Dr. Höhn´s Spann - Lampe

  • Bei Recherchen zu meinem vergangenem Berufsleben im Graphischen Gewerbe stieß ich auf eine seltsame Lampe, die um 1907 von Dr. Karl Höhn entwickelt und auf den Markt gebracht wurde.

    Die Dr. Höhn GmbH ist in Kreisen des Graphischen Gewerbes bekannt, wurde aber 2019 insolvent und von der Ludo Fact Gruppe übernommen, die seither unter Höhn Display + Verpackungs GmbH firmiert.

    Ein Anruf wegen der Bildrechte des Gemäldebildes von Karl Höhn ergab nebenbei, das es wohl aus der Wirkungszeit des Dr. Höhn keine Unterlagen mehr gibt.


    Eine Zeitungsanzeige aus der Zeit der Entwicklung der Lampe verdeutlicht das sie sich offensichtlich einer großen Nachfrage erfreute.

    Trotzdem war es schwer ein noch fast neuwertiges, vernickeltes Exemplar zu bekommen.


    Die Lampe besteht aus dem Fuß, in den die Glaslampe eingesetzt wird, dem glatten Zylinder, und dem darauf sitzenden Verdampfungsbassin.

    An der Glaslampe ist eine Lasche angebracht, für den vorhandenen Reflektor.

    Das besondere ist der Brenner mit 4 mm Volldocht.

    Im Dochtrohr sitzt ein geschlitztes Rohr um den Docht mittels Dochtnadel in der Höhe justieren zu können.

    Über einen Hebel kann dieses geschlitzte Rohr um 90° gedreht werden, wodurch das gesamte Dochtrohr wieder geschlossen wird, was wichtig für die in der Werbung versprochene Geruchslosigkeit ist.

    Um immer ausreichend Brennstoff zur Dochtspitze zu transportieren, was für die Geruchslosigkeit ebenso wichtig ist, hat Höhn das Dochtrohr unterhalb der Aufnahme großzügig aufgeschnitten, um einen Saugdocht einfädeln zu können.

    Damit wird erreicht das bei ständig gleichbleibender Flammenhöhe das Bassin bis auf den letzten Tropfen Brennstoff geleert wird.

    Wie in der damaligen Werbung versprochen ist die Lampe mit diesen Maßnahmen tatsächlich vollkommen geruchslos.


    Die Höhe der Lampe über den Verdampfer beträgt 21 Zentimeter.

    Der Inhalt der Verdampferschale verdampft innerhalb von zwei Stunden ohne zu kochen, und muß dann wieder aufgefüllt werden.

    Das Bassin faßt 80 ml in der vorgeschriebenen 3/4 Füllung, womit die Lampe rund 20 Stunden leuchtet.


    Dabei war die sechs sprachige Anleitung und ein noch verschlossenes Briefchen mit Ersatzdochten.


    Diese Lampe ist eine schöne Ergänzung zu den drei vorhandenen Lampen mit Verdampfungsschalen.


    Das zweite Bild zeigt die Einzelteile im ungesäuberten Zustand.












    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Alter Schwede.

    Rolf da hast du wieder was seltenes,stylisches in der lamperei :tongue: Uns gezeigt.

    Auf sowas kommt ja kein mensch.

    im ersten. Moment dachte ich an was sakrales.... einen "Hostien vorwärmer " oder stationärer Weihrauch verdampfer.

    Gruß Thomas

  • Ja Ulrich, Glück gehabt.


    markes


    Danke für den Patentlink und die Werbung Markus.

    Die Anleitung zur Höhn - Lampe zeigt, das man später die Führung des Saugdochtes vereinfacht hat.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Noch etwas zu Dr. Karl Höhn - was ihn für mich zu einer imposanten und vorbildlichen Figur macht.


    Nachdem er die Lampe entwickelt hatte promovierte er in Tübingen.

    1910 setzte er sein Erbe ein und kaufte eine kleine Buch - und Steindruckerei, die er in den nächsten Jahren erweiterte.

    In wenigen Jahren erlangte die Firma und gegründete Verlage immer größere Ausmaße, und 1927 beschäftigte er 1200 Mitarbeiter.

    Da er 1933 dem Nationalsozialismus äußerst kritisch gegenüber stand und sich nicht gleichschalten ließ, kamen zunehmend Repressalien auf ihn zu, indem man ihm städtische Aufträge entzog und Verlagstätigkeiten verbot, bis hin zum erzwungenen Verkauf der Zeitungsverlage oder kurzzeitiger Inhaftierungen.

    Höhn bleibt aber standhaft, auch als nach Ausbruch des Krieges die Drangsalierungen durch das verbrecherische Regiem zunahmen.

    Den Untergang des alten Ulm im Bombenkrieg mitsamt der Zerstörung seiner Produktionsstätten (und ihren späteren Wiederaufbau) erlebt er jedoch nicht mehr. Bereits 1942 geht sein Leben zu Ende.


    Erinnert mich an das Schicksal meines Großvaters, der vergleichbar unbeugsam dem Nationalsozialismus gegenüber stand...



    Copyright Höhn Display + Verpackungs GmbH



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf.

    Interessante Lampe und gut zur Firma und Person recherchiert!

    Ich wollte, ich könnte über Hugo Pollak auch mehr heraus finden, aber außer ein paar Zeitungsanzeigen konnte ich leider nichts finden. :-(

    Frohes Verdampfen. :-)

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch: