Bunkerlaterne

  • ... eine der drei Bunkerlaternen, also die übriggebliebene, ist ja ein schönes Messingteil, leider mit ziemlich gerissenen Tank ...


    Nun bin ich also auf den Gedanken gekommen, nur um ihr etwas Licht zu entlocken, ein Teelich hineinzuondulieren.



    Dazu bin ich auf " Entdeckungsreise gegangen und habe soweit ich konnte, alle Hebel und Sperren und Blenden bewegt und bin dahintergekommen das man den ganzen rückwärtigen Teil, also die Dröppelminna und den Pulvertank ... sowie eben den Brenner selber ... als ganzes entnehmen konnte.


    Dann wollte ich den Spiegel etwas säubern und entdeckte dabei das man diesen mitsamt eines oberhalb eingeschobenen Bleches und Blechringes eben einfach gerausziehen kann.



    Weiterhin sah ich dann das "unten" ebensolche Führungsbleche quasi darauf warteten das ich das Blech umdrehte und dort einschob...



    Und siehe da: das vorher ringförmige Kaminblech steht nun aufrecht mit einen Durchmesser von etwa 60mm und ein Teelicht passt hier natürch locker herein... nun und das Licht ist natürlich wie erwartet schön.



    Jetzt ist die Frage: ist das Absicht, ist dieser Ring tatsächlich für ein Hindenburglicht gedacht, welches ja in verschiedenen Durchmessern um 55 - 60 - 70mm angeboten war und damit szsgn. die Ersatzbefeuerung für nicht vorhandenes Wasser oder Karbid?



    Gruß aus dem IM Befreiten Ahrtal


    Heri

  • Hallo onkelheri,


    wie kommst Du darauf, dass Deine Laterne eine Bunkerlaterne war?

    Von der Machart her passt sie gut zu dem Patent von F.F.A. Schulze, Berlin aus dem Jahr 1923:

    Solche Messingkarbidlaternen wurden auch gerne im Bergbau als Markscheider Laternen eingesetzt.


    Grüße

    Jörg

  • Hallo und guten Morgen Jörg,


    nun als ich die beiden Bunkerlaternen aus Bakelit bekam, war diese dabei … und verschiedene Informationen, die das Web und auch befragte Leute hervorbrachten, gingen halt in diese Richtung. Bunkerlaterne auch wegen des Pleitgeiers. Das die Funktion der Blenden der Messinglampe, mehr als nur „auf Tarnlicht abblenden“ sein könnte, hatte ich ja länger im Sinn und hatte die Bergbaurichtung hier irgendwann schonmal angesprochen.

    Die Bakelitlampen hatten solche Blendeneinschübe zwar auch, ließen sich aber leichter als Bunkerlaterne identifizieren. Diese gingen übrigens in Richtung Dresden in ein Privataudienz in dem wohl ein Bunker nachgebildet wurde.


    Jetzt werde ich mal den Begriff „Markscheider“ verfolgen und mich noch ne halbe Stunde über die Patentschrift freuen 👍🫡


    Gruß aus dem Ahrtal


    heri

    "Wem das Wasser bis zum Halse steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassen!"

  • Hm - ich kann mir nicht helfen, aber diese Laterne erinnert mich doch stark an die Modelle (produziert von verschiedenen Herstellern), wie sie bei der Eisenbahn eingesetzt wurde. Diese Laternen sind immer noch in Massen zu finden, der Karbidapparat durchaus auch hier zum Herausnehmen.

    https://www.eisenbahnlampen-au…erk.de/kerzen-und-karbid/


    Warum hier von "Bunkerlaterne" die Rede ist, verstehe ich nicht. Wer schonmal in einem Bunker war und sich dann vorstellt, wie ein Haufen Leute darin sitzen, dann erübrigt sich so eine Funzel schon allein wegen des Luftverbrauchs. Offenes Feuer war in Bunkern sowieso verboten. Diese Gebäude waren durchaus mit elektrischem Strom ausgestattet.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Hallo Micha,


    Du solltest bitte zwischen einem Luftschutzbunker (da treffen Deine Aussagen voll zu!) und einem Gefechtsbunker unterscheiden.

    Nur ein sehr geringer Teil der Westwallbunker hatte überhaupt Elektrizität! Größere sogenannte B-Werke oder Sanitätsbunker hatten

    eigene Generatoren zur Stromerzeugung und meist auch einen Anschluß an das öffentliche Netz. Im Kriegsfall wurde der natürlich schnell

    gekappt.

    Bei der Bahn wurde solche Laternen ebenfalls in verschiedenen Ausführungen verwendet.


    Die Bakelitlaternen die Heri oben erwähnt wurden bis ca. 1941 verwendet, dann gab es die gleiche Ausführung aus Stahlblech

    Beide Bilder stammen von der französischen Hompage:

    https://www.techmili.com/

    Der Betreiber hatte mir vor Jahren mal die Erlaubnis gegeben sie verwenden zu dürfen.

    Diese Laternensätze wurden mit in Bunkern verwendet jedoch nicht ausschließlich. Sie kamen überall dort

    zum Einsatz wo man feldmäßige Lager aufgeschlagen hatte.

    WaA Stempel mit dem Pleitegeier wurde überall dort angebracht wo eine Laterne oder ein anderer Gegenstand

    für das Militär zugelassen war. Dies war jedoch nicht zwingend erforderlich! Ich habe noch keine Feuerhand Laterne

    gesehen, die einen Abnahmestempel einer Heeresprüfanstalt hatte.


    Grüße

    Jörg

  • Hallo Heri.


    deine Laterne findest du auch im Netz unter dem Suchbegriff:

    einheitslaterne wehrmacht

    Du hast die Stahlblech Ausführung.


    Und ja, da wo du das Teelicht stehen hast, das ist die Halterung für ein Hindenburg Licht / Dosenlicht / Dunkelfeind / Lichtpatrone um nur einige Begriffe zu nennen.

    Der Reflektor müsste sich in der Höhe verstellen lassen.

    Die unterste Stellung, da wo er jetzt ist, wird beim Betrieb mit einer Kerze 🕯 im sogenannten Kerzenhalter verwendet.

    Das ist ein Rohr mit Feder welches samt Kerze von unten in die Laterne eingebaut wird.
    Die bei deiner Laterne gut sichtbare Kappe mit dem Loch bildet das obere Ende.


    Die Flamme 🔥 liegt dann genau vor dem Reflektor/Spiegel.

    Bei Verwendung eines Hindenburg Lichtes ca 5 cm höher.


    Anstelle eines Hindenburg Lichtes gab es aber auch noch einen Brennereinsatz für Petroleum welcher auch genau in diese Halterung passte.

    Auf dem letzten Foto von Jörg kannst du übrigens unten rechts den Kerzenhalter / Lichtröhre und auch den Brennereinsatz gut erkennen


    Grüße aus Franken

    Wilhelm

    3 Mal editiert, zuletzt von Wilhelm H. ()

  • Moin Jörg!


    Okay, mit der Verwendung in "Gefechtsbunkern" kann ich leben. Ich stelle mir nur gerade vor, wie die Soldaten in den feuchtkalten Betonwerken wie die Sieben Zwerge mit Karbitlampe durch die Gänge wanderten... :nikolaus::nikolaus::nikolaus::nikolaus::nikolaus::nikolaus::nikolaus:


    > wurden mit in Bunkern verwendet jedoch nicht ausschließlich. Sie kamen überall dort

    > zum Einsatz wo man feldmäßige Lager aufgeschlagen hatte.


    Das ergibt (für mich) schon eher Sinn. Mir fiel hat auch die Ähnlichkeit zu der bekannten Eisenbahnerlaterne (mit Karbideinsatz) auf.


    Micha.

    >> Es kommt oftmals anders, wenn man denkt. <<

  • Hallo Micha,


    es gab nie eine Laterne die speziell für Bunker konzipiert war. Man verwendete ganz einfach Laternen die sich schon bei der Bahn oder

    Untertage bewährt hatten und vervollständigte sie mit Hindenburglicht und Petroleumeinsatz.

    In den Gechtsbunkern gab es Lichtnischen in die man die Laternen stelen konnte:

    In Stollenanlagen gab es natürlich viele von diesen Lichtnischen. Das Leben in einem Bunker unter Gefechtsbedingungen war kein

    'Zuckerschlecken'. Die Werke der Maginot Linie waren voll elektrifiziert, hatten jedoch für den Fall eines Stromausfalles immer noch

    Sturmlaternen in Reserve. Dies galt für viele Festungswerke die zwischen 1910 und 1939 gebaut wurden.


    Grüße

    Jörg

  • … also mein letzter Mohikaner ist sicher aus Messing… die anderen Beiden waren wie die aus der oben gezeigten Tarnkiste …


    Tja und an Micha: ich würde dir anempfehlen nicht immer wieder so absolute Aussagen zu machen. In welchem Bunker welches Licht verwendet wurde, durften wir alle erstmal wohl nicht erleben, Du auch nicht.

    Und sei gewiss das wenn Licht gebraucht wird … ist die Quelle und deren „Legalität“ sicher erstmal sekundär… und wegen einer Karbidlampe ersticken nicht gleich 50 Leute!


    Nun ich finde die Informationen bisher sehr spannend .., auch das Stichwort „Markscheider“ brachte ja auch hervor das gerade das Geleucht dieselben eben aus Messing zu sein hatte, weniger wegen Funkenbildung, wie man heute argumentieren würde, sondern wegen der möglichen magnetischen Ablenkung bei den Messungen welche eben der Markscheider vorzunehmen hatte und dabei eben ein Kompass zum Einsatz brachte.



    Nun wie auch immer …


    bitte weitermachen .. es bleibt spannend 🫡


    Gruß aus dem Ahrtal


    heri

    "Wem das Wasser bis zum Halse steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassen!"

  • Servus Heri,


    zu deiner Information über Markscheider-Laternen hier ein paar Auszüge aus dem Buch "Des Bergmanns Geleucht", zweiter Band.


    Und in diesem Ring passt tatsächlich ein 60mm Hindenburglicht oder Dosenlicht. Zur Zeit bei der Fa. Glafey in Nürnberg nicht erhältlich, aber hier:

    https://oekolicht.com/products/dosenlicht


    Früher haben diese Dosenlichter knappe € 3,00 gekostet.......


    Grüße von Alex





  • Hallo Heri,


    sowohl vor dem WKII wie auch danach stellte auch die Firma OSMAG = Osnabrücker Metallwerke J. Kampschulte & Co. ebenfalls solche

    Laternen her. Sie fertigte auch den Einheitslaternenkasten für die Bundeswehr.

    Hier mal ein Auszug aus einem 30-seitigen Katalog dieser Firma aus dem Jahre 1940:


    Grüße

    Jörg

  • Kleiner Nachtrag an alle!


    Im Beitrag 10 kann man in dem Artikel über FFA Schulze lesen, dass keine Unterlagen mehr über die Firmengeschichte vorhanden wären.

    Ich habe vorhin mal bei Tante Google nach f f a schulze, berlin gesucht und bin gut fündig geworden!

    Die Firma gibt es noch, jedoch nur noch in Hamburg. Der Berliner Teil wurde enteignet und fertigte nach dem Krieg wieder Karbidlaternen

    nur eben mit VEB auf dem Hitzblech oben.

    Es gibt auch zahlreiche Bilder zu solchen Laternen, ebenso einen Hinweis auf eine "Bunkerlaterne" von F F A Schulze.

    Wenn man bei Bildern ganz nach unten scrollt kommt rechts ein Beitrag zu *Recovered Bunker Latern'. Der liest sich wirklich interessant!

    Selbstredend, dass diese Laterne sehr wahrscheinlich für das Deutsche Afrikakorps gedacht war.


    Grüße

    Jörg

  • Nun, habe ich das anhand Deiner Schlagworte versucht … bitte verlinke das mal , vielleicht … ist ja kein Link zum Wettbewerber 🫡

    "Wem das Wasser bis zum Halse steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassen!"

  • So, vielen dank Jörg,


    jetzt weiß ich auch, wo ich nach dem Fabrikstempel schauen musste... und tatsächlich mit ordentlichem Licht entdeckte ich unter dem rückwärtigen Bügel eine runde Stempelung "Pres ag 1936"


    Gruß Heri

    "Wem das Wasser bis zum Halse steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassen!"