Tankdeckel mittels Silikonabguss nachfertigen

  • Hallo!


    Fehlende Tankdeckel sind ein häufiges Problem für Sammler von Sturmlampen. Ich hab' mal versucht, das Problem anzugehen, indem ich Tankdeckel mit Hilfe von Silikonabguss und Epoxidharz nachfertige. Beim ersten Versuch vor ein paar Monaten habe ich Silikon mit einer Shore-Härte von 10 verwendet. Dadurch lässt sich das Original und der Abguss zwar leicht entformen, die Geometrie ist aber mangelhaft. D.h. oval statt rund, so dass man es mit freiem Auge erkennen kann. Mein neuerer Versuch war mit Silikon mit Shore-Härte 25.

    Hier meine Vorgangsweise in Bildern:

    Zuerst habe ich mit zwei Tropfen Superkleber große Muttern auf die flache Tankdeckel-Seite geklebt, auf die der Anguss kommen sollte. (Kleine Muttern haben sich nicht bewährt. Man kann zwar den Anguss leichter entfernen, dafür sind die Lufteinschlüsse mehr.):

    In einen Joghurtbecher geklebt: Mit Silikon aufgefüllt. (Kein interessantes Bild.)

    Nach einem Tag Originale herausgepuhlt, Trennspray eingesprüht und Epoxidharz eingegossen:

    Das Epoxidharz habe ich mit grauer Farbpaste eingefärbt. Metall-ähnliche Farbpaste, wie z.B. messingfarben, habe ich nirgends gefunden.

    Hier die Rohlinge einen guten Tag später:

    Wie man sieht, kann das Ergebnis nicht vollends überzeugen. Es gibt Lufteinschlüsse im Silikon und im Epoxidharz. Der Chalwyn - Tankdeckel ist der bessere. So sieht er schlussendlich aus:

    Die Löcher am linken Bild sind die schlechteste Stelle, absichtlich so gedreht.

    Ein Lackierversuch an einem alten Epoxidharz-Prototypen hat mich nicht überzeugt, ich probier es evtl. noch mal mit Grundierung.


    Ich glaube, dass man mit einem Exsikkator und einer Vakuumpumpe deutlich bessere Ergebnisse erzielen könnte. Hab ich natürlich beides nicht, würde sich nie amortisieren. Ob ich mir beides (in low-cost-Version) dennoch leiste, weiß ich noch nicht.


    Viele Grüße, Manfred

  • Tach Manfred,


    ...Du hast sicherlich recht, daß das Ergebnis nicht optimal ist. Allerdings finde ich Deine nachgefertigten Tankdeckel super; zumal sie doch wesentlich besser aussehen als ein Deckel, der durch Abwesenheit glänzt.


    Deshalb ganz klar: :thumbup: und:respekt: !


    Grüße aus dem Westmünsterland


    Klaus

  • Manfred,

    low budget Vorschlag: es gibt ja die kleineren Folienvakuumierer für den Haushalt, die mit goffrierten Beuteln /Schläuchen arbeiten. Git es beim Diskonter um 30€ und Markengeräte für 10..20€ mehr plus die Beutel.

    Für so kleine Werkstücke sähe ich die Möglichkeit, diese direkt nach dem Vergießen in die Beutel zu packen, wobei die Wekstücke wegen der Kräfte des sich zusammenziehenden Beutels vorher wiederum in ein etwas größerers, steifes aber luftdurchlässiges Behältnis gepackt werden.

    Wird mit Sicherheit ein besseres Ergebnis als der reine atmosphärische Verguß brinden, den man aber auch noch optimieren kann (Temperierung der Vergußmasse und Vergießgeschwindigkeit).

    Ist vielleicht einen Versuch wert wenn solch Vakuumierequipment vorhanden sein sollte. Vllt. geht sowas auch mit einem Staubsauger schon, die Vakugeräte machen aber mehr Unterdruck.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • Alternative: das Ganze in ein altes Marmeladenglas verfrachten, Deckel mit Loch, Staubsauger dran. Sollte auch gehen.

    Ich glaub', das funktioniert nicht. Der Staubsauger schafft zwar viel Durchsatz, aber nicht ausreichend Unterdruck. Ein deutscher Anbieter schreibt bei seinen Vakuumpumpen von 0,85 bar Unterdruck. Bei einem Chinesen habe ich von 5 Pa Restdruck gelesen.:/ Wie lange man warten muss, um das zu erreichen, stand nicht dabei.

  • Machen solche Harzabgüsse in Zeiten von 3-D-Druckern heute überhaupt noch Sinn?


    BTW: Einen Chalwyn-Deckel habe ich hier noch von meiner letzten Bestellung in GB übrig...


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Machen solche Harzabgüsse in Zeiten von 3-D-Druckern heute überhaupt noch Sinn?

    Ganz sicher nicht. Ich glaube aber, dass sie schon Sinn ergeben :evil:, denn: Wer soll den Tankdeckel zeichnen? (So dass das Druckergebnis wie original aussieht.) Kann jemand die Gewinde nachzeichnen, die AFAIK nicht heutigen Normen entsprechen?

    Am 3D-Drucker würde es nicht scheitern. Einer steht in der Firma, ein paar Kollegen haben einen privat.


    Manfred

  • Hallo zusammen,

    ich habe dass, was Manfred gemacht hat, auch für FROWO-Tankdeckel gemacht. Ja, man muss aufpassen, dass die Silikonhärte passt, sonst verformen sich die Gewinde. Zu hart darf das Silikon aber nicht sein, sonst reißt die Form beim Entformen ein.
    Das Problem mit Lufteinschlüssen im Silikon habe ich nicht. Vielleicht waren die Arbeitstemperaturen zu gering und das Material hat sich beim Anrühren nicht homogen vermischt??
    Ich arbeite mit über 25 °C Verarbeitungstemperatur, dann härtet es in einer halben Stunde aus.

    Luftblasen im Epoxy kenne ich -> Problem gelöst durch etwas höhere Verarbeitungstemperatur, dann wird das Epoxy dünnflüssiger und die Luftblasen können nach oben steigen und entweichen. Problem ist aber sie Randzone mit der Riffelung, aber auch da gibt es Tricks wie man dort Luftblasen herausbekommt.

    Ich habe auch schon Tankdeckel für 'WIMAN'-Lampen nachgefertigt. Wenn man das Logo kennt, weiß man, wie höhenarm das Logo geprägt ist. Auch dass funktioniert problemlos. Ebenso Tankdeckel für BAT No. 155.

    Aber ohne etwas üben wird das nichts.

    Tankdeckel in 3D: Ich glaube man kann sie schneller und variantenreicher mit Abgüssen nachfertigen. Auch bei den FROWO-Tankdeckeln habe ich mehrere Silikonformen, um die leichten Gewindeunterschiede zu nutzen und den am besten passenden Deckel zum Tankgewinde zu haben.

    Gruß Lutz

  • So, jetzt noch ein Beispielbild.
    Das sind unbearbeitete Rohlinge. Ich glaube, dass es schwer ist, solch feine Konturen im 3D-Druck momentan herstellen zu können.
    Wie hoch ist denn bei den Euch bekannten 3D-Druckern die minimalste Schrittweite? 1/10tel mm oder 5 hundertstel oder 1 hundertstel? Das beeinflusst doch stark das Ergebnis oder nicht?

    Für mich zählt auch, dass ich die Sturmlaterne befüllen und nutzen kann und nicht einen Korken in den Tankstutzen stecken muss.
    Und bedenkt auch: die alten Sachen waren nicht perfekt gearbeitet. Je mehr man auch kleine Unzulänglichkeiten zulässt, z.B. Welligkeit, etwas schief, kleine Ausbrüche, Blechfehler, Rostnarben etc. desto autentischer sieht in meinen Augen eine Reproduktion aus.



    Und so sehen meine Nachfertigungen an einer Laterne aus. Schwierig ist sicherlich den Farbton so zu treffen, dass es zum Metallton der Lampe halbwegs passt. Das ganze ist aber auch abhängig vom Betrachtungswinkel.
    Hier habe ich extra einen Tankdeckel gefertigt, der kleine Uzulänglichkeiten am Riffelrand hat.
    Das macht das ganze aber in meinen Augen noch plastischer und autentischer.



    Gruß Lutz

  • Moin Manfred!


    > Wer soll den Tankdeckel zeichnen?


    ...über das Stadium sind wir doch hinaus: es gibt heute sehr gute 3D-Laserscanner. Wenn man dann schon mal die Daten zu jedem gesuchten Deckel hat, kann man die dann x-beliebig ausdrucken. Ich meine, es sind schon schwierigere Formen per 3D-Druck entstanden als so ein kompaktes Stück Tankdeckel.

    (Ich stelle im Moment mehr Fragen in den Raum, als ich selbst von dem Thema Bescheid weiß, leider.) Ich dachte, damit hätte sich schon jemand hier beschäftigt.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Hallo


    Da es mir bei meinen Ersatz-Tankdeckeln nur um die Dichtheit ging, habe ich das Hauptaugenmerk aufs Gewinde gelegt.

    Ich habe hitzebeständiges Silikon genommen und einen Abdruck des Original-Deckels gemacht.



    Da hinein ist dann flüssiges Zinn gekommen, natürlich standesgemäß mit BAT-LöLa geschmolzen ;)

    Bei Beachtung der Produktbeschreibung werden die Ergebnisse perfekt. Als Trennmittel wurde Talkum vorgeschlagen, was gute Oberflächen brachte.


    In der Mitte steht noch ein Fehlversuch mit zu viel Material ...


    Die fertigen Deckel wurden oben plangeschliffen und mit Säure gealtert.


    Mein nächstes Gießprojekt sollte eigentlich eine zweiteilige Form sein, um alle Konturen abzubilden.

    ... aber es sind immer wieder andere Lampen dazwischen gekommen.

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • morgen zusammen, mit heutiger Technologie wäre es ja auch kein Problem nach einem 3D Scan die Daten in ein Bearbeitungszentrum zu geben. Und aus z.b. Automaten Aluminium so ein Deckelchen aus dem Vollen zu fräsen, dann strahlt man den schön und hat auch einen Deckel an dem man sich keinen Bruch hebt:applaudit:... nicht das ich das Abgießen nicht als schon sehr praktischen Lösungsweg, wenn auch massiven, betrachte. Hier würde ich einen Abguß nehmen dessen Gewindeteil bis 3mm unter den Deckel ausbohren und dann neu abformen. In unserer Jugend gabs ja noch " Blei/ Zinnsoldaten" und die Formen dafür waren damals mit Zeitungsaustragen nicht zu erwirtschaften wenn man auch noch Fernlenk Modellbau betrieb ... so wurden eben Figuren abgeformt mit der Gußmasse des Zanhntechnikers von gegenüber ...:applaudit:


    Gruß Heri


    PS.: Vakuumpumpen gibt es günstig sofern man weiß wie man einen Kühlschrank zerlegt der möglicherweise seine Funktion aufgrund einer Leckage schon eingestellt hat ( da braucht man sich um die Umwelt dann keine Sorgen mehr machen, das ist dann schon erledigt) oder man besorgt sich eine sogenannte Kompressorblase ( Gefrierschrank/ Kühlzelle) vom Schrottplatz oder eBay. Sowohl als Vakuumpumpe in Verbindung mit einem Schnellkochtopf ergibt das einen hervorragenden Gießtopf. Benutzt man die Druckseite ergibt auch das ein hervorragenden airbrush-kompressor. So haben wir früher solche Geräte geupcycled, wie man das heute nennt.


    Mein aktueller Werkbankkompressor ist ein 800 Watt Gerät aus einer Kühlzelle meiner Stammkneipe. Und der befüllt einen 50 l Behälter. der macht kaum Krach die Luft reicht um und die Vergaser arbeiten durchzuführen.

    "Wem das Wasser bis zum Halse steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassen!"

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  • Wenn man die Scanner im Zugriff hat ist das sicherlich möglich. Und wenn man jemanden kennt der das fräsen kann, sicherlich auch.
    Ich zähle aber mal auf, was es alleine bei FROWO an Varianten gibt.

    4 unterschiedliche Gewindedurchmesser, die Gewindetoleranzen im 10tel-mm-Bereich zähle ich nicht mit

    3 verschiedene Gewindelängen
    Mit und ohne Blumenmotiv

    Mit oder ohne Öse für den Draht der das 'Verlieren' des Tankdecks verhindern soll.

    Sicherlich sind nicht alle Kombinationen bisher aufgetaucht, aber es ist schon eine nenneswerte Varianz da.
    Gerade bei den Gewindetoleranzen suche ich den am besten einzuschraubenden Tankdeckel raus, mache einen Abguss, fertig ist der Ersatz, der genau zu dem Tankstutzen passt.

    So laufen mir die Stückkosten nicht aus dem Ruder.


    Gruß Lutz

  • Moin Lutz!


    > Ich zähle aber mal auf, was es alleine bei FROWO an Varianten gibt.


    Mir schwebte eher sowas vor wie die Vorkriegsdeckel für die Feuerhandlaternen - danach wird m.E. am meisten im Forum nachgefragt - und die sind m.W. nach ziemlich identisch: 201, 305, 275, 175,176E, 075... - Ich hab' davon in den letzten drei Jahren bestimmt 4 Stück über die Tauschbörse abgegeben.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<