Hallo,
ich dachte mir, ich mach mir mal die Mühe und schreib' ein wenig über den Demon 70 von Ditmar, der schon ein geheimnisvoller Ofen ist, da er mit zwei ungewöhnlichen Funktionsweisen aufwartet. Hier und da wurde schon immer mal was geschrieben, doch man muss schon Suchen und es fehlt immer noch was. Also möchte ich hier alle Infos sammeln, damit man den Ofen verstehen und nutzen kann. Ich habe eine gut erhalten 70er bekommen, den ich gereinigt und konserviert und in den letzten Tagen fleißig ausprobiert habe. Nach etwas Kopfzerbrechen glaube ich ihn jetzt zu verstehen.
Das erste Ungewöhnliche ist, dass er den Treibstoff nicht mit einem Docht aus dem Tank holt sondern durch ein Rohr. Am unteren Ende befindet sich eine Handpumpe, welche zum Starten benötigt wird. Die Pumpe besteht witzigerweise aus einem sich bewegenden Zylinder und einem feststehendem Kolben. Beim Hochbewegen des Zylinders wird Petroleum von unten in den hohlen Zylinder gerückt, der an der Unterseite ein Loch hat. Damit das Petroleum nicht wieder nach unten ausfließt, befindet sich im Inneren eine Scheibe, die auf dem Loch locker aufliegt und es in die Gegenrichtung verschließt. Zum Starten pumpt man einige Male, ich habe mehr als 50 Mal benötigt, bis der Docht oben im Brenner der Länge anfing sich zu tränken. Man sollte dem Vorgang auch etwas Zeit lassen.
Nach dem Anzünden an mehreren Stellen setzt man sofort den Brenner auf. Dieser ist das zweite recht Ungewöhnliche am Demon 70. Die Flamme des Dochtes steigt zwischen zwei löchrigen Metallzylindern auf, durch die beim Aufsteigen des heißen Petroleumdampfes frische Luft zugeführt wird und viele kleine blaue Flammen bilden sich. Also die Flamme brennt nicht am Docht, sondern wir haben diese viele kleinen Flammen an den mehr als hundert Löchern. Beim Austritt des brennenden Gases aus dem Zylinder am oberen Ende verfängt es sich noch in einer Art Heizpilz und bringt diesen zum Glühen. Richtig zügig kommt der Pilz erst nach dem Draufsetzen der äußeren Hülle zum Glühen.
Doch wie läuft der Ofen ohne Pumpen? Das Prinzip ist fast genau so wie beim Knatterboot. In einem Rohr wird eine Flüssigkeit an einer Stelle erhitzt, verdampft und dehnt sich aus. Beim Ausdehnen des Dampfes drückt es die Flüssigkeit zurück, der Dampf kühlt ab und wird wieder flüssig. Ausdehnen-Zusammenziehen-Ausdehnen- ... das System schwingt. Beim Knatterboot drückt es die Flüssigkeit aus beiden Rohrenden raus, der Demon hat aber an einem Ende das Ventil und das Petroleum kann nur in einer Richtung durch's Rohr fließen. Das transportierte Petroleum fließt in eine Rinne, in der der Docht liegt, tränkt diesen und was überflüssig ist läuft ab zurück in den Tank.
Der Brenner hat in der Mitte, da wo sich die Haltestangen kreuzen die die Zylinder halten, quer zwei Bleche liegen. Ein großes mit einem großen Loch auf dem eine Scheibe liegt. Somit kann die Frischluft im Inneren nur bis etwa zur Hälfte aufsteigen. Ich bin mir nicht ganz sicher wann, aber wenn der Sog eine gewisse Stärke erreicht, sollte sich die kleine Scheibe anheben und Frischluft kann auch aus dem oberen Teil des Innenzylinders austreten. Wahrscheinlich bekommt man so zum Anfang die Frischluft verstärkt aus den unteren Löchern.
Der Originaldocht besteht aus Asbest und sollte durch eine modernen Arimid-Docht (Glasfaser, gibt es hier im Shop, 25mmx100cm) oder Glasfaserdichtband ersetzt werden. Im Original ist der Docht ~20mm breit, doch ich wollte den Brenner etwas dimmen und habe ihn 16mm breit gemacht. Ich habe aber den Eindruck, die Dochtbreite spielt keine große Rolle, denn auch ein 5mm Docht, tief in der Rinne liegend, brachte im Betrieb den Heizpilz zum Glühen, nur das Anzünden ging schlechter.
Der erste Start verlief mit viel rußigem Qualm ab, ich hatte die Rinne satt mit Petroleum vollgepumpt und der Docht war recht breit und stand ein paar Millimeter über. Daraufhin habe ich mal versucht, mit nur ein paar Pumpstöße das Rohr mit Petroleum zu füllen und den Docht mit Spiritus starten zu lassen, was auch ging. So läßt sich der Ofen auch im Flur statt Draußen starten, nur der Übergang zum Vollbetrieb dauerte dann etwas länger.
Oberhalb der Pumpe ist eine Justiermutter. Für mich sieht es so aus, als könne man damit die Höhe des feststehenden Zylinders so einstellen, dass die Pumpe am oberen Anschlag das Ventil verschließt. Es ist nämlich so, dass man zum Löschen des Ofens den Pumphebel in die senkrechte Stellung dreht, wo er einrastet. In dieser Stellung drückt der Zylinder den Zulauf am Kolbenboden zu (auf dem Zylinderboden sollte eine Gummidichtung befestigt sein, die das Loch gut verschließt) und der Kreislauf kommt nach etwa 3 min zum Erliegen, nach dem alles Petroleum in der Dochtrinne verbrannt ist. Deswegen geht auch kein Baumwolldocht.
Der Originaldocht ist recht dick und ich vermute, dass er in der Rinne am Boden nicht ganz aufliegt und so das Petroleum gut unterhalb des Dochtes entlangfließen kann. Ich habe unter den flacheren Arimid-Docht einen Draht gelegt, der für einen kleine Abstand nach unten sorgt. Ich habe den Eindruck, damit läuft das Verteilen des Petroleums besser.
Ein hübsches konstruktives Detail ist der Füllstandanzeiger mit einem Stück Kork und einem kleinen Getriebe.
Der Kocher hat für gewöhnlich noch ein Rost zum Draufstellen eines Kochtopfes, aber das fehlt. Mal schauen, was Gießen lassen kostet, ansonsten könnte Laserschneiden eine Möglichkeit sein. Die CAD-Daten sind so gut wie fertig. Vom Kochen verspreche ich mir aber nicht viel, da man die Heizleistung nicht runterregeln kann. Also wahrscheinlich nur gut zum Teewasser kochen.
Im Betrieb hört man kein Knattern, sondern ein leises Blubbern und immer wieder klappert leise das Ventil. Sehr beruhigend. Die Geruchsbelastung geht so, es riecht weniger nach Petroleum, eher etwa rußig. ER heizt ganz ordentlich, ich schätze zwischen 2 und 3kWh.
-Micha
Pumphebel in Betriebsstellung
Pumphebel in AUS
Originaldocht
Arimid-Docht
während des Startvorgangs, die Flammen entwickeln sich
unter Voll-Last