Alte Kutschen haben schon immer mein Interesse geweckt, und im Rahmen der Beschäftigung mit Laternen und Lampen ist auch deren Beleuchtung ein Thema.
Bei der gefundenen Laterne/Lampe war zunächst unklar welchem Gefährt sie einst gedient hatte.
Neben Pferdegespannen wäre auch ein Einsatz als Stirnlampe einer Grubenbahn oder in Richtung kleine Schmalspurlok einer Werksbahn denkbar gewesen.
Bis dann der Markus im Buch von Mahot "Les lanternes, phares et fanaux" den entscheidenden Hinweis fand.
Abgebildet ist diese Laterne in dem Katalog "Grands Magasins De La Samaritaine" in Paris von 1900.
Ein großes Kaufhaus in Paris, wo man neben Laternen und Lampen alles mögliche verkaufte.
Sicher vergleichbar mit den Katalogen des Kaufhauses Stukenbrok in Einbeck aus der gleichen Zeit.
Wer aber der Hersteller dieser Lampen war konnte bis dato nicht herausgefunden werden, denn wie auch im Netz gefundene Vergleichslaternen ist das vorliegende Exemplar nicht gemarkt.
Lediglich am Kamin befindet sich die eingeschlagene Zahl "22".
Die Überschrift im Katalog "Laternes De Voitures De Commerce" über diesen Laternen macht klar das sie für Nutzgespanne verwendet wurden.
Also Transport - Gespanne für Güter, oder Fuhrwerke der Handwerker.
In dieser Bauart fand ich im Netz auch Laternen die wie bei Personenkutschen seitlich am Wagen befestigt wurden und nach hinten eine runde, rote Glasscheibe als Rücklicht besaßen.
Ebensolche mit einschiebbaren Kerzenhülsen.
Die aus stärkerem Eisenblech hergestellten Einzelteile sind ausschließlich mittels Nieten zusammengesetzt worden.
Man findet keine einzige Lötstelle, was auch gut ist, denn auf dem Kamin gemessen erreicht das Teil eine Temperatur von rund 100°C.
Ohne Lappen oder Handschuhe kann der kleine Bügel auf dem Kamin nicht angefaßt werden.
Dieser kleine Bügel dient auch nicht dem Tragen der Laterne, sondern nur dem Einstecken in die Halterung des Pferdegespanns.
Die rechteckige Laterne hat die Maße 10,5 cm X 11,5 cm in der Grundfläche, mit einer Höhe über Bügel von 22 Zentimeter.
Vorne in der Türe eine runde plankonvexe Linse, die original ist wie alles an der Laterne, und das Licht bündelt.
Hinten ein aufgenieteter Reflektor mit geprägten, konzentrischen Kreisen, der das Licht verstärkt.
Nach beiden Seiten Glasfenster.
Die Einschublampe ist mit einem 7''' Ölbrenner ausgestattet, und der Tank faßt genau 100 ml, womit die Laterne, bei einer Flamme wie im Bild dargestellt mindestens sechs Stunden leuchtet.
Auf der Rückseite befindet sich nur die aufgenietete Halterung für die Befestigung am Gespannwagen.
Zeitgenössische Bilder zeigen die kleinere Variante dieser Laterne, die an Kindergespannen mit Ziegen oder Hunden, vorne am Fußbrett angebracht waren.
So wurde auch die vorliegende größere Version angebracht, oder vorne am Wagen.
Ich habe beim ersten Bild solch ein Nutzgespann aus den Niederlanden neben die Laterne gestellt, mit der einmontierten Laterne.
Ewähnenswert ist die Türverriegelung über einen starken Draht, der mit einem Gewicht ausgestattet ist.
Damit blieb auch bei holpriger Fahrt die Lampe immer sicher verschlossen.
Der jetzige Zustand der Laterne wird so erhalten.
Die rostnarbige Oberfläche entstand sicher dadurch das die Laterne lange Zeit am abgestellten Gespannwagen Wind und Wetter ausgesetzt war.
Ein Museumsexemplar zeigt die ursprüngliche, schwarze Lackierung.
Eine zunächst unscheinbare Laterne, aber bei genauerer Betrachtung interessant, und ein Zeitzeugnis um die Geschichte von Pferdegespannen.