Zweiflammiger Militärkocher, bitte um Identifikation

  • Diesen Kocher auf den folgenden Bildern habe ich Ende der 1980er in einem Trödelladen für Militärzeugs auf Korsika erstanden.


    Der Hersteller ist die "Friedrich Schneider Metallwarenfabrik" aus Sinzheim b. Baden Baden.

    Die Bedienungsanleitung ist in Französisch.

    Die beiden Leisebrenner sind von Max Sievert - Stockholm - Schweden.

    Ein internationales Produkt sozusagen.


    Der Blechkasten ist aus extrem rostfreudigem Blech, der Lack war sehr in Mitleidenschaft gezogen.


    Er hatte keine Anwärmtassen, anzünden war "spektakulär". Mit den Eigenbauvorwärmtassen startet er besser, brennt mit Benzin aber nicht sauber.


    Kennt ihr das Ding?

    Womit wird es betrieben? Petroleum oder Benzin. Der aufgeklebtem Anleitung nach mit Benzin.

    Wie alt ist der Kocher?




    Vielen Dank für eure Infos

    Hannes

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    Rust never sleeps

  • Ohne eine Ahnung von genau diesem Kocher zu haben, dafür von jüngerer Geschichte: Hergestellt in Baden-Baden, von Franzosen verwendet. Könnte Nachkriegszeit von WWII sein, Südbaden war ja Besatzungszone von Frankreich. Also nach 29. April 1945.

  • Hallo:

    Das klingt plausibel, also ein Kocher aus den 1950ern fürs franz. Militär in Deutschland gebaut.

    Wenn ich wieder vor Ort bin, muß ich nachschauen ob sich am Brenner eine genauere Bezeichnung findet.


    Wie kommt ein schwedischer Brenner auf einen deutsch/französichen Kocher. Gab es nach dem Krieg nichts vergleichbares in Deutschland?


    Hannes

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    Rust never sleeps

  • Na ja, Schweden war ja nicht besetzt, unterhielt aber recht enge wirtschaftliche Beziehungen zum 3. Reich. Da könnten auch solche Brenner in den Süden von Deutschland geraten sein und dann halt nach dem Waffenstillstand noch vorrätig gewesen sein. Man produzierte ja damals mit allem, was man bekommen konnte, z.B. Petrollampen aus Gasmasken oder Pfannen aus Stahlhelmen.

  • In einem englischsprachigen Forum über classic campstoves habe ich jetzt einen Thread zu genau dem Kocher gefunden. Dort ist auch ein link zu einem japanischen Forum mit vielen Fotos.


    Die Brenner sind "Svea 1815" von Fa. Sievert aus Stockholm.

    Laut dem andreren Forum waren das im Original Brenner für Alkohol, hergestellt ab 1934 für einen begrenzten Zeitraum. 1940 sind sie noch gelistet.

    Müßten dann andere Düsen haben um mit Benzin sauber zu brennen, oder?


    Dürfte somit ein eher seltener Kocher sein.
    Er kommt auf die Liste der Winterarbeiten

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    Rust never sleeps

  • Jetzt ist es soweit.

    Er wird zerlegt und die Restaurierung kann beginnen.
    Vorher noch ein paar Bilder und ein Versuch ihn in Betrieb zu nehmen.

    Die schwedischen Brenner

    Meine Eigenbau Vorwärmschale aus einer Getränkedose.

    Ich war überrascht wie gut er die letzten 25 Jahre auf dem Dachboden weggesteckt hat.


    Etwas Autobenzin eingefüllt, ein paar Tropfen Öl auf das Pumpenleder, aufpumpen, vorwärmen, anzünden.



    Das Flammbild ist gar nicht mal so schlecht. Wenn er wärmer wird und man ihn voll aufdreht wird die Flamme rot. Zu fett?



    Mal sehen wie ich dem Rost beikomme, und wie ich dann verhindere daß er sofort wieder rostet. Der obere Teil des Blechkastens wird im Betrieb ziemlich heiß.


    Im Internet habe ich Messingvorwärmtassen gesehen, die werde ich ihm gönnen.


    Hannes

    --

    Rust never sleeps

  • Die Brenner sind eher für Petroleum gebaut, hab die Bauform noch nie für Benzin gesehen, der Verdampferteil wird dafür zu Heiß. Das orange / rote Flammenbild ist irgend eine Ablagerung die mitverbrennt, zu fett wären gelbe Flammenspitzen und eine unausgeformter Flammenkegel an der Siebkappe

    Allzeit Gut Pfad
    Grischa

  • Hallo:


    Die Svea 1815 wurden ursprünglich für Alkohol gebaut und verkauft. Da bei diesem Kocher aber in der Beschreibung steht "FORNEAU A VAPOUR D'ESSENCE" also für Benzin, nehme ich an er wurde passend bedüst.


    Das rote Flammbild war sehr wahrscheinlich der Rost von den Brennerkappen. Ich habe sie mit Zitronensäure und feinsten Bürsten per Dremel entrostet. Jetzt brennt er schön blau auch wenn er heiß ist und die Kappe zu glühen beginnt.


    Daß er original keine Vorwärmtassen hat stört mich, mein Eigenbau wandert in die Tonne. Ich werde mir passende bestellen. Hab in der Buch welche aus Messing gesehen die mir gefallen.


    gruß, Hannes

    --

    Rust never sleeps

  • Hallo


    Interessanter Beitrag von damals.

    Auch der "unbenutzte" der beiden schaut mir nicht unbenutzt aus, eher als wäre alles irgendwann mal mit Militärfarbe übersprüht worden, auch die Messingteile und Brennerkappen. Bei beiden fehlt die eingeklebte Anleitung mit Hinweis auf den Hersteller. Das Endergebnis der damaligen Restaurierung schaut gut aus. Mir gefällt aber das matte Grün nicht, ich werde ein glänzendes dunkleres Grün, das dem originalen Lack möglichst nahe kommt suchen. Könnte schwierig werden eine hitzefeste passende Farbe zu finden.


    Meiner wurde bevor ich ihn erworben habe scheinbar noch nie neu lackiert. Ich habe ihn damals (ca 1990) diletantisch entrostet und teils bunt mit Farbresten meiner Dyane angemalt. Rost ist bei dem Teil ein Problem, Das Blech des Gehäuses ist sehr rostanfällig. Schlechtes Nachkriegsblech und Hitze sind guter Nährboden für Rost, wenn dann noch Feuchtigkeit beim Camping dazukommt.


    Jetzt badet das Gehäuse in Rostumwandler. Dann eventuell mit Zinkfarbe lackieren und hitzefeste grüne Farbe darüber.

    Die Brenner werde ich nicht öffnen, sie funktionieren und sind dicht. Die Regler sind leichtgängig.


    Gruß, Hannes

    --

    Rust never sleeps

  • Hallo:


    Es gibt Fortschritte zu berichten :-)


    Ich habe passende Vorwärmschalen aus Messing bekommen. Die Brenner sind gereinigt und aufpoliert genau wie der Tank.

    Alles ist wieder montiert und nach verwenden der richtigen Dichtungen dicht und die Regulierräder stehen in der korrekten Position.


    Das Gehäuse ist großteils von Farbe und Rost befreit. Nur im inneren in den Ecken ist noch nacharbeit notwendig. Außen muß ich wohl noch ein bisserl schleifen. Füller kann ich nicht verwenden, wegen der Hitze im oberen Bereich.


    Für einen Probleauf hab ich den Kocher ins Gehäuse montiert. Wenn er sauber vorgewärmt wird, die Vorwärmschale sollte ganz mit Spiritus gefüllt werden, brennt er sofort sauber und rußfrei.



    Die Flamme ist schön blau, egal ob voll aufgedreht oder ganz klein

    Bisehr bin ich zufreiden, Fotsetzung folgt.


    Hannes

    --

    Rust never sleeps