BW 500 HK (wollte ich nie haben...)

  • Nach langem Zögern hatte ich mich nun doch entschlossen eine Kriegerlampe im bekannten Auktionshaus zu ergattern und kurzerhand zugeschlagen. Die einschlägigen Geschichten mit versifften Tanks, verhunzten Armaturen und vergammelten Transportkisten klangen mir noch im Ohr und ich hoffte, dass dieser Kelch an mir vorübergehen möge; Aber nix da: Tank halbgefüllt mit schwarzer Pampe, Vergaserunterteil, Pumpenunterteil mit türkiser Kruste Manometer ohne Funktion... ;(Na, Prost Mahlzeit!


    Erstmal alles eine Woche in die Ecke und Grübeln...


    Danach Ärmel hoch und alles auseinandergenommen. Nach ca. 2 Stunden mit feiner Drahtbürste, 400´er Schleifpapier sah es schon ganz gut aus. Alles blitzeblank, die schwarze Kruste ließ sich leicht abkratzen. Am Vergaserfußventil fand ich ein 2-3 mm großes Knäuel aus Drahtgewebe, welches ich nicht wieder einbaute. Auch im Vergaseroberteil fand ich eine Stopfung die nur etwa 1 cm lang war(?).


    Das Manometer ließ sich nicht bewegen irgendeine Regung zu zeigen und so musste ich ein neues einzeln ersteigern, da es die matten Bundeswehr-Manometer neu ja nicht mehr zu kaufen gibt. Das ersteigerte Teil unterscheidet sich aber vom Petromax-Teil durch den fehlenden Firmenaufdruck und das durchgehend plane Kunststoffglas. Auch ist es insgesamt kantiger als das Vorgängerteil. Ich vermute, dass es von Geniol ist. Leider lassen sich die Teile nicht mischen, da das Zifferblatt (ließe sich noch mit Feile beheben) und das Kunststoffglas nicht tauschbar sind (Zeiger liegt am Glas an).


    Danach den Tank mit Resten von allem was ich an Terpentinersatz, Nitro-Verdünnung, Benzin, Grafitti-Entferner hatte in den Tank und einen Meter kleine vorhandene Edelstahl-Kette (ca. 2 cm Gliedlänge) aus dem Fundus hinterher. Dann zehn Minuten Cocktail-Mixen (geht gut in die Arme...!). Anschließend den Cocktail ausgegossen und mit Benzin dreimal ausgespült. (Die Brühe steht jetzt im Kanister bei mir rum und ich freue mich schon auf den Besuch bei der Schadstoffannahmestelle...) :motz:


    Alles wieder zusammenbauen (gleich eine Vergaserstopfung und Gummidichtung am Vergaserfußventil eingebaut) und Druckaufbau per Luftpumpenadapter. Der Druck sank trotz neuer Dichtungen recht schnell ab; Also Tauchgang im Plastikeimer Lokalisierung des Druckverlustes. Ergebnis: Lötnaht am Rapid undicht! Also her mit der Lötlampe, zwei Tropfen Lötzinn verloren sich rasch in der erwärmten Stelle und erneut Tauchgang. Und siehe da: Dicht. :] Weitere kleine Blasen zeigten sich noch an der Düse des Rapid, weshalb ich die Gummidichtung am Rapidhebel gegen eine neue auswechselte. Ein Versuch mit einem scharfen Messer das alte Gummi zu kürzen und weiter zu verwenden erwies sich als untauglich; Ich denke die Oberfläche des Gummis ist auch bei scharfem Messer nicht ausreichend glatt zu bekommen.


    Neuer Tauchgang: Alles dicht. Den aufgepumten Tank habe ich dann zwei Stunden stehen lassen und konnte keinen nennenswerten Druckabfall feststellen.


    So konnte ich mich also an den Rest der Lampe heranwagen und habe alles mit Nitroverdünnung gesäubert. Alles war schnell wieder zusammengebaut und es konnte an das Anbringen des Glühstrumpfes gehen. Der Verkäufer hatte einen Coleman-Glühstrumpf beigelegt, auf dessen Verpackung tatsächlich die Petromax 500 HK ausdrücklich erwähnt wurde, Na denn...


    Der Glühstrumpf unterscheidet sich ja recht erheblich von den gewohnten Socken durch das fehlen der „Raffung“ am Teil des Mundstückes. Das „Raffen“ muss man selber vornehmen und ist etwas ungewohnt, aber was soll´s.


    Dann kam der spannende Moment des Vorwärmens. Eine Spiritusschale gibt es bei den BW-Mäxen nicht, also musste der Rapid ran. Dieser produzierte eine schlankere aber dafür längere Flamme als beim gewohnten Petroleumbetrieb und diese trat teilweise sogar aus den Schlitzen der Haube wieder aus! Na gut, nach 5 Sekunden wieder schließen und den Glühstrumpf zurechtschrumpeln lassen. Dann neuer Start und 60 Sekunden vorheizen. Handrad 180 Grad herumdrehen, „Plopp“; Lampe läuft! :tongue:


    Nach einer Stunde löschte ich die Lampe, wobei zwar der Glüstrumpf erlosch, aber sich an der Vergaserdüse eine kleine Flamme bildete und erst nach über einer Minute erlosch. Auspusten ließ sich diese nicht. Diese Flamme produzierte an der Haube schwarzen Ruß, was mich schon etwas ärgerte...


    Inzwischen ist die Lampe ca. 5 Stunden problemlos durchgelaufen und ich bin sehr zufrieden mit ihr. Einzig das Löschen der kleinen Flamme an der Düse muss per Auspusten erfolgen. (Hat da jemand einen Tipp wie sich das vermeiden lässt?)


    Ich habe inzwischen ein Spiritusschälchen nachgerüstet, da ich diese Art der Vowärmung symphatischer finde. Die Schale ist unter dem Prallteller kaum zusehen und ist der Original-Optik insofern nicht abträglich. Einzig das Luftpumpenadapter kommt natürlich völlig unmilitärisch daher!


    Insgesamt würde ich so einen Kauf wieder machen wenn ich Lust habe so eine Lampe komplett zu restaurieren. Besser kann man diese faszinierende Technik einfach nicht kennen lernen!

  • moin hosnmosn,


    ja klasse beschrieben das ganze :stark:
    so habe ich meine letzte ersteigerte auch hergerichtet. wobei deine in der optik um einiges besser ist als meine.


    zu deiner frage mit dem löschen der lampe und der kleinen flamme an der düse.
    ich tippe ja mal das du eine benzinerlampe hast (habs zumindest nicht gelesen, oder überlesen ?( ). die kleine gazestopfung im vergaseroberteil weist zumindest darauf hin.
    auch bei mir ist diese kleine flamme vorhanden, die kommt ja davon das der rest kraftstoff noch im vergaser ist nachdem du das handrad zugedreht hast. der verbrennt dann noch. wenn es dann schnell gehen soll und ohne russ, öffne die ablassschraube. bei benzinern nicht ganz unumstritten. aber ich mache es so und kenne keine probleme damit. dann erlischt die flamme sehr schnell, bei weiterhin geöffnetem handrad.


    gruss bommel


    edit: wenn man dass bild genauer beguckt erkennt man das keine wendel vorhanden ist und das auf dem tank der aufkleber ausdrücklich auf petroleumbetrieb verweist. was meisst auch ein hinweis auf eine benziner petromax ist

    www.der-bommel.de
    Solange man selbst redet, erfährt man nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von bommel ()

  • Hallo Hosmosn ,


    ein ganz netter detailierter Restaurationsbericht und eine sehr schöne Lampe.


    Ist halt manchmal ein wenig mehr wie auspacken, tanken und gasgeben :aua: :(


    Aber das macht das Hobby gerade interessant.
    Ich habe sehr große Freude an der Arbeit mit solchen Patienten :D


    Weiterhin frohes restaurieren und "Gut Licht" :stark:



    Grüße aus dem Süden der BRD


    EUER


    MARTIN (Petromax- Reparateur) :D 8) :D

  • Hallo Bommel,
    ja, Du hast recht es ist eine Benzin-Laterne! Habe ich eigentlich in der Überschrift einfügen wollen, dann aber vergessen:traurig:


    Der Universalvergaser hat mich schon gereizt, da ich mit Benzin keine Erfahrung hatte, außer, dass das Zeug nur etwa halb so teuer wie Petroleum ist.


    Das mit dem Druck ablassen bei heißer Lampe habe ich mir bisher lieber verkniffen, weil ich irgendwo gelesen habe, dass die hieraus enstandenen Folgen :aua: der Grund für das Benzin-Verbot bei der Bundeswehr gewesen sein soll.


    Gruß


    Stephan

  • Hallo


    Schön wenn so ein altes gutes Stück wieder richtig funktioniert .


    Glückwunsch zur gelungenen Restauration . :prost:


    Gruß , Rüdiger

    Aspirin hilft gegen Kopfschmerz --
    aber nicht gegen den Petroleum-Virus

  • nie wieder eine benzinerin herrichten,
    der tank unf innereien sind da echt eine zumutung mit der schwarzen pampe,
    meine petroleum versionen waren so blitzblank innen da hätt ich mir
    die reinigung im vergleich zur benzinerin fast sparen können,


    simon

  • Moin


    Zitat

    Das mit dem Druck ablassen bei heißer Lampe habe ich mir bisher lieber verkniffen, weil ich irgendwo gelesen habe, dass die hieraus enstandenen Folgen der Grund für das Benzin-Verbot bei der Bundeswehr gewesen sein soll.


    Ach was, alles Panikmache. Ich kann dir sagen: Es gibt unzählige Benzin-Lampentypen, die haben gar kein Fußventil!! Schau dir die MEWA an oder Hasag 351, oder Ditmar Maxim 506, die hat nichtmal ne Druckablasschraube.


    Geh beim Löschen wenn du so eine Angst hast halt auf den Balkon. Ich habe mal vergebens versucht, die austretenden Gase beim Druckablassen zu entünden...Die Methode ist jedenfalls wesentlich schonender.


    Viele Grüße
    Tobias

    "Wie Matrosen sind wir, die ihr Schiff auf hoher See umbauen müssen, ohne jemals die Gelegenheit zu haben, es in ein Dock zu bringen, um es zu zerlegen und neu zusammenzubauen."Steffen L.

  • Ja, der Benzinbetrieb ist schon ein wenig speziell. Wirklich stören tut mich die Rapid-Vorwärmung: Heute hat das Ding in der Haube ein derart flammendes Inferno verursacht, dass die Haube größtenteils schwarz verrußt und sogar das Glas von innen beschlagen ist, :(tstss...


    Druck war übrigens 2-2,5 bar, habe ihn probehalber auf 1 bar absinken lassen, aber dadurch änderte sich auch nichts! Vielleicht werde ich es noch mal mit einer neuen Rapiddüse versuchen, könnte ja sein, dass sich die Bohrung nach dem Rumgestocher zur Säuberung ein wenig zu stark erweitert hat, was meint ihr?

  • Zitat

    Original von TBJ
    Ach was, alles Panikmache. Ich kann dir sagen: Es gibt unzählige Benzin-Lampentypen, die haben gar kein Fußventil!! Schau dir die MEWA an oder Hasag 351, oder Ditmar Maxim 506, die hat nichtmal ne Druckablasschraube.


    Geh beim Löschen wenn du so eine Angst hast halt auf den Balkon. Ich habe mal vergebens versucht, die austretenden Gase beim Druckablassen zu entünden...Die Methode ist jedenfalls wesentlich schonender.


    Viele Grüße
    Tobias


    äh da lasse ich doch eher vorsicht walten bei mir hat sich schon zweimal das austretende benzingas entzündet, passiert ist nix mit einem lapen die flammen an der druckablassschraube ersticken und gut ist.

    Geht der Stom dir einmal aus Petromax bringt Licht ins Haus.

  • Hi Andy,
    das geht schon, wenn man dabei vorsichtig ist. Ich blase die Benzindämpfe beim langsamen Druckablassen gleichzeitig von der Lampe weg, hat bisher immer geklappt :hail:


    fröhliches Leuchten
    Jürgen

    "Die Zukunft sollte man nicht vorhersehen wollen, sondern möglich machen"
    Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944)

  • mache ich auch so aber zweimal nun ja..........


    ich betreibe meine hasag trotzdem gern und mit steigender begeisterung. :]

    Geht der Stom dir einmal aus Petromax bringt Licht ins Haus.

  • Hallo Tobias,


    Hasag 351 und Mewas sind Petroleumlampen!!!


    Die Benzinlampen (siehe Coleman) haben ein verschleißfreies (-armes) und damit sicheres Kegelventil.


    Gruß,


    Matthias

  • stimmt so nicht ganz die hasag 551l ist eine benzinerin, sie besitzt weder kegelvetil noch ein vergaserfußventil.


    bei coleman hast du natürlich recht die sind sehr sicher und wartungsarm.

    Geht der Stom dir einmal aus Petromax bringt Licht ins Haus.

  • Moin Mathias


    na klar!! Du musst es ja wissen....


    Nimm halt die Maxim 506 oder die Hasag 551. Wüsste nicht, dass die je ein Ventil gehabt hätten.


    Natürlich gibt es Lampen, die halt ein bisschen sicherer sind, aber wenn du danach gehst dürftest du eine europäische Benzinlampe garnicht aufpumpen, dennn die haben kein Röhrchen am Ende des Pumpenschafts, sodass im Falle des Falles Benzin durch den Schacht dringen könnte.


    Ich wollte nur sagen, dass man es mit der Vorsciht beim Löschen auch übertreiben kann. Und die Methode mit dem Fußventil ist ja nun wirklich Murks.


    Viele Grüße
    Tobias


    Anbei Auszüge einer Bedienungsanleitung der MEWA. Die ganze ist im Web zu finden.

    Bilder

    "Wie Matrosen sind wir, die ihr Schiff auf hoher See umbauen müssen, ohne jemals die Gelegenheit zu haben, es in ein Dock zu bringen, um es zu zerlegen und neu zusammenzubauen."Steffen L.

  • Hallo Tobias,


    dann schau auch mal weiter unten in der Nachkriegs-Bedienungsanleitung, was da noch steht:



    Nach dem Krieg war es den Herstellern doch ziemlich egal, ob sich von 100 Leuten mal einer abfackelt, Produkthaftung kannte man nicht, da kam es darauf an, daß eine Lampe irgendwie leuchtet--auch mit dem "schweren" Petroleum und wenn nicht -ob nun wegen dem "schweren" Petroleum oder einer nicht ganz astrein hergestellten oder ausgenudelten Düse- waren unkomplizierte Maßnahmen angesagt: Kippen Sie einfach Benzin rein, dann brennt sie auch mit der letzten Gurkendüse noch irgendwie hell.


    Wenn man sich die aufwändigen Konstruktionen der Vorkriegs-Petromaxen, die für Benzin gebaut wurden anschaut, kommt das den Coleman schon ziemlich nahe.


    Es ist ja letztendlich egal, wer welchen Brennstoff in seine Lampen kippt, aber ursprünglich von den Konstrukteuren und Herstellern vorgesehen war eben für die Hasag 351, die ja identisch mit der Mewa ist, eben Petroleum.


    Gruß,


    Matthias

  • klar gab es petromax die rein für benzin waren die hatten ja auch z.t. zwei handräder eines für die nadel ind eines als ventil was die kraftstoffzufur regelte per kegelventil. 8)


    aber man konnte auch damals schon die standart px'en in beiden versionen kaufen die haben dan nur das vergaseroberteil getauscht.


    und ich denke das die schweizer armee schon weiß was sie tut und wenn sie meint das eine lampe ohne ventil für benzin geht dann geht das wohl auch "recht" unfallfrei.


    ich habe aber auch erst letztens endeckt das man die hasag löschen soll wenn die reinigungsnadel in oberer stellung ist.
    das heist nadel hoch kaum noch sprit zufur und dann langsamm druckablassen.

    Geht der Stom dir einmal aus Petromax bringt Licht ins Haus.

  • Moin Matthias


    Zitat

    Es ist ja letztendlich egal, wer welchen Brennstoff in seine Lampen kippt, aber ursprünglich von den Konstrukteuren und Herstellern vorgesehen war eben für die Hasag 351, die ja identisch mit der Mewa ist, eben Petroleum


    Schick mir einen Beweis dafür und ich schreibe nie wieder einen Satz drüber.


    Was macht dich da so sicher??????? Für mich ist der Auszug aus der BDA eher ein Indiz dafür, dass manche Lampen halt mit Petrol liefen und manche nicht. Vergiss nicht, dass die Hasags 351 absolute Ramsch- und damit auch Billigware gewesen sind!


    Billigste Materialien, ungenau Fertigung und das mit dem schweren Petroelum war eine Ausrede! Oder kannst du mir sagen, was um Himmels Willen das sein soll??


    Viele Grüße
    Tobias

    "Wie Matrosen sind wir, die ihr Schiff auf hoher See umbauen müssen, ohne jemals die Gelegenheit zu haben, es in ein Dock zu bringen, um es zu zerlegen und neu zusammenzubauen."Steffen L.

  • a bisserl offtopic aber sinngemäß richtig:
    lanz bulldogs wurden a net mit diesel gfahren,
    dafür hätts kein glühkopf gbraucht!!!
    In der damaligen Zeit wusste der Konstrukteur wohl gut,
    dass seine Kunden nicht dass tanken was er vorgesehen hat.
    Von daher gesehen werden petromaxen auch nicht bloß petroleum verbrannt haben sondern auch mal heizöl EL, Diesel usw.



    simon

  • Hallo Tobias,


    die Neuerung in dem Prospekt von damals ist die Vorwärmeinrichtung wie wir sie bis heute bei den Mewas kennen mit der Siebkappe und der Asbesteinlage, um mit Petroleum vorzuheizen. Für Spiritus benutzte man seit jeher eine einfache Schale, für Petroleum brauchte man den Asbestdocht und die beiden gelochten Ringe, um der Petroleumvorwärmflamme genug Luft zuzuführen.
    "Die Verwendung von nur einem Brennstoff bedeutet Ersparniss für den Verbraucher" bei den Modellen mit "L", also erfolgte der Betrieb der Lampe auch mit Petroleum. Man konnte sich also das Mitführen eines extra Spiritusvorrates ersparen, eine nicht unwesentliche Vereinfachung! Die anderen Modelle wurden nach wie vor mit simpler Schale mittels Spiritus vorgeheizt und mit Petroleum betrieben.


    Gruß,


    Matthias