Friedrich Gustav Zieger / Roßwein – Sturmlaterne „Leuchtkäfer“



  • Liebe Sammlerkollegen,


    im Laufe der Jahre stößt man gelegentlich auf Lampenmodelle, welche man nicht so recht einer der weithin bekannten Firmen zuordnen kann. Ärgerlich wird es, wenn sogar Prägungen eines Gebrauchsmusters nebst Markenzeichen auf dem Modell zu finden sind, man aber dennoch nicht fündig wird.

    Mit dem Erwerb der beiden unten abgebildeten Lampenmodelle „Leuchtkäfer“ konnte ich endlich

    die mir bisher unbekannte Firma F.G. Zieger aus Roßwein zuordnen, welche nachfolgend skizziert werden soll:


    Friedrich Gustav Zieger sen. ließ am 06.05.1862 seine „Blech- und Lakirwaarenfabrik“ ins Handelsregister eintragen. Im Jahr 1871 wurden auch seine Söhne Friedrich Gustav Zieger jun. und Friedrich Oswald als Geschäftsteilhaber aufgenommen. Die Firma lief offenbar gut an, so dass bereits 1872 nach „tüchtigen Lackirern“ inseriert wurde.

    1874 wurden bereits 30 Arbeiter beschäftigt. Es wurden 1876 gedrückte Metallwaaren aller Art, so auch Blechschraubengewinde angeboten, ab ca 1880 explizit auch „Haus- und Küchengeräthe“, sowie „Luxusgegenstände“, Der Vertrieb war bereits international nach Österreich, Italien und dem russisch-sprachigen Raum.

    Am 02.01.1886 unter Nr. 13 in Deutschland, sowie am 27.12.1888 unter Nr. 5830 in Österreich wurde das Markenzeichen der Firma, ein Anker mit Blechschere gesetzlich geschützt. Dieses Markenzeichen ist (bisher) auf zwei der drei nachfolgend vorgestellten Lampen und sicherlich auch auf den übrigen Blechprodukten der Firma zu finden.



    Am 02.03.1889 ist die Gründung einer Zweigniederlassung in Teplitz (heute Teplice nad Labem) als Offene Gesellschaft zum fabrikmäßigen Betrieb der Klempnerei veröffentlicht, wobei hier nur noch die beiden Gesellschafter Friedrich Gustav Zieger jun. und Friedrich Oswald als Gesellschafter aufgeführt wurden. Friedrich Gustav Zieger sen. verstarb am 15.11.1889 bzw. kurz davor.


    Offenbar konnte die Produktion stetig erweitert werden, da 1891 mit Bezug auf diese Zweigniederlassung in Teplitz nun auch inseriert wurde, dass neben den vorgenannten Produkten, auch Laternen aller Art, Eisschränke, Badeeinrichtungen und Kaffeemaschinen produziert und in den Orient, Russland, Italien, Südamerika und Westafrika exportiert wurden. Die Produktion von Sturmlaternen erfolgte aber mindestens schon seit 1887. (Siehe oben - italienisches - Inserat)


    Am 15.09.1893 wurde für die Hebevorrichtung für Laternen - eine Art Kurbelheber mit Hebel am oberen Ende des Kaminrohres - der Gebrauchsmusterschutz Nr. 17717 beantragt und am 19.08.1896 dieser Schutz nochmals verlängert.



    Es folgte am 12.05.1896 noch eine Patentanmeldung Nr. 92078 für eine Anzündvorrichtung für Sturmlaternen als mechanisch auslösende Reibefläche für ein Streichholz, welches man wohl durch eine Öffnung in der Nähe des Brenners steckte und dadurch entzündete.

    Weitere Gebrauchsmusterschutz- bzw. Patentanmeldungen beziehen sich jedoch nicht mehr auf Sturmlaternen, sondern auf Konservengefäßen, Konserven-Kochtopfeinsätzen und zuletzt auch Vogelkäfige. Allerdings wurde am 19.12.1908 unter Nr. 113243 noch einmal explizit für Sturmlaternen ein Warenzeichen eingetragen: „Leuchtkäfer“. Es besteht aus einer Wort / Bildmarke, wobei die bildliche Darstellung einen Leuchtkäfer darstellen soll, welcher eine Sturmlaterne trägt. Der Eintrag weiterer Warenzeichen folgte am 20.08.1909, sowie am 15.07.1910.


    Dieses Warenzeichen „Leuchtkäfer“ wurde – im Gegensatz zur Prägung des Firmenmarkenzeichens – als Plakette 47mm x 12mm auf den Tankmantel aufgelötet.


    Wann die Produktion und der Vertrieb von Sturmlaternen endete, kann ich allerdings nur vermuten. Ich gehe davon aus, dass die Auswirkungen des 1. Weltkriegs zu einer Zäsur der recht breit aufgestellten Produktionspalette führte.

    Die Firma F.G. Zieger überlebte beide Weltkriege und existierte noch in der DDR weiter bis zur Verstaatlichung 1972. Heute sieht sich die Firma Beyer-Maschinenbau GmbH traditionsbewusst als Nachfolgefirma an und hat bereits eine eigene Geschichtsaufarbeitung zu F.G. Zieger veröffentlicht.


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    Die ältere Lampe wurde geprägt mit „D.R.G.M - Zeichen – 17717“.

    Glas und Schutzgitter hier original


     


    Die „Leuchtkäfer“-Laterne mit Heber wurde geprägt mit „D.R. – Zeichen – G.M.“

    Glas hier jeweils durch Eigenbestand ersetzt





    markante Merkmale:

    • Glashaltespange und später auch Glashaltestreben am Rauchfang eingehangen
    • Glashaltestreben im Bereich des Glassiebes stark angewinkelt und die Enden komplett umgebogen
    • am Tank angelötete Blechstreifen als Luftrohrstützen
    • auf Luftrohren aufgelötete Klammern bilden Trageösen für Griff
    • Messing-Brenner Thiel & Bardenheuer - Ruhla


    Vielleicht hilft dies hier bei Eurer Identifikation erworbener Lampen, bzw. spornt zu eigenen Recherchen an

    ;)

    Liebe Grüße aus Pirna,

    A. Herbig


    Liebe Grüße aus Pirna, Herbi

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    Einmal editiert, zuletzt von habonaninienchen ()

  • Danke Ihr beiden. Hab mir Mühe gegeben. Ja der Preis war doch recht heftig und denkbar knapp unter meinem Limit. Aber ich bin's gewöhnt, dass

    es immer noch mindestens einen Mitbieter gibt, welcher genauso verrückt ist wie ich. Sonst wär es fast ein Schnäppchen gewesen. :explode:

    Liebe Grüße aus Pirna, Herbi

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  • sehr schöne Ausführungen!

    Haben mich sehr viel weiter gebracht in der Zuordnung und in der Kenntnis über die etwas unscharfe Prägung am Kamin meiner Lampe (die Schere hätt ich so nie erkannt..) !! Die Details passen soweit überein, sehr schön!

    Mich würden Details vom Brenner und Glaskorb interessieren, ob die bei meinem jüngeren- Modell original sind?

    VG Horst

  • Der Brenner ist mit meinen beiden Lampen, welche über einen Brenner verfügen, identisch. Zum Schutzgitter der jüngeren "Leuchtkäfer" vermag ich nicht

    mit Sicherheit zu sagen, ob er original ist. Es fehlen Katalogbilder. Jedoch scheint das Schutzgitter gemeinsam mit der Lampe gealtert zu sein. (Patina). Ich möchte hier aber anmerken, dass es ziemlich dem einer Max Hänel (beispielsweise) entspricht.

    Liebe Grüße aus Pirna, Herbi

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