Petromax Benzinvergaser - Vergaserstopfung für Sicherheit notwendig?

  • Hallo Leute,


    ich bin gerade am Herrichten einer Schweizer 523/821 mit Benzinvergaser.


    Exkurs:


    Im Laufe meiner seitherigen Lampenerfahrungen habe ich festgestellt, daß sowohl die Bundeswehr-Benziner 829B (Vergaser ohne Wendel) wie auch die Schweizer 523/821 im Originalzustand eine Stopfung aus Messinggaze im oberen Vergaserbereich (bei der Nadel) haben.


    Nun habe ich im Forum mal gelesen, daß man früher wohl meinte, daß dies bei Benzinbetrieb gegen ein Durchschlagen der Flamme in den Vergaser von Nöten sei. Dann habe ich aber auch gelesen, daß der kleine Durchmesser der Vergaserdüse ein Durchzünden erst gar nicht ermöglicht.


    Gelegentlich nutze ich Stopfungen bereits, um „Pulsieren“ der Lampen zu vermeiden bzw. um eine bessere Erwärmung des Petroleums zu erreichen.

    Ich betreibe derzeit eine 827 mit Wendelvergaser und eine 829B mit „Universalvergaser“, beide im Petroleumbetrieb, mit einer Stopfung - allerdings im unteren Bereich des Vergaseroberteils. Mir ist bewußt, daß letztere Konfiguration nicht gerade für den Petroleumbetrieb prädestiniert ist, aber sie funktioniert bei mir ohne Probleme.

    Nachteilig ist, daß die Stopfungen - egal ob „oben“ oder „unten“ eingebaut - gerne verkoken; insofern lasse ich sie bei meinen anderen Lampen weg, da diese auch ohne funktionieren.


    Eigentliche Frage:


    Nun möchte ich die Schweizer Lampe am Ende mit Benzin betreiben, und stelle mir die Frage, ob die Stopfung im oberen Bereich des Vergasers nun sicherheitstechnisch notwendig ist oder nicht.

    Leider habe ich keine Ahnung und finde auch keinen passenden Lesestoff hierzu.

    Vielleicht kann jemand mit Fachkompetenz diese Frage physikalisch fundiert beantworten oder kennt eine Quelle mit Lesematerial hierzu?


    Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand diesbezüglich zur Erweiterung meines Horizontes beiträgt.


    Viele Grüße - Steven

  • Solange die Lampe läuft, also unter Druck steht, welcher eine Strömung erzeugt, die das zu Gas gewordene Medium aus der Düse treibt, wo der Gasstrom vor dem Mischrohr Luft mitreißt und dann im Brenner landet, wo die Verbennung innerhalb des Glühstrumpfs stattfindet, kann eh kein Rückschlag Richtung Düse erfolgen. (Wie als wenn man versucht, auf dem Fahrrad sitzend eine brennende Kerze ...)

    Sinkt der Druck nun ab, aus welchen Gründen auch immer, wird in der Regel Verbrennung beendet, ohne daß die Flamme in Richtung Düse wandert und dort über die Düse in den Vergaser schlagen würde, was physikalisch nicht möglich ist, weil ihr Loch dafür zu klein ist.

    Sonst könnte man die Lampe ja nie löschen, was nämlich durch Ablassen des Drucks geschieht.

    (Stichwort Mischrohrglüheb: Hier schlägt die Flamme bis ins Mischrohr zurück und die Verbrennung findet dort statt und verursacht dadurch dieses Glühen. Hat aber nix mit dem eigentl. Thema zu tun, passiert auch mit oder ohne Stopfung.)


    Ergo:

    Wie schon festgestellt, dient die Stopfung mit Messinggaze lediglich zur Optimierung der Vergasung und der Prophylaxe bzw. Beseitigung des Pulsierens aufgrund des Leidenfrost-Effekts.

    Siehe Suchergebnisse mit den entsprechenden Suchwörtern.


    Daß Du nichts zum Thema "Sicherheitselement Gazestopfung zur Verhinderung von Flammenrückschlag" bei der Petromax (und Druckvergaserlampen überhaupt) findest, liegt daran, weil es das nicht gibt.


    Habe ich das jetzt richtig und verständlich erklärt?

    Hoffe es und bitte ggf. entsprechende Korrektur.

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Dankeschön für das Ansprechen des Themas. Ich habe mir die Frage nach der Notwendigkeit der Gaze bei einer gut laufenden Lampe nämlich auch grade gestellt. (Stichwort Verkokung). Hab grade eine 827 aufgearbeitet und gleich benzinfest gemacht. Die läuft auch ohne Stopfung mit Wendelvergaser perfekt mit Grilli oder Bremsenreiniger.

  • Stichwort Verkokung

    Sofern die Lampe nicht 24/7/365 läuft stellt Verkokung in einem absehbaren Zeitraum kein Problem dar - sofern man "sauberen" Brennstoff nutzt und nicht irgendeine Plörre unbekannter Zusammensetzung die 30Jahre im Keller rumgestanden hat.

    Die Autoschlange ist die einzige Schlange, die das A****loch vorne hat!

  • Hallo Forum!



    Solange die Lampe läuft, also unter Druck steht, welcher eine Strömung erzeugt, die das zu Gas gewordene Medium aus der Düse treibt, wo der Gasstrom vor dem Mischrohr Luft mitreißt und dann im Brenner landet, wo die Verbennung innerhalb des Glühstrumpfs stattfindet, kann eh kein Rückschlag Richtung Düse erfolgen. (Wie als wenn man versucht, auf dem Fahrrad sitzend eine brennende Kerze ...)

    Selbst wenn die Düse riesig und praktisch gar keine Strömung vorhanden wäre, dann könnte nichts zurückschlagen!


    Zum Zurückschlagen wüsste sich ein zündfähiges Gemisch im Vergaser befinden.

    Dazu fehlt aber der Sauerstoff!


    Das brennfähige Gemisch entsteht erst im Mischrohr!



    Alles Gute!


    Ramses226.

  • ... und dort über die Düse in den Vergaser schlagen würde, was physikalisch nicht möglich ist, weil ihr Loch dafür zu klein ist.


    Selbst wenn die Düse riesig und praktisch gar keine Strömung vorhanden wäre, dann könnte nichts zurückschlagen!

    Zum Zurückschlagen wüsste sich ein zündfähiges Gemisch im Vergaser befinden.

    Ja, ich denke das ist der springende Punkt: kleine Düsenbohrung / kein zündfähiges Gemisch im Vergaser.

    Wobei ich schon denke, daß die Düsenbohrung nicht unendlich "riesig" sein darf … weil ja dann schon Sauerstoff eindringen könnte?

    Ich habe hierzu auch mal den Abschnitt "Davy-Lampe mit Flammsieb" in https://de.wikipedia.org/wiki/Grubenlampe gelesen, was natürlich ein anderes Thema ist, aber vielleich etwas "artverwandt".


    Wie auch immer: An alle Beitragschreiber vielen Dank für die Feedbacks!

    Ich wollte nur sichergehen, daß ich da nicht eine potenzielle Gefahrquelle einbaue (falls die Flamme z.B. mangels Druck mal ins Mischrohr zurückschlagen würde … usw … "Kopfkino" ;-))

    Jetzt, so denke ich, sind die Bedenken aus physikalischer Sicht unbegründet.


    Viele Grüße - Steven

  • Wobei ich schon denke, daß die Düsenbohrung nicht unendlich "riesig" sein darf … weil ja dann schon Sauerstoff eindringen könnte?

    Ja und gleichzeitig die Strömung nicht ganz um Erliegen kommen dürfte.

    Das sind aber sehr grenzwertige Betrachtungen. Es gibt ja auch (teilweise sehr) enge Bereiche für explosionsfähige Gemische.

    Da bewegst Du Dich dann schon in diese Richtung:

    https://www.chemietechnik.de/e…utz-durch-druckkapselung/


    Selbst wenn es einen Zünddurchschlag gäbe, dann dürfte das auch kaum Schaden verursachen, der Vergaser hält den Druck hoffentlich aus, und das Ganze endet im Tank innerhalb des Brensstoffs, der allein ja auch nicht brennbar ist.

    Aber nun wirds schon richtig abwegig.

  • ...der allein ja auch nicht brennbar ist

    Du weißt aber schon, dass die Luft die du benutzt um den Tank mittels der Pumpe auf Betriebsdruck zu bringen zu ~21% aus Sauerstoff besteht - sich im Tank (insbesondere wenn dieser relativ leer und zudem auch noch heiß ist) sehrwohl eine ziemlich brennbare Atmosphäre bilden kann? =O

    Die Autoschlange ist die einzige Schlange, die das A****loch vorne hat!

  • Der Durchschlag, wenn es denn einen gäbe, würde im FLÜSSIGEN Brennstoff enden.

    Dürfte halt nicht bei leerem Tank passieren.

    Ist jetzt aber alles eine rein akademische Überlegung!

  • Tja ... die Theorie ist die eine Sache.

    Und die Praxis?


    Hat schon einmal wer an einem Tank gelötet, der nicht absolut "sauber" war

    oder mit inertgas bzw. Wasser zuvor geflutet wurde?


    Was würde Eurer Meinung nach denn passieren,

    selbst wenn sich noch ein Rest Sprit in dem Tank befinden würde?


    Außer einer kurzen Stichflamme, begleitet von einem kurzen "Plopp" weiter nüscht.

    Das bisserl Sauerstoff ist in einem Bruchteil einer Sekunde aufgebraucht,

    die Flamme, die da rein geschlagen war und die Zündung verursacht hat, ausgeblasen worden.

    Schluß der Vorstellung.

    Hat der Lötmeister oder einer seiner Zuschauer nicht vor dem Loch gesessen,

    wo die Stichflamme rauskam, ist alles gut.

    Bitte nicht nachmachen!

    So etwas ist sicher schon einigen passiert, auch wenn keiner damit Reklame macht.

    Das nächste Mal hat dann sicher der eine oder andere besser vorgesorgt.

    Aber Lampen und Lötmeister leben alle noch.


    Zurück zur Ausgangsfrage:

    Es ist nicht rein theoretisch, sondern absolut faktisch unmöglich,

    daß eine Flamme über die Düse in den Vergaser,

    geschweige denn in den Lampentank zurückschlagen kann.

    Noch nicht einmal, wenn sich keine Düse mehr oben auf dem Vergaser befände

    und/oder der Tank ratzeputze leer wäre.


    Aber auf jeden Fall schon sehr interessant,

    mit welchen Fragen sich manche Menschen beschäftigen und sich ihres Schlafes berauben.

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Ich habe noch ein wenig recherchiert und möchte dies dem Thread als Info - nur der Vollständigkeit halber - nicht vorenthalten ;-)


    Wenn man im Netz nach den Bezeichnungen "Grenzspaltweite" / "Normspaltweite" sucht, trifft man auf Informationen zu deren Zusammenhang mit den Themen "Flammendurchschlag" bzw. "Zünddurchschlag".


    Beispielsweise unter

    https://www.haufe.de/arbeitssc…desk_PI957_HI2732631.html

    https://www.huckauf.de/PDF/kit…herungen_2018_Huckauf.pdf

  • Danke für die Links!


    Im direkten Kontext zu "unserem" Hobby würde ich dann noch auf die echten Grubenlampen verweisen,

    wo man sogenannte Flammensiebe, also diese Messinggitter als Ex-Schutz verwendet.

    Link zu Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/…#Davy-Lampe_mit_Flammsieb

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Hallo Steven,


    vielen Dank für die Links- da dürften wir ja mit unseren üblichen Düsendurchmessern auf der sicheren Seite sein.

    Außer das unser "Normspalt" natürlich kürzer als 25mm ist.



    Lieben Gruß, Peter.

    PX-pleibs xund