Ich habe mich entschlossen, meinen Russenkocher einem unvorsichtigen Belastungstest zu unterziehen.
Ziel: er soll heißer werden, größeren Druck aushalten, als ihm im Normalen Betrieb jemals abverlangt wird. Geht er hops, taugt er nix.
Vorbereitungen:
- Frisches Benzin von Shell geholt. Frisch deshalb, damit viele drucksteigernde Leicht-sieder noch drin sind, die bei schon älterem, im Kanister abgestandenen Benzin weggezischt sind.
- Befüllten Kocher ins Eisfach gestellt, damit bei -20°C die Luft sich im Tank abkühlt, zusammen zieht, und im eiskalten Zustand noch einmal den Tank öffnen um den Unterdruck auszugleichen, um bei Erwärmung einen größeren Druck auf zu bauen.
- Das runde Hitzeschutzblech nach unten klappen, damit der Tank NICHT vor den Flammen abgeschirmt wird.
- unter die original-Dichtung eine zusätzliche Dichtung in die Tankschraube einlegen, damit das Gewinde nur in einem Ganz fasst.
Durchführung:
einen großen Topf mit Wasser vorbereiten, der sobald der Brenner gut feuert und der Tank gut warm ist zum Zeit-Messen dient, und die Flammen auf den Tank lenkt, damit er noch heißer wird.
Der Kocher wird gestartet, nach etwa 4 Minuten, wenn der Brenner gut heizt und der Tank gut warm ist. Der Wassertopf mit 1 Liter Wasser drauf gestellt, ansonsten wird der Kocher in Ruhe gelassen und aus sicherer Entfernung kritisch beobachtet, es sei denn, es kündigt sich eine Katastrophe an, dann wird abgebrochen um Schaden zu vermeiden.
Beobachtungen:
Der Brenner faucht schon ganz ordentlich, ich hätte nie gedacht, dass die Flammen unter einem 3Liter-Topf hervorschlagen könnten. Das Wasser hat von 20°C nach 6l Minuten gekocht.
Den Topf habe ich drauf stehen lassen, damit die Flammen dichter über den Tank streichen, und ihn zusätzlich erwärmen.
Nach 12 minuten, bzw. kurz nach dem das Wasser gekocht hat, haben böse Flammen aus dem Regulierventil geschlagen. Der Test wurde abgebrochen. Ventil schließen, Topf wegnehmen, Flammen ausblasen. Das Nadelventil war nicht sofort dicht, jedenfalls sind noch einige sekunden dämpfe ausgetreten, die sich noch anzünden ließen.
Auswertung:
Entgegen meiner Vermutung, dass das Überdruckventil abpfeifft, oder die Tankdeckeldichtung zu heiss wird, war die Stopfbuchse der Schwachpunkt. Das Material hat sich zersetzt, hat Blasen und damit Löcher bekommen.
Das bedeutet, dass der Brenner zu heiß für Gummidichtungen wird, die je nach Art für Temperaturen bis 220°C geeignet sind. Vielleicht verwenden die Russen auch nicht immer die besten Materialien.
Konsequenzen:
Die Stopfbuchse habe ich traditionell repariert.
Da Kunststoff oder Gummidichtungen ja geeignet sein sollen, wird die maximale Temperatur nicht über 280°C liegen. Da braucht es keine aufwändige Graphit-packung, für die mäßigen Drücke und mittleren Temperaturen genügt eine einfache, Paraffingetränkte Baumwollgarnwicklung. Habe statt Paraffin Getriebeöl genommen, geht genauso gut. Ist wieder dicht und ausprobiert. Werde den Test wiederholen, mal sehen was passiert. Ob wieder der Brenner zu heiß wird? oder der Tankdeckel? Wenn er den Flammen ausgesetzt ist, könnte die Dichtung ebenfalls zu heiß werden. Das Überdruckventil halte ich für Funktionslos, es sei denn, auch diese Dichtung ginge kaputt.
Das Foto ist zwar vom Kocher, aber nicht vom Test. Vom Test gibt es keine, meine Billigkamera hat kein ordentliches Zoom, und ich bin in Deckung gegangen, habe mehr als 10 meter Abstand zum Kocher eingehalten.