Ungewöhnliche Laterne von F.F.A. Schulze Berlin...

  • Hallo!


    So, noch eine weitere, schöne Unbekannte...


    Sie hat gewisse Ähnlichkeiten mit anderen Laternen, wie sie u.a. von Bing, F.F.A. Schulze und Weltlaterne Berlin für das Militär hergestellt wurden, den Blendlaternen 07 und 07/12.

    Hier vor langer Zeit mal gezeigt, mittlerweile kamen sehr viele und ähnliche dazu:


    Unbekannte Petroleum Blendlaternen


    Die Versenkbarkeit des Kamins ist bei den genannten Laternen ganz ähnlich. Der Hinweis auf den Betrieb mit Petroleum macht m.M.n. bei einer "Zivilistin" nicht recht Sinn, wer die Lampe gekauft hat, weiß ja in der Regel, womit sie zu betreiben ist.


    Grundfläche 9x9cm, Höhe mit eingeklapptem Handgriff und eingeklappter Hängeöse 35,5cm. Ungewöhliche, schlanke Form. Der Brennereinsatz kann nach unten entnommen werden.


    Kennt jemand diese Lampe und / oder ihren Verwendungszweck?


    Danke für jeden Hinweis!


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Hallo!


    Ich möchte diesen Beitrag gerne noch einmal hochholen. Auch zwischenzeitlich habe ich weder eine weitere, ähnliche Laterne, noch irgendeinen schriftlichen Beleg wahrnehmen irgendwo können.


    Kann doch kein Einzelstück gewesen sein, diese Laterne…


    Loklaterne :


    Alex, Du schriebst in meinem letzten Pfad in Bezug auf die zwei unbekannten „Behördenlaternen (?)“ ja von diesen F.F.A. Schulze - Katalogen: „in allen Katalogen aus dem Eisenbahnbetrieb von Schulze (1890, 1918, 1920, 1932) tauchen diese oben angeführten Laternentypen nicht auf“.


    Könntest Du mal schauen, ob diese Laterne da ebenfalls nicht auftaucht?


    Ich glaube zwar auch hier nicht an eine Eisenbahnlaterne, aber das heißt natürlich nix.


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Servus Dirk,


    zur Sicherheit habe ich nochmals alle Kataloge von Schulze durchsucht, diese Laterne mit versenkbarem Kamin ist dort definitiv nicht enthalten.


    Ich persönlich kenne auch keine Eisenbahnlaternen, die einen versenkbaren Kamin hätten, aus welchem Grund auch?

    Eisenbahnlaternen waren immer im Betrieb und wurden auch nicht in irgendwelchen Kisten verstaut, wo aus Platzgründen evtl. ein versenkbarer Kamin praktikabel gewesen wäre.


    Diese ganzen Laternenserien ordne ich weiterhin unter Militärlaternen ein.


    Viele Grüße von Alex

  • Hallo Dierk,


    auch ich kann dir zu deiner Laterne Nichts sagen.

    Außer dass seit einiger Zeit in der kleinen Bucht genau die Gleiche angeboten wird.

    Anzeigennummer 2501048809



    Diese aber komplett. Also auch mit Transportbehälter und Zubehörkiste.
    Vielleicht mal reinschauen.

    Auf jeden Fall ein interessantes Teil 👍


    Grüße aus Franken

    Wilhelm

  • Hallo Wilhelm,


    danke für den Hinweis auf die Anzeige, war mir tatsächlich entgangen. Ich habe den VK mal angeschrieben.

    Mit der für Militärlaternen typischen Kiste wohl wirklich auch dem Militär zuzuordnen.

    Waren doch mehrere Modelle gleichzeitig in Benutzung…


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Hallo Dierk,


    Nachdem die Anzeige nicht mehr aktiv ist, gehe ich mal davon aus dass du die Lampe gekauft hast 😉

    Wenn ja, freuen wir uns schon auf die Fotos davon.


    Grüße aus Franken

    Wilhelm

  • Hallo Dierk,


    Nachdem die Anzeige nicht mehr aktiv ist, gehe ich mal davon aus dass du die Lampe gekauft hast 😉

    Wenn ja, freuen wir uns schon auf die Fotos davon.


    Grüße aus Franken

    Wilhelm

    Mach‘ ich gerne!


    Bin gespannt, ob man weitere Erkenntnisse aus dem „Gesamtpaket“ gewinnen kann. Ursprünglich müssen wohl alle für (bespannte) Fahrzeuge bestimmten Laternen so einen Transportkasten gehabt haben. Jedenfalls kann man das Deiner Patentschrift, die Du mir zukommen ließest, so entnehmen.


    Warum diese Lampe vorne nicht abzublenden ist und ob sie trotzdem den gleichen Zwecken wie die anderen, zur gleichen Zeit umlaufenden Laternen diente, bleibt wohl im Dunkeln.


    Jedenfalls ist jetzt schon einmal der Text auf dem Messingschildchen erklärt „…Vor Verpackung Cylinder rausnehmen“.

    Bis dahin dachte ich mir „und was mach‘ ich dann damit? Soll ich ihn mir in die Hosentasche stecken?“

    Da die Zubehörbox Platz für den „Cylinder“ und einen zur Reserve hat, macht der Text nun Sinn.


    Danke noch einmal für den Tipp!


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Hallo Dierk,


    ich habe auch mal in meinen Unterlagen nachgeschaut.

    So wie Alex liegen auch mir verschiedene Kataloge und Katalogauszüge der Firmen

    F.F. Schulze und der Gebrüder Bing vor. In keinem dieser Kataloge wird solch eine

    Laterne abgebildet. Seitens der Gebrüder Bing liegt mir auch ein Kriegskatalog

    aus dem Jahre 1916 vor, hier taucht sie jedoch auch nicht auf sondern nur Taschenlampen.

    Im Schweizer Lampen Katalog 2008 taucht dann die Blendlaterne 07 /12 von F.F.A. Schulze

    auf. Da der Katalog nicht von Lampensammlern zusammengestellt wurde, bin ich mit deren

    Datierung immer sehr vorsichtig!

    Meines Erachtens nach gehören diese Blendlaternen alle in den militärischen Bereich

    unabhängig davon, ob sie nun als echte Blendlaterne z.B. bei der Artillerie verwendet

    wurden oder nur in einem Vorratslager zum Einsatz kamen.


    Grüße

    Jörg

  • Hallo Jörg!


    Auch Dir allerbesten Dank für das Nachschauen.


    Derzeit habe ich zwei Anfragen laufen, 1x an das Hauptstaatsarchiv in München, dort erhalte ich (hoffentlich) eine genaue Zeichnung der sogenannten "Blendlaterne 96" (liegt da vor, bisher habe ich aber die Zeichnung noch nicht erhalten) und eine Anfrage an das Armeemuseum in Ingolstadt. Dort liegt auch eine Blendlaterne vor, aber wahrscheinlich eine "Modell 1842", die mir als Zeichnung bereits vorliegt...


    Aber vielleicht kommt über München im Nachgang noch mehr.


    Ich vermute, daß viele dieser Laternen konstruktiv vor 1896 liegen. In den 1890er Jahren wurden einige bespannte Fahrzeuge neu konstruiert und bei der Armee eingeführt, welche sicher eine Petroleumlaterne mitgeführt haben. Leider sind bisher nur Mutterzeichnungen der Artillerie aufgetaucht. Ich vermute, daß einige dieser Laternen für Fahrzeuge des Trains, der Pioniere oder sonstige Truppen konstruiert, bzw. von den Herstellern angeboten wurden.


    An das Schweizer Armeemuseum schrieb ich mal wegen der deutschen Blendlaternen, ich hefte es für die interessierten Leser mal an:


    Sehr geehrter Herr XXXXX,

    ich bin eher zufällig über den "Katalog der Lampen und Laternen in der Sammlung des Schweizer Armeemuseums" gestolpert und hätte eine Frage dazu.

    Ich bin Sammler von militärgeschichtlichen Gegenständen mit dem Schwerpunkt Laternen der Kaiserlich Deutschen Armee bis 1918.

    Ich besitze einige dieser Blendlaternen, wie sie im besagten Katalog auf Seite 22 des Kapitels 3 (pdf-Seite 65) als "3.20 Blend-Laterne - Artillerie" zu finden ist.

    Es gibt sie als Variante Blendlaterne 07 in Messing und den Nachfolger als Variante 07/12 mit geändertem Brenner, in Messing und aus verbleitem Eisenblech gefertigt. Produziert wurde sie von mindestens drei Herstellern: F.F.A. Schulze Berlin, Gebr. Bing in Nürnberg und Weltlaterne Schwarz in Berlin (letzter Hersteller fertigte die Laternen vermutlich aus Zink).

    Nun zu meiner Frage:

    Wurde dieser Laternentyp tatsächlich auch bei der Schweizer Armee verwendet?

    Ist darüber mehr bekannt?

    Bislang bin ich von einer ausschließlichen Verwendung dieser Laternen bei der deutschen Armee ausgegangen. Natürlich ist es möglich, dass sie auch exportiert wurde.

    Über eine Rückantwort würde ich mich sehr freuen und verbleibe mit freundlichen Grüßen aus Baden-Württemberg,

    "Adebar"



    Sehr geehrter Herr XXXX,

    Besten Dank für Ihr Mail.

    Ich kann Ihnen verbindlich versichern, dass die erwähnte Blendlaterne in der Schweizerischen Artillerie Verwendung fand.

    Der Weg von der Kaiserlichen Armee zur Schweizer Artillerie lässt sich auf relativ einfache Art verfolgen, indem die Schweizer Armee hat in den Jahren 1912 und 1916 in Deutschland eine Anzahl Artilleriegeschütze wie folgt bezogen hat:

    Mit Botschaft des Bundesrates vom 6. Februar 1912 wurden 86 Stück der 12 cm leichte Feldhaubitzen Ord 1912 beschafft (siehe Anhang)

    Die etwas schwierige Beschaffung lief wie folgt ab:

    • Ende Juli 1914 wird der Grossteil der 12 cm Haubitzen von Krupp abgeliefert, es bleibt eine Restanz von 11 Geschützen.
    • Zahlreiche Interventionen zwischen August 1914 und April 1915 auf diplomatischer Ebene werden von deutscher Seite abgelehnt, Begründung: «Eigenbedarf»;
    • Mai 1915 Von Deutschland werden russische Belagerungsgeschütze in grosser Zahl als Ersatz angeboten. Aus Schweizer Sicht sollten sie auf ihre Brauchbarkeit überprüft werden;
    • November 1915 Deutschland fordert als Gegenleistung alte Gewehre und 8,4 cm Geschütze;
    • Mitte Dezember 1915 Verhandlungen mit deutschen und französischen Militärattachées über Lieferung von Artilleriegeschützen.
    • Ende Dezember 1915 Von Deutschland wird die Freigabe deutschen Eigentums als Gegenleistung gefordert, die 11 Haubitzen seien bei Krupp versandbereit;
    • Februar 1916 Das Kriegsministerium veranlasst das Reichsmarineamt die 11 Geschütze an Krupp abzugeben und direkt mit der Schweizer Regierung in Verbindung zu treten.

    Die Lieferung der nachbestellten Ersatzrohre kann nur erfolgen wenn die Schweiz die erforderlichen Sparstoffe (900 kg Nickel, 1’900 kg Ferrochrom) anliefert;

    • März 1916 Die Ausfuhrbewilligung wird von der Reichsregierung erteilt;
    • 6. April 1916 Die 11 Stück 12 cm Haubitzen sind in der Schweiz eingetroffen.

    Am 24. März 1916 beschliesst der Bundesrat die Beschaffung von:

    • 6 lange französische 12 cm Kanonen samt Munition (die Geschichte dieser Geschütze habe ich in unserem Info-Bulletin 1-2018 umfassend beschrieben, siehe www.armeemuseum.ch)
    • 15 deutsche 15cm Schwere Haubitzen Modell 1913 (in der Schweiz dann als 15cm Schwere Haubitzen 1916 bezeichnet), siehe Anhang

    Diese Geschütze kamen im April/Mai des gleichen Jahres zu Auslieferung

    Mit einer Nachbestellung wurden weitere 32 Geschütze bestellt, die zwischen Dezember 1016 und April 1917 zur Auslieferung gelangten, gleichzeitig wie der Rest der oben erwähnten 12cm Haubitzen.

    Da diese Geschütze von Deutschland mit kompletter Ausrüstung geliefert wurden, war darin auch die von Ihnen erwähnte Blendlaterne enthalten.

    Ich hoffe Ihnen mit diesen Informationen zu dienen.


    Mit freundlichen Grüssen

    XXXXX

    Präsident Verein Schweizer Armeemuseum



    Viele Grüße,

    Dierk

  • Hallo Dierk,

    Warum diese Lampe vorne nicht abzublenden ist und ob sie trotzdem den gleichen Zwecken wie die anderen, zur gleichen Zeit umlaufenden Laternen diente, bleibt wohl im Dunkeln

    Der Behälter für die beiden Zylinder könnte vielleicht die Blende vorne (3. Blende) sein.

    Kannst du ja genau erkunden wenn du die Laterne in Händen hast.

    Vielleicht sind die Blenden hier auch nur zum Schutz der Gläser gedacht.


    Grüße aus Franken

    Wilhelm

  • Der Behälter für die beiden Zylinder könnte vielleicht die Blende vorne (3. Blende) sein.

    Kannst du ja genau erkunden wenn du die Laterne in Händen hast.

    Vielleicht sind die Blenden hier auch nur zum Schutz der Gläser gedacht.

    Zumindest fehlt bei meiner bisherigen Laterne eine Möglichkeit, eine Blende einzuschieben - wie es bei den zwei häufigsten Varianten gegeben ist.


    Die Seiten-„Blenden“…

    Ich vermute, sie unterstützen den Reflektor, durch ihren Glanz funktioniert das wohl ganz gut.


    Bin gespannt. Jedenfalls zeigt sie bauliche Unterschiede. Kamin anders gelocht, DSR und das Schild schreibt Zylinder schon mit „Z“ und variiert auch so.

    Wahrscheinlich ist sie etwas jünger, nach der Rechtschreibreform um ca. 1902. Hersteller dürfte nicht F.F.A. Schulze sein, mal sehen.


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Hallo Jörg,

    Es gab noch einen Hersteller namens 'Kunitz':

    http://firstwartechnik.free.fr/lampes%20allemande.html


    Grüße

    Jörg

    danke, ja, ist bekannt. Genau dieses Modell habe ich u.a. auch von Kunitz, neben einer von Bing und zwei von Schulze. Die Kunitz reatauriere ich momentan.

    Weitere Hersteller dieser Zeit für's Militär waren Weltlaterne Schwarz in Berlin, Flüshöh in Barmen und Magirus in Ulm. Möglicherweise auch Kästner und Toebelmann - wie Wilhelm durch eine Patentschrift mit in den Ring warf.


    Wahrscheinlich gab sogar noch weitere, die mir noch nicht aufgefallen sind oder die ihre Produkte nicht gekennzeichnet haben.


    Die verlinkte Seite ist auch bekannt, leider nicht mehr up to date. Einige Aussagen sind mittlerweile längst überholt, was das Material der Blendlat. 07/12 anbelangt und die nicht mehr zu haltende Bezeichnung "Laterne 17"...


    Viele Grüße,

    Dierk

  • So!


    Die Laterne bekam ich bereits vorgestern, allerdings mußte ich noch zwei gebrauchte Gläser beschaffen, der Vollständigkeit halber.

    Das Interessanteste ist hier nicht die Laterne, sondern ihr Transportkasten. In 99,9% der Fälle fehlt dieser bei den Militärlaternen...


    Wider Erwarten ist sie auch von F.F.A. Schulze gefertigt worden. Sie unterscheidet sich in Details, vor allem aber durch das verwendete Material.

    Die bisherige Laterne dürfte älter sein, Das Wort "Cylinder" deutet es schon an, bei der jüngeren wird schon "Zylinder" benutzt.


    Die Seitenblenden und das Rückenteil besteht bei der älteren Laterne aus Neusilber, wie es scheint. Bei der jüngeren Laterne wurde wohl Zinkblech (nicht magnetisch) verwendet. Die jüngere Laterne dürfte ziemlich sicher in die Zeit 1914-18 datieren, als Buntmetall weitgehend durch unedlere Metalle verdrängt wurde. Die Seitenblenden waren ursprünglich innen poliert, um die Reflektionsfläche zu vergrößern.

    Eine Abblendung der vorderen Seite war nicht vorgesehen.

    Der Kosmosbrenner der älteren Laterne ist aus Messing, der, der jüngeren aus vermessingtem Stahl (magnetisch).


    Der Transportkasten ist relativ aufwendig gefertigt. Neben der Laterne nimmt er beim Transport den Glaszylinder und einen weiteren in Reserve, zwei Ersatzglasscheiben und einen Ersatzdocht auf. Er ist mit Filz sorgfältig ausgepolstert.


    Diese Tranportkästen sind eigentlich üblich bei Handlaternen für das Militär. Sehr wahrscheinlich wurde sie in einem speziellen Staufach in einem bespannten Militärfahrzeug transportiert.

    Vermutlich wurde sie bei irgendeinem Truppenteil verwendet, wo helles Licht wichtiger war als die Funktion des schnellen Abblendens. Ich könnte mir bspw. eine Verwendung bei Krankenwagen/Operationen oder etwas derartiges vorstellen...

    Jedenfalls ist sie in der Reihe der Militärlaternen als selten anzusprechen.

    Unten hat der Transportkasten einen seltsamen Durchbruch mit eingelöteter Drahtklammer. Was da verwahrt werden sollte, oder ob der Kasten damit irgendwie und irgendwo gehaltert wurde - keine Ahnung.


    Anbei ein paar Eindrücke, auch zwei Vergleichsbilder mit der älteren Variante.


    Viele Grüße,

    Dierk