• Sicher zählt diese Laterne zu den Highlights dieses Jahres für mich.

    Und als Religionsloser ist es nicht der religiöse Hintergrund der mich zum Kauf veranlaßte, sondern das Empfinden es mit einer der schönsten Kerzenlaternen zu tun zu haben die ich bisher sah.

    Man kann natürlich den Zweck dem diese Laterne diente nicht ganz ausblenden.


    Der Schweizer Maler Hans Bachmann hat es auf einem Ölbild festgehalten, welches zwischen 1887 und 1905 entstand, als er in dem zu Zürich gehörenden Dorf Reiden lebte.

    Der Versehgang im Winter zeigt den vor dem Geistlichen herschreitenden Meßdiener, mit genau der gleichen Laterne, auf dem Weg zu einem Sterbenden, der die letzten Sakramente erhalten sollte.

    Der Laterne fehlt das Versehglöckchen, wie bei meinem Exemplar zu sehen, sodaß er in der anderen Hand eine separate Glocke trägt die Gläubige an den Wegrand ruft.


    Die Laterne hat eine Höhe von 43 cm über Bügel und ist ganz aus Messingblech gearbeitet.

    Auf dem runden Fuß auf drei Löwentatzen sitzt der eigentliche sechseckige Laternenkörper mit gotischen Stilelementen.

    Gegenüber der Türe aus zwei Glasfensterelementen befindet sich ein mattiertes Glas mit Kreuzmuster.

    Auf dem Fuß verschraubt, der Kerzenhalter für 18mm Kerzen.

    Über dem sechseckigen Lampenkörper ist der runde Kamin aufgesetzt, mit aufgeschraubten Kreuz und den zwei ebenfalls verschraubten Bügelhälften, die den gedrechselten Holzgriff halten.

    Zwischen den Bügelhälften hat man das Versehglöckchen angebracht, welches vom Meßdiener mit dem Mittelfinger zum Läuten gebracht wurde.


    Mit einer Kerze von 12 cm Länge leuchtet die Laterne rund dreieinhalb Stunden, was für so einen Versehgang sicher ausreichte.


    Die Laterne ist vollständig ohne Dellen und Macken und unverbastelt, und stammt sicher aus einer Sakristei, wo sie wohl über einen langen Zeitraum nicht mehr genutzt wurde.

    Ein wenig Putzen brachte den ursprünglichen Glanz wieder zum Vorschein.









    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Lieber Rolf,


    ich muss doch mal was loswerden:


    Deine Beiträge hier gehören mit zum besten was einem solchen Forum passieren kann. Fundiertes Wissen, garniert mit excellenten Fotos, eingebettet in interessant zu lesende Texte die einem die Geschichte dieser Lampe näher bringen, dazu ein kleiner Exkurs in die Welt der Kunstwerke...


    Ich bin sprachlos... :hail:


    Matthias

  • Nun dann hoffen, wir dass sie zu dir gekommen ist um zu leuchten und nicht ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen.


    Grüße Ulrich

    Grüße Ulrich

  • Danke Matthias für dein Lob - was mich natürlich erfreut.

    Man versucht ja immer Beiträge so gefällig und interessant wie möglich zu gestalten.


    Ulrich, diese Laterne wird bei mir, so oder so, nie wieder ihren ursprünglichen Zweck erfüllen. ;)


    Zwischenzeitlich habe ich eine Einsatzlampe zusammengestellt die in den Kerzenhalter gesteckt wird, um das Kerzenwechseln zu umgehen, weil die Laterne öfter abends leuchten soll.



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Moin Rolf,


    schöne und interessante Lampe mit noch tolleren Bilder um vor allem wieder mit umfangreicher Beschreibung zur Geschichte dieser.

    Vielen Dank für deine Beiträge hier.


    Was es nicht so alles gibt.


    Gruß

    Julian

  • Danke Julian, ich merke zunehmend das es schwieriger wird seltene Lampen/Laternen zu finden die ich selber für interessant halte.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Kann mich dem nur anschließen. :thumbup::)

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch:

  • Sehr schönes, stimmungsvolles Bild! :thumbup:

    Ich hoffe ich komme nicht (oder jedenfalls nicht so schnell) in die Situation, wo jemand mit so einem Licht vor meiner Tür steht. :pinch:


    Ich bin heute beim stöbern im Internet zufällig auf eine ähnliche, etwas schlichtere Laterne gestoßen.

    Googles Übersetzung ist etwas holprig, aber sinngemäß richtig:


    "Zylindrische Viaticum-Laterne mit Messingkerze. Diese Laterne wurde von dem Kind des Herzens benutzt, das den Priester begleitete, der sich dem Verstorbenen näherte. Sein Nutzen bestand darin, aufzuklären und dank seiner Glocke die Menschen zu rufen, sich diesem Trauerzug anzuschließen."


    Übrigens eine tolle Webseite mit vielen wunderschönen Lampen. :done:

    Gut goahn ut Westfoalen.
    Erwin, de' ColeMan :rauch: