• Seit über zwei Jahren suchte man, dann tauchte endlich ein Exemplar auf.


    Die Notlaterne der Deutschen Reichsbahn in Messing, mit dem Flügelrad - Logo auf dem Kamin.

    Als Überraschung fand sich in der Laterne ein leeres altes Dosenlicht, allerdings komplett mit dem Docht im Dochthalter und Deckel.


    Diese Laterne für die Wandbefestigung hat eine Höhe von 16 cm, bei einem Durchmesser von 8 cm, und ist ohne Macken oder Dellen.

    Mit einer Halterung wird sie auf die Wandbefestigung geschoben und dann gegen ein Herausziehen aus der Halterung mit einer Schraube gesichert.

    Diese Schraube bildet gleichzeitig einen Anschlag, sodaß die Laterne auf dem Wandhalter nur soweit nach oben geschoben werden kann um die Dosenlichter zu erneuern und um sie anzuzünden.

    Um zu verhindern das die Laterne zusammen mit dem Wandhalter abgenommen werden konnte, wurde sie über einen Vierkant gesichert, der mit passendem Schlüssel zu betätigen war.


    Diese Notlaternen hingen in den Personenwagen aller Größen der Reichsbahn.

    Vermutlich stammt mein Exemplar mit dem seltenen Dosenlicht aus der Zeit zwischen 1900 und 1920, ohne allerdings diesen Zeitraum belegen zu können.


    Spannend ist zu sehen mit welchen Lichtern diese Laterne wie lange leuchtet.

    Dazu habe ich das Dosenlicht mit einem neuen, aber zum Alten identischen Docht versehen, und die Dose mit Rapsöl gefüllt, von dem 30 ml hinein paßten.

    Damit leuchtet die Laterne rund zehn Stunden.

    Danach habe ich die Dose mit Wachs gefüllt, und es ergag sich eine identische Leuchtzeit von zehn Stunden.

    Anschließend habe ich eine der neuen Dosen eingesetzt, die als neue Hindenburglichter verkauft werden (obwohl sie mit den alten Hindenburglichtern wenig zu tun haben), mit zwei Dochten und Wachs gefüllt.

    Das ergab eine breitere und größere, hellere Flamme, bei geringener Leuchtdauer von nur rund fünf Stunden.

    Und der Kamin erhitzt sich damit auf über 160°C, während es bei dem alten Dosenlicht mit einem Docht nur die Hälfte beträgt.

    Der Versuch mit Maxi-Teelichtern, die zehn Stunden leuchten sollen steht noch aus.


    Jedenfalls freut es mich, endlich das so lange gewünschte Exemplar gefunden zu haben, das auch die Sammlung von Bahnlaternen und Lampen erweitert.












    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • wie immer ein super Teil mit einer interessanten Mechanik. Und die Fotos einfach wieder Traumhaft. Danke das Du uns daran teilhaben lässt.

    viele Grüße aus der Schweiz
    René

  • Danke René, andere daran teilhaben zu lassen ist ja immer auch doppelte Freude.


    Von dem sehr schönen Flügelrad habe ich mal ein Makro gemacht.


    Leider findet sich im Moment keine historische Aufnahme die zeigt wo diese Notlaternen im Abteil angebracht waren.

    Ich vermute oben über oder neben den Türen.




    Gruß Rolf


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  • Für den Hausgebrauch bekam die Laterne einen passenden Tank mit einem 7''' Ölbrenner, denn die Dosenlichter sind mir mit 5 bis 6,50 Euro pro Stück für den öfteren Gebrauch zu teuer.

    Mit dem Ölbrennereinsatz leuchtet die Laterne rund 12 Stunden.


    Zum Schluß noch das Stimmungsbildchen.





    Gruß Rolf


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  • Servus beinand,


    hier ein paar Ergänzungen zum Artikel von Rolf, wie immer, sehr akribisch verfasst und perfekt fotografiert.


    Diese Notlaternen wurden ursprünglich nur in vierachsigen Reisezugwagen mit elektrischer Beleuchtung ab ca. 1929 eingesetzt. Danach in allen Reisezugwagen, die einen eigenen Generator für die elektrische Beleuchtung hatten.


    Meine erste Zeichnung davon ist datiert mit 1930, die Dienstvorschrift (DV) von 1929.


    Aufbewahrt wurde diese im jeweiligen Waggon in einem absperrbaren und verplombten Holzschrank, der u.A. jeweils 6 Stück Laternen und 18 Stück Lichtpatronen enthielt.


    Bei Ausfall der elektrischen Beleuchtung wurden dann diese Notlaternen vom Zugbegleiter auf die jeweiligen Halter (siehe Fotos) aufgesteckt und angezündet. Alles Weitere steht im § 6 des Anhanges zur Dienstvorschrift für elektrische Zugbeleuchtung von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft vom September 1929.


    Die Halter befanden sich im jeweiligen Ausstiegsbereich und im Seitengang verteilt.


    Leider kenne ich kein Foto, die eine aufgesteckte Notlaterne zeigt.


    Ursprünglich wurde das Gehäuse komplett aus Messing oder aus brüniertem Messing gefertigt.


    Ab 1939, als das Messing für andere Aufgaben gebraucht wurde, ist sie aus Alublech beschafft worden und ab 1941 sogar nur noch aus Stahlblech in einer abgespeckten Version, dessen Gehäuse nach der Produktion galvanisch verzinkt wurde.


    Sogar die damalige Deutsche Bundesbahn (DB) setzte diese Notlaternen noch ein, wie lange ist nicht bekannt.


    Die DR (Ost) entwickelte dann nach dem Krieg ein eigenständiges Modell, das mit einem Milchglas versehen war.


    Alex











  • Tolle Informationen, und tolle Sammlung!

    Da ist man natürlich im Vorteil wenn man schon vor fünfzig Jahren mit dem Sammeln begonnen hat...

    Heute tauchen die Messinglaternen nur selten auf.

    Schade das du auch kein historisches Foto hast wo diese Laternen im Wagon gezeigt werden.


    Die im Schrank zu sehenden "Lichtpatronen" entsprechen der die ich in meiner Lampe fand?

    Ist nicht gut zu erkennen.

    Gruß Rolf


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  • Dankeschön!

    Die Lichtpatronen in den Messinlampen und im Holzschrank entsprechen deiner Ausführung, die anderen: siehe Foto.


    Es wurde damals eingesetzt, was gerade da war, Hauptsache das Ding hat geleuchtet und bis zum nächsten Bahnhof hat es immer gereicht.


    Vor Einsatz der elektrischen Beleuchtung, also Petro und Gas, in den Waggons gab es andere Notbeleuchtungen, von denen habe ich nicht nur viele Laternen, sondern auch Fotos im Einsatz habe.


    Gruß Alex








  • Danke für die tollen Hintergrundinformationen.:thumbup:

    Die Teileliste und die Rißzeichnung 811.23.00.12 werde ich mir mal abspeichern.

    Gruß Rolf


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  • Wichtige Information, die ich gleich mal ausprobiert habe.

    Also die Laschen nach oben gebogen.

    Ja, die Laschen werden nun durch die Flamme miterhitzt, das Wachs um den Docht wird schneller ausreichend flüssig, und das kommt der Verbrennung zugute.



    Gruß Rolf


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  • Es gab da noch den "Nachfolger" zu BRD Zeiten in Form der Bundespost Kerzenlaterne, um einiges simpler und aus Stahlblech natürlich nicht so ansehnlich. Angeblich hingen die füher auf den Fluren der Dienstgebäude.

    Kerzenlaterne der Bundespost? Sie wurde mit Hindenburglichtern betrieben, solche, wie sie auch in der Einheitslaternenkiste der Bundeswehr enthalten waren. Halterungen gab es dafür wohl ebenfalls, leider besitze ich keine, nur 2 Lampen. Enthielten die Reichsbahnlaternen eigentlich auch Asbest im Dach?


    Viele Grüße,

    Stefan

  • Servus Stefan,


    nein, die erste Bauserie mit dem geschlitzten Kaminabzug besaß ein Innenblech, damit wurde das Oberteil mit der Prägung nicht so heiß, somit war eine Asbestplatte nicht nötig.


    Viele Grüße von Alex

  • Nachtrag:

    Um die möglichen Einsätze dieser Notlaterne ein wenig zu komplettieren hatte ich mir noch ein altes Hindenburglicht mit Pappschale besorgt.

    Damit steht allerdings die Flamme ziemlich tief, sodaß ich diese Lichter kaum einsetzen würde.



    Gruß Rolf


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  • :merci:


    Sehr schön, sehr schön!

    Danke Euch, Alex und Rolf!


    :done:

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Servus beinand,


    weil das Thema noch so frisch ist, hier die Fotos einer originalen Dunkelfeindpackung aus Kriegszeiten mit komplettem Inhalt.

    Dieser Dunkelfeind, oder auch Hindenburglicht bezeichnet, konnte in diversen Handlaternen und auch in anderen Formen von Notbeleuchtungen eingesetzt werden.


    Alex







  • Hallo Alex, schau mal bei dir nach, du hast eine Nachricht.

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    Gruß Rolf


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