Unbekannte Sturmlaterne, evtl. C.A. Kleemann, Erfurt, 1900-1925

  • Aufgrund von "Beifang" zu meinen kürzlich erworbenen Lampen bin ich nun auch stolzer Besitzer von Sturmlaternen. Wenn auch ungeplant, gefallen mir diese wirklich sehr gut. D.h. ich werde sie auch alle behalten und wieder gängig machen.


    Die meisten konnte ich identifizieren (Feuerhand 276, Metaloglobus 225 mit großem Tank, BAT 158), aber mit der letzten habe ich Probleme...


    Vom DSR würde ich auf eine Thiel & Bardenheuer tippen, aber ich habe keine weitere Prägung oder Marke gefunden die mich weiterbringt.


    Die Laterne ist 20cm hoch, der Tankboden hat einen Durchmesser von 15cm.



    Alles ist komplett und gängig, aber das Glas leider defekt. Eine Idee was das sein könnte?


    Seht es mir nach, ich habe diesen Typ Laterne in manchen Diskussionen gesehen, aber ich kann sie als Neuling (noch) nicht unterscheiden...

  • Bitte mal Glas rausnehmen, Glashalteplatte kippen und Foto machen.


    Und die Sache mit dem TuB Mythos ist einfach nicht tot zu bekommen wie es scheint.

    Als man beim Patentamt mit der Fuehrung des Waarenzeichenblattes begann sammelte man in der Industrie und Handwerksvereinigungen, Zuenften usw. Zeichen und Symbole die schon von mehreren Fabriken verwendet wurden, und fuer die entsprechend kein Schutz moeglich sein sollte. Diese Zeichen wurden als Freizeichen bezeichnet, und wurden bisher und konnten auch weiterhin frei verwendet werden. Das Patentamt fuehrte eine Liste solcher Zeichen. Der 5 eckige Stern aus 2 sich ueberlappenden Dreiecken ist ein Paradebeispiel. Kreismuster aus Rauten und Punkten zaehlen auch dazu.

    http://www.sirkosdrive.de

    Nichts zu wissen versetzt einen noch nicht in die Lage die richtigen Fragen zu stellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Poe ()

  • Mea culpa für das offensichtliche Befeuern eines Mythos. Ich habe von TuB Fehlinterpretationen gelesen, konnte es zu diesem Moment aber noch nicht einordnen... daher Danke für diesen Hinweis.


    Anbei die Fotos von der Glashalteplatte, ich kann darauf nichts erkennen... hilft das weiter?


  • Hmhm. Mir ging es darum die Ausfuehrung des Kippmechanismus abzuklaeren. Hm. Angemessen ziemlich schwierig aus dem Kopf. Ich tendiere etwas zu KuS, aber das ist sehr sehr duennes Eis, keins der wirklich sicheren Konstruktionsmerkmale ist da.

  • Ich würde insgesamt behaupten wollen, dass es sich um eine Klöpfel & Sohn handelt. Laß mich raten, es gibt unten mittig eine Tankbodenprägung mit einem Buchstaben "S" oder "V" oder ähnliches? Für diese Firma spricht Kaminrohrdeckel mit Lochabstand 27mm - etwas rundlicher / breiter (28mm) als bei

    Kleemann (Breite 25mm-Lochabstand 26mm) und Kästner & Töbelmann (Breite 26 mm- Lochabstand 27 mm) und ziemlich sicher der Blaker, auch wenn der Glasheber hier nicht wie so häufig an einer extra Hülse vertikal angenietet ist, sondern durch den Blaker durchgeht. Aufklärung könnte auch die Breite des Glashebers (Ringheber) liefern: bei Klöpfel & Sohn sind es knappe 5mm Flacheisen, bei Kleemann 6mm Flacheisen und bei Kästner und Töbelmann auch 5 mm, aber halbrund.:juggle: Tankform selbst eher Kästner&Töbelmann (Phoenix). Die bei Klöpfel & Sohn häufig verwendete Brennkammer verjüngt sich von etwa 53 mm auf 50 mm zur Aufnahme der Brennerkappe. Bei deiner Lampe scheint eine Brennkammer durchgehend 50mm zu betragen (wie bei Phoenix).

    Brennersieb mit 4-Loch-Reihenanordnung nicht sicher Klöpfel und Sohn zuzuordnen, sondern vielleicht auch Kleemann. Klöpfel & Sohn hat eine Zeit lang (wie Kästner und Töbelmann auch) eine Luftzuführung durch den Tank gebaut, am Tankboden sollte vielleicht so ein Rohrstummel rausgucken. Bei Kästner & Töbelmann befindet sich dann so eine Luftzufuhrkappe mit 7 Löchern am Tankboden. Musste mal gucken. Außerdem ist bei Klöpfel & Sohn die Aufnahme des Brenners gerade bzw. leicht nach innen gebogen (wie eine Patronenhülse). Ach ja, typisch für Kästner und Töbelmann wäre der Bajonettarretierung des Brenners. Vielleicht ist es ja auch ein Mix aus Teilen zwei verschiedener Lampen ??

    Liebe Grüße aus Pirna, Herbi

    ... alle hier von mir eingestellten Bilder und Zitate dürfen kopiert und für Recherche-Zwecke verwendet oder veröffentlicht werden

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    2 Mal editiert, zuletzt von habonaninienchen ()

  • Danke erstmal für eure Ideen und Einschätzungen. Leider keine Tankbodenprägung zu finden die weiterhelfen könnte. Wahrscheinlich werde ich die Laterne erstmal gründlich reinigen und evtl. entlacken... mit etwas Glück kann man auf dem sauberen Metall einen Hinweis entdecken der aktuell unter Schmutz und Lack versteckt ist.

  • Damit zwei die zu KuS tendieren, immerhin.

    Aber faszinierend wie unterschiedlich die Herangehensweisen sind. Ich hatte mir nur den Zugheber, den Kaminrohrdeckel, die Nichtanwesenheit von Merkmalen anderer Hersteller vorgenommen, wurde durch das Fehlen der Kaminrohrfuehrungshuelse am Blaker irritiert usw usw. Hab noch nie mit dem Messschieber die Laterne abgetastet.

    Ich sehe ebenfalls Kleemann als zweiten potentiellen Hersteller, gerade weil sie relativ neutral und ohne Patent und DRGM Charakteristika erscheint.

  • Ja, ich bin auch ganz fasziniert wie ihr die Leuchte allein an den Bildern seziert :)


    Ich werde morgen auf jeden Fall die Maße meines Neuzuganges nehmen, mal sehen welche von habonaninienchen genannten Werte möglicherweise zu der Laterne passen. Messergebnisse werden dann auf jeden Fall hier eingestellt.

  • Ich würde insgesamt behaupten wollen, dass es sich um eine Klöpfel & Sohn handelt. Laß mich raten, es gibt unten mittig eine Tankbodenprägung mit einem Buchstaben "S" oder "V" oder ähnliches? Für diese Firma spricht Kaminrohrdeckel mit Lochabstand 27mm - etwas rundlicher / breiter (28mm) als bei Kleemann (Breite 25mm-Lochabstand 26mm) und Kästner & Töbelmann (Breite 26 mm- Lochabstand 27 mm) und ziemlich sicher der Blaker, auch wenn der Glasheber hier nicht wie so häufig an einer extra Hülse vertikal angenietet ist, sondern durch den Blaker durchgeht. Aufklärung könnte auch die Breite des Glashebers (Ringheber) liefern: bei Klöpfel & Sohn sind es knappe 5mm Flacheisen, bei Kleemann 6mm Flacheisen und bei Kästner und (...)

    Ich versuche dem mal mit Hilfe dieser Angaben auf die Schliche zu kommen.


    - Keine Tankbodenprägung

    - Kaminrohrdeckel Breite 25mm-Lochabstand 26mm (=Kleemann)

    - Glasheber sind 6mm Flacheisen (=Kleemann)

    - Brennkammer durchgängig 48mm

    - Brennersieb mit 5-Loch-Reihenanordnung

    - Keine Luftzuführung am Tankboden

    - Brenner ist gesteckt, kein Bajonettverschluss

    - Keine sichtbaren nachträglichen Lötstellen


    Die wenigen Indizien gehen eher in Richtung Kleemann, genau wie die von Poe erwähnte Abwesenheit von weiteren Erkennungsmerkmalen?


    ?(:?:

  • Ok. In Anbetracht deiner Messungen und Beschreibungen neige ich nun auch zu Kleemann, auch wenn Du damit meine Illusion der sicheren Zuordnung

    des Blakers zerstörst :zwille: Aber immerhin sollte Erfurt als Herkunftsort stimmig sein. Was vielleicht (möglicherweise / eventuell) noch für Kleemann spricht ist die recht markante Vernietung der oberen Glashaltespange am Blaker, welche bei Klöpfel & Sohn bzw. Kästner & Töbelmann in dieser Zeit durch den Blaker durchgesteckt und verlötet war. Insgesamt aber immer noch eine wackelige Angelegenheit. Trotz alledem eine lohnenswerte Restaurationsangelegenheit.

    Ich wünsche dabei wenig böse Überraschungen und viel Freude beim Zündeln danach:rauch:

    Liebe Grüße aus Pirna, Herbi

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  • Besten Dank Herbi. Ich meine noch auf der Seite von Poe gelesen zu haben, dass bei C.A. Kleemann Messingnieten im Blaker ein Erkennungsmerkmal sind. Vielleicht ergibt sich dies noch als weiterer Hinweis beim Entlacken. Restaurieren werde ich auf jeden Fall... :thumbup:

  • auch wenn Du damit meine Illusion der sicheren Zuordnung

    des Blakers zerstörst :zwille:

    Das ist insofern lustig als ich in einer letztendlich nicht geposteten Version meines vorherigen Posting geschrieben hatte das ich von solchen verbindlichen Zuordnungen nicht viel halte da ich schon mehrfach erfahren durfte das dann immer ein Modell daherkommt was nicht ins Schema passt. Aber ich wollte die praezisen Zuordnungen nicht schlechtreden und ihre Relevanz zur Bestimmung nicht mindern.

    Aber immerhin sollte Erfurt als Herkunftsort stimmig sein.

    Ja, .....vermutlich. 90%. Es gab aber auch in Thueringen weitere Firmen mit aehnlichen Konstruktionen, und eine Menge kleinerer namenloser Krauter die aus kaufbaren Standardteilen Laternen zusammensetzten, und das "neutrale" DTR koennte in die Richtung weisen. Denn eigentlich hatte Kleemann ja ein eigenes Fabrikzeichen.

    Was vielleicht (möglicherweise / eventuell) noch für Kleemann spricht ist die recht markante Vernietung der oberen Glashaltespange am Blaker, welche bei Klöpfel & Sohn bzw. Kästner & Töbelmann in dieser Zeit durch den Blaker durchgesteckt und verlötet war.


    guter Punkt, da gehe ich mit.


    Die Probleme sind aber ganz normal. Laternen von Kleemann und K&S sind oft eng verwand, das ist oft schwierig. Und das waren ja auch nur die Vermarkter. Keiner kann sagen in welchem Ort und Gebaude das Teil tatsaechlich das Licht der Welt erblickte. Selbst K&S kaufte einige Lampen extern zu, und Kleemann sicher noch viel mehr. Und die beide waren, ich sagen mal....300m Luftline entfernt..


    Unabhaengig der offenen Fragen moechte ich mich den Wuenschen von habonaninienchen zur Restauration anschließen!

  • Sweeper

    Hat den Titel des Themas von „Unbekannte Sturmlaterne“ zu „Unbekannte Sturmlaterne, evtl. C.A. Kleemann, Erfurt, 1900-1925“ geändert.
  • Um den rustikalen "Look" zu erhalten habe ich die Laterne nur grob entlackt. Der Tank musste grundsaniert werden, da er vom Rost völlig durchlöchert war. Diesen habe ich nach dem Zitronensäurebad und vorsichtiger Reinigung mit Bootslack ausgegossen, den Boden geschliffen und mit Hammerite glanzschwarz lackiert. Dank Tommy2051 konnte ich das defekte Glas ersetzen. Zum Abschluss noch den schönen Owatrolglanz und einen neuen Docht eingezogen, und die unbekannte Laterne erfreut endlich wieder mit Licht.

    :)