Ich hatte über einen längeren Zeitraum nach einem günstigen Exemplar dieser Laternengattung gesucht, denn diese Polizeilaternen werden immer seltener angeboten, und oft zu überzogenen Preisen.
Die Laterne stammt aus den 1880ger Jahren und wurde von Hiatt & Co. in Birmingham hergestellt.
Hiatt & Co. war bekannt als Hersteller von Polizei - Utensilien wie Lampen, Handschellen, Schlagstöcken, Trillerpfeifen usw., und war auf diesem Sektor bis 2008 tätig.
Einige Merkmale weisen die Laterne als frühes Modell aus.
Besonders die innen liegende Blende zum Abdunkeln der Laterne wird hier über einen kleinen Griff am Kamin aus gerolltem Blech betätigt, während das bei späteren Laternen über einen Griff unten an der Laterne erfolgte, der in einem Schlitz im Laternenkörper durch hin und her bewegen die Blende öffnete oder schloß. Denn Kamin und die darüber sitzende, zweiteilige Entlüftungskappe erhitzten sich natürlich so stark, das ein Anfassen des da angebrachten Hebels wohl sehr unangenehm gewesen ist. Ich habe das ausprobiert und im wahrsten Sinne des Worts die Finger davon gelassen.
Auch der fehlende, blecherne Lichtkegel vor der starken plankonvexen Sammellinse ist bei den Nachfolgemodellen in der Regel durchgängig vorhanden.
Wegen dieser stark gewölbten Sammellinse war die Laterne auch unter dem Begriff "Bull´s Eye Lantern" bekannt, und wegen der Abblendmöglichkeit gab man ihr auch die Bezeichnung "Dark Lantern".
Da diese Laternen, zuerst mit Kerzen ausgerüstet, später mit Rüböl - Brennern und danach mit Petroleum - Brennern, nicht viel mehr Licht abgaben als eben vom Kerzenlicht bekannt ist, hat man diese Sammellinse vorgesetzt, die das Licht ein wenig verstärkte und auch bündelte.
Wichtig war es den Standpunkt des Polizisten durch die Laterne für den Verbrecher nicht sichtbar werden zu lassen, weshalb man in die Laternen die drehbare Blechblende integrierte, auf der auch der Reflektor befestigt ist.
Für die damalige Zeit waren die aus heutiger Sicht sehr funzeligen Laternen für die Beamten sehr hilfreich.
Man muß sich vergegenwärtigen das um 1880 zwar im Londoner Stadtkern Gaslaternen brannten, aber es in den äußeren Stadtgebieten mit engen Straßen und Gassen stockdunkel war. Und genau da blühte das "Geschäft" von Gaunern und Verbrechern, und genau da kamen diese Polizeilaternen zum Einsatz, und versetzten die Beamten in die Lage die ansonsten dunkle Umgebung wahrnehmen zu können.
Zeichnungen und Stiche zeigen diese Laternen im Einsatz, z.B. als man 1888 Jack the Ripper jagte, den man übrigens nie gefaßt hat.
Auf den Wachen waren solche Laternen ausreichend vorhanden, sodaß zumindest eine auf jeden Beamten kam.
Von einem Beamten der Tagschicht wurden jeden Tag die Tanks gefüllt und bei Bedarf die Dochte getrimmt, sodaß sie abends für die Nachtschicht fertig bereit standen.
Getragen wurden die Laternen über einen an der Laterne befestigten Haken am Gürtel. Unter diesem flachen Haken befindet sich eine Gegenfeder aus Federstahl die verhinderte das die Laterne beim Bücken des Beamten aus dem Gürtel rutschte. Mittels abklappbaren Drahtbügeln konnte man sie in die Hand nehmen.
Neben Hiatt & Co. gab es auch andere Hersteller, die diese Laterne in unterschiedlichen Größen und technischen Besonderheiten herstellten.
Bei meinem Exemplar ist der Lampenkörper 19 cm groß, bei einem Durchmesser von 8 cm.
Eingesetzt ist ein Tank mit einem Sherwood - Vaporite Brenner.
Passend zur Lampe und zur Zeit habe ich beim ersten Bild einen British Constabulary Revolver daneben gelegt.