Kristalle in hermetisch dichtem Glas?

  • Moin zusammen, ich habe heute einen schönen, schlichten Lampentank/Fuß aus Glas bekommen. Es saß ein alter Reformbrenner drauf, wird also auch etwa 100 Jahre alt sein.

    Der Tank ist jetzt sauber, im Fuß habe ich aber was gefunden, eine Art Belsg und diese "Nadeln". Kenne ich beides nur von Mikroorganismen - gibt es sowas in einem verschlossenen Glas?

    Und die Frage der Fragen: Was mache ich damit?

    Als biologisches Artefakt mit Leben oder aufmachen und reinigen?

  • Lebewesen dürften es kaum sein: das Glas wurde heiß bei mehreren hundert Grad verschlossen. Das überlebt auch kein Schimmelpilz.

    Was wir hier sehen, ist eine Kristallbildung. Welche - müßte wirklich ein Mineraloge klären.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • ...

    Und die Frage der Fragen: Was mache ich damit?

    Als biologisches Artefakt mit Leben oder aufmachen und reinigen?

    Ich würde sie auf jeden Fall so belassen und nicht mit Hitze und so weiter beharken.

    In dieser Kombination mit einem Lampenfuß dürfte diese Kristallbildung sehr selten zu finden sein.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • fiesie

    Hat den Titel des Themas von „Schimmelpilze in hermetisch dichtem Glas?“ zu „Kristalle in hermetisch dichtem Glas?“ geändert.
  • Wenns was lebendes wäre, könnte man mit UV licht bestrahlen.

    Nein, kann man natürlich nicht. Zum einen würde es davon nicht verschwinden sondern nur "abgetötet", aber weiter sichtbar bleiben, zum anderen ist eine UV-C Bestrahlung, was hier wohl gemeint ist, durch Glas hindurch nicht möglich.

  • Gude zusammen,

    das ist definitiv nix organisches, es handelt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um Kristalle. Diese können über die Zeit ausgehend von herstellungsbedingten Oberflächenbehandlungsresten oder Rückständen (Reinigung, Lagerung...) usw. in Wechselreaktion an einem Kristallisationskeim (Poren, Verunreinigung usw.) anfangen zu wachsen. Es gibt auch durchaus organische Stoffe, die über die Zeit verharzen, verspröden, unter rel. Luftfeuchte beginnen auszukristallisieren. Es sind Salze bekannt, die aus organ. Säuren/Laugen usw. mit Metallionen oder eben auch Glasbestandteilen reagieren können. Evtl. kann so was forciert werden, wenn die Klimabedingungen sich verändern (T/r.L. --> Lösungsgleichgewichte der Salze). Ist der Fuß absolut dicht, oder kann es ggf. auch zu Kondensat, Adsorption usw. kommen? Viell. kleiner Versuch mit sensibler Erhöhung der Temp., verflüssigt sich evtl. das Salz?

    Ein Nachweis ist ggf. mittels xrd / Röntgendiffraktometrie oder anderen chem., mikrosk. Analyseverfahern möglich, müsste man nur rankommen ......

    Eine Auskristallisation (mikrokristallin) von z. B. Schlackeglas (Hüttensand) ist bekannt und wird z.B. als puzzolanische Rektion in Zementen, Mörteln usw. bewusst eingesetzt. Aufgrund einer dortigen oft (mikro)porösen Ausbildung oder chem. Heterogenität geschieht das zeitlich schneller, oft auch unter alkalischen Umgebungsbedingungen. So eine interne Aus-/Umkristallisation würde ich hierbei ausschließen und eher auf o.g. Aspekte mit entsprechenden (organ.)Salzbildungen AUF dem Glas schließen.

    Zum Thema Salze könnte man das sog. Salzwiki empfehlen, natürlich ist das sehr wiss.-salztechnisch ausgelegt.

    Und eine Zuordnung im Mineralienatlas usw. ist in dieser Form wohl kaum möglich, evtl. gibt es dazu aber gezielte wissensch. Untersuchungen!?


    Horst (bin berufsbedingt u.a. mit Salzen beschäftigt..)

  • Wow, das ist viel Information!

    Also: die Kristalle und der Belag sind auf jeden Fall auf der Oberläche des Glases innerhalb des Hohlraums und nicht im Glasmaterial selbst.

    Zur Dichtigkeit: Beim Waschen ist zumindest keine Feuchtigkeit eingetreten, das heisst natürlich nicht viel. Da kann ich etwas experimentieren.

    Temperaturversuche sollten machbar sein, ist ja alles Glas, wenn man sehr vorsichtig vorgeht.


    Wenn du Lust hast, dir das Ding mal anzugucken: Ich arbeite in Mainz, wäre also kein Problem:-)

  • Wenn die Kristalle ab einer Temperatur schmelzen sind sie ersteinmal weg. Es kann sein, dass sie dann nicht einfach so beim Abkühlen wieder entstehen. Wenn sie erhalten werden sollen würde ich da gut aufpassen.

    Gruß

    Wolfgang

  • Wenn die Kristalle ab einer Temperatur schmelzen sind sie ersteinmal weg. Es kann sein, dass sie dann nicht einfach so beim Abkühlen wieder entstehen. Wenn sie erhalten werden sollen würde ich da gut aufpassen.

    Meine Rede.

    Läge mir dieses Teil vor, träte der Lampenfuß in seiner eigentlichen Bestimmung vollkommen in den Hintergrund.

    Aber natürlich muß da jeder selber wissen wie er es wertet und wie er mit seinem Eigentum verfährt.

    Übrigens wird der Mineralienatlas von vielen wissenschaftlichen Spezialisten verfolgt, sodaß es ohne weiteres sein kann das irgendjemand die Kristalle zuordnen kann.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • ich bin Mineraloge/Geologe :)

    Von daher ist es IN DIESER FORM, rein unter den sichtbaren optischen (kristallografischen) Strukturen und Wachstumsformen NICHT möglich. Und ohne weitere Kenntnisse der Glaszusammensetzung und ggf. eben der Reaktionspartner aus genannten Möglichkeiten ist es auch NICHT möglich! Das einzige, was ich definitiv bislang aussagen kann, ist ein Kristallwachstum mit -in diesem Falle- nadeligen, weiß/durchscheinenden Kristallen, ausgehend von einem Kristallisationskeim. Es gibt hunderte Salzarten!! Die auch vielmals alle recht ähnlich sind, die Wuchsform allein ist nicht aussagekräftig (bestes Beispiel: Schneeflocken, die sind ALLE im Individium einzigartig, lediglich im Kristallaufbau und der Kristallklasse identisch (hexagonal)! Wie bereits geschrieben, können entsprechende chemische oder optische oder röntgenografische usw. Mikroanalysen die genaue Art mit Zusammensetzung aufzeigen, ggf. kann davon ausgehend auch die Entstehung abgeleitet werden.

    Und ja, ein Lösungsgleichgewicht heißt prinzipiell zwar, dass sich Salze bei einem individuellen eingestellten Klima auflösen bzw. bei Unter- bzw. Überschreitung auch wieder auskristallisieren werden (in einem geschlossenen System). Das sollte theoretisch!!! immer so funktionieren, ob und in welcher Gestalt sich die Salze dann wieder neu bilden oder eben auch nicht (erhöhte r.L. nach Erhitzung...), kann keiner vorhersagen. Klar muss jeder diese Erscheinung für sich selbst bewerten und priorisieren. Dass so etwas aber durchaus nicht so selten sein muss, wird auch mit Reaktionen an z.B. alten Kirchenfenstern belegt, die enstprechende Reaktionen aus der Umweltbelastung aufzeigen und im schlimmsten Falle allerdings auch Lochfraß usw. abbekommen, eine Reinigung macht in dem Falle durchaus Sinn. (Aber da ist das Salz meist auch genau bekannt..)

  • Na, ich würde auf jeden Fall mit der Veröffentlichung entsprechenden Bildmaterials den Versuch starten eventuell eine Zuordnung zu erlangen.

    Was dabei möglich ist, oder eben nicht möglich ist und was den Ausschlag gibt für diese spezielle Anordnung und Bildung der Kristallnadeln können Spezialisten sicher zumindest in eine Richtung bringen.

    Ich gehe mal zum Wachstum davon aus das nach der Herstellung dieses Glasfußes die gezeigte Kristallisierung noch nicht wahrnehmbar war, andernfall hätte man wohl aussortiert. Die Kristalle werden über Jahrzehnte gewachsen sein, wäre meine Hypothese dazu.

    Ob nun eine saubere Zordnung gelingt oder nicht wäre für mich selber auch eher sekundär, ich würde trachten diese Kristalle im Lampenfuß auf jeden Fall zu erhalten.

    Sieht man schließlich nicht alle Tage.

    Gruß Rolf


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