Gravur- und Blecharbeit...

  • Hallo,


    nachdem meine letzte Neuerwerbung, eine typische Blendlaterne von 1918, wie üblich ohne die Abblendbleche daherkam, entschied ich mich für eine Rekonstruktion.

    An sich kein großes Ding, die Bleche sind simpel aus oberflächenbeschichtetem Stahlblech gebogen. Wäre da nicht der Umstand, daß bei den Laternen dieses Herstellers

    "Excelsiorwerk", das vordere Blech von der Artilleriewerkstatt Dresden zugekauft (?) wurde. Es trägt daher den dafür typischen Herstellerstempel, der bei der Rekonstruktion

    nicht fehlen sollte...

    Natürlich ein gewaltiger Aufwand, der sich eigentlich kaum lohnt - so teuer sind komplette Laternen dieses Typs ja nicht. Aber es brachte zumindest Bastelfreude.


    Ich habe in der Vergangenheit viel zu wenig Restaurationen mit dem Fotoapparat begleitet. Werde ich nun öfter machen, vielleicht irgendwann mal für meine Söhne interessant-

    oder für andere Bastler, keine Ahnung.


    Viele Grüße,

    Dierk


  • …mega, was hier im Forum so an Experten für besondere Aufgaben werkelt.

    :hail::applaudit::respekt:
    Endlich mal wieder was richtig praktisches…weit weg von Aromaten, Ketten, Düften, Lichtspektren, Brennstoffe, Verbrauch in ml pro h…;).


    Grüße Tino

    Wer zu wenig Fehler macht, hat zu wenig ausprobiert.

    Zu viel Nachdenken ist wie Schaukeln. Man ist zwar beschäftigt, kommt aber kein Stück weiter.

  • Danke, Tino!


    2016 habe ich mich ganz intensiv mit gravieren auseinandergesetzt. Damals etliche Schlagbuchstaben- und Zahlensätze alter Art (mit Seriven) in verschiedenen Größen graviert.

    Im April 2018 haben meine Augen schlagartig nachgelassen. Seither mache ich das, genau wie Taschenuhrreparaturen, nur noch selten…


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Respekt, sehr gute Arbeit :thumbup: und ein riesen Aufwand, aber einmal angefertigt hat man es halt und so ein Stempel hält ewig.


    Habe mich gleich wieder in meine Lehrzeit (82-85) als Werkzeugmacher zurückgesetzt gefühlt, da mussten wir auch verschiedene Stähle per "Hand" härten und anlassen, um ein Gefühl für die Temperatur und den Anlassfarben zu bekommen. Als Facharbeiter durften wir den Härteofen benutzen, war natürlich um einiges einfacher und sicherer. Denn so ein Schneidwerkzeug zu fertigen war zeitintensiv und dadurch teuer in der Herstellung.


    Aber auch die anderen Arbeitsschritte sind wahnsinnig interessant und zeugen von einem hohen handwerklichen Wissen und Können! Aller größten Respekt.


    Gruß Jens

    Viele Grüße aus Ueckermünde, Jens

  • Hallo Jens,


    vielen Dank!


    Ja, beim Härten ohne speziellen Ofen kann viel schief gehen - und ging mitunter auch schon schief bei mir. Einige der Punzen sind mir dabei gerissen, besonders die ganz kleinen mit 3mm Schrifthöhe. Jedes Mal sehr ärgerlich, sind doch einige Stunden Arbeit dann zum Teufel. Oder die Punze wird zu heiß, daß der Stahl, bzw. sein Kohlenstoff "verbrennt", oder beim Anlassen wird er eben doch "blau" oder bleibt zu hart und bricht dann später aus. Oder, oder... Immer etwas Glücksache, wenn man nur angelesenes Halbwissen hat wie ich.


    An das Gravieren selbst kam ich durch eine andere Sammelleidenschaft - das Sammeln von (Metall-) Petschaften und Stempeln von Behörden, die ja früher stets handgraviert waren.

    Ich habe mir seinerzeit als Anleitung ein Lehrbuch für Graveure aus dem Jahr 1916 gekauft. Die Stichel gibt es günstig konvolutweise in der Bucht. Eigentlich ist das alles gar nicht so besonders schwer bei relativ einfachen Punzen.

    Die Hinweise, welcher Stahl bei welcher Temperatur und mit welchem Medium (Salzwasser oder Pflanzenöl) gehärtet werden muß, gibt es in verschiedenen Messermacher- oder Hobbyschmiedeforen.


    Aber bei Stempeln oder Matrizen für Münzen/Medaillen sieht das natürlich anders aus - in Bezug auf "einfach". Einmal abgerutscht und die Arbeit von Wochen (?) ist perdu.


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Hallo Uwe!

    Danke Dir.


    Ja, meine sind bis auf eine nun komplett. Natürlich versuche ich, die Nachbauteile auszutauschen, wenn ich mal an originale Teile gelangen sollte.

    Bei einer Laterne fehlt Tank und Brenner. Das wird natürlich schon schwierig. Tank selbst herzustellen würde ja noch gehen, aber der Brenner mit Galerie?

    Außerdem fehlen bei allen noch die Kerzeneinsätze. Da ich kein Muster habe, konnte ich die noch nicht nachbauen.


    Jein. Gelernt habe ich Funkelektroniker, danach eine weitere Ausbildung als Kfz-Mechaniker gemacht, da länger im Lkw-Bereich gearbeitet. Aber nun schon seit 24 Jahren in der Chemie tätig.

    Immerhin in beiden Ausbildungen die Grundzüge drehen, fräsen, Löten weich/hart (Kfz auch schweißen) mitnehmen können.

    Ansonsten „mit den Augen stehlen“ und öfter mal etwas ausprobieren, auch vernickeln/verzinken/eloxieren bekomme ich ganz gut hin.


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Genial :love:

    Danke für`s zeigen :naughty:


    Gruß

    Andreas

    Leuchtende Grüße


    Der Leuchter


    www.drees.dk

    _______________________________________________________________________
    Es ist besser, ein kleines Licht zu entzünden,
    als über große Dunkelheit zu fluchen.
    - Konfuzius -
    :applaudit:

  • vielen Dank für deinen Beitrag. Ich finde es beeindruckend, dass du dich so viel Mühe gemacht hast, um einen alten Scheinwerfer zu restaurieren.


    Ich verstehe, dass es in diesem Fall vielleicht nicht die wirtschaftlichste Lösung war. Aber es ist ja auch nicht nur eine Frage des Geldes. Es geht auch um die Freude an der Arbeit und um die Liebe zum Detail.


    Ich finde es auch gut, dass du deine Restaurationen künftig mit der Kamera dokumentierst. Das ist eine tolle Möglichkeit, um deine Arbeit zu teilen und anderen Interessierten zu zeigen, wie man es macht.

  • Hallo!


    Danke für die letzten Beiträge :]


    Ja, rein wirtschaftlich ist das natürlich Unfug, nur wegen einer Stempelung solch einen Aufwand von vielleicht 4 Stunden nur für das Frontblech zu betreiben.

    Manchmal bekommt man derartige Militärlaternen aus dem 1. Weltkrieg schon komplett für unter 50€, wenn der Besitzer sie als vermeintliche Gruben- oder Bahnlampe in die falsche Kategorie einstellt. So bekam ich schon mal eine komplette Laterne für 23€...


    Aber jedesmal aus mehreren Laternen eine zusammenstückeln, und das Gehäuse dann nach dem Kannibalisieren verwerfen, ist irgendwie auch blöd. Ist ja trotzdem ein Stück Geschichte, welches erhalten bleiben sollte. Daher suche ich nun eher Einzelteile oder fertige halt nach und tausche dann aus, wenn ich durch Tausch oder Zufall mal an originale "Brocken" gelange.

    Dient ja sowieso nur meinem eigenen Plaisir. Meine Söhne interessieren sich nicht dafür, mein Umfeld eigentlich auch nicht. Mitnehmen kann ich's ja leider nicht.


    Bedauerlicherweise habe ich von vielen Restaurationen keine Fotos.

    Ich habe mich 2010 bis 2015 viel mit Metallguß (Bronze, Messing, Zink, Alu) beschäftigt - davon leider nur eine Rekonstruktion einer zu 50% unvollständigen Adlerskulptur dokumentiert.

    Danach mit Prägetechnik und Stanzen experimentiert mit zum Teil ganz guten Ergebnissen und mich 2016/17 ausgiebig mit Gravurtechnik befasst...


    Ist halt schade, wenn solche Dinge/Arbeiten irgendwann verloren sind. Den Gegenständen sieht man ja nicht an, mit welchem, teilweise immensen Aufwand sie wieder "lebendig" wurden.


    Vielleicht nutzt es aber auch anderen Bastlern als Anregung, einfach mal Dinge zu versuchen, mit denen man sich vorher noch nie beschäftigt hat.

    Ich lerne mit jeder Arbeit noch dazu...


    Viele Grüße,

    Dierk