja Führungsnuten und steht dadurch erhöht über dem Loch.

    Steht die Lampe auf einer Tischplatte kommt nach meiner Meinung durch das Loch nur sehr wenig Luft ins Innere.

    Muß der Andreas halt ausprobieren.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Ich habe mich gleich mal rangesetzt und eure Hinweise umgesetzt.

    Da keine Halterungen oä an der Lampe sind, steht sie plan auf der Unterlage.



    Der Spalt unten ist nur 1 mm stark und ergibt sich aus den Falzen der Seitenwände. Ist die Klappe geschlossen, gibt es nur von vorn eine Luftzufuhr, der Rest ist "dicht". Im Inneren ist dagegen viel Platz für eine Luftzufuhr.


    Zur Brennprobe: Im Tank war mE nie Petroleum, auch der Docht hatte nie gebrannt. Solange das Türchen auf war, gab es eine schöne gleichmäßige Flamme. Nachdem ich sie allerdings geschlossen hatte wurde die Flamme in kurzer Zeit auf ein Drittel kleiner und dümpelte nur noch träge dahin.


    Ich hatte ja Angst, mir die Finger zu verbrennen aber an eine ausreichende Luftzufuhr dachte ich nicht (👍 Rolf)

    Am Kamin habe ich nach 10 Minuten 93 Grad gemessen, an der Seitenwand mal gerade 20 Grad.

    Durch einen Unterbau konnte die Luft jetzt so richtig "reinpfeifen"😉 ...

    Die Flamme wurde sofort wieder schön hell und die Temperaturen stiegen nach kurzer Zeit auf 145/32 Grad.


    Beim Praxistest zeigte sich auch noch, das ein Reflektor o.ä. fehlt, der das ausfallende Licht irgendwie bündelt oder richtet. Im inneren ist das Blech nicht nachbehandelt, denn jetzt sind noch leichte Schmutzspuren von den Press- und Falzmaschinen zu sehen.


    Eine Glasscheibe in dem zusätzlichen vorderen Schlitz würde ich ausschließen, da sie beim Anheben nach unten herausrutschen würde.

    Technisch könnte ICH mir nur einen Rahmen vorstellen, auf den Lampe von oben eingeschoben wird...


    Nach allem, was ich jetzt so mit eurer Hilfe von der Lampe erfahren habe, passt die Vermutung von Netzwerk-Andy eigentlich am besten, das es ein Gesellenstück ist.


    :saint: also habe ich jetzt ein schickes, in reiner Handarbeit hergestelltes Unikat von einem Blechfachmann, der die feinen Kniffe vom Petroleumlicht nicht kannte 😀


    Danke an Euch :prost:

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • Ich habe mittlerweile den Zweck der Lampe ausgemacht.

    Es handelt sich um eine Kompasslampe für kleine Rettungsbootkompasse, die nach Recherche in einer größeren Stückzahl hergestellt worden sein muß.

    Ein Beispiel ist in der Bucht unter 143461460377 zu sehen. Unter dem Suchbegriff sind weitere identische Lampen zu finden, mit Brennern unterschiedlicher Herkunft.

    Über die Führungsschienen vor dem Frontglas wurde die Lampe am Kompass befestigt.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf


    Vielen Dank für den entscheidenden Hinweis :merci::merci::merci:


    Grandios, wie du solche Dinge immer wieder zuordnen kannst und die Quellen dazu ausgräbst.


    ... also darf ich nicht immer zu voreilige Vermutungen anstellen ;(

    Und das mit dem "Blechfachmann, der die feinen Kniffe vom Petroleumlicht nicht kannte" nehme ich wieder zurück (ganzvielAscheaufmeinHauptsteuend)

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Andi39218 ()

  • Andi39218

    Hat den Titel des Themas von „Messing-Laterne und Brenner von Thiel & Bardenheuer, Ruhla“ zu „Kompasslampe und Brenner von Thiel & Bardenheuer, Ruhla“ geändert.
  • Hallo Andy,


    mir fiel etwas spät ein wo ich diese Kaminart schonmal gesehen hatte.

    Man weiß zumindest nun das die Lampe komplett ist, und im Kompaß eingehängt ist auch das Bodenloch für Frischluft frei. ^^

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Selbst ich kann mir noch auf die Schultern klopfen, war meine Vermutung das sie mit dem ganzen Messing ins Wasser gehört gar nicht so verkehrt :trink:

    Kompasslampe....tstststss, was 80 Jahre Erfahrung doch so ausmachen....:hail: