Leitfaden zur Funktionsprüfung und Instandsetzung einer Petromax-Laterne hier:einer PMX 827/250 CP

  • Hallo, liebe aktive Forum-Mitglieder !


    Gestattet mir zunächst ein kleines Vorwort, was mich bewogen hat ,den nachfolgenden Beitrag zu verfassen:
    Wer von uns kennt diese Situation nicht: Im Internet neue „alte“ Petromaxlampe erstanden
    ( drei, zwei,eins ----meins ) Dann kam das Paket mit der Post an, mit banger Erwartung ausgepackt und jetzt steht es vor einem, das neue Schätzchen für die Petromaxsammlung.
    Gleich sofort anzünden oder Nichtanzünden(?) ist die Frage und : funktioniert sie oder funktioniert sie nicht ?Wenn nicht, dann ist das neue Schätzchen evtl. nach dem ersten Startversuch voll rußig und schmutziger als je zuvor, wenn nicht noch Schlimmeres passiert., es stinkt nach Petrol und der Frust über das Teil ist groß.
    Diese Ausgangssituation vor Augen habe ich mich entschlossen ,den nachfolgenden Beitrag zu verfassen . Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen durch befolgen der aufgeführten Ratschläge vor dieser leidvollen Erfahrung bewahren.



    Erste Funktionsprüfung einer Petromax-Starklichtlampe und anschließende Instandsetzung und Restauration am Beispiel einer Petromax Rapid 827/ 250 CP SuperI.
    Erste grobe Überprüfung des Anlieferungszustands : hierzu



    Bild 1 :

  • 1. Was ist im Tank ? Manometer abschrauben und Riechprobe : Igitt , hier ist altes Duftpetroleum drin ! Raus damit . Später Tankspülung/Reinigung in Erwägung ziehen.
    2. Prüfung der einzelnen Baugruppen :
    a) Baugruppe 148 N : =Oberteil komplett Bild 2:

  • b) Hier : Abstand Düse Nr.50/ Mischrohr Nr.33N mit Universalschlüssel kontrolliert:
    Glück gehabt : ist OK. ( für die 250-iger die kleine Kerbe am Universalschlüssel verwenden !!!)
    Hier : Regulierschraube am Mischrohr in senkrechter Stellung? – OK
    Hier : Brennkammer fest angeschraubt ? – OK –
    Hier : Tonbrenner fest angeschraubt ? – OK –
    Hier : der mitgelieferte Glühstrumpf auch für die 250-iger passend ? Nein !!! Das war ein 500-ter ! Also : passenden 250-iger Strumpf der Hausmarke Pelam aufmontiert,den 500-ter in den Fundus befördert. Bild 3 :

  • Düsennadel sicht-od. mit dem Finger spürbar ? Dazu Haube
    abnehmen. Und zwar wenn Handradnase nach oben zeigt,prüfen.
    Hier : in Stellung Handradnase nach oben- keine Düsennadel sicht – bzw. spürbar. Aber : Düsennadel taucht auf in Stellung der Handradnase nach unten zeigend ! Fazit: Irgendein Spassvogel hat das Handrad falsch herum montiert. Mit Universalschlüssel das Handrad abmontiert und um 180 Grad gedreht wieder montiert. – ok.-


    Um den Vergaser, die Baugruppe 115 weiter zu testen , brauchen wir Druck auf dem Tank.
    Wir checken deshalb erstmal die Baugruppe 100 : die Pumpe : Bild 5

  • Die zieht nicht, also Pumpenstößel raus und nach dem Pumpenleder geschaut. Oh je, ist völlig eingetrocknet.
    Hier : Pumpenleder in den Öltopf, dann das Öl mit den Fingern ins Leder einmassiert „ Nur ölig bin ich fröhlich“ !Bild 6 :

  • Danach Pumpenstößel wieder eingesetzt und siehe da: Die Pumpe zieht.
    Jetzt Vergaser zu ( Handradnase nach oben) Rapid zu , Entlüftungsschraube am Manometer durch rechtsdrehen zu . Dann ca. 20 – 40 Pumpenhübe. Pumpe geht etwas schwer, werden wir bei der Instandsetzung der Baugruppe 100, speziell des Pumpenventils noch optimieren, das Manometer zeigt dabei, auch in Anbetracht des leeren Tanks wahrscheinlich noch keine Reaktion . Aber es ist Druck im Tank, der für die Prüfung reicht.
    Jetzt die Haube und den Innenmantel runter, die Hand dicht über die Vergaserdüse Nr.50 gehalten , und Handradnase nach unten drehen. Ist ein Luftzug von austretender Luft spürbar? Versiegt der Luftstrom bei Stellung des Handrades auf zu ? Wenn das klappt, ist das Vergaserfußventil wahrscheinlich ok. Weiter unten, bei der Beschreibung möglicher Instandsetzungsarbeiten werden wir das Vergaserfußventil noch einem Test im betankten Zustand unterziehen.Im Moment spar ich mir diese Sauerei. Fazit der bisherigen groben Untersuchung :


    a) Baugruppe 148 N ist wohl funktionstüchtig .
    b) Baugruppe 100 , die Pumpe ist wohl funktionstüchtig.
    c) Baugruppe 115, der Vergaser ist wohl funktionstüchtig.


    Ich sage „wohl“ , weil ,es ist nur eine grobe Überprüfung.
    Jetzt fehlt noch die Baugruppe 226, der Rapid-Vorwärmer. Rein äußerlich miserabler Zustand. Im Flammrohr Dreck und Spinnweben, ewig nicht mehr benutzt worden die schöne Lampe, bzw. der Rapid. Bild 7

  • Flammrohr(Nr.220) abgezogen und kurz den groben Schmutz mit Pressluft abgeblasen, wieder aufgesetzt. Evtl. kann man noch mit der Düsennadel in der Rapid-Düse herumstochern ,aber das habe ich mir aber an dieser Stelle geschenkt. Ist ja nur eine grobe Überprüfung. Hier ein Bild des bereits gereinigten, zerlegten Rapids.

  • Die erste Grobe Überprüfung der Funktionstüchtigkeit ist beendet, die Lampe müßte startbar sein und leuchten. Also: Innenmantel mit Glühstrumpf zum Abflammen raus ,auf die Blechdose (850 ml)ohne oberen und unteren Deckel gelegt,und im Freien ( STINKT!!) angezündet, der schöne Pelam-Glühstrumpf. Während der abflammt, Manometer abgeschraubt an der Lampe, um sie mit 500 ml( 250-iger Lampe !) Petroleum zu betanken. OK, bei dieser Gelegenheit gesehen, daß die Manometerdichtung tiefe ringförmige Riefen aufweist, das Gummi aber noch nicht porös ist, also keine neue Dichtung geopfert sondern die alte umgedreht wieder eingesetzt und Manometer festgedreht.

  • Rapidhebel zu – Vergaser zu (Handradnase nach oben !!) – Entlüftungsschraube am Manometer zu,


    Pumpen bis das Manometer etwa 2 Bar anzeigt.


    Dann Kipphebel des Rapidvorwärmers auf und austretenden Strahl anzünden. Klappt !!-OK –
    Dabei ruhig und stetig Druck nachpumpen ( nicht zu wild, der Glühstrumpf ist empfindlich)
    Ca. 80 Sekunden vorwärmen – hierzu benutze ich immer in der Werkstatt eine kl. Eieruhr.


    Danach wurde es dann spannend: Vergaser-Handrad-Nase langsam nach unten gedreht und „PLOPP“ der Glühstrumpf bläht sich auf, die Lampe leuchtet.Kipphebel des Rapid sofort zuklappen – das War es .
    Bild 10:

  • Jetzt noch mit der Pumpe Druck auf den Tank von 2,5 bis 3,0 bar. Lampe leuchtet jetzt hell -weislich klar – so soll es sein ! Auch nach 1 ¼ Stunden war der Druck immer noch mit 1 Strich weniger als 3bar angezeigt.

    Fazit : Der Verkäufer hat nicht gelogen, als er von einer funktionstüchtigen Lampe sprach.
    Es hätte aber auch anders kommen können. Und solchen Fällen möchte ich den zweiten Teil dieses Beitrags widmen : Die Instandsetzung und Restauration der PMX 250 . Denn der Chrom soll nachher auch schön glänzen und die Funktion für längere Zeit zuverlässig sichergestellt sein.



    Hier noch eine Auflistung der Bauteile mit entsprechender Nummerierung :

  • Wer möchte, druckt sich den Beitrag komplett aus, so hat er für die Schrauberei immer den Leitfaden schriftlich zur Hand und „übersieht so leicht nichts bei der evtl. notwendigen Fehlersuche. Aber an dieser Stelle sollte es ja auch nur die Anleitung für eine grobe Überprüfung sein. Die Instandsetzung im Einzelnen behandelt die Fortsetzung des Beitrags.
    Da werden dann abgenutzte Bauteile ersetzt und das äußere Erscheinungsbild der Lampe überarbeitet. Denn bei unseren „Schätzchen“ ist nie sicher, daß sie, ohne Generalüberholung auch morgen genauso gut laufen , wie sie das heute getan haben. Aber das ist gerade das Liebenswürdige an unseren Mäxen.



    Fröhliches Schrauben und gutes Gelingen wünscht Euch
    der Petromaxer Peter Gaudiuscampus aus Kleve.
    Plus Lucis !!

  • Hallo Peter, 8)
    schöner Beitrag, ganz klasse ! :stark:, Tja jetzt haben wir aber nichts
    mehr für den Workshop zu tun... :D. Denk mal an die Löcher in der
    Dose !! Wenn Du 8 mm Löcher nimmst kann man dadurch auch sehen
    ob der Socken fertig ist.. ich würde auf jeden Fall unten größere Löcher
    rein machen... Demk mal dran, was mir mit dem Brettchen passiert ist...
    danach war der neue Socken Schrott :wallbash:.

  • Hallo Peter,
    ein guter Beitrag, den würde ich mir als PDF für den Downloadbereich wünschen.
    Um den Schirm beneide ich Dich!


    Ciao,


    Egbert

    – this is not a love song –

  • Hallo Peter,
    solche Beiträge sind einfach spitze!!!!!!!!!!!
    Gerade für "Grünspunde" wie mich sind sie äußerst wertvoll und willkommen.
    Leider bin ich -was Petromax angeht- noch sehr naß hinter den Ohren und kann somit zu solchen Artikel nicht beitragen. Außerdem bin ich ein absoluter Schreibtischtäter und beneide immer wieder Leute die mit Metall umgehen oder solche die uns die chemischen Zusammenhänge aufzeigen können sehr.
    Schöne Grüße - und weiter so!!!
    Benhard

  • Hallo Peter,
    druck doch mal die Anleitung aus, und bring sie mit zum Treffen...
    wäre doch schön, wenn jeder so eine Anleitung hätte als Leitfaden zum Workshop. :hail:

  • Na wenn ich so die Liste der Anmeldungen sehe, denke ich so 10 - 12 Sätze. sind zwar nur 9 Mitglieder
    da aber vielleicht kommen ja noch 2 - 3 überraschend... 13 Anmeldungen, aber Peters Sohn,
    Tilly und Peter selbst brauchen keine, Rescue kommt wohl nicht = 9 Mitglieder und Bastler...

  • Na darum sagte ich ja auch 10 -12 Sätze... will ja nicht unverschämt sein.. Kostet ja alles Money..
    Du brauchst aber dann noch die Originale.. oder nicht ? Ich dachte so an ein Worddokument...

  • Servus Peter,


    ich habe eigentlich etwas anderes gesucht und bin dann zufällig auf deinen Artikel gestossen.


    Muss voller Neid zugeben


    - erstklassig geschrieben
    - mehrere Schmunzler konnte ich mir nicht verkneifen
    - fundierte Kenntnis der Materie
    - einfach - KLASSE! :applaudit:


    Dank dir für deine erstklassige Arbeit,
    Heinrich