Westfälischer Frosch

  • Die Froschlampen gehören wohl zum ältesten Bergwerksgeleucht und sind seit dem 16. Jahrhundert in Gebrauch.

    Auf Holzschnitten in dem Werk von Georg Agricola, das 1556 erschien, sind diese Lampen abgebildet.

    Offene Flammen bedeuteten beim Kohleabbau oft die gefürchteten Schlagwetterexplosionen, aber bis zur Entwicklung der Wetterlampen kannte man nur die offene Flamme in den Bergwerken.


    So hat sich bei mir für meine kleine Lampensammlung auch so ein Frosch eingefunden. Die Messing - Verschlußklappe und das Messingschild sind wohl mal erneuert worden. Ansonsten fehlen am Korpus die typischen Gebrausspuren einer gefahrenen Lampe.


    Die Bilder:








    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf,

    weiß man denn, bis wann solche Geräte noch hergestell wurden,

    bzW. bis wann sie noch in Gebrauch waren? Mal abgesehen von

    den Gefahren mit Schlagwetterexplosionen im Kohlebergbau liefert

    so ein Freibrenner ja auch bei unkritischen Wettern nur ein eher mickriges

    Licht.?( Das ging doch sicherlich schon Mitte des 19. Jahrhunderts

    deutlich besser.


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Markus, es ist wohl Fakt das man mit diesem mickrigen Licht über Jahrhunderte auskommen mußte bis im 19. Jahrhundert die Sicherheitslampen / Wetterlampen entwickelt wurden. Speziell mit den Karbidlampen wurde das Licht dann im Schacht besser.

    Offensichtlich wurden noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts solche Froschlampen genutzt, wenn man der Literatur Glauben schenken darf. Weniger beim Kohleabbau, sondern mehr beim Erz - und Salzabbau.

    Die Entwicklung des Grubengeleuchts ist grob hier beschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Grubenlampe

    Gruß Rolf


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  • Ja Berthold, ich finde diese Lämpchen auch toll und bekomme zum Wochenende eine die sich in allen Teilen original erhalten hat und auch über etliche Jahre gefahren ist.

    Die offenen Froschlampen wurden mit Talg betrieben, und die geschlossenen Frösche mit Rüböl.

    Gruß Rolf


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  • Jetzt hat sich noch ein Westfälischer Frosch im gefahrenen Zustand eingefunden.

    Diesmal alle Teile im Originalzustand, leicht rostnarbig und mit den Gebrauchsspuren wie sie in der Grube entstehen.

    Speziell die Abnutzung am Gehänge künden von langem Gebrauch der Lampe.





    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf,

    die Lampen scheinen ja aus relativ dickem Blech zusammengelötet zu sein.

    Sind die Geräte eigent lich gegen Korosion geschützt? Oder ist das die blanke

    Metalloberfläche?:/


    Grüße


    Marcus

    Dochtlampenfreak

  • Hallo Marcus,


    nein, es gab damals keinen Schutz gegen Korrosion. Es ist das blanke Metall. Allerdings schwappte beim Transport im Stollen immer etwas vom Rüböhl aus dem Tank heraus und verteilte sich über den Lampenkorpus, sodaß mögliche Feuchtigkeit eigentlich keine Angriffsfläche hatte. Das Rosten hat erst viel später eingesetzt, nachdem die Lampen irgendwann nicht mehr eingesetzt wurden. Lagerung z.B. in feuchten Kellern usw. haben bei vielen Lampen zum Verrosten geführt. Solche die sachgemäß verwahrt wurden und heute ohne Rost sind kosten ein mehrfaches.

    Der Korpus der gezeigten Lampen besteht übrigens aus drei Teilen, die damals in Schmiedefeuern hartgelötet wurden. Es gab aber auch weichgelötete Frösche.

    Gruß Rolf


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  • Hallo Rolf,

    sofern verfügbar, wurden damal auch Grubenfrösche mit Leinöl eingerieben. Das hat sich auch Unter Tage als relativ guter Rostschutz bewährt. Taugt im Übrigen auch heute noch! Lederzeugs für Unter Tage behandle ich heute noch mit Rizinusöl. Es hält das Leder sehr geschmeidig.

    Als Lampenöl wurde das Billigste verwendet, in sehr alten Stollensystemen findet man auch heute noch gelegentlich deponierte Ölfläschchen aus der damaligen Zeit.

    Bei den offenen Talglampen wurde immer Talg verwendet und hier meistens das Zeugs was für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet war. Man bezeichnete diese Talgsorte auch als Unschlitt.

    Es bleibt zu bemerken, daß, bis zur Einführung elektrischer Lampen, es die Aufgabe der Bergleute war, ihre Lampen mit Brennstoff zu versorgen. Mit der Einführung der Benzinsicherheitslampe wurde diese Aufgabe durch den Bergwerksbetreiber übernommen. Allerdings wurden dem Begmann die Kosten für den Brennstoff vom Lohn abgezogen. Ebenso abgezogen wurden die Kosten für die Lampenreparatur, die Kosten für die Instandhaltung von Werkzeug und die Schadensersatzkosten für beschädigtes und verlorenes Werkzeug.

    Und ein alter Spruch hat im Übrigen auch heute noch Gültigkeit:

    "Ein Bergmann ohne Licht ist ein armer Wicht!"

    Nicht umsonst wurde der Berggeist immer so beschrieben, daß er mit einem sehr hellen Licht kam und dem bedrängten Bergmann aus der Patsche half.

    Ach übrigens:

    Bergleute waren früher sehr gläubig, ihre Schutzpatronin ist nach wie vor die Heilige Barbara. Ich kenne verschiedene 'Bergwerke, wo nachgewiesen ist, daß die Bergleute täglich vor Schichtbeginn zwischen 1 und 3 Stunden gemeinsam beten mussten. Hat sich da jemand bewusst "abgeseilt" dann stand regional Züchtigung durch einen Beautragten auf dem Programm.

    Viel Spass mit den Grubenfröschen

    wünscht


    Lampendoktor

  • Ja Lampendoktor, so war es damals.

    Ich wollte das Bündel der zusammengetragenen Fakten hier nicht so ausführlich ausbreiten, denn wer sich für dieses Thema interessiert findet sie alle im Internet.

    Danke, ich habe meinen Spaß mit den Teilen, und bin mir mittlerweile sicher keiner Fälschung aufgesessen zu sein.

    Die erste Lampe stammt übrigens von einem bekannten Händler, für den der Handel mit Fälschungen geschäftlich tödlich wäre.

    Schön wäre noch eine originale Brennstoffflasche aus der Zeit.

    Gruß Rolf


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  • Ich habe mal ausgetestet wie lange der Frosch mit einer Füllung "leuchtet".

    Vor einiger Zeit bin ich bei der Mischung für "Rüböhl" von 2 Teilen Rapsöl und 1 Teil Lampenöl abgewichen und mische mittlerweile im Verhältnis 1 : 1 um den Docht weitgehenst von Verkrustung frei zu halten.

    Der Froschtank faßt bei einer dreiviertel Füllung 90 ml der angegebenen Mischung.

    Die Flammhöhe habe ich zum Vergleich zu einer Haushaltskerze auf nachfolgendem Bild festgehalten.

    Mit dieser Flammhöhe brennt das Lämpchen 12,5 Stunden.

    Selbst wenn der Bergmann unter Tage vermutlich eine höhere Flamme genutzt hat, sollte eine Füllung für eine Schicht gereicht haben, bei einer Schichtlänge von 8 bis 9 Stunden.

    Nach einer wissenschaftlichen Arbeit sind übrigens Frösche etwa im Erzgebirge bis 1910 genutzt worden.




    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Schöner Vergleich.

    Da kann man sich in etwa vorstellen wie das wirkte, auch wenn die Stollenwände nicht gerade weiß waren.

    Im absoluten Dunkel eines Stollens ist das schon mehr als ein Orientierungslicht, zudem sich auch die Augen darauf einstellen.

    Es waren ja doch eher grobe Arbeiten zu machen.

    Manche dunkle Werkstätte aus alten Tagen für einfache Tätigkeiten war nicht soo viel besser beleuchtet.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • Hallo Rolf,

    die Schichtlängen wurden von den Betreibern unterschiedlich festgelegt, sowohl mit dem Einfahren in die Grube und endend mit dem Ausfahren, andererseits mit dem Erreichen der Abbauzone, endend mit dem Verlassen der Abbauzone. Je nach Berechnungsart und Grube bist Du dann leicht auf Fahrungszeiten von 12 bis 16 Stunden gekommen. Im Extrembereich haben die Knappen direkt in Unterkünften in der Nähe der Grube gewohnt. Heim ging es dann nur bestenfalls am Wochenende.

    Im Bereich Abbau wurde die Gruppe immer nur nach dem geförderten Material und dem Erzgehalt bezahlt. Taubes Material wurde zum 0-Tarif gefördert. Der Unterschied förderfähig oder taubes Material wurde vor Ort, bedingt durch die schlechten Lichtverhältnisse nur nach dem gefühlten Gewicht vorgenommen. Die Loren waren nummeriert und wurden nach dem Ausfahren durch Arbeiter nochmals sortiert nach tauben und ausschmelzwürdigem erzhaltigen Material. Der Sortierer bestimmte letztendlich wieviel die Gruppe pro Lore bekam.

    Desweiteren war für die Arbeitsgruppe die Bewetterung der Stollen auch ausschlaggeben dafür, wie hoch das Licht eingestellt wurde. Ein mit großer Flamme brennender Frosch benötigte mehr Brennstoff und verbrauchte auch mehr Sauerstoff, welcher oft rar war. Dann kamen noch die Abgase und der Ruß dazu. Du kannst Dir sicherlich vorstellen, daß die damaligen Kumpel die Frösche gerade so hoch einregelten, daß diese im unteren Drittel der Leistungskurve sich bewegten. Ich könnte Dir auch heute noch genügend Systeme zeigen, im Altbergbaubereich, wo die Bewetterung nahezu vollständig versagt hat. Hier haben sich dann oft Seen aus schlechter Luft gebildet, oft auch CO2-Seen. In der heutigen Zeit mit Meßgeräten und Sauerstoffgeräten kein Problem. Damals leistungsmindernd und oft lebensbedrohlich. Als Warnanzeige nahmen die Kumpel oft Vögel mit in die Grube. Fiel der vom Stengelchen, dann war es für die Gruppe höchste Eisenbahn zum Rückzug.

    Im Harz war im Bereich des Erzbergbaues die Gefahr der Schlagenden Wetter nicht so hoch wie im Kohlebergbau, wo das Methangas in den Kohleflözen mit eingeschlossen war und beim Abbau frei kam. Allerdings wurden die Stollen mit Holz abgestützt, welches verrottete, dazu kam sonstiger organischer Abfall. Auch hieraus konnte sich Gas bilden welches sich, bei richtiger Konzentration an der Flamme eines Frosches entzündete. Und das war dann in der Regel das Ende einer Abbauzone bzw. der Belegschaft.

    Bergbau in der damaligen Zeit war ein riskanter Job, wo der Kumpel nicht wusste ob er die Grube nach Schichtende wieder lebend verließ.

    Wenn Du heute ein Besucherbergwerk besuchst, geht für Dich lediglich ein Fensterchen in eine andere Welt auf.

    Richtig reinversetzten kannst Du ich eigentlich nur in die Materie, wenn Du mehrere Jahre aktiv unter Tage gearbeitet und im Umfeld gelebt hast.

    Andererseits wirst Du auch heute in Besucherbergwerken "wie vom anderen Stern" behandelt, wenn Du der "heiligen Barbara" Ehrerbietung zollst. Da hab ich schon die tollsten Geschichten erlebt!

    In diesem Sinne

    Glück auf


    Lampendoktor


    @ Andy:

    Das Schwarz in einer Gube ist die dunkelste Farbe welche Du Dir überhaupt vorstellen kannst. Außer Deinem Geleucht gibt es da kein Licht! Und versagt dieses, dann spiel nicht den Helden. Der Spass endet unter Tage in der Regel tödlich. Auch wenn Du meinst, daß Du die Grube kennst, bleib stehen und warte. Wenn Du meinst, daß Du Dich da unten so gut orientieren kannst - Vergiß es! Nach spätestes 2 Minuten hast Du die Orientierung verloren. Und wenn Du diese Exkursion der selbständigen Wegsuche nicht überlebst, na ja, die Anstellung als Berggeist ist Dir dann gewiß!

    Das ist dann auch der Grund, weshalb wir bei der Begehung alter Systeme immer in kleinen Gruppen einfahren und jeder von uns mit mehreren Geleuchten ausgestattet ist. Und wenn alle Stricke reißen, wasserfeste Zündhölzer und ein paar Kerzen sind immer dabei, ebenso Benzinfeuerzeuge.

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  • Hallo Rolf,

    die Schichtlängen wurden von den Betreibern unterschiedlich festgelegt, sowohl mit dem Einfahren in die Grube und endend mit dem Ausfahren, andererseits mit dem Erreichen der Abbauzone, endend mit dem Verlassen der Abbauzone. Je nach Berechnungsart und Grube bist Du dann leicht auf Fahrungszeiten von 12 bis 16 Stunden gekommen. Im Extrembereich haben die Knappen direkt in Unterkünften in der Nähe der Grube gewohnt. Heim ging es dann nur bestenfalls am Wochenende.

    ...

    Du hattest schon 2017 darauf aufmerksam gemacht als ich damals meine erste Wetterlampe vorstellte.

    Und der sozialpolitische Hintergrund interessiert mich nach wie vor.

    So lese ich gerade in dem von Lorenz Pieper erschienen Werk von 1903 mit dem Titel "Die Lage der Bergarbeiter im Ruhrrevier" genau über die Frage der in den Verträgen festgelegten Arbeitszeiten und Entlohnungen, die ja im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, wie auch zu Anfang des 20. Jahrhunderts zu schweren Arbeitskämpfen führten.

    Auch in diesem Werk wird deutlich wie die industrielle Revolution in skrupeloser und brutaler Art und Weise auf den Knochen gerade der Bergmänner aufgebaut war.

    Diese Hintergründe sind es die mich bei der Betrachtung dieses "Zeitzeugen" Grubenfrosch bewegen.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf,

    sorry, aber jetzt scheinst Du etwas zu verwechseln. Ich habe Dir in der Vergangenheit solches nicht geschrieben! Wenn ich mich richtig erinnere, so dürfte der Erich Dir möglicherweise etwas in diese Richtung gehend geschrieben haben. In der Forensuche finde ich allerdings nichts mehr; auch kein Profil von Erich.

    Nur soviel um mögliche Verwechslungen vorzubeugen:

    Erich1 und ich sind nicht die gleiche Person!


    Grüße


    Lampendoktor

  • Hallo Lampendoktor,


    für mich sind deine Schreibweise, die Art des Ausdrucks, wie auch der Hintergrund hier beim Thema Bergbau, wie auch deine Ausführungen zum Thema Dochte an anderer Stelle absolut identisch zu den in der Tat gelöschten, früheren Kommentaren des Erich1.

    Das sich zwei Personen, die dann nichts miteinander zu tun haben derartig gleichen, ist schon absolut verblüffend.


    Auf der anderen Seite hat dieser Erich1 durch das Löschen all seiner Kommentare vor dem Löschen seines Accounts viele Threads im Kern unverständlich werden lassen, indem Fragen und Antworten nun zusammenhanglos in diesen Threads stehen geblieben sind. Also keine wirklich feine Aktion von ihm.


    In diesem Zusammenhang wäre es dann schon eine ziemliche Frechheit und Dreistigkeit hier unter einem anderen Account weiter zu machen als wenn nichts geschehen wäre - was aber wohl nach deinem Statement nicht identisch zu sein mit diesem Erich1, dann auch nicht zutrifft.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Auf der anderen Seite hat dieser Erich1 durch das Löschen all seiner Kommentare vor dem Löschen seines Accounts viele Threads im Kern unverständlich werden lassen, indem Fragen und Antworten nun zusammenhanglos in diesen Threads stehen geblieben sind. Also keine wirklich feine Aktion von ihm.

    Oh, jetzt sehe ich es auch...

    Das ist natürlich auch keine feine Aktion des Forenbetreibers, dass er sowas zulässt! Das führt wirklich zu viel Wissensverlust und etlichen Unnützfreds!

    Andere Foren behalten sich vor die Beiträge von Nutzern die gelöscht werden, dennoch weiterhin aktiv anzuzeigen und nicht zu löschen - darüber sollte man hier ggf. auch mal nachdenken!

    Die Autoschlange ist die einzige Schlange, die das A****loch vorne hat!