Jugendstil Docht- Tischlampe

  • Hallo Freunde des gemütlichen Lichtes.


    Heute melde ich mich nach langer Abstinenz auch mal wieder zu Wort.

    Das heißt nicht, dass ich in der Zwischenzeit nichts getan hätte, aber da war ich weitestgehend mit meinen Colemännern (und anderen US-Modellen) beschäftigt.


    Mit meiner neuesten Errungenschaft habe ich mich sehr weit von meinem eigentlichen Sammelgebiet entfernt, aber die Lampe fand ich so interessant dass ich sie kurzerhand gekauft habe.

    Sie ist in einigermaßen gutem Zustand, allerdings sind einige Teile verbogen aber ich hoffe, ich kriege das wieder hin. :rauch:


    Unschön ist, dass der Vorbesitzer den Deckel auf das Unterteil des Metallbehälters gelötet hat weil ihm wohl der Petroleum-Glastank abhanden gekommen ist.

    Ich habe HIER eine Bildergalerie mit Detailaufnahmen gemacht.


    Meine Frage ist nun:

    Soll ich einfach nur die Politurreste abwaschen und die Lampe mit Petroleum im Metalltank betreiben (sofern der Rand dicht ist), oder wieder auseinander löten, das Zinn (hoffentlich) rückstandslos entfernen und dann alle Teile notgedrungen aufpolieren?

    Dann ist die Patina weg und sie sieht wieder aus wie (fast) neu, oder schön oder nicht mehr schön..... ???

    Brenner, Docht und Zylinder würde ich erneuern bzw. ersetzen.


    Anbei noch ein Bild meiner Errungenschaft.
    Danke für eure Meinungen und Vorschläge.
    Erwin.

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch:

  • Hallo Erwin,


    mich hoffe du bist nicht allzu enttäuscht, wenn ich dir sage dass diese Lampe nicht antik ist und auch kein Jugendstil.

    Diese Lampen wurden in den 1970er-1990er Jahren für den Beleuchtungsgroßhandel Fusco aus den Niederlanden hergestellt und waren als reine Dekorationsobjekte gedacht. Daher auch der zum Beispiel fehlende Tank.

    Es gab die gleiche Lampe auch in einer ganz ähnlichen Ausführung mit Elektrik.


    Das Gewinde am Vasenring ist für die meisten alten Brenner etwas zu eng, manche passen aber doch halbwegs.
    mich persönlich mag das Design und habe auch schon mal so eine für den Betrieb als Petroleumlampe hergerichtet.


    Grüße

    Markus

    Grüße
    Markus

  • Hallo Markus.


    Danke für deine Informationen, obwohl mich das jetzt etwas überrascht. Ich bin ja froh, dass überhgaupt jemand etwas zu der Lampe sagen kann. :thumbup:

    Ich habe natürlich im Internet gesucht und auch 2 oder 3 andere gefunden, aber konkrete Informaionen gab's da auch nicht.


    Dass die Lampe nicht so alt bzw. antik ist ist zwar schade, aber ich finde sie trotzdem noch ganz interessant.

    Auch wenn sie nicht "original Jugenstil" ist, ist sie doch zumindest "Jugenstil-Stil". :rofl:

    Nur gut dass sie nicht so teuer war.


    Hast du zu der Lampe oder dem Händler noch weitere Informationen (Link, Beschreibung, o.ä.)? Würde mich interessieren.

    Irgendwie irritiert mich der aufgelötete Deckel aber noch. Das sieht nicht sonderlich professionell aus. Wenn das ab Werk so ohne Glastank vorgesehen war hätte ich eine sauberere Lötarbeit erwartet. Bei mir sieht das irgendwie nach selbst gebastelt aus. :wacko:

    Ich werde dann wohl die Zinn-Überschüsse entfernen und die Teile polieren. Mal sehen, wie das dann aussieht.


    Ich habe auch mal nach presiwerten Ersatzbrennern gegoogelt, bin aber noch nicht fündig geworden.

    Ich hatte beim Stöbern hier im Forum mal einen Bericht über eine komplette Brenner-Instandsetzung gelesen, finde ihn aber leider nicht mehr wieder. Ich weiß auch nicht, ob ich mich da ran trauen soll.... :naughty:


    Egal, ich werde die Lampe auf jeden Fall wieder zum leuchten bringen.

    Danke nochmal für deine Informationen und schönes Wochenende.

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch:

  • Eine solche lampe wurde im August 21 schon besprochen. da gibts ein paar mehr Infos dazu. Suchfunktion und: "Brenner von Brökelmann, Jäger und Busse"

    Freu mich auf Leuchtfotos, du wirst das schon hinbekommen.

    markus

  • Hallo Erwin,

    ich freue mich sehr, hier mal wieder etwas von Dir zu lesen.

    Meine Meinung zur Bearbeitung der Lampe:

    - Lötschmodder entfernen

    - Oberteil des Tanks blank schleifen bis zum Vasenring

    - Oberteil des Tanks mehrmals mit Ovatrol pinseln

    - Rückstände der Politur entfernen (bürsten)

    - Rest der Lampe bzgl. Optik so belassen

    - Neuen Docht mit vorhandenem Brenner verwenden

    - Passenden Zylinder aufsetzen

    - Lampe in Betrieb nehmen und uns mit Fotos erfreuen


    Herzliche Grüße ins Münsterland

    Freundliche Grüße aus Bad Münstereifel
    Kiki und Karly
    __________________________________________
    "Wo dran denks brauchs nich dran fühln" (Opa)

  • Hallo Leute.


    Vielen Dank für eure Informationen. Das hilft mir doch schon mal sehr viel weiter. :thumbup:
    (Allerdings hätte ich die Infos nie unter DEM Titel gesucht).


    Das mit der Gussqualität war mir trotz meiner Detailfotos nicht aufgefallen. Habe gerade nochmal ein Bild gemacht.

    Bei mir ist der Guss nicht ganz so schlecht, aber Qualität ist das auch nicht :pinch:

    Das und die Verlötungen deuten wirklich auf eine "nachgemachte" Lampe hin.


    René hat in seinem Beitrag Nr.7 in dem Link geschrieben, dass seine Tanks auch verlötet sind und bei Vergrößerung der Bilder kann man das auch sehen. Die Qualität seiner und meiner Lötnähte ist allerdings auch für 1970 mehr als dürftig. :motz:


    Egal, mir gefällt sie vom Stil her immer noch und ich werde sie auf jeden Fall zum Leuchten bringen.

    Ich bin nur noch am überlegen, ob ich sie einfach nur abwaschen oder komplett aufpolieren soll.....

    Die Lötnaht und das verschmierte Zinn sehen wirklich sch... aus. :traurig:


    Karly:

    - Lötschmodder entfernen
    Genau das ist mein Problem....

    - Oberteil des Tanks blank schleifen bis zum Vasenring

    Nö, nur das Oberteil (Deckel) blank schleifen ist doof. Das passt dann nicht mehr zum Rest der Lampe.

    - Oberteil des Tanks mehrmals mit Ovatrol pinseln

    Ich habe mit dem Zeugs noch nicht gearbeitet. Was bewirkt das? So eine Art Patina?

    - Rückstände der Politur entfernen (bürsten)

    Auf jeden Fall. :thumbup:

    - Rest der Lampe bzgl. Optik so belassen

    - Neuen Docht mit vorhandenem Brenner verwenden

    Die Brennerrohre sind ziemlich vermurkst. Vielleicht versuche ich mich mal an einer kompletten Restaurierung.
    Sollte es nicht klappen kann ich ihn danach immer noch wegwerfen und ersetzen. :naughty:

    - Passenden Zylinder aufsetzen

    - Lampe in Betrieb nehmen und uns mit Fotos erfreuen

    Auf jeden Fall, damit ihr seht, dass ihr mir hier geholfen habt. :]


    Grüße an alle und Danke für eure Hilfe.


    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch:

  • Hallo Erwin


    Die Lötreste am Deckel würde ICH wie folgt entfernen.


    Wenn du die Möglichkeit hast, den Tank auf einem Heizer/Kocher erwärmen, damit er eine schöne gleichmäßige Temperatur bekommt.

    Dann mit einem Fön ( oder einer Flamme) die Lötstellen erhitzen und mit einer Messingbürste das flüssige Lot abbürsten.


    Damit bekommst zu bis auf einen dünnen Film eigentlich alles Zinn herunter. Den Rest könnte dann wegpoliert werden, aber das must DU dann entscheiden, wie es am Besten aussieht.

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • Tolle Lampe, gefällt mir gut.


    Ich würde sie im Rahmen der Schmodder-Entfernung einmal komplett reinigen und auch von der (künstlichen) Patina befreien.

    Das habe ich mit meinen Tischlampen auch gemacht und nach ein, zwei Jahren and der Luft, im Licht und im Gebrauch dunkeln sie sichtbar nach und entwickeln eine neue, gleichmäßige und wunderschöne Patina.

    Elektrisch Licht ist voll doof :zwille:

  • ...

    - Oberteil des Tanks mehrmals mit Ovatrol pinseln

    Ich habe mit dem Zeugs noch nicht gearbeitet. Was bewirkt das? So eine Art Patina?

    ...

    Hallo Erwin,

    ich dachte bzgl. der mehrmaligen Ölbepinselung mit Ovatrol an den "shabby shic" Effekt,

    wie im thread (s.u.) von Christopf dem cosmac angedeutet und mit Beitrag #8 von Sweeper

    ergänzt, wo das Abflammen mit Lötlampe je nach Metall einen bronze- bis messingfarbenen

    Ton ergab, welcher evtl. durch die Menge Owatrol und Flammintensität etwas variiert.


    Neue verzinkte Feuerhand 276 mit Owatrol?


    Sorry für die unterschlagene Strichaufzählung:

    - Abflammen mit Lötlampe

    Einen anderen imposanten Effekt in Richtung Brünierung, hatte ich so selber schon mal an

    einer Lötlampe (s.u.) mit Ballistol Universalöl erzielt.


    LöLa PRIMUS No 862

    Freundliche Grüße aus Bad Münstereifel
    Kiki und Karly
    __________________________________________
    "Wo dran denks brauchs nich dran fühln" (Opa)

  • Hallo Leute.


    Vielen Dank für eure Tipps und den Input.

    Ich habe gestern noch über das weitere Vorgehen nachgedacht, aber ich konnte diese schrecklichen Zinnschmierereien nicht mehr sehen.

    Ich habe mich daher entschlossen, den Tank zu säubern und komplett zu polieren, auch wenn sie dabei die Patina (oder den Dreck?) verliert.

    Anbei unten ein Foto vom Zwischenstand.


    Aufgrund der Zinnränder dachte ich zuerst, der Deckel wäre flach auf den Rand des Tanks gelötet, wie bei einem Flansch (oder wie man es bei Majolika-Hängelampen oft sieht, wo der ganze Einsatz nur in den Majolika-Topf eingehängt wird und nur am Rand aufliegt).

    Dem scheint aber nicht so zu sein. Es sieht so aus, als wenn der Deckel IN einen Rand des Tanks gesetzt und verlötet wurde.

    Theoretisch könnte ich den Deckel nun entlöten, einen Glastank darunter kleben und das Teil (ohne Verlötung) wieder IN den Topfrand einsetzen, aber das steht derzeit nicht auf dem Plan. :)


    Jetzt brauche ich nochmal eure Hilfe zum Thema Brenner.

    Die Dochtrohre sind oben ziemlich vergnaddelt und die Dochtverstellung läuft auch nicht sauber. Links herum dreht die Welle gut, aber rechts herum hakelt es doch ziemlich. Außerdem kann ich die Verstellwelle ca. 4mm rein und raus bewegen.


    Jetzt habe ich drei Möglichkeiten:

    a) den Brenmner so lassen, einen (neuen?) Docht einziehen und mit dem Gefummel leben, oder

    b) meinen allerersten Versuch machen, das Teil komplett zu zerlegen, zu richten und wieder erfolgreich(???) zusammen zu bauen, oder

    c) gleich einen neuen (alten) Kosmos-Brenner besorgen, wobei Markus ja schon angemerkt hat, dass die Brener nicht problemlos passen.

    Der Brenner hat zwei Bördelungen, unterhalb der Welle und oben, neben den Dochtrohren. Muss man die aufbördeln um den Brenner zu reparieren?


    Kann mir bitte nochmal jemand den Beitrag zeigen, wo ein Experte einen Brenner komplett zerlegt und restauriert hat? Find ihn nicht mehr. :(


    Danke nochmals für eueren Input und einen schönen Sonntag.

    Erwin.

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch:

    Einmal editiert, zuletzt von Der ColeMan ()

  • Schön geworden der Tank. das vernudelte Dochtrohr richte ich mit Stecknüssen aus dem werkzeugkoffer. das klappt eigentlich ganz gut wenn man mit einem kleinen hämmerchen die Wellen rausklopft.

    markus

  • Ich habe mich daher entschlossen, den Tank zu säubern und komplett zu polieren, auch wenn sie dabei die Patina (oder den Dreck?) verliert.

    Anbei unten ein Foto vom Zwischenstand.

    Bitte nicht mit AKO Pads oder sonstigen Topfreinigern drangehen. Die Stahlwolle ist zu grob und zerkratzt die Oberfläche dauerhaft.

    000 oder 0000 Stahlwolle ist dafür wesentlich besser geeignet mit annähernd der gleichen guten Reinigungswirkung.

    Diese kann man übrigens noch enorm verstärken, wenn man die Stahlwolle mit Haushalts Essig tränkt.

    Elektrisch Licht ist voll doof :zwille:

  • Wenn du diese Naht entlötest und das Blech hochbiegst, kommst zu an den Dochttrieb heran. Wahrscheinlich ist eine Wellenlagerung lose.




    Das Dochtrohr kann mit einem Rundholz oder einem Feilenheft wieder in Form gedrückt werden. Für schmale Zwischenräume haben sich die "besseren" Stäbchen meines Sushi-Mann's bewährt ;)


    Mit etwas Geduld und sanftem Druck bekommst du das Rohr schon wieder in Form :thumbup:

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • Hallo Andreas.

    Ja, das ist der Bericht den ich meinte. Danke für den Link.

    Wenn ich nur die untere Lötung aufmachen muss wie von dir angegeben, gebe ich mich vielleicht da mal ran.

    Mehr als kaputt machen kann ich ja nichts. :zwille:

    Werde mir das nochmal genau anschauen und berichten.

    Danke auch für eure Tipps bezügl. der Dochtrohre.

    Erwin.

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch:

  • Jungs, eure Tipps sind klasse. :thumbup:


    Ich habe gemaß Andreas' Rat die Naht unter dem Brenner aufgelötet und kam an den Dochttrieb ran.

    Ich habe die untere / kürzere Welle nach innen gebogen (nach oben auf dem Foto) und die Räder laufen wieder ohne zu hakeln (zuzmindest jetzt noch ohne Docht). Dann habe ich noch die "Fenster" für die Zahnräder im inneren Dochtrohr verkleinert. d.d. die Ecken etwas nach innen gebogen. Damit ist das Spiel auf den Wellen fast eliminiert. Anschläge oder andere Begrenzungen gibt es da nicht.


    Den alten Docht habe ich erstmal ausgewaschen und auf Breite gezogen.Wenn der trocken ist versuche ich ihn wieder einzuziehen. Dann werde ich sehen, ob der Dochttrieb immer noch sauber läuft und das Bodenblech wieder anlöten.


    Die Dochtrohre habe ich mithilfe der Stecknüsse auch wieder einigermaßen gerichtet, Super Tipp, Markus.

    Die Oberkanten der Dochtrohre sind aber auch nicht sehr gleichmäßig. Da kann ich jetzt nichts machen (außer planschleifen vielleicht, mache ich aber erstmal nicht).

    Ich hoffe man kann das Flammenbild später mit dem Docht sauber einstellen.


    Danke nochmal und schönen Rest-Sonntag noch.
    Erwin.


    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch: