Ich interessiere mich für eine kleine zuverlässige Lampe zum Mitschleppen auf dem Traktor.
Für rauhen Umgang und unterwegs halt.
Nach den guten Erfahrungen und dem problemlosen Umgang mit meinem, für fünf Euro auf dem Trödel gekauften, Colemankocher 442 hab ich die Lampe 226 von der gleichen Firma ins Auge gefasst.
Allerdings liest man hier und woanders immer vom sehr schnellen Druckabfall im Betrieb und dem dadurch bedingten häufigen Nachpumpen.
Ist das wirklich so schlimm?
Und:
Gibts noch anderes, was zu dieser Lampe zu sagen ist?
Von der schnöden Optik mal abgesehen, die mich in dem Fall aber mal nicht interessiert.
Gert
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Eigener Bericht
Ich möchte meinen Abschlußbericht hier reineditieren, damit der geneigte Leser diesen nicht irgendwo mitten im Thread suchen muß, denn die Diskussion geht am Ende ja noch erfreulicherweise weiter.
So, Lämpi ist gestern gekommen.
Erster Eindruck:
Billig gebaut, was aber nicht "schlecht" bedeutet.
Da, wo bei der Petromax edle gebogene und gelötete Messsingröhrchen dem Gemisch auf den Weg helfen, besteht der Vergaser der Coleman aus zwei zusammengeschweißten geprägten Blechhälften aus verzinktem Stahlblech.
Sieht nach nix aus, funktioniert aber doch.
Die Bedienungsanleitung ist in mehreren Schritten und da immer in allen Sprachen gleichzeitig abgehandelt.
Da es sich nicht um ein Heft handelt, sondern um ein gefaltetes Riesenblatt DIN A00 (oder so) geht man zum Nachlesen besser in den Garten, der dann aber auch nicht zu klein sein darf. Mein Schreibtisch jedenfalls war überfordert.
Der Lohn ist trotzdem mager; die Inbetriebnahme ist zwar bebildert, zeigt aber ein größeres Modell, welches auch konstruktiv anders aufgebaut ist.
Bei der kleinsten Coleman wird nämlich u.a. die Haube statt mit einer Schraube ausschließlich vom eingehängten Haltebügel gehalten, dessen Enden sich nur mit seiner mageren Federkraft durch die Haube am Vergaser festkrallen. Ohne weitere Sicherung der nur knappe 5mm in das Blechteil waagrecht eingreifenden Drahtstücke.
Da muß man im Betrieb ein Auge draufhalten und wohl gelegentlich nachbiegen, damit sich die Lampe beim Tragen am Henkel nicht verabschiedet.
Bei meiner war die Emallierung der Haube nicht sauber ausgeführt. Ein dicker festgebackener Tropfen saß genau da, wo eigentlich der Bügel hätte im Loch verschwinden sollen.
Hätte man in der Produktion, beim Tränken, das Teil zum Abtropfen etwas gedreht, wäre das unerheblich gewesen.
So aber frage ich mich, ob der Arbeiter nicht entsprechend instruiert wurde, oder ob es ihm einfach egal war.
Mich ärgern solche schlampigen Sachen, weil sie ein Produkt ohne Not oder Kosteneinsparung verschlechtern.
Das Entfernen des Tropfen war mit einigem Knirschen und diversen herumfliegenden Splittern mit einer Spitzzange zu bewerkstelligen. Der Rostschutz ist natürlich an der Stelle auch weg. Wirklich blöd.
Das Aufziehen des Sockens, eher ein Kindersöckchen, ist ein bischen fummelig, weil alles etwas kleiner ist.
Abgebrannt wird trocken. Es dauert ein paar Minuten, bis sich die Glutnester bis in die letzte Ecke gefressen haben.
Autobenzin hatte ich gerade nicht da. Da mußte es dann Waschbenzin für den ersten Start tun.
Einfüllen, pumpen und den Regler öffnen.
Das Zündloch ist sehr klein und im Dunkeln auch kaum zu ertasten.
Normales Feuerzeug geht nicht, mein Schlangenhalszünder, den ich für die Petromax nehme, passt ebenfalls nicht rein.
Wenn man also keine Pfeifenfeuerzeug oder so eine Mikrolötlampe in Feuerzeugform hat, bleiben nur Streichhölzer übrig.
Erst gimg nix, dann machte es ordentlich "Puff" und das Lämpi brennt. Lichterloh und mit Flammen über und unter dem Glaszylinder.
Nach fünf Sekunden war der Zauber vorbei und der Regelbetrieb wurde aufgenommen.
Das Teil war schließlich nagelneu und vorher nicht befüllt. Ich denke, beim zweiten Zünden wird das besser gehen.
Der angebaute Lichtregler funktioniert wirklich.
Jedenfalls für Leute, denen die angegebenen 80 Watt noch zuviel sind.
Die Lichtleistung läßt sich, etwas Feinmotorik vorausgesetzt, von "maximal" bis "schwach glimmend" dimmen.
Beim Brennen unter Höchstleistung flackert die Lampe leicht, aber nicht rythmisch.
Ein Phänomen, das sich mit gedrosselter Leistung am Regler oder Druckabfall im Tank mindert.
Möglicherweise hängt das mit dem ungewohnten Brennstoff und dessem anderen Siedepunkt zusammen.
Tankstellenbenzintest schiebe ich noch nach.
Spannend war für mich nach Euren Berichten, wie lange ich die Lampe leuchten lassen kann, bis man nachpumpen muß.
Der Tank war voll bis zum Kragen; 25 Pumpstöße nach Vorschrift eingegeben.
Tatsächlich brannte die Coleman 45 Minuten, bevor das Licht dunkel und rötlich wurde. Toll!
Mit Nachpumpen konnte ich nochmal etwa den gleichen Zeitraum erreichen.
Aber dann wurde es merkwürdig.
Trotz leerer werdendem Tank und damit größerem Luftpolster wurden die Abstände, in der die Lampe durch Leistungsabfall zum Nachpumpen aufforderte, immer kleiner und lagen hinterher bei weniger als 5 Minuten.
Ich hatte das eigentlich anders herum erwartet.
Unter dem Strich brannte die Lampe mit einer Tankfüllung Waschbenzin und voll geöffnetem Leistungsregler 4 Stunden 20 Minuten.
Die Lampe ist wegen ihres schlichten Aufbaus und der verwendeten Materialien meinem Empfinden nach nicht schön, aber doch funktionell.
Und das zählt für den richtigen Nutzer als hauptsächliche Zielkundschaft der Firma Coleman mehr als für den Sammler.
Das Handling ist jedenfalls bedeutend leichter als das einer Petromax.
Eine Coleman holt man auch schon mal raus, wenn man mal kurz nachts was nachsehen will.
Denn eine betankt gelagerte Lampe bekommt man in weniger als 30 Sekunden bis zur Höchstleistung gestartet.
Vermutlich muß eine Lampe genau so aussehen, wenn man sie heutzutage kostengünstig herstellen und an ein unbedarftes lichthungriges Publikum, welches kein Interesse an der Technik hat, verkaufen will.
Der Rest ist Romantik.
Ich jedenfalls bin zufrieden.
*Nachtrag*
Gestern ein Test mit Sprit von der Tanke.
Jetzt funzte auch die Zündung von außen mit dem normalen Feuerzeug durch die Öffnung.
Allerdings erst, nachdem der Regler so lange auf war, bis sich im gesamten Lampenglas zündfähiges Gemisch angesammelt hatte.
Ich hatte mir in Anbetracht der erwarteten Verpuffung vorsichtshalber eine Schutzbrille angezogen.
Und es ploppte dann auch ganz ordentlich.
Keine Ahnung, ob das Glas für so was auf Dauer ausgelegt ist. Geheuer ist mir das jedenfalls nicht.
Auch schade, daß der Lampe ein Reibradzünder fehlt, wie es wohl einige der größeren Lampen haben und man statt dessen ein Feuerzeug bemühen muß.
Ein Teil mehr, an das man denken muß, wenn man die Lampe mit nimmt.
Vom Brennverhalten machte der neue Sprit eigentlich kein Unterschied. Es roch halt anders, aber die Lichtleistung war subjektiv die selbe.
Allerdings auch das hektische Flackern, das bei voll aufgedrehtem Regler schon nerven kann, wenn man bei dem Licht lesen oder was schrauben möchte. Scheint also ein konstruktives Problem zu sein. Nicht so gut.
Wenn man aber die Lichtzufuhr mit dem Regler leicht drosselt und auf die letzten 10% Licht verzichtet, beruhigt sich die Lampe.
Man muß so auch nur in etwas größeren Abständen nachpumpen.
Einstellen kann man nach Gehör: Bei voller Leistung kommt aus der Socke ein ordentliches Fauchen. Dreht man minimal runter, verschwindet das fast und man hört nur noch das leise Rauschen im Vergaser.
Ist so also auch akustisch angenehmer.
Abgestellt wird die Lampe, indem man den Regler einfach zudreht. Der Druck kann wohl drinbleiben.
Es wird ausdrücklich davor gewarnt, den Druck bei noch heißer Lampe abzulassen, weil es sonst eine Verpuffung geben könnte.
Ich würde diesen Rat dringend befolgen, denn die Lampe brennt bei geschlossenem Regler mit nicht mehr sichtbarer Flamme locker über eine Minute mit den Benzinresten im Vergaser weiter.
Man kann die Lampe dann immer noch wie durch Zauberhand mit dem Öffnen des Reglers entzünden.
Wer also partout den Druck ablassen will, sollte wirklich warten, bis das Teil komplett kalt ist.
Trotz der geringen Mängel bin ich mit der kleinsten Coleman sehr zufrieden.
Wünschen würde ich mir nur, außer dem Reibradzünder, einen optionalen Drahtkorb zum Schutz des Glases beim Outdoorgefummel, ein winzigkleines Fach, in das man zumindest eine Reservesocke hineinbekommt und vielleicht einen etwas größeren Schirm, da die Lampe beim Tragen den Träger selbst stark blendet; egal, wie er sie hält.
Aber das sind ja alles Sachen, auf die sich ein geschickter Bastler schon freut.