Feuerhand 175 ungebrannt?

  • Hallo zusammen,

    habe kurz vor Weihnachten in der Bucht für kleines Geld ne Feuerhand 175 geschossen. Bilder waren wie sooft nicht die besten... Sah zerschlissen aus.

    Heute kam das gute Stück dann bei mir an.

    Und die Überraschung: Das einzige was sie hatte, war ne dicke Staubschicht. "Restaurationszeit" 20 min... ;) Ansonsten ist die Lüchte tip top... Ich halte sie für ungebrannt. Blitzsauber, kein Russ, kein Treibstoffgeruch. :wiegeil:

    Vom Alter her würde ich sie auf frühe 40er einordnen. Aber ich kenne diese Art von Jena Glas nicht. Kann man sie damit evtl. noch genauer bestimmen?

    Kann der Docht auch der ab Werk sein?

    Eigentlich sammle ich ja gut erhaltene Lampen in Funktion.... Aber ich glaube, bei der bleibt der Tank ausnahmsweise mal trocken... 8o

    Gruß, MisterPancake


    Ein paar Bilder möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten... Guten Rutsch :trink:

  • Eine 175'er vorkrieg NOS? Donnerwetter, findet man nicht alle Tage.:wiegeil:

    Ist das Gerät denn verzinnt? Dann müsste sie definitiv bis maximal

    Anfang 39 produziert worden sein. Denn Zinn durfte als kriegswichtiges

    Material für Sturmlaternen nicht mehr benutzt werden. Und natürlich

    nach 37, da einteiliger Brenner.


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Moin - und frohes neues Jahr an alle! :trink:


    Glückwunsch zu dieser 175, sie sieht wirklich sehr schön aus. Manchmal hat man wiklich Glück bei den Angeboten aus der Bucht, besonders wenn ein Verkäufer scheinbar kein Interesse hat, seinen Artikel adäquat zu präsentieren. Da werden manchmal "Leichen" ins Bild gestellt - es ist unmöglich. Gut für uns Schnäppchenjäger.


    So, nun mal zum Eingemachten:

    - Das Glas ist Vorkrieg, einwandfrei. Es existieren zwei Versionen von Schott, einmal die "Feuerhand"-Version und dann das abgebildete Modell (was auch sicher als Ersatzglas für andere Marken verkauft wurde - ich hab' das gleiche Glas schon an einer Frowo 50 gesehen). Schott blieb übrigens nach dem Krieg in Jena und produzierte Glaswaren u.a. unter dem Namen "Rasotherm" (findet man an BAT-Laternen der Nachkriegszeit). Der westdeutsche Ableger produzierte bekanntlich in Mainz weiter und bekam ab 1960 wieder die Möglcihkeit, für Feuerhand die Gläser zu produzieren (in den 1950ern war AUER Bad Gandersheim am Drücker).


    - Die Laterne sieht werksneu aus - ein, zwei Flugroststellen sind zu sehen, das ist richtig. Man muß sich aber überlegen, daß diese Laterne (unverzinnt) von 1939-42 produziert wurde, also fast 80 Jahre alt ist. Wenn ich den Zustand hier nun sehe, kommen mir Zweifel am Originalzustand. Wenn die Laterne nicht gerade unter Glas aufbewahrt wurde, müßten irgendwelche Lagerspuren erkennbar sein. Dieses Exemplar erscheint mir "zu neu".

    Es gibt in der Bucht momentan einen Anbieter ("muetze_01"), der haufenweise in diesem Farbton sehr gut (aber über-) restaurierte Laternen anbietet. Bei dem habe ich schon fast die gesamte FH-Palette an Frischluftlaternen im Angebot gesehen. Ab und zu sind auch BAT-, Chalwyn- und Frowo-Modelle dabei - alle in einem Zustand wie abgeleckt, aber nicht als NOS deklariert.


    - Docht: Für ein angeblich fast 80 Jahre altes Teil sieht der mir auch zu neu aus. (Zweiter Blick: Ja, ich halte den Docht für neu.)


    Tut mir leid, wenn ich zu diesem Ergebnis komme, aber gerade bei NOS-Laternen aus der (Vor-) Kriegszeit muß man sehr vorsichtig sein. Es gibt Leute, die die Aufarbeitung der Laternen perfekt beherrschen. Nur den 80 Jahre alten Touch (= Patina) kriegen sie nicht hin.

    Ich habe schon kleine FH-Laternen von einem Sammler aus Österreich als NOS gesehen - die hatten aber auch noch das originale Verkaufssiegel am Bändchen dabei (obwohl man das auch fälschen kann, klar). Bei solchen Exemplaren geht der Preis in der Bucht gern mal bis 150 EUR für eine FH 175.


    Trotz meiner Bedenken nochmals Glückwünsche zu diesem schönen Exemplar. Ich besitze aus der selben Zeitperiode vier Laternen und drei Varianten aus der Nachkriegszeit. Ich mag dieses FH-Modell sowieso am liebsten und arbeite es gern auf - gerade wenn es Zeichen des Alters zeigt. (Wie geschrieben: 80 Jahre!) :done:


    Gruß, Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Moin Micha,

    Danke für die ausführliche Erklärung und auch nochmal vielen Dank für die verzinnte FH 175. Ich hatte mich gar nicht mehr gemeldet... :whistling:

    So... Aber jetzt nochmal zur aktuellen 175.

    Ich hätte mal Bilder im original Zustand machen sollen... Die kam eben nicht so sauber bei mir an. Die Lampe hatte eine gleichmäßige Staubschicht, die zum Teil recht hartnäckig war. Brenner und Glas lagen unter sehr dickem Staub und das Glas war von außen kräftig angelaufen. Habe das ordentlich geputzt um das wieder klar zu bekommen.

    Daher denke ich eher nicht, dass die Lampe aufgearbeitet wurde. Auch die "Lecknasen" am Tank unter den Luftrohren von der Tauchlackierung sind sichtbar und passen zu der aktuellen Lackschicht.


    Gruß, MisterPancake

  • Hallo Micha,


    Wenn ich den Zustand hier nun sehe, kommen mir Zweifel am Originalzustand.

    genau das glaube ich nicht und zwar aus folgendem Grund:

    Äußerlich kann man die Lampe wieder in einen Zustand versetzen, daß

    sie absolut fabrikneu aussieht. Aber im Tank, wo sie ja, bedingt durch

    Kondenswasser, immer gerne gammelt, wird man sie nie wieder so optimal

    hinbekommen. Selbst wenn sie, wie damals bei der Firma Nier, tauchlackiert

    würde, wären nach kurzer Zeit wieder Rostspuren im Tank sichtbar. Geschweige

    denn, wie bei den meisten unverzinnten Exemplaren, wenn der Tankboden

    Durchrostungen aufweist. Solche Spuren sind im Rahmen einer Restauration

    nur mit übermäßigem Aufwand wieder unsichtbar zu machen. Und die Mühe

    gibt sich bei einer 175'er niemand.


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Moin Hans-Werner!


    > wenn ^Tom^ mit seiner Liste nicht falsch liegt, muss deine Aussage nicht stimmen


    Was "muß nicht stimmen"?

    Ich habe dieses "Jenaer Glas" sowohl in einer Frowo 50 als auch in mehereren FH 175 und 176E verbaut gesehen bzw. selbst in der Hand gehabt. Daher meine Aussage.


    --> Markus K:

    > Äußerlich kann man die Lampe wieder in einen Zustand versetzen, daß

    > sie absolut fabrikneu aussieht. Aber im Tank, wo sie ja, bedingt durch

    > Kondenswasser, immer gerne gammelt, wird man sie nie wieder so optimal

    > hinbekommen.


    Dein Einwand ist berechtigt. Ich hatte aber letztens eine verrostete FH 276-STK von 1953 in der Aufarbeitung, deren Tank im Innern auch blitzeblank war - kein Vergleich mit dem Äußeren, das man nur mit der Kohlenzange anfassen konnte.

    Mir sieht die oben vorgestellte 175 zu sehr nach aufbereitet aus (vergleiche nochmal die Fotos aus den Angeboten des o.g. eBay-Nutzers). Es ist wie beim Juwelier: bevor man das Ding nicht in Händen hält, kann ich zumindestens nichts genaueres über Alter/Herkunft sagen. Mich stören vor allem die nicht vorhandenen Lagerspuren (oder Lackalterung?) und der sichtlich neue Docht. Ich kann mich irren, aber das ist bisher meine Meinung anhand des gelieferten Fotomaterials.


    Ich hab mir gerade meine Lieblings-FH 175 geschnappt: es ist eine 175 mit den letzten Vorkriegsprägungen, aber noch ein verzinntes, unlackiertes Modell (also vor Kriegsbeginn gefertigt - die Patina außen ist wunderbar). Leuchtet man hier in diese - sichtlich gebrauchte (!) - Laterne rein, sieht man im Tank auch keinen Rostplacken. Dieses Exemplar brauchte ich im Übrigen auch nur kurz vom Staub befreien, denn die Oberfläche hat außen minimalsten Rost im auffälligen Bereich. Das deutet natürlich auf eine absolut trockene Wohnungs(?)lagerung hin. Aber der Laterne sieht man auch an, daß sie alt ist.


    Ein Alttagsobjekt, das vorgibt *** 80 Jahre alt zu sein, und dann keinerlei Spuren der Jahre im Lack zeigt, sollte m.E. immer mit Vorsicht betrachtet werden. Wie lagert man nur so eine Laterne diese lange Zeit, daß sie sich in so einem perfekt neu erscheinenden Zustand präsentiert? (Das ist für mich die Frage.)


    Tut mir ja leid, aber 25 Jahre Kunst & Krempel hinterlassen ihre Spuren...! :rofl:

    Gruß, Micha.


    *** Die Laterne selbst ist zweifelsfrei diese 80 Jahre alt, nur der neuwertige Zustand ist für mich fraglich.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Gratulation zu deiner Lampe. Ist sie noch dem Verkäufer muetze ?


    Wenn ich diesen Thread so lese, dann denke ich auch das dort vielleicht was gemacht wurde.

    80 Jahre und dann in so einem Zustand ? Wer weiß ?


    Habe von dem oben genannten Nutzer 8 Lampen gekauft.

    Doch da gibt eigentlich keine Unterschiede. Die Zink Lampen sind vom reinen Zustand genauso wie die Olivgrünen


    2 x BAT 159- Olivgrün, Lampe sieht NOS aus. Eigentlich wie neu. Docht nur einmal kurz angezündet. Tank war innen Blank. Preis war unter einer neuen FH 276

    BAT 158 -Olivgrün genauso. Preis war unter einer neuen FH 276

    FH 276 STK, Zink Zustand NOS

    FH 276 STK - Olivgrün

    Frowo 75 - Olivgrün- Preis fast genauso

    BAT 158 - Zink - NOS

    BAT 159 - Zink - NOS.

    Alle Lampen lagen nie unter 30 €

    Daher , wenn die Olivgrünen Lampen halt neu lackiert wurden, warum dann der Aufwand ? Für so wenig Geld.

    Aber auch so, wenn der Preis stimmt, und man kein Sammler ist der Lampen sammelt die Original noch so in einem Zustand sind, ich würd mich freuen. Denn die Lampen sind im Top Zustand. Zudem sehr netter Kontakt.

  • Moin,

    der Lack an sich wirkt auch nicht wie gestern lackiert, ist aber sehr gut erhalten.

    Neben einem kleinen bisschen Flugrost an einigen Kanten, gibt es leicht gealterte Stellen entlang der Luftrohre. Den Rest habe ich durch die vorsichtige Reinigung aufpoliert.

    Der Verkäufer ist nicht muetze, es ist jemand der mit allen möglichen, größtenteils antiken Artikeln handelt. Derzeit 80 Artikel online, davon keine einzige Dochtlampe. Daher auch hier kein Hinweis auf professionelle Aufbereitung...


    Gruß, MisterPancake

  • Moin Micha,


    mein "das muss nicht stimmen" bezog sich auf die Einordnung des Glases als Vorkriegsware.


    Da ich mich selbst nicht näher mit der Geschichte der Schott-Glaswerke, kann ich keine belegbare Aussage treffen.


    Wie gesagt, von der Form her, gehört dieses Glas eher in eine Frowo 50 - die es auch schon in der Vorkriegszeit gab.


    Wir werden es nicht endgültig klären können.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Moin Hans-Werner!


    > mein "das muss nicht stimmen" bezog sich auf die Einordnung des Glases als Vorkriegsware.


    Okay, das Logo wurde anscheinend bei Vor- und Nachkriegsware eingesetzt, die Glasqualität entspricht eher ersterer. Soweit es FH betrifft, habe ich bisher so ein Glas nur in Vorkriegsmodellen in der Hand gehabt. Das Frowo 50- und FH 175/176-Glas ist von den Dimensionen her identisch, paßt also in beide Laternen.


    Gruß, Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Hallo Alle zusammen,


    zuerst möchte ich mal auf das Glas eingehen.

    Das ist die zweite Linie die die Firma Nier im Jahre 1932 neben den

    Gläsern mit FH Ätzung eingeführt hat. Es ist nicht die zweite Wahl,

    sondern eine etwas günstigere Variante der Jenaer Gläser. Daher

    fehlt auch die Feuerhand Ätzung.

    Bruno Nier hatte sich ein Monopol auf diese Gläser bei Schott gesichert.

    Andere Firmen durften diese Gläser nicht verwenden oder gar bei Schott

    bestellen.

    Im Glas unten befindet sich die Fertigungsnummer von Schott - Jena: 3889

    Die gleiche Nummer befindet sich auch auf den immer wieder auftauchenden

    zylindrischen 'Notgläsern' der FH 175.


    Nach dem Krieg im Jahre 1950 lagen dem VEB Sturmlaternenwerk noch

    450 000 gemarktete Gläser vor. Selbige mit Feuerhand Markung wurden

    mit Zustimmung der Nier KG, Lockstedter Lager an die Firma Morin & Co.

    verkauft. Morin verkaufte die Gläser ins Ausland u.a. nach Frankreich

    weiter.

    Als die Tauchverzinnung verboten wurde gab es drei Möglichkeiten

    um die Lampen schützen:

    - Spritzlackierung

    - Tauchlackierung

    - aluminiert (Alubronze im Ofen eingebrannt)

    - Silberbronziert ( mit Alubronze lackiert)


    Wurden die Lampen in Feldgrün gehalten, so waren die Brenner bis

    in die 40er Jahre hinein noch verzinkt! Nier muss riesige Vorräte davon

    gehabt haben! So ab 1942/43 wurden dann auch die Brenner lackiert.

    Im Anhang zwei Photo von FH Laternen in meiner Sammlung mit Originallackierung.


    Grüße

    stonewasher





  • Hallo Jörg,


    ich habe in meiner Sammlung eine ungebrannte Frowo 770 aus den 1950er Jahren. Diese Lampe hat ein Jenaer Glas mit dieser Markung (einschl. Nummer) eingebaut. Auf der anderen Seite des Glases klebt ein Frowo-Glasaufkleber. Mit Sicherheit alles original!


    Also wurden von Frowo entweder Gläser aus dem Nier-Bestand verwendet oder die Gläser wurden mit gleicher Nummer weiter produziert.


    Nier hatte an diesen Gläser wahrscheinlich kein Interesse mehr, da die Glasform der 175 in der Nachkriegszeit eine andere war.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    ohne es direkt beweisen zu können, gehe ich mal davon aus, dass man die Gläser

    mit nur Jenaer Markung in Beierfeld zurück gehalten hat um sie selbst zu verwenden.

    Es waren neutrale Gläser ohne die FH Markung also völlig unbedenklich für den sozialistischen

    Staat.

    Ob Schott - Jena noch die Fertigungsnummer für Nier nach dem Krieg weiter verwendet hat

    steht auf einem anderen Blatt!

    Hat Schott - Jena denn nach dem Krieg überhaupt noch Sturmlaternengläser gefertigt?


    Grüße

    Jörg