Wozu ist der Drahtstift am Tank?

  • Frohe Ostern an alle Liebhaber der lautstarken Wärmeentwicklung,


    hier mal eine Frage, die wahrscheinlich die Experten zum Schmunzeln bringt:


    Bei meinen beiden Neuzugängen (Enders und Hähnel) ist jeweils ein Drahtstift (Durchmesser ca 2 mm, Länge etwa 14 mm) mit einem Ende auf den Tank gelötet, so dass der Stift stachelähnlich nach oben zeigt. Wozu diente das?
    ?(
    Es scheint irgendwie nützlich gewesen zu sein, denn bei der kleinen Hähnel ist dieser Stift wohl nachträglich und dilettantisch festgelötet (Reparatur?).


    Gruß, Stefan

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  • Ach so! :applaudit:


    Vielen Dank, Mario, jetzt bin ich wieder ein kleines bisschen schlauer.


    Da sieht man mal wieder, dass man vor hundert Jahren auch schon viele gute Ideen gehabt hat. Das hört sich doch wirklich einfach und zuverlässig an.
    Allerdings... bei welchem Druck mag das wohl abblasen? Das schreit ja förmlich nach einem kleinen Versuch... :)
    Bei der kleinen Hähnel scheint das ja schon mal passiert zu sein.
    Die andere Lötlampe ist eine Enders 9013. Die hat ja dann zusätzlich noch ein normales Überdruckventil.


    Du schreibst "...frühe Form...". Kann man sagen, dass Lampen mit so einem Sicherheitsventil ein Mindestalter haben?
    Also beispielsweise vor 1960 gebaut sind?


    Viele Grüße,
    Stefan

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  • Soweit ich weiß wurden nach 1945 mehr "richtige" Überdruckventile verbaut, Lötlampen mit Stift dürften also ziemlich sicher vor 45 gebaut worden sein.
    Testen würde ich das Ding nicht unbedingt wollen, es ist halt eine Sicherung um eine Explosion zu vermeiden, das abpfeifen dürfte aber trotzdem ziemlich rasant vonstatten gehen, da möchte ich nicht daneben stehen. :-)
    Der Stift ist oben weich eingelötet und eine Stange führt bist zum Boden wo er ebenso verlötet ist, ich glaub bei zu hoher Hitze schmilzt oben einfach das Lot und "gibt den Weg frei" :), bei zu hohem Druck beult sich die Unterseite vom Tank nach außen und reisst über die durch den Tank gehende Stange den Stift(der ja nur die rausschauende Stange ist) aus der Tankoberseite.
    Bis das passiert muss aber schon ziemlich viel Hitze/Druck da sein könnte ich mir denken.


    -Mario-

  • Soweit ich weiß wurden nach 1945 mehr "richtige" Überdruckventile verbaut, Lötlampen mit Stift dürften also ziemlich sicher vor 45 gebaut worden sein.
    Testen würde ich das Ding nicht unbedingt wollen, es ist halt eine Sicherung um eine Explosion zu vermeiden, das abpfeifen dürfte aber trotzdem ziemlich rasant vonstatten gehen, da möchte ich nicht daneben stehen. :-)
    Der Stift ist oben weich eingelötet und eine Stange führt bist zum Boden wo er ebenso verlötet ist, ich glaub bei zu hoher Hitze schmilzt oben einfach das Lot und "gibt den Weg frei" , bei zu hohem Druck beult sich die Unterseite vom Tank nach außen und reisst über die durch den Tank gehende Stange den Stift(der ja nur die rausschauende Stange ist) aus der Tankoberseite.
    Bis das passiert muss aber schon ziemlich viel Hitze/Druck da sein könnte ich mir denken.


    -Mario-



    Hallo,


    besser hätte ich es nicht erklären können.


    Die "Kupferdrahtvariante" wurde überwiegend bei deutschen Lötlampenhersteller verbaut. Die Franzosen haben oft Blei verwendet in ihren Lötlampen.


    Ein weiteres Indiz für das Alter einer Lötlampe ist das Material, das am Ventilrad verbaut worden ist. Lötlampen der frühen Herstellung haben Holzknäufe. In den 40iger Jahren wurden diese dann durch Bakelit ersetzt.

    Gefährlich ist´s den Leu zu wecken,
    verderblich ist des Tigers Zahn;
    jedoch der schrecklichste der Schrecken,
    das ist des Menschens Sammelwahn.

  • Soweit ich weiß wurden nach 1945 mehr "richtige" Überdruckventile verbaut, Lötlampen mit Stift dürften also ziemlich sicher vor 45 gebaut worden sein.
    Testen würde ich das Ding nicht unbedingt wollen, es ist halt eine Sicherung um eine Explosion zu vermeiden, das abpfeifen dürfte aber trotzdem ziemlich rasant vonstatten gehen, da möchte ich nicht daneben stehen. :-)
    Der Stift ist oben weich eingelötet und eine Stange führt bist zum Boden wo er ebenso verlötet ist, ich glaub bei zu hoher Hitze schmilzt oben einfach das Lot und "gibt den Weg frei" :), bei zu hohem Druck beult sich die Unterseite vom Tank nach außen und reisst über die durch den Tank gehende Stange den Stift(der ja nur die rausschauende Stange ist) aus der Tankoberseite.
    Bis das passiert muss aber schon ziemlich viel Hitze/Druck da sein könnte ich mir denken.


    -Mario-


    Danke Mario,


    jetzt sehe ich erst, dass der Stift mit dem Boden verbunden ist. Bei Drucktest dachte ich, das Ding mit Wasserdruck auslösen zu lassen. Wenn aber der Boden nach außen beulen muss, dann bräuchte man wohl eine Hydraulikpumpe, die über 20 bar drückt... lass ich lieber... das wäre mir auch um die Lötlampe zu schade.
    Bislang dachte ich ja, die Hähnel 70 wäre ein Wirtschaftwunderkind weil da "Made in Germany" drauf steht. Jetzt kann ich das Baujahr auf 1940 bis 1945 eingrenzen. (Bakelitknopf und Drahtsicherung). Klar: Es gab "Made in Germany" Aufdrucke auch schon vor dem 2. Weltkrieg aber es wundert mich schon, dass der Aufdruck während des Krieges verwendet wurde.
    Wenn ich die Lampen fertig habe, setze ich hier mal ein Bild rein, auch wenn es etwas mühsam ist. :whistling:


    Viele Grüße,
    Stefan

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  • Hm, wenn ich hier lese "festgelötet", Auslösung über Druck, sich ausbeulenden Boden, Temperatur etc. dann möchte ich darauf hinweisen, dass es, falls mit dem falschen Lot nach Auslösung gelötet, womöglich seine richtige Funktionsfähigkeit verwirkt hat!


    Ich komme darauf, weil es auch Lote mit wesentlich geringeren Schmelztemperaturen, als das normale, eutektische Lot, was man vom Weichlöten her kennt. In Brandschutzklappen zum Beispiel wird ein Mechanismus eingebaut, der über auswechselbare Brücken aus "Schmelzlot" ausgelöst wird. Die übliche Temperatur, bei der eine BSK einen Lüftungskanal verschließt liegt bei 72°C :besserwisser:


    Gruß, Jürgen

    Mancher will von der Lampe den Rost abputzen, scheuert aber nur das Metall weg und der Rost bleibt sitzen.
    Zitat: Quelle unbekannt

  • Nabend Stefan,


    Du schreibst:


    Klar: Es gab "Made in Germany" Aufdrucke auch schon vor dem 2. Weltkrieg aber es wundert mich schon, dass der Aufdruck während des Krieges verwendet wurde.


    Mir ist erinnerlich, folgendes gelesen bzw. in einer Radiodokumentation (WDR Zeitzeichen) gehört zu haben:


    Die Bezeichnung "Made in Germany" wurde von den Briten nach ´45 erzwungen, um Waren auf dem englischen Markt zu kennzeichnen, die vom nunmehr besetzten Kriegsgegner produziert wurden, um deren Vertrieb im britischen Einflussbereich zu erschweren. Letztendlich sollte so die eigene Wirtschaft geschützt werden...


    Liege ich da sooo falsch? ?(


    Gruß


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht...
    ... und der Motor gehört nach hinten!

    Einmal editiert, zuletzt von KSBulli () aus folgendem Grund: ...Tippfehler ...


  • Hallo Christian,


    ich habe mal gegoogelt und Wikipedia bemüht: Angeblich ist das schon 1887 passiert. Somit hat es "Made in Germany" das ganze letzte Jahrhundert gegeben. Wann das aber auf Lötlampen geprägt wurde... ?(


    Ich könnte mir schon vorstellen, dass von 1940 bis Mai 1945 so eine Prägung nicht unbedingt der "political correctness" entsprach aber wie gesagt: Ich rate nur... was Lötlampen angeht. Möglicherweise war "made in Germany" damals schon so ein Qualitätsmerkmal - dazu noch die schöne Geschichte, dass das ursprünglich eine Schmähung sein sollte -, dass man das auch während 2. Weltkrieges weiter geprägt hat.


    Während des Krieges gab es in Deutschland kaum technische Weiterentwicklung, sofern es nicht um kriegswichtige Technik ging. Viele Produkte wurden deshalb nach Kriegsende wieder aufgelegt, obwohl sie schon etwas veraltet waren. Vielleicht war es ja mit meinen Lampen so.


    Gruß,
    Stefan

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  • Hallo Stefan,


    Du machst mich neugierig:


    Wikipedia bemüht: Angeblich ist das schon 1887 passiert.


    Wikipedia vs. meiner Erinnerung... (s.o.)
    Ehrlicher weise trau ich Wikipedia nicht immer (aber immer öfter) :D


    Aber wir haben doch einen Fachmann in der Runde:


    Benz-ihn unser "Böser Mod"... Er hat doch Fachbereich Geschichte - Fragen wir ihn doch! :juggle:


    Moin Björn, ich wollte Dich mal um Dein Wissen als Historiker bitten:


    Hast Du (gesicherte) Informationen, wann die Bezeichnung "Made in Germany" entstanden / eingetragen / Vorschrift wurde?


    Wie in meinem Halbwissen mit der britischen Besatzung nach ´45 oder bereits früher siehe Wikipedia?


    Ich fände eine gesicherte Aufklärung super spannend! Herzlichen Dank im voraus für Deine Mühen!!!!


    :bounce:


    Herzliche Grüße aus der Voreifel!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht...
    ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hm, wenn ich hier lese "festgelötet", Auslösung über Druck, sich ausbeulenden Boden, Temperatur etc. dann möchte ich darauf hinweisen, dass es, falls mit dem falschen Lot nach Auslösung gelötet, womöglich seine richtige Funktionsfähigkeit verwirkt hat!


    Ich komme darauf, weil es auch Lote mit wesentlich geringeren Schmelztemperaturen, ...


    Gruß, Jürgen

    Hallo Jürgen,


    das leuchtet ein. Wenn das auch eine Sicherung gegen Überhitzung sein soll, dann ist es schon sinnvoll, wenn es nicht gleichzeitig mit der Tankdeckel und Pumpenschachtverlötung aufschmilzt.
    Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass der Klempnerlehrling - der nicht löten konnte, der aber die Undichtigkeit mit Lot zugekleckert hat - KEIN niedrigschmelzendes Lot zur Hand gehabt hat.
    Wenn ich jetzt niedrigschmelzendes Lot zur Hand hätte, dann würde ich einfach ein weiteres kleines Loch bohren und damit verschließen. Bei wieviel Grad sollte das denn schmelzen? Wo bekommt man das her?
    Ob wohl sogenanntes "Wood´sches Metall" geht? Andererseits... 71°C ... nicht, dass das schon beim Vorwärmen wegläuft!


    Gruß, Stefan

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  • Während des Krieges gab es in Deutschland kaum technische Weiterentwicklung, sofern es nicht um kriegswichtige Technik ging. Viele Produkte wurden deshalb nach Kriegsende wieder aufgelegt, obwohl sie schon etwas veraltet waren. Vielleicht war es ja mit meinen Lampen so.


    Hallo Stefan,


    da muß ich aber heftigst widersprechen!
    Deutschland war während o.g. Zeit technisch so weit voraus, daß die Engländer, Amis oder die Sowjets schon garnicht auch nur annähernd mithalten konnten. Wenn nach dem Kriege jedoch ein ganz anderer Eindruck entstehen mußte, dann aus dem Grunde, daß die Siegermächte, allen voran die US-Amerikaner, die deutschen Patente als Kriegsbeute für sich beanspruchten und die Produktion für Deutsche einfach verboten haben. Ein Bruder meines Vaters mußte während seiner Kriegsgefangenschaft zusammen mit vielen weiteren Kameraden, die gute Englischkenntnisse besaßen, für die Amis deutsche Patente übersetzen, die diese dann ganz ungeniert für ihre Wirtschaft genutzt haben.
    Für die deutsche Wirtschaft blieb daher nur übrig, zunächst nach dem Kriege die Produktion veralteter Technik aufzunehmen, bevor dann neue spätere Entwicklungen die Herstellung modernerer Technik erlaubten.


    Aber das nur mal so am Rande...

    Gruß, Jörg

  • Hallo Leupio,


    ...aber das ist doch gar kein Widerspruch. In vielen technischen Bereichen hatte Deutschland nach der Entwicklungspause für zivile Technik auch nach Kriegsende noch die Nase vorn.
    Zwei Beispiele für die Entwicklungspause: NSU hat während des Krieges das Kettenkrad entwickelt. Nach dem Krieg wurde dann wieder die OSL in der Vorkriegsausführung gebaut. Oder Mercedes: Während des Krieges wurde für den 170er eine Geländeversion mit Allradlenkung konstruiert. Das war zunächst für Friedenszeiten nicht zu gebrauchen, weil die Städter noch nicht ihre Begeisterung für SUVs entdeckt hatten ;-) Also wurde ab 47 der Vorkriegs-170er wieder aufgelegt.


    Bei den Lötlampenherstellern gehe ich davon aus, das die Entwicklungsabteilung auch irgendwelche militärischen Entwicklungen aufs Auge gedrückt bekommen haben.


    Gruß, Stefan

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  • Die Abgeordneten in London einigen sich auf einen Kompromiss: Der britische Binnenmarkt bleibt für Importe offen - ausländische Hersteller aber sollen einfacher identifiziert werden können.


    Am 23. April 1887 verabschiedet das Parlament eine Neufassung des "Merchandise Marks Act" von 1862: Ob aus Frankreich, aus den USA oder aus dem Deutschen Reich - auf allen Importartikeln, die aufgrund ihrer Namen und Warenzeichen mit englischen Fabrikaten verwechselt werden könnten, muss künftig ein Hinweis auf das Urheberland stehen, mit den Worten: "Made in..."



    Aus Spiegel Online:
    http://www.spiegel.de/wissensc…h/0,1518,549197-2,00.html




    Gruß
    Dieter :user:


    Es wurde schon alles gesagt, nur nicht von Jedem. (Karl Valentin) :user: