Glas entspannen

  • Hallo Zusammen,

    Habe mir aus einen Laborrundkolben ein Glas für meine Continental Haela

    geschnitzt.

    Muss das jetzt noch getempert, entspannt werden, damit es nicht beim ersten Leuchten platzt? Und wenn, wie?

    Lothar

  • Hast Du das Glas beim "schnitzen" erhitzt, indem Du z.B. scharfkantige Ränder angeschmolzen hast? Dann denke ich ja. So weit ich weiß, müssen Spannungen durch Temperaturunterschiede entspannt werden.

    Früher war alles besser...

  • Da würde ich buggy zustimmen. Gerade da das Glas wieder thermisch belastet wird. Ich habe früher im Labor sehr viel mit Brosilikatglas gemacht und machen lassen. Egal wie das Glas bearbeitet wurde kam es vor Auslieferung immer in den Temperofen. Selber machen ist schwierig. Getempert wird bei 600 Grad für einige Minuten dann kontrolliert runterkühlen. Ich würde mal einen Glasbläser fragen bevor dir das mühsam gefertigte Glas um die Ohren fliegt.

    Bernd

  • Glas entspannen ist Pflicht sonst hast du nicht lang Freude daran.


    Folgende Personen könnten einen geeigneten Ofen (gesteuert und ausreichend Temperatur) haben:


    - Glasbläser (zum Entspannen von Glas)

    - Schmiede (zum Entspannen von Metall oft bei Messerschmieden)

    - jemand der Keramik brennt (zum Brennen der Keramik)


    Schau mal ob du jemanden in deiner Nähe findest.


    Viel Glück

  • Hallo,

    Hab mit einem Diamantglasbohrer ein 20mm Loch gebohrt,

    Das obere Loch zum Anschluss an die Lampe habe ich mit einem Minipressluftschleifer und einer Diamantscheibe herausgeschnitten.

    Die Kanten sind nicht verschmolzen.

    Danke schön Mal für die Antworten,

    Vor allen die aussagekräftige von NT Tom.

    Lothar

  • Achso. Wenn nix zu heiß geworden ist, dann brauchst du auch nix entspannen. :)

    Das ist meiner Ansicht nach nicht richtig, es geht um die Mikrorisse, die durch die diamantierten Werkzeuge an der Schnittkante im Glas entstehen. So „kommt Spannung“ in das Material, die Risse können sich leicht fortsetzen. Gerade deshalb sollten die Kanten verschmolzen und damit entspannt werden. Ich gebe Glaszylinder zum Kürzen immer in die Glaswerkstatt der Chemiefakultät der naheliegenden Uni, dort sind sie mit dem Umgang mit Borosilikatglas vertraut und machen solche Sachen für eine Spende in die Kaffeekasse mal nebenbei.

    Viele Grüße, Louis

  • Mit dem Kantenschmelzen hast du natürlich recht. Würde ich vermutlich auch so machen.


    Meine Antwort bezog sich auf die Frage des Themenerstellers. Wenn nur geschnitten und gebohrt wurde macht entspannen (allein) keinen Sinn.


    Weil durch Bohren und Schneiden keine Spannungen im Glas entstehen (das geht nur mit Hitze), sondern wie du richtig schreibst "nur" Mikrorisse (diese führen allerdings nicht zu Spannungen, sondern werden von den vorhandenen Spannungen verursacht und ggf. von vorhandenen Spannungen vergrößert) .


    Gegen Mikrorisse hilft kein entspannen sondern nur anschmelzen, wie du auch richtig geschrieben hast. Erst beim Anschmelzen entstehen wieder Spannungen im Glas die dann wieder durch entspannen neutralisiert werden müssen.

  • Ich selber kürze Zylinder mittels einer Schleifmaschine für Scheren und Messer mit einem Naßschleifstein von 220 er Körnung.

    Ich hatte das mal irgendwo hier mit Bildern beschrieben.

    Nach dem Kürzen wird der Rand mit dem gleichen Stein plan geschliffen. Meißt reicht das um den Zylinder benutzen zu können.

    Soll der Rand wirklich glatt sein kommt ein großer Butangasbrenner zum Einsatz dessen Flamme die gesamte Zylinderbreite erfaßt.

    Mit weicher Flamme und ständigem Drehen des Zylinders wird der Rand angeschmolzen.

    Der Zylinder wird dann hingestellt und kühlt langsam ab.

    Nachdem er abgekühlt ist kann er sofort in der Lampe genutzt werden.

    Bruch gab es bei mir dabei noch nicht.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Okay, verstehe, also zusammengefasst:
    Weil beim Bearbeiten mit Diamanttrennscheibe Mikrorisse entstehen, sollte man die Kanten anschmelzen. Wenn man die Kanten anschmilzt, entstehen großflächigere Spannungen, die man wiederum durch entspannen des gesamten Werkstücks beseitigt. Richtig? :zwille:

    Viele Grüße, Louis

  • Ich persönlich sehe dass mit den Mikrorissen nicht so problematisch und würde in der Regel nicht anschmelzen.(deshalb bin ich ursprünglich nicht darauf eingegangen).


    Wenn ich jedoch anschmelze (z.B. weil es schöner aussieht oder um auf Nummer sicher zu gehen) dann wird auf jeden Fall auch entspannt.


    Zusammengefasst:


    Beim Bearbeiten mit Diamanttrennscheibe und Bohrer können Mikrorisse entstehen. In der Regel bereiten die aber keine Probleme. Ein Versäubern der Kanten z.B. mit geeignetem Schleifpapier/ -stein reicht in der Regel aus. Zur Sicherheit kann man die Kanten anschmelzen (sieht auch schöner aus). Wenn man die Kanten anschmilzt, entstehen Spannungen im Glas, die man wiederum durch entspannen des gesamten Werkstücks beseitigt.

  • Rolf G. (✝) Meiner Meinung nach wirken sich Spannungen im Glas nicht auf die Häufigkeit des Bruchs aus sondern auf die Art und Weise des Bruchs.


    Tatsächlich kann durch gezielte Einbringung von Spannungen ins Glas die mechanische Belastbarkeit sogar gesteigert werden (Stichwort: tempered Glas).

    Allerdings erfolgt die Entladung der Spannungen bei Bruch von tempered Glas explosionsartig.


    Ob allerdings beim Anschmelzen der Kanten überhaupt ausreichend Spannungen entstehen, damit es tatsächlich gefährlich wird kann ich nicht beurteilen.

    Ich persönlich gehe da einfach auf Nummer sicher und entspanne das Glas noch einmal, wenn ich es mit Hitze bearbeitet habe.

  • Je nun, der Glasbläser meines Vertrauens, der mein Vorgehen kennt und voll damit einverstanden ist, vor dem Hintergrund der hobbymäßigen Ausstattung, hat mir vorhin am Telefon berichtet das er seine Laborglasgeräte nach dem Randglätten ebenfalls ausschließlich an der Luft abkühlen läßt.

    " Da springt, splittert oder reißt absolut nichts. Diese Gerätschaften werden in den Laboren mittels Bunsenbrennern stark erhitzt, ohne das es zu Problemen mit dem Glas kommt." Zitat Ende.

    Und das entspricht meiner Erfahrung nach etlichen Zylinderbearbeitungen.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Ok, dann sind die Spannungen, die beim Kantenglätten entstehen wahrscheinlich so gering, dass sie praktisch unbedeutend sind.


    Dann kann ich mir den Arbeitsschritt zukünftig sparen :)


    Meine bisherige Info dazu lautete: Glas sollte nach Bearbeitung mit Hitze grundsätzlich entspannt werden.

    Das kann ich dann jetzt zukünftig etwas differenzierter betrachten. Danke.


    wieder was gelernt :thumbup: