• Aus den USA stammt die nachfolgende Lampe des 19. Jahhunderts, und dieser Lampentyp wurde wohl auch hauptsächlich da genutzt.

    Diese Camphen - Lampe besteht ganz aus Zinn und war eine preiswerte Variante die sich jeder leisten konnte.

    Für betuchtere Leute gab es solche Lampen auch mit Glasbassins oder ganz aus Messing gefertigt.

    Bei geschichtsbewußten Amerikanern sind Camphen - Lampen sehr beliebt, was leider auch die Preise stetig in die Höhe treibt.


    Die Lampe ist 18 cm hoch, bei einem Fußdurchmesser von 10 cm.

    Auf dem Tank sitzt ein zweiflammiger Camphen - Brenner.

    Von den zwei ursprünlich vorhandenen Dochtrohrkappen ist nur noch eine vorhanden.

    Da auch die Ketten dafür aus Zinn bestehen, ist es nicht verwunderlich das irgendwann mal die Zweite abriß.

    Der Tank faßt 110 ml und leuchtet zweiflammig mit Petroleum rund 5 Stunden, was mit dem flüchtigen Camphen - Brennstoff sicher weniger war.


    Von drei im Netz gefundenen identischen Lampen ist keine gemarkt, sodaß der Hersteller wie auch das Herstellungsdatum unbekannt bleiben.

    Da aber der für diese Lampen genutzte Brennstoff aus einem Teil hoch raffiniertem Terpentin und drei Teilen Alkohol, nebst einer kleinen Menge Kampfer zwischen 1830 und ca. 1870 hergestellt wurde, müssen diese Lampen irgendwann innerhalb dieser Zeitspanne entstanden sein.

    Bei einer der gefundenen, identischen Lampen sind Reste einer Goldlackierung zu sehen.

    Auch bei meinem Exemplar finden sich solche Reste, wobei die Goldbronze auf dem Brenner erst im 20. Jahrhundert von jemandem aufgebracht wurde und nicht original sein kann.


    Und obwohl dieser flüchtige Brennstoff, nach Zeitungsmeldungen und wissenschftlichen Abhandlungen aus dieser Zeit, zu vielen Unfällen und Toten führte, indem Lampen explodierten und dann der Brennstoff alles, einschließlich deren Nutzer in Brand setzte, waren diese Lampen trotzdem beliebt und wurden vielfach gekauft.

    Der Hintergrund liegt in der Preisentwicklung des Walöls, welches mit hellerer, weißerer Flamme leuchtete als andere Ölsorten wie Rüböl usw.

    Walöl war teuer, sodaß es sich nicht jeder leisten konnte, und in den 1850er Jahren ging durch den immer mehr gesteigerten Walfang die Population soweit zurück das es immer schwieriger wurde Wale zu finden, was die Kosten für Walöl in die Höhe trieb.

    Um einen preiswerten, vergleichbaren Brennstoff mit möglichst weißer Flamme zu erhalten wurden schon 1830 Mischungen auf Terpentinbasis hergestellt, da hochrein destilliertes Terpentin ebenfalls weißes Licht beim Verbrennen erzeugt.

    1835 meldete dann Henry Porter seine Mischung zum Patent an, die unter der Bezeichnung "Porter´s Burning Fluid" bekannt wurde, und letztendlich zur Entwicklung der Camphen - Brenner führte.

    Versuche zeigten natürlich die hochexplosive Nebenwirkung dieses Brennstoffs, sodaß man die Dochtröhren der bekannten Walölbrenner nach oben verlängerte um die entstehende Hitze weiter weg vom Tank zu bringen, und die Verlängerung der Rohre in den Tank hinein wegzulassen, die beim Walöl bei winterlichen Witterungsverhältnissen das Öl gegen Verdickung durch Erwärmen über die Dochtrohre flüssig hielt.

    Zusätzlich wurden bei den mehrflammigen Brennern die Rohre nach außen abgewinkelt, damit sie weiter auseinander standen.

    Doch trotz dieser Maßnahmen kam es immer wieder zu den erwähnten Unfällen, sodaß man Camphene Lampen wohl zu den für den Anwender gefährlichsten Lampentypen zählen kann die je gebaut wurden.

    Ich werde die Lampe allerdings nie mit der Camphen - Mischung betreiben, sondern nur mit Petroleum, welches ja eine ähnliche Flamme bildet.


    Für mich ein weiterer interessanter Lampentyp für die Sammlung, bei der ich immer auf Vielfalt Wert lege.






    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf,

    sehr interessant mal wieder :done:


    Ist da Kampfer drin gewesen, also dieses Harz, das auch oft zum spiritistischen Räuchern verwendet wird?



    MfG

    Magnus

    Meine Galerie

    Grünspan, schwarze Finger, heisses Lötzinn :hail:

    (Früher Pyromane, heute brennt und glüht alles mit Verstand...)

  • Hallo Markus,


    nach Ausführungen von Chemikern, die sich aus heutiger Sicht mit diesem Brennstoff befaßt haben, soll da aus Geruchsgründen tatsächlich Kampfer zugemischt worden sein.

    Obwohl mir das nicht wirklich einleuchtet, denn die Verbrennung von einer Mischung aus hochreinem Terpentin und Alkohol müßte eigentlich geruchsneutral abgelaufen sein.

    Auch den Hinweis das es eigentlich "Camphin" anstatt "Camphen" heißen müßte habe ich ignoriert, da Letzteres ursprünglich so in der damaligen Werbung

    geschrieben wurde.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Vielleicht noch zum besseren Verständnis:


    Walöl hatte Preise zwischen 1,30 USD bis 2,50 USD pro Gallone ( = 3,78 Liter ), während die Camphene - Mischung nur 0,50 USD pro Gallone kostete.

    Der in Camphen verwendete Alkohol war ein wichtiges Standbein für Brennereien, von denen viele 30 bis 80 Prozent ihrer Produktion an den Markt für Lampenbrennstoffe verkauften. Die Brennereien lieferten um 1860 mindestens 90 Millionen Gallonen Alkohol pro Jahr an die Beleuchtungsindustrie.


    Das Ende des Camphene - Brennstoffs kam spätestens 1862, als eine Alkoholsteuer von 2,08 USD/Gallone erhoben wurde, zusammen mit dem Umstand das 1859 Erdölquellen kommerziell genutzt wurden, und das aus dem Rohöl destillierte, ungefährlichere Kerosin mit 0,50 USD/Gallone genauso preiswert war wie vorher das Camphene.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Das Stimmungsbildchen, wobei der Pathfinder gut hundert Jahre früher unterwegs war.

    Und eine Werbung eines Lampengeschäfts mit einem Umfang an zum Verkauf stehenden Lampen, der einen blaß werden läßt bei der Vorstellung er könne heute existieren...




    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Danke fürs Zeigen und Erklären.

    Wieder mal excellent, was Du alles findest und dazu recherchierst!


    :done:

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
    ___________________________________________________________________________________________
    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Bei der Recherche zu den Camphene Lampen fielen mir aus Messing gefertigte Tischlampen auf, die den Gardon Lampen ähnelten wie sie im Buch von Mahot "Les lampes à essence" abgebildet sind.

    Das erinnerte mich an eine Lampe aus meiner Sammlung die ich Gardon zuschrieb, obwohl das DSR nicht gemarkt ist, der die für Benzinlampen übliche Lamawolle als Explosionsschutz im Tank fehlt, und dem Brenner der übliche Drahtkorb um den Docht fehlt, der es ermöglicht den Docht in das gewalkte Mittelteil der Im Tank befindlichen Lamawolle zu schieben. Da macht dann auch der an der Kette hängende Dochtrohrschutz keinen Sinn - außer man würde diese Lampe ebenfalls den Messing Camphene Lampen zuordnen, wie ich sie bei der Recherche von amerikanischen Herstellern sah.

    Bleibt aber ohne entsprechende Nachweise Spekulation.




    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...