So, Lämpi ist gestern gekommen.
Erster Eindruck:
Billig gebaut, was aber nicht "schlecht" bedeutet.
Da, wo bei der Petromax edle gebogene und gelötete Messsingröhrchen dem Gemisch auf den Weg helfen, besteht der Vergaser der Coleman aus zwei zusammengeschweißten geprägten Blechhälften aus verzinktem Stahlblech.
Sieht nach nix aus, funktioniert aber doch.
Die Bedienungsanleitung ist in mehreren Schritten und da immer in allen Sprachen gleichzeitig abgehandelt.
Da es sich nicht um ein Heft handelt, sondern um ein gefaltetes Riesenblatt DIN A00 (oder so) geht man zum Nachlesen besser in den Garten, der dann aber auch nicht zu klein sein darf. Mein Schreibtisch jedenfalls war überfordert.
Der Lohn ist trotzdem mager; die Inbetriebnahme ist zwar bebildert, zeigt aber ein größeres Modell, welches auch konstruktiv anders aufgebaut ist.
Bei der kleinsten Coleman wird nämlich u.a. die Haube statt einer Schraube ausschließlich vom eingehängten Haltebügel gehalten, dessen Enden sich nur mit seiner mageren Federkraft durch die Haube am Vergaser festkrallen. Ohne weitere Sicherung der nur knappe 5mm in das Blechteil waagrecht eingreifenden Drahtstücke.
Da muß man im Betrieb ein Auge draufhalten und wohl gelegentlich nachbiegen, damit sich die Lampe beim Tragen am Henkel nicht verabschiedet.
Bei meiner war die Emallierung der Haube nicht sauber ausgeführt. Ein dicker festgebackener Tropfen saß genau da, wo eigentlich der Bügel hätte im Loch verschwinden sollen.
Hätte man in der Produktion, beim Tränken, das Teil zum Abtropfen etwas gedreht, wäre das unerheblich gewesen.
So aber frage ich mich, ob der Arbeiter nicht entsprechend instruiert wurde, oder ob es ihm einfach egal war. Mich ärgern solche schlampigen Sachen, weil sie ein Produkt ohne Not oder Kosteneinsparung verschlechtern.
Das Entfernen des Tropfen war mit einigem Knirschen und diversen herumfliegenden Splittern mit einer Spitzzange zu bewerkstelligen. Der Rostschutz ist natürlich an der Stelle auch weg. Wirklich blöd.
Das Aufziehen des Sockens, eher ein Kindersöckchen, ist ein bischen fummelig, weil alles etwas kleiner ist.
Abgebrannt wird trocken. Es dauert ein paar Minuten, bis sich die Glutnester bis in die letzte Ecke gefessen haben.
Autobenzin hatte ich gerade nicht da. Da mußte es dann Waschbenzin für den ersten Start tun.
Einfüllen, pumpen und den Regler öffnen.
Das Zündloch ist sehr klein und im Dunkeln auch kaum zu ertasten.
Normales Feuerzeug geht nicht, mein Schlangenhalszünder, den ich für die Petromax nehme, passt ebenfalls nicht rein.
Wenn man also keine Pfeifenfeuerzeug oder so eine Mikrolötlampe in Feuerzeugform hat, bleiben nur Streichhölzer übrig.
Erst gimg nix, dann machte es ordentlich "Puff" und das Lämpi brennt. Lichterloh und mit Flammen über und unter dem Glaszylinder.
Nach fünf Sekunden war der Zauber vorbei und der Regelbetrieb wurde aufgenommen.
Das Teil war schließlich nagelneu und vorher nicht befüllt. Ich denke, beim zweiten Zünden wird das besser gehen.
Der angebaute Lichtregler funktioniert wirklich.
Jedenfalls für Leute, denen die angegebenen 80 Watt noch zuviel sind.
Beim Brennen unter Höchstleistung flackert die Lampe leicht, aber nicht rythmisch.
Ein Phänomen, das sich mit gedrosselter Leistung am Regler oder Druckabfall im Tank mindert.
Möglicherweise hängt das mit dem ungewohnten Brennstoff und dessem anderen Siedepunkt zusammen.
Tankstellenbenzintest schiebe ich noch nach.
Spannend war für mich nach Euren Berichten, wie lange ich die Lampe leuchten lassen kann, bis man nachpumpen muß.
Der Tank war voll bis zum Kragen; 25 Pumpstöße nach Vorschrift eingegeben.
Tatsächlich brannte die Coleman 45 Minuten, bevor das Licht dunkel und rötlich wurde. Toll!
Mit Nachpumpen konnte ich nochmal etwa den gleichen Zeitraum erreichen.
Aber dann wurde es merkwürdig.
Trotz leerer werdendem Tank und damit größerem Luftpolster wurden die Abstände, in der die Lampe durch Leistungsabfall zum Nachpumpen aufforderte, immer kleiner und lagen hinterher bei weniger als 5 Minuten.
Ich hatte das eigentlich anders herum erwartet.
Unter dem Strich brannte die Lampe mit einer Tankfüllung Waschbenzin und voll geöffnetem Leistungsregler 4 Stunden 20 Minuten.
Die Lampe ist wegen ihres schlichten Aufbaus und der verwendeten Materialien meinem Empfinden nach nicht schön, aber doch funktionell. Und das zählt für den Nutzer als hauptsächliche Zielkundschaft der Firma Coleman mehr als für den Sammler.
Das Handling ist jedenfalls bedeutend leichter als das einer Petromax.
Eine solche Lampe holt man auch schon mal raus, wenn man mal kurz nachts was nachsehen will.
Ein betankt gelagerte Lampe bekommt man in weniger als 30 Sekunden zur Höchstleistung gestartet.
Vermutlich muß eine Lampe genau so aussehen, wenn man sie heutzutage kostengünstig herstellen und an ein unbedarftes lichthungriges Publikum, welches kein Interesse an der Technik hat, verkaufen will.
Der Rest ist Romantik.
Ich jedenfalls bin zufrieden.