Feuerhand: Fertige Restaurationsobjekte

  • Hallo,


    heute habe ich alle meine Feuerhand-Restaurationsobjekte (welche meine allerersten sind) der vergangenen 2 Flohmarktwochenenden abgeschlossen (naja, fast) und sie alle mal leuchten lassen. Ich dachte mir, ich schreibe mal was ich an den Teilen jeweils gemacht habe und was dabei rauskam.


    Wie die FH 201 vorher ausgesehen hat, kann man hier nochmal angucken. Dank der umfassenden Informationen im Petro-Wiki zum Restaurieren alter Sturmlaternen war das ganze auch kein Problem. Zum Entlacken aller Lampen habe ich 500g NaOH auf 12L Wasser genommen und immer mit einem alten Tauchsieder warm gemacht (nicht kochend). Die 201 lag ca 20 Std. drin, mit mehreren Abwaschprozeduren in der Badewanne (vorsicht, hinterher ist putzen agesagt...). Danach kamen alle Laternen in ein Zitronensäure-Bad für die elektrolytische Entrostung- Hier habe ich auch ca. 500g Zitronensäure auf 12L Wasser genommen und (wie bei Petro-Wiki geschrieben) mit heißem Wasser angesetzt. Alle Lampen waren in der selben Brühe drin zum entrosten, hat prima funktioniert. Als Elektroden dienten zwei Graphitplatten, damit man sie Sauerei mit dem auflösenden Edelstahl nicht hat.


    Die Feuerhand 201 sah nach dem Entrosten und Stahlwolle-000 Polieren schon ganz gut aus. Habe ca. 15 Löcher im Tank zugelötet (in die ca 3-5mm großen hab ich vorm zulöten ein keilförmig zugeschittenes Stück Kupferblech reingesteckt). Trotzdem waren noch lauter Mikrolöcher da, also habe ich entfettet (Aceton), nochmal angeraut und den Boden von unten (also die Tankaußenseite) komplett mit einem 2-Komponentenkleber auf Expoxidharzbasis (der gelbe der am Ende fest ist) zugekleistert. Jetzt ist der Tank dicht.
    Unter dem ekligen roten Lack war noch eine Schicht, welche im bereits angelösten Zustand grau aussah. Könnte der originale Olivgraue gewesen sein (falls es eine Lampe aus der Kriegszeit sein sollte). Damit die Lampe nicht wegrostet, habe ich sie komplett dünn mit Vaseline eingeschmiert bzw gepinselt. Im Moment lass ich sie mal so. Der Brenner ist von Panzer und das Glas ohne Aufschrift.


    Die 276 Stk 70 ist nichts besonderes, aber ein besonders harter Fall gewesen. Über dem gelben Lack war nochmal ein roter. Im Tank ist irgend ein Teer-Bapp; Docht und Saughilfe waren nurnoch Abfall (und kaum rauszukriegen, weil letztere auf dem Boden festgebacken war). Der Schmodder riecht streng nach Frucht-Estern (künstliches Aroma, kennt man aus dem Chemieunterricht: aus stinkender Buttersäure werden lustige, fruchtig-stinkende Stoffe). Nach 24h in Natronlauge, einigen Stunden in Zitronensäure, mehreren Spiritus-, Aceton- und Petroleumwaschgängen ist der Teerbapp immernoch im Tank (aber nurnoch der Steinharte Rest). Leider ist die Tankerweiterung auf ca. der Hälfte löchrig wie ein Sieb gewesen, nach Löten und eingloddern mit 2K-Kleber sifft der Tank immernoch (muss ich nochmal mit dem Kleber drüber).


    Die Panzer Sturmtrotz (Aufschrift: Original Panzer - Sturmtrotz Laterne) war wohl kein so gutes Geschäft, ein Luftrohr sowie der Brenner-Halter (Original-Brenner ist vorhanden) waren abgerissen, Löcher im Tank und an der Luftrohrlötung eingedrückt (deshalb ist die so schief), kein Originalglas, und der 'Tankdeckel' ist Stilecht anno 1913 ein Korken. Alles abgerissene wurde wieder angelötet, Tank gelötet und an einem unzugänglichen Loch (wegen der doppelten Tankwand) geklebt, sifft aber noch. Ich bin noch am überlegen, ob ich das scheppe Teil mit Ofenlack lackieren oder nur mit Vaseline gegen Rost schützen soll. Eine Tankentlüftung durch den Boden hat das Teil nicht, direkt am Brennerbefestigungsring ist eine kleine Blecherhebung mit 4(?) Löchern drin.


    Die Feuerhand 275 war ein preisgünstiger Überraschungsfund (bemerkte erst beim ersten Anzünden, dass es garkeine 276 ist). War Nachträglich grau lackiert (lack auch mit aufs Glas geschmiert...), drunter kein weiterer Lack. Auf dem Tank steht 'WESTERN GERMANY', nächste Zeile '275 BABY' jeweils mit der Tanköffnung dazwischen. Der untere Kamin hat übrigens keine Luftlöcher, und keiner meiner Tankdeckel scheint komplett auf die Tanköffnung zu passen (gab es mal eine Bauform mit anderem Tankgewinde, vielleicht kürzer?). Das Auerglas Nr. 1275 war orange oder rot lackiert, aber in sehr schlechtem Zustand. Jetzt kann man wieder durchgucken. Auch diese Lampe bekommt noch eine dünne Schicht Vaseline ab (Ballistol soll ja als Konservierunsmittel wenig geeignet sein, und WD40 verdunstet wieder). Edit: Auf dem Blaker ist zu lesen: "Original-Nier Patent * Feuerhand *". Die gab es ja nicht sher lange (1952?).


    Die 175 war auch ein Schnäppchen, und nur gut verrostet (so ein Übergangszustand zwischen Flugrost und total verrostet). Der Docht war noch in voller Länge und ganz leichten Brandspuren vorhanden und der Tank auch sauber. Das Glas war (irgendwann mal) an der Außenseite rot lackiert, aber der Lackierung musste ich den Gnadenschuss geben. Es ist ein Auer P44 heat proof Glas Nr. 1175 und der Tank verrät "*175* W.Germany Super Baby" (also die ganz normale Beschriftung). Das kleine Teil riecht mehr als die großen Lampen bei selben Gillanzünderbrennstoff.


    Und der Vollständigkeit halber steht die völlig unrestaurierte, aber nagelneue 276 auch noch mit im Bild.


    So, jetzt fehlt mir nurnoch eine 276 Stk zum Umbau auf Diesel (hab da schon mit rumprobiert, aber wollte keinen Brenner "verhunzen", den entsprechenden Thread im Forum kenne ich) und vielleicht eine weitere kleine Feuerhand (die nächstkleinere unter der 175 wär ganz schön).


    Kommentare, vor allem falls jemand einer dieser Lampen ein interessantes Herstellungsjahr zuordnen kann (die 275 scheint ja mal ein etwas selteneres Teil zu sein), sind erwünscht. :)


    Viele Grüße, Harry

  • Moin Harry!

    Danach kamen alle Laternen in ein Zitronensäure-Bad für die elektrolytische Entrostung- Hier habe ich auch ca. 500g Zitronensäure auf 12L Wasser genommen und (wie bei Petro-Wiki geschrieben) mit heißem Wasser angesetzt.

    Schönes Stück Arbeit! :done:


    Was mich interessiert ist das galvanische Entrosten.
    Könntest Du dazu paar Details (Erfahrungen) preisgeben?
    Wieso ist keine Elektrode an der Lampe?
    Spannung? Stromstärke? Dauer?
    .....


    Danke!
    Gruß Ulf

    403 vorbidden

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die netten Kommentare! Ja, Arbeit wars... das Polieren spürt man abends in den Fingern.


    Die Details zum Entrosten habe ich natürlich vergessen, also: ca. 500g Citronensäure-Monohydrat (beim elektrolytischen Entrosten gehen ja bekanntlich auch andere Elektrolyte, muss man mal googeln) auf 12L Wasser. Die Lampe ist selbst auch eine Elektrode (Minus), sieht man schlecht (milchig isolierter Draht). Alle Teile, die keinen elektrischen Kontakt haben, werden natürlich nur langsam entrostet (wie bei der Zitronensäureentrostung ohne Strom halt), deshalb habe ich die abmontierten Teile einfach an die Lampe angelehnt bzw drauf gelegt (wenn sie gut entlackt ist, haben die Teile dann auch Kontakt, sieht man an der Bläschenbildung).


    Die Gegenelektrode (Plus) sind die beiden parallel geschalteten Graphitplatten. Ich habe auf beiden Seiten eine, damit das Metall von allen Seiten gleichmäßiger entrostet wird, ab und zu habe ich deren Position auch mal verändert (direkt neben den Tank oder den Blaker) um die Entrostung an bestimmtenm, stärker verrosteten Stellen zu konzentrieren.


    Angeschlossen habe ich einfach einen 12V/14Ah Bleiakku, den Strom habe ich nicht gemessen. Nach zwei Entrostungen war er aber noch gut voll (12,2V zu 12,7V bei voller Ladung, 11...10,7 wäre entladen). Die Lampen lagen insgesamt zwischen 4 und 10 Stunden drin (je nach Laune), davon wurde meistens nich länger als 2-3 Stunden Strom angelegt (solange ich dabei sein konnte). Manchmal habe ich die Lampen nach der ersten Stunde abgespült bzw. abgespritzt, subjektiv bringt es was (dabei wird schwarzer Dreck abgespült, also wohl umgewandelter Rost).


    Ich hoffe ich habe alle Details erwähnt- man merkt, ich habe das einfach nach Gefühl gemacht. Bei der nächsten Lampe messe ich mal den Strom.


    Hier zwei Links aus dem Forum, die mir beim Entrosten geholfen haben: 5805-feuerhand-175-oelab-elektrolytisch-entlacken
    4409-elektrolytisch-entrosten-edelmetalle


    Falls jemand nochwas zum Alter der Lampen weiß, immer her damit. Ich habe da nicht viel Ahnung von, aber ich hab ein bisschen im Forum gestöbert. Bei der 275 ohne Kaminlöcher vermute ich mal frühe Nachkriegspruktion (Details siehe oben und Bilder kann ich nachliefern), die 175 mit Auerglas und Kaminlöchern wohl ~1952-60. Die FH201 um 1930-1940 (Aufschrift: Made In Germany; Feuerhand *Nr. 201*". Zur Panzer hänge ich eben mal noch Bilder an. Im Tankboden ist eingeprägt "Original Panzer-Laterne". Ist der durchlöcherte Blechhubbel am Brennerring die Tankentlüftung?


    Die (mit Irfan-View verkleinerten) Bilder werden hier immer nur so winzig angezeigt, obwohl sie knapp an der 150kB Grenze sind... komisch. Die 50kB großen Handyfotos in meinem Lötlampenthread werden lustigerweise größer dargestellt.
    Hier die 275, 175 und Panzer als große Bilddateien:
    SAM_0021b.jpg
    SAM_0028-1.jpg


    Viele Grüße, Harry

  • Gratuliere ebenfalls - saubere Arbeit - super Ergebnisse!

    :)

    Gruss aus dem "Bayerischen Nizza"
    Rüdiger II.
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    So ist das halt mit dem Licht: Mal brennt es und mal brennt es nicht ...
    ALLE haben immer gesagt: DAS GEHT NICHT.
    Dann kam EINER, der wußte nix davon und HAT'S einfach GEMACHT.

    | In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon. |

  • Hallo Harry,


    die Dateigröße ( kb ) vom Bild hat nichts mit der Größe des Bildes zu tun.
    Du musst dann noch im Bildbearbeitungsprogramm die Pixelgröße einstellen, das ist die Größe wie das Bild dann angezeigt wird.
    Nimm einfach mal eine Pixelgröße in der Breite von 800 oder 900 proportional und schon klappt das.


    Grüße aus Dresden Andreas