Nier-Laterne mit besonderer Prägung

  • Hallo zusammen,

    mein Inder des Vertrauens hatte vor einiger Zeit etwas ziemlich Interessantes im Angebot. Ich habe nicht lange überlegt, obwohl auf den Bildern außer einer Menge Rost und eindeutige Herkunft aus Beierfeld nicht übermäßig viel zu erkennen war.

    Es handelt sich um eine alte Nier-Laterne, die eine besondere Tankmarkung trägt.

    Zustand bei Ankunft.. Naja..

    Zustand nach dem Bad in Lauge... Oha..

    Löcher wo ich sie nicht haben wollte bzw. erwartet habe und die pragmatische indische Reparatur des Kurbelhebers hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst.

    Auch wenn ich noch nicht 100% zufrieden mit dem Ergebnis bin, möchte ich sie hier vorstellen und gleichzeitig die Experten hier in der Runde fragen, was es mit der Prägung auf sich hat.

    Die Lampe ist von 191..?

    W.W. Churchill ist nicht der allseits bekannte Winston Churchill. Den gab es zu der Zeit zwar schon, aber seine politische Karriere steckte da noch in den Kinderschuhen.

    Besteht hier ein Zusammenhang zwischen Indien als britischer Kolonie? Warum gerade Deutsche Produktion?

    Leider ergab meine lange Suche im Netz nichts.

    Bin sehr gespannt, ob hier jemand Licht ins Dunkle bringen kann.

    Grüße

    Sandra

  • Hallo Sandra,


    ein Frage mal vorab. Welche DRGM Nummern sind denn auf dem senkrechten Luftrohr eingeprägt?


    Wieso keine deutsche Produktion? England war als Hersteller von Sturmlaternen echt winzig.

    Die deutschen Hersteller eroberten recht schnell den indischen wie auch den chinseischen Markt.

    Es gab deutsche Exporteure wie z.B. Melchers & Co., Bremen, W.M. O'Swald & Co., Hamburg und viele mehr.

    Deutsche Exporteure fertigten auch Sturmlaternen für englische Firmen an. In der damaligen Zeit nichts

    ungewöhnliches.

    Aus Beierfeld stammt diese Laterne schon, jedoch nicht aus dem Hause Nier:


    Grüße

    Jörg

  • Hallo Jörg, Hallo zusammen


    Das senkrechte Luftrohr ist gemarkt mit den DRGM-Nummern

    176802 sowie 308922.

    Verstehe ich Dich richtig, dass diese Laterne bei HF produziert wurde?

    Grüße

    Sandra

    Das Leben ist viel zu kurz um normal zu sein!

  • Sodele, jetzt wird es lustig getreu dem Motto: Da wundert sich der Laie und staunt der Fachmann:


    Jetzt kannst Du Dir überlegen aus welchen Teilen Deine Laterne besteht.:)


    Grüße

    Jörg

  • Hallo Sandra,


    es sind nicht zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

    Die DRGM 176802 und 269824 beschreiben beide eine Glashebevorrichtung bei Sturmlaternen. Das DRGM von Nier wurde im Jahre 1902

    angemeldet und lief im Jahre 1905 aus, genau in dem Jahr in dem Jahr in dem Max Friedrich seine Erfindung angemeldet hat.

    Ich habe mir das DRGM von M. Friedrich genau durchgelesen und komme zu der Auffasung, dass es sich hierbei um folgende Erfindung handelt:

    Auszug aus einem Katalog der Firma Heinrich Friedrich ca. 1908


    Ich muss also meine Meinung von weiter oben '....jedoch nicht aus dem Hause Nier' revidieren. Nur das Glas stammt von M. Friedrich, der Rest

    der Laterne stammt doch aus dem Hause Nier. Die Firma Nier ist bekannt dafür, dass sie ihre Laternen mit den dazu gehörenden DRGM gemarktet

    hat, wenn sie selbige z.B. an die Firma Heinrich Friedrich weiter verkaufte. Friedrich verkauft selbige Laternen dann unter seinem Namen weiter.

    Max Otto Friedrich ist der Nachfolger (1898) von Bernhard Löbner der die Firma Heinrich Friedrich seit 1877 geführt hatte (Quelle: Beierfelder Industriegeschichte

    Teil 2)


    Wie das Glas von M. Friedrich nun in Deine Laterne aus Indien kommt, darüber lässt sich natürlich trefflich spekulieren.


    Grüße

    Jörg

  • Hallo Jörg, Hallo in die Runde


    Vielen Dank für Deine Ausführungen zu der Lampe und natürlich dem Glas!

    Ich werde es dennoch in der Lampe belassen.

    Verstehe ich es richtig, dass sie auf etwa 1905 zu datieren ist, da beide DRGM eingeprägt sind und somit zum Zeitpunkt der Produktion eine Montage beider Hebevorrichtungen je nach Verfügbarkeit oder Kundenwunsch möglich war?


    Der historische Hintergrund der Tankprägung lässt sich wohl eher nicht mehr eruieren, nehme ich an..?

    Grüße

    Sandra

    Das Leben ist viel zu kurz um normal zu sein!

  • Hallo Sandra,


    das jüngste DRGM zählt hier und das ist das DRGM 308922 von Nier. Vorher kann sie also gar nicht gebaut worden sein.


    Zu Deinem Glas:

    - Nier verkaufte die Laterne an Friedrich und der setzte sein Glas ein. In Indien interessierte sich niemand für Deutsche DRGM

    - Friedrich exportierte ebenfalls nach Indien und das Glas aus einer Friedrich Laterne wurde dann in die Nier Laterne eingesetzt weil kein anderes vorhanden war


    Den speziellen Glasheber von Max Friedrich kann ich bis 1926 verfolgen. So lange wurde er auf jeden Fall in der Firma Heinrich Friedrich verwendet.


    Was M.M. Churchill, Manchester angeht, so wird die Suche über Google vollständig von Winston S. Churchill überlagert.


    Grüße

    Jörg

  • das jüngste DRGM zählt hier und das ist das DRGM 308922 von Nier. Vorher kann sie also gar nicht gebaut worden sein.

    🤦‍♀️ logisch!

    Was M.M. Churchill, Manchester angeht, so wird die Suche über Google vollständig von Winston S. Churchill überlagert.

    Genau das musste ich auch feststellen.

    Einen Versuch war es dennoch wert, zu fragen.

    Für weitere Informationen jeder Art bin ich natürlich jederzeit dankbar.


    Grüße

    Sandra

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  • Indien veröffentliche sowas wie "gelbe Seiten" also Handelsverzeichnisse. Eventuell wird man da fündig. Aber sehr mühsam.

    Ich hab einen Treffer, ein Offizier in Indien mit genau der Beziechnung , vielleicht hat er sich ja mit Kontakten dann selbstständig gemacht, naja, wohl eher Zufall.

  • @ Julian Danke 😊! Nein, sie kam mit Glas

    @ Poe Aha?! Passt das denn auch zeitlich ungefähr? Auf jeden Fall interessant!

    Das Leben ist viel zu kurz um normal zu sein!

  • Sandra, das ist sowas von nicht belastbar, das würde ich nicht verfolgen. Neben Treffern um 1885 in der britischen Armee taucht der Name 1911 und 1912 in amerikanischen Geschäftsunterlagen auf ( Contractor, Chamber of comerce Journal ) und später wieder in der britischen Armee.

    Der Churchills gabs einfach zu viele um das sinnvoll abzusichern, und auf die M&Ms ist kein Verlass.

  • Ach schade!

    Eigentlich steht für mich die Lampe an sich im Fokus, aber in dem Fall interessiert mich der Hintergrund tatsächlich brennend.

    Dass es viele Churchills gab ist mir auch schon aufgefallen..

    Das Leben ist viel zu kurz um normal zu sein!

  • Hoppala, Ws. Danke für den Hinweis. Ja, da gab es auch einige im (amerikanischen) Business, die Situation ist praktisch exakt die Gleiche. zB existierte eine W. W. CHURCHILL & CO , LTD. und für 1898 finde ich eine Patentanmeldung fuer eine Spruehapparatur auf den Namen in Manchester. Mit ausreichend Zeit kann man da schon was finden...

    http://www.sirkosdrive.de

    Nichts zu wissen versetzt einen noch nicht in die Lage die richtigen Fragen zu stellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Poe ()