Beiträge von habonaninienchen

    So aus dem Handgelenk geschüttelt würde mich diese Lampe sehr stark an eine späte BAT 2850 Version von Fr. Stübgen aus Erfurt erinnern. (Baujahr so um 1926 herum) Allerdings gibt es so ein paar Feinheiten - abgesehen von der Prägung einer Krone - die mich wiederum an einer direkten Herstellung in Erfurt zweifeln lassen. Die Schweißpunkte der Trageösen sind mir recht grob, hingegen fehlen die sonst üblichen winzigen Druckpunkte auf Höhe der Luftrohre bei eben den Trageösen, die Enden der Glashaltestreben am Brennersieb wirken mir etwas lang, der geprägte Tankoberbau an der Kante zum Tankmantel etwas zu rundlich und wulstig. Die Platte saß damals eigentlich etwas flacher und straffer, insgesamt qualitativ eigentlich nicht das Niveau einer Lampe aus Erfurt.

    Meine Vermutung ist die Produktion auf polnischem Gebiet, möglicherweise bezieht sich auch die Prägung auf die Zweite Republik Polens nach Ende des Ersten Weltkriegs.

    Der Brenner ist mit meinen beiden Lampen, welche über einen Brenner verfügen, identisch. Zum Schutzgitter der jüngeren "Leuchtkäfer" vermag ich nicht

    mit Sicherheit zu sagen, ob er original ist. Es fehlen Katalogbilder. Jedoch scheint das Schutzgitter gemeinsam mit der Lampe gealtert zu sein. (Patina). Ich möchte hier aber anmerken, dass es ziemlich dem einer Max Hänel (beispielsweise) entspricht.



    Liebe Sammlerkollegen,


    im Laufe der Jahre stößt man gelegentlich auf Lampenmodelle, welche man nicht so recht einer der weithin bekannten Firmen zuordnen kann. Ärgerlich wird es, wenn sogar Prägungen eines Gebrauchsmusters nebst Markenzeichen auf dem Modell zu finden sind, man aber dennoch nicht fündig wird.

    Mit dem Erwerb der beiden unten abgebildeten Lampenmodelle „Leuchtkäfer“ konnte ich endlich

    die mir bisher unbekannte Firma F.G. Zieger aus Roßwein zuordnen, welche nachfolgend skizziert werden soll:


    Friedrich Gustav Zieger sen. ließ am 06.05.1862 seine „Blech- und Lakirwaarenfabrik“ ins Handelsregister eintragen. Im Jahr 1871 wurden auch seine Söhne Friedrich Gustav Zieger jun. und Friedrich Oswald als Geschäftsteilhaber aufgenommen. Die Firma lief offenbar gut an, so dass bereits 1872 nach „tüchtigen Lackirern“ inseriert wurde.

    1874 wurden bereits 30 Arbeiter beschäftigt. Es wurden 1876 gedrückte Metallwaaren aller Art, so auch Blechschraubengewinde angeboten, ab ca 1880 explizit auch „Haus- und Küchengeräthe“, sowie „Luxusgegenstände“, Der Vertrieb war bereits international nach Österreich, Italien und dem russisch-sprachigen Raum.

    Am 02.01.1886 unter Nr. 13 in Deutschland, sowie am 27.12.1888 unter Nr. 5830 in Österreich wurde das Markenzeichen der Firma, ein Anker mit Blechschere gesetzlich geschützt. Dieses Markenzeichen ist (bisher) auf zwei der drei nachfolgend vorgestellten Lampen und sicherlich auch auf den übrigen Blechprodukten der Firma zu finden.



    Am 02.03.1889 ist die Gründung einer Zweigniederlassung in Teplitz (heute Teplice nad Labem) als Offene Gesellschaft zum fabrikmäßigen Betrieb der Klempnerei veröffentlicht, wobei hier nur noch die beiden Gesellschafter Friedrich Gustav Zieger jun. und Friedrich Oswald als Gesellschafter aufgeführt wurden. Friedrich Gustav Zieger sen. verstarb am 15.11.1889 bzw. kurz davor.


    Offenbar konnte die Produktion stetig erweitert werden, da 1891 mit Bezug auf diese Zweigniederlassung in Teplitz nun auch inseriert wurde, dass neben den vorgenannten Produkten, auch Laternen aller Art, Eisschränke, Badeeinrichtungen und Kaffeemaschinen produziert und in den Orient, Russland, Italien, Südamerika und Westafrika exportiert wurden. Die Produktion von Sturmlaternen erfolgte aber mindestens schon seit 1887. (Siehe oben - italienisches - Inserat)


    Am 15.09.1893 wurde für die Hebevorrichtung für Laternen - eine Art Kurbelheber mit Hebel am oberen Ende des Kaminrohres - der Gebrauchsmusterschutz Nr. 17717 beantragt und am 19.08.1896 dieser Schutz nochmals verlängert.



    Es folgte am 12.05.1896 noch eine Patentanmeldung Nr. 92078 für eine Anzündvorrichtung für Sturmlaternen als mechanisch auslösende Reibefläche für ein Streichholz, welches man wohl durch eine Öffnung in der Nähe des Brenners steckte und dadurch entzündete.

    Weitere Gebrauchsmusterschutz- bzw. Patentanmeldungen beziehen sich jedoch nicht mehr auf Sturmlaternen, sondern auf Konservengefäßen, Konserven-Kochtopfeinsätzen und zuletzt auch Vogelkäfige. Allerdings wurde am 19.12.1908 unter Nr. 113243 noch einmal explizit für Sturmlaternen ein Warenzeichen eingetragen: „Leuchtkäfer“. Es besteht aus einer Wort / Bildmarke, wobei die bildliche Darstellung einen Leuchtkäfer darstellen soll, welcher eine Sturmlaterne trägt. Der Eintrag weiterer Warenzeichen folgte am 20.08.1909, sowie am 15.07.1910.


    Dieses Warenzeichen „Leuchtkäfer“ wurde – im Gegensatz zur Prägung des Firmenmarkenzeichens – als Plakette 47mm x 12mm auf den Tankmantel aufgelötet.


    Wann die Produktion und der Vertrieb von Sturmlaternen endete, kann ich allerdings nur vermuten. Ich gehe davon aus, dass die Auswirkungen des 1. Weltkriegs zu einer Zäsur der recht breit aufgestellten Produktionspalette führte.

    Die Firma F.G. Zieger überlebte beide Weltkriege und existierte noch in der DDR weiter bis zur Verstaatlichung 1972. Heute sieht sich die Firma Beyer-Maschinenbau GmbH traditionsbewusst als Nachfolgefirma an und hat bereits eine eigene Geschichtsaufarbeitung zu F.G. Zieger veröffentlicht.


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    Die ältere Lampe wurde geprägt mit „D.R.G.M - Zeichen – 17717“.

    Glas und Schutzgitter hier original


     


    Die „Leuchtkäfer“-Laterne mit Heber wurde geprägt mit „D.R. – Zeichen – G.M.“

    Glas hier jeweils durch Eigenbestand ersetzt





    markante Merkmale:

    • Glashaltespange und später auch Glashaltestreben am Rauchfang eingehangen
    • Glashaltestreben im Bereich des Glassiebes stark angewinkelt und die Enden komplett umgebogen
    • am Tank angelötete Blechstreifen als Luftrohrstützen
    • auf Luftrohren aufgelötete Klammern bilden Trageösen für Griff
    • Messing-Brenner Thiel & Bardenheuer - Ruhla


    Vielleicht hilft dies hier bei Eurer Identifikation erworbener Lampen, bzw. spornt zu eigenen Recherchen an

    ;)

    Liebe Grüße aus Pirna,

    A. Herbig


    Sieht man auch nicht alle Tage. Wie Sirko schon geschrieben hat, entspricht sie einer Sphinx. Ich selbst habe ein solches Modell

    mit Prägung "6 D.R. Patente" und eine Sphinx mit großer Prägung D.R. Patent auf dem Tankmantel, was ich bisher immer mit den bis dahin 5 Reichspatenten in Verbindung brachte. Die ovale Prägung "5 D.R. Patente" war mir bis eben unbekannt, muss aber denkbar spät in Umlauf gekommen sein. Dein "Adler"-Lämpchen wurde wohl parallel zur Sphinx hergestellt. Erstaunlicherweise sogar schon mit Brennersieb, sofern es nicht "nachgerüstet" wurde.

    passende Glasprägungen (wie bei Sphinx) und Dochtschlüsselradprägungen zu diesem Adler habe ich noch nicht gesehen. Aus diesem Grund halte ich es auch

    für möglich, dass sowohl ein übliches Fledermaus-Glas in der Lampe ist, als auch das Dochtschlüsselrad eben nicht neutral ist, wie bei den Stubs-Laternen.

    Was die Heraldik des Adlers betrifft, recherchier doch mal in Polen, wenn die Lampe dort schon auftaucht.

    feine Sammlung, insbesonder auf die Ophir-Perfect schiele ich ja voller Neid. 8| Aber vielleicht hängt sie Dir ja nicht so sehr an?

    Die Brennerhüte mit den Flügeln und die entsprechenden Laschen auf der Brennkammer sind noch vor Einführung der Nummerierungen (201, 202 etc.)

    in Umlauf gekommen. Ich denke mal so um 1920. Das kann man bei den Entwicklungsstufen der D.R. Patent-Lampen (Vorläufer 201, 202) sehr gut sehen.

    Guten Morgen,

    mein diesbezügliches Wissen ist bescheiden, aber ich kann schonmal sagen, dass deine Lampe in dieser Zusammenstellung von G.A. Kirchner, Lampen- und Lackierwarenfabrik Berlin so ca. 1912 bis mind. 1918 vertrieben wurde, wobei das "Handfest 1912" -Glas in eine von Nier gebaute Lampe gesetzt wurde.

    Das Patent 190129 bezieht sich auf die Klemmen des Glashebers. Dieser Glasheber fand in so einigen Modellen von Nier Verwendung bzw. mit verschiedenen Tankformen, so z.B. bei der Ophir-Laterne und auch bei Modellen von C.A. Giessing-Nürnberg, welcher ebenfalls ein Glas mit eigenem Logo verwendete.


    Es wird so sein, dass eben einige Lampenhersteller Lampenteile / Bassins / Module bei Nier ankauften und ggfs. mit eigenen Besonderheiten versahen, um sie dann als Eigenkreation in den Handel zu bringen. G.A. Kirchner halte ich für so einen Fabrikanten. Das macht heutzutage die Unterscheidung recht schwer und man landet schnell bei Nier als Hersteller.

    Hallo Ihr Beiden,

    vielen Dank für die Ausführungen Sirko und Jörg. Ich habe es soweit verstanden. Weiß auch, welches "Leuchtturm"-Glas Du meinst. Mit Weber hat dies nichts gemein. Für mich interessant scheint das K&T-Glas "It won't go out" mit dem Leuchtturm zumindest heutzutage häufiger auf dem britischen Markt aufzutauchen, während das Rillenglas von K&T eher auf dem schwedischen Markt zu finden ist. Muss aber nichts heißen.

    Gruß

    A. Herbig

    Huhuu, den Ausführungen von Sirko zum Thema Kästner & Töbelmann schenke ich besondere Aufmerksamkeit. Wird so wohl stimmen. Aber die Erwähnung eines Sturmvogel - Glases interessiert mich denn doch : Gibts denn ein solches, welches entweder mit Schriftzug oder entsprechender Möwe / Sturmvogel geprägt ist? Hab diesbezüglich noch kein Glas gesehen. Beispielbilder wären toll.


    Ich möchte jetzt auch nicht kleinkariert sein, aber es gab auch ein gleiches Lampenmodell mit Plakette "Radium". Worin baulich der Unterschied besteht, weiß ich noch nicht. Mir scheint es aber so, dass lediglich die Plakette den Unterschied ausmacht.


    Ach Floetotto, bitte bei Gelegenheit den Feuerhand - Tankdeckel gegen ein K&T-Tankdeckel tauschen.

    Ansonsten - Viel Freude damit.

    Lieber Jörg,

    die von mir angesprochene Laterne trägt ein der Frankonia ähnliches Schutzgitter ohne Sicken, besitzt wohl aber selbige Reinigungslöcher, welche

    durch das Schutzgitter verdeckt sind. Der Brenner ist übrigens auch derselbe wie bei Ronny. Hier mal zum Vergleich mit der Frankonia:

    links vermutete Adolph Neufeldt - rechts Albert Frank - Frankonia


    Front mit "Druckheber" Rückseite

    Hallo Ronny,

    ich denke, Sirko möchte hier mit seinem Wissen etwas hinterm Berg halten. Wenn ich ihn richtig deute, dann meint er vermutlich

    Adolf Neufeldt - Metallwarenfabrik aus Elbing. Das verwendete Schutzgitter ist in der Tat sehr markant und so ähnlich auch bei Albert Frank zu finden.

    Ich habe exakt dieselbe Bauform wie Du, jedoch mit einem auf der Tankoberseite aufgelöteten "Druckheber", welcher in Konstruktion eines Hebels das Glassieb anhebt. Da ich kein anderes Wissen über diese Lampe habe, würde ich mich der von mir vermuteten Meinung Sirko's anschließen ;)

    Hallo ihr Beiden, wollte zu diesem Punkt erwähnen, dass ich eher die Firma SIN oder Spółdzielni Inwalidów "Naprzód" Końskie (Pferde vorwärts! ...oder so ähnlich) aus Warschau, ulica (Straße) Towarowa als Hersteller identifiziert hatte. Zumindest hab ich mal ein Bild einer Jupiter 1 mit entsprechendem Abziehbild oder Aufdruck des Firmenlogo's auf dem Kamin gesehen. Herstellungszeit demnach zumindest noch Ende der 60er.

    Hallo Horst,


    ich freue mich immer wieder wie Bolle, wenn ich eine neue Bauvariante einer Lampe, oder Lampentyp im Forum auftaucht und folgend Jörg und Sirko ihren Wissensschatz ausschütten. In diesem Fall schließe ich mich aber Sirko an, zumal Jörg früher eine Lampe dieser Bauart (ohne Namen "ULMA") ebenfalls als Max Hänel-Laterne identifizierte. Die besagte D.R.G.M. Nummer sollte die 409926 sein. Die Ulma-Sturmlaterne habe ich auch unter Max Hänel verbucht. Nach meinen bisherigen Erfahrungen kenne ich die beiden Bauvarianten als Laterne mit Kurbelheber, wie deine eben, oder aber mit Ringheber. Der dort verbaute Kaminrohrdeckel ist recht typisch für Max Hänel. In meinem Fall befand sich ein Taifun-Glas darin, welches quasi über die Jahre schon "verwachsen" mit der Laterne war. Natürlich kein zwingendes Indiz angesichts der vielen Vertauschmöglichkeiten in all den Jahren. Auf späteren Briefköpfen / Rechnungsbögen von Max Hänel ist eine Kaltluftlaterne abgebildet. Um 1920 herum war hier aber noch eine Mischluftlaterne (Taifun) abgebildet, welche eine ganz ähnliche Bauform mit den markanten Luftrohrstützen abgebildet, wie sie die Ulma aufweist. Lediglich der Tragebügel und der Tankmantel weichen von der Ulma-Laterne ab. Für die Namensgebung habe ich jedoch noch keine Belege finden können.

    Nun denn, ein anspruchsvolles Projekt. :respekt:Es kann aber nur besser werden ...und falls nicht, ist ja noch das schicke Stübgen-Glas übrig.

    Nur mit dem Brenner über der Plakette herumfuchteln, wäre nicht so meins. Lack entfernen und dann einfach weitersehen.