Blaue Zylinder

  • Kürzlich hat uns Rolf G. (✝) eine schöne Lampe vorgestellt, die einen blauen Zylinder hat: Lampe chemin de fer P.O. Dieser hatte den Zweck, ein möglichst weißes, tageslichtähnliches Licht zu produzieren. Das fand ich sehr interessant. Wie es der Zufall so will, habe ich nun gestern als Beifang zu einer Lampe auch einen blauen Zylinder bekommen:



    Der Farbton des Glases scheint mir aber etwas anders zu sein, etwas grünlicher als bei Rolf. Und das Licht ist auch nicht wirklich weiß. Daher frage ich mich, ob dieser Zylinder dem gleichen Zweck diente oder ob das farbige Glas einen anderen Sinn hatte. Weiß jemand mehr darüber?

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    Grüße aus dem Ruhrgebiet

    Carsten

  • Moin Carsten,

    Das geht aber in die gleiche Richtung, dass die Lichtfarbe mehr ins Weiß gehen soll.


    Der Zylinder ist vielleicht nicht ganz Ideal für den Brenner. Der würde sich gut zum Beispiel auf einer Lampe Belge und deren Englische Klone oder einer Royal Lampe Lampe, bzw Lampe Veritas machen.

    Gr

    Markus

    Grüße
    Markus

  • Hallo Markus,


    ich habe den Zylinder einfach mal auf eine Lampe gesetzt, die gerade zur Hand war (Hugo-Brenner). Veritas-Lampen habe ich mehrere, davon könnte ich natürlich eine mit diesem Zylinder ausstatten. Aber so toll finde ich das Licht nicht, das damit produziert wird. Ich finde bei Petroleumlampen gerade das gelbliche Licht schön. Am besten sieht dieser blaue Zylinder aus, wenn die Lampe nicht brennt.

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    Grüße aus dem Ruhrgebiet

    Carsten

  • Die blauen Zylinder beschäftigten Argand, und er schrieb dazu im Genfer Journal vom 30. Oktober 1790:


    «Das rötliche Licht der Kerzen und Lampen besteht aus zwei der drei Grundfarben; das Blau reicht aus, um das Weiß zu ergänzen.» Er behauptet ( gemeint ist M. L.A. du Cloux, der verantwortlich für das Lager im Werk Versoix war ), daß, wenn eine seiner Lampen mit einem blauen Glaszylinder versehen ist, man alle Farben, sowohl bei Tag als auch bei Nacht, erkennen kann. Ergänzend schreibt er, daß Maler aus Paris und London diesen Zylinder benutzten, um nachts arbeiten zu können. Sie stellten noch einen Glaskübel mit Wasser gefüllt vor die Lampe, der das Licht auf ihre Paletten und Gemälde bündelte.


    Es gab wohl unterschiedlich blau gefärbte Zylinder die wahrscheinlich auf unterschiedliche Brenner abgestimmt waren.

    Nach meiner Messung der Farbtemperatur kann ich kein wirkliches Weiß erkennen, es geht aber in die Richtung, wie Markus erwähnt.

    Zumindest ist das farbverfälschende gelblich/rötliche Licht bei farblosem Zylinderglas beim blauen Zylinder ausgeschaltet.


    Edit:

    Ich hatte ja den Unterschied zum farblosen Zylinder beim gleichen Brenner gezeigt, wobei die Farbtemperatur der Kamera visuell dem auf den Hintergrund fallenden Licht angepaßt wurde, was sich leicht bläulich darstellte.



    117658-blauer-zylinder-vergleich-jpg





    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

    Einmal editiert, zuletzt von Rolf G. (✝) ()

  • Nach meiner Messung der Farbtemperatur kann ich kein wirkliches Weiß erkennen, es geht aber in die Richtung, wie Markus erwähnt.

    Mit welchen Messgeräten kann man die Farbtemperatur denn messen?

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    Grüße aus dem Ruhrgebiet

    Carsten

  • Ist nichts wirklich wissenschaftliches an meinem Gerät, sondern es handelt sich um einen für die Fotografie gedachten Farbtemperaturmesser aus der analoge Zeit, um beim analogen Film die erforderlichen Farbfilter zu ermitteln.

    Ein Sixticolor von Gossen.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Das Prinzip der "Tageslicht-Filter" wurde zu den Hoch-Zeiten der Halogen-Beleuchtungstechnik auf den Bühnen und Filmsets auf dem gesamten Globus angewendet.

    Es gibt ganze Sortimente an Farbfolien für z.B. PAR64-Lampen o.Ä. mit verschiedenen Blau-Abtönungen um das gelbweiße Halogenlicht an "Tageslicht" (was bei blauem Himmel herrscht) anzupassen, oder auch um das blaustichige Metalldampflampen-Licht mittels leichten Orange-Tönen natürlicher zu machen.


    Auch in der Fotografie wendet man diese Filter tlw. immer noch an, obwohl man da nun auch viel digital nachbearbeiten kann...


    Mit der Ausbreitung der LED-Technik scheiden sich bei der Farbwiedergabe die Geister. Während Halogenlicht, wie Sonnenlicht perfekte Farbwiedergabe ermöglicht, müssen LED-Leuchten mit entsprechend hochwertiger (teurer) Technik auf Lichtqualität getrimmt werden.


    Das Ergebnis, bei dem "Consumer"-Mist für 'n paar Eurofuffzich ist fahl-blasses, "totes" Licht, in dem ein frischer Stück Fleisch aussieht, wie verdorben....


    Deshalb lieben wir doch das warme, freundliche Licht unserer Dochtlampen, oder? :done:


    Sorry, wenn ich Euch mit offtopic gelangweilt habe.

    Mancher will von der Lampe den Rost abputzen, scheuert aber nur das Metall weg und der Rost bleibt sitzen.
    Zitat: Quelle unbekannt

  • Na ja, über fotografische Farbfilter und deren Anwendung bei unterschiedlichem Filmmaterial könnte ich selber stundenlang referieren, ist aber hier nicht das Thema, wo es um das historische Ringen und die Versuche geht mittels der blauen Glaszylinder für Tageslicht ähnliche Beleuchtung zu sorgen.

    Sie haben sich nicht durchgesetzt, und heute sind sie in einer Sammlung ein interessanter, auffallender Blickfang.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Mein Kenntnisstand ist dass die Blauen Zylinder in einer Zeit verwendet wurden in der man auch mit den Leuchtstoffen experementierte.


    Man nutzte sie dann wohl zb.auf Schieferöl verbernnende Lampen,deren Flamme wohl sehr gelblich gewesen sein soll.

  • Joa, "Leuchtstoffe" sind auch so ein Thema:


    Damit eine Leuchtstofflampe oder sonstige Entladungslampe ein halbwegs taugliches Spektrum für natürliche Farbwiedergabe abliefert, ist einiger Aufwand bezüglich der verwendteten "Leuchtstoff-Beschichtung" nötig (ohne diese Beschichtung liefert eine Leuchtstofflampe fast nur UV-Licht) - Faustregel: Je besser die Farbwiedergabe, desto schlechter der Wirkungsgrad Lumen/Watt... :zwille:


    Ähnlich dürfte das mit den Leuchtsalzen für Auer´sche Glühstrümpfe sein - die Mischung macht´s.

    Über die Lichtfarben von unterwschiedlichen Glühstrumpfherstellern wurde ja auch schon Einiges geschrieben :user:

    Mancher will von der Lampe den Rost abputzen, scheuert aber nur das Metall weg und der Rost bleibt sitzen.
    Zitat: Quelle unbekannt

  • Das Schöne an der Mitgliedschaft in solchen Foren ist es, dass man Interessen an Lampen entwickelt, von deren Existenz man vorher nicht einmal etwas wusste. So halte ich inzwischen die Augen nach Lampen mit blauen Zylindern offen, und vor ein paar Tagen wurde ich tatsächlich fündig:



    Eine schöne Lampe, die ich ohne die Beiträge von Rolf G. (✝) sicher nicht erstanden hätte. Wirklich überzeugt bin ich von der Verwendung solcher blauer Glaszylinder allerdings noch nicht, denn sie schlucken wirklich sehr viel Licht. Das Licht ist sicher weißer, d.h. tageslichtähnlicher als sonst bei Petroleumlampen, aber lesen könnte ich mit dieser Lampe nur mit Anstrengung.

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    Grüße aus dem Ruhrgebiet

    Carsten

  • ...Wirklich überzeugt bin ich von der Verwendung solcher blauer Glaszylinder allerdings noch nicht, denn sie schlucken wirklich sehr viel Licht. Das Licht ist sicher weißer, d.h. tageslichtähnlicher als sonst bei Petroleumlampen, aber lesen könnte ich mit dieser Lampe nur mit Anstrengung.

    Ist wohl der Hauptgrund warum sich diese Zylinder nicht durchgesetzt haben.


    Schönes Teil.

    Obwohl nicht gemarkt würde ich sie doch als Schreibtischlampe der Bahngesellschaft durchgehen lassen.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...