Wie Eisen Weichlöten?

  • Hallo!


    Ich hatte am Wochenende eine Lampe in tw. schlechtem Zustand auf der Werkbank. Epoxidharz zur Reparatur funktioniert in diesem Fall nicht. So habe ich es mit Weichlöten versucht. Mit einem Heißluftföhn, wie man ihn prinzipiell auch im Elektronikbereich verwendet. Es hat überhaupt nicht funktioniert. Das (niedrigschmelzende) Lötzinn ist zwar aufgeschmolzen, hat das Eisen aber sehr schlecht benetzt, sondern ist abgeperlt. Die vorbereiteten Reparaturbleche aus Weißblech waren nicht besser, sind bloß dunkelgrau geworden. Lotwasser "ZB" (wie Zinkblech) hat nichts geändert.

    Den Artikel Wie Löcher zulöten von Rüdiger ( ABurger) habe ich gefunden.

    In der Stadt gibt es drei verschiedene Baumärkte, aber "Verzinnungspaste" gibt auf deren Homepages keine Treffer. Fittingslötpaste gibt es schon, da wird in der Beschreibung aber immer kupferhaltiges Grundmaterial erwähnt. Einen über 30 Jahre alten :baby: Eigenbau-Elektroniklötkolben habe ich, damit kann ich es noch mal probieren. Falls die heiße Luft die Oxidation dummerweise stark gefördert hat.

    Kolophonium könnte ich besorgen. Weiß schon jemand, ob es etwas bringt?


    Mit der Bitte um zweckdienliche Hinweise...:nacht:

    Manfred

  • …klingt nach unzureichender Temperatur und/oder Vorbereitungsthema.

    Stelle doch mal paar Bilder von Deinem Werkzeug ein und wo Du löten musst um da gezieltere Tipps zu bekommen.


    Grüße Tino

    Wer zu wenig Fehler macht, hat zu wenig ausprobiert.

    Zu viel Nachdenken ist wie Schaukeln. Man ist zwar beschäftigt, kommt aber kein Stück weiter.

  • Hallo,


    hatte als Funkelektroniker und später KFZ-Mechaniker (hier Karosserieinstandsetzung) viel mit Weich- und Hartlöten zu tun und mache das im Rahmen von Restaurationen noch heute laufend.


    Meine Empfehlung:

    -Besorge Dir Verzinnungspaste in der Bucht. Bekommst Du leider nur noch bleifrei als Privatperson. Die Bleihaltige Paste ist für Stahlblech deutlich besser geeignet.

    -Ein Lötkolben mit 100 Watt ist sehr hilfreich zum Vorverzinnen.


    Vorverzinnen: sowohl das Reparaturblech, als auch das zu flickende Lampenteil muß rost-,farb- und fettfrei sein. Absolut! Feile, Schmirgelpapier, Dremel. Egal wie, Hauptsache absolut blank, sonst wird das nix.


    Dann mit Verzinnungspaste einpinseln. Mit dem gut vorgewärmten Lötkolben unter Zugabe von Weichlot (60%iges Bleilot ist hier besser) vorverzinnen, bis die Oberfläche vollständig verzinnt ist. Wo es kein Zinn annimmt, war die Fläche nicht sauber - nacharbeiten mit dem Dremel.


    Ist das erledigt, den Blechflicken auf die Reparaturstelle legen. Nötigenfalls fixieren. Dazu Gripzange, eine Leimzwinge aus Blech (ähnlich Krokodilklemme), Draht o.ä. verwenden.

    Nun von außen erwämen.

    Das kann mit dem Lötkolben passieren, oder mit einer Gasflamme, z.B. Gaslötlampe aus dem Baumarkt oder der Bucht. Bis das Lötzinn unter dem Blech etwas herausquillt.

    Oft gibt es das Problem, daß Du ohne Flamme zu wenig Temperatur zum Werkstück bekommst. Der Lampenkörper wirkt wie ein Kühlkörper und entzieht der Reparaturstelle zu viel Temperatur, um beide Bleche verbinden zu können.

    Der Rand kann punktuell mit dem Lötkolben unter Lotzugabe noch etwas "angeglichen" werden.

    Danach abkühlen lassen und verschleifen.


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Da werden noch Oxide drauf sein. Glatte Flächen müssen metallisch blank sein, poröse Flächen mit konz Salzsäure blankmachen

  • Was mir noch zu dem Thema einfällt…


    - das Blech darf auch punktuell nicht überhitzt werden. Überhitzt man das vorverzinnte Blech, kann das Lot „verbrennen“ - es oxidiert und verliert die Eigenschaft sich verbinden zu können. Dann muß das Blech abgeschabt und/oder neu verzinnt werden, bevor man den nächsten Versuch machen kann.

    - es gibt Lote mit „scharfem“ und „weichem“ Schmelzverhalten. Elektroniklot hat einen scharfen Schmelzpunkt, d.h. es wird in einem ganz engen Temperaturbereich flüssig, ohne vorher weich/teigig zu werden. Karosserielot in Stangenform hat einen großen Bereich, in dem es unter milder Temperaturzugabe mit der Flamme weich und modellierbar ist. Das ist praktisch, das Lot kann wie Spachtelmasse verstrichen werden und überbrückt damit auch Löcher und Risse. Dazu nimmt man einen kleinen Hartholzkeil (so 4x8cm, 2cm hoch), den man gut in Bienenwachs taucht. Mit dieser Methode braucht man oft keinen zusätzlichen Metallflicken.


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Servus zusammen,


    zu diesem Thema noch ein Tipp zu den sehr guten Hinweisen von Dierk.


    Für das punktuellen Entrosten vor dem Löten und auch zum Beseitigen von starken Verkrustungen an Messingteilen hat sich bei mir der Einsatz eines Glasradierers bewährt. Auch an sehr schwer zugänglichen Stellen läßt sich damit ein gutes Ergebnis erreichen.

    Es ist sinnvoll, immer genügend Ersatz-Fasereinsätze in der Werkstatt zu haben, diese gibt es auch in einer Messingausführung.


    Als Flußmittel nehme ich bei meinen Lötarbeiten die in den Fotos gezeigten her, womit ich gute Erfahrungen gemacht habe.

    Als Lötkolben verwende ich einen 150 W-Typ, bei dickeren Blechen und Drahtbügeln wird schon mal mit einer weichen Flamme vorgewärmt.


    Am einfachsten läßt sich tatsächlich Weißblech verarbeiten, alle Bleche werden generell vorverzinnt.


    Viele Grüße von Alex