Temperaturverlauf am Vergaser einer 829B

Hallo,

Mich hat schon immer interessiert, welche Temperaturen eigentlich am Vergaser einer Petromax herrschen, wenn sie läuft. Über Punktmesungen von außen kann man zwar eine Einschätzung kriegen, aber viel interessanter wäre der Verlauf, z.B. während des Vorheizens mit dem Rapid oder auch bei verschiedenen Drücken.

Daher hab ich mich heute mal drangesetzt und meine BW-Maxe verkabelt:

Ein Sensor ca. 10mm über die Vergaser-Verschraubung, ein zweiter etwa da, wo der Vergaser oben dicker wird, also die Wendel beginnt, ein dritter Sensor am oberen Ende der Verdickung, also ca. 10mm unter der Düse und ein vierter Sensor an der Wendel und zwar bei etwa "3 Uhr", wenn die Düse beim Blick von oben auf "6 Uhr" steht. Betrieb erfolgte mit Glas, aber ohne äußere Haube, da ich einen Blick auf die Sensoren werfen wollte. Befestigt wurden die Thermo-Sensoren mit Auspuffkit, der macht das allerdings nur ca. eine viertel Stunde mit. Die Zuleitungen wurden in einem parallel zum Vergaser verlegten Messing-Röhrchen geführt.

Testablauf war der folgende:

- Maxe auf 1,5 Bar aufpumpen
- Rapid anwerfen
- Nach 60 Sekunden Vorwärmen Handrad aufdrehen
- Maxe schnell (Fahrradpumpe) auf 1,8 Bar hochpumpen
- Nach 360 Sekunden Betrieb, Druck auf 2,5 Bar erhöhen
- Shutdown nach ca. 600 Sekunden

Die Temperaturen wurden mit einem 4-fach-Thermometer gemessen und einfach durch regelmäßiges Fotografieren des Displays dokumentiert.

Interessante Details:
- Der Rapid wärmt vor allem die Verdickung, die Wendel erreicht nur knapp die Siedetemperatur von Petroleum - Ist da also mal flüssiger Sprit drin, dann schaffts der wohl auch zur Düse.
- Obwohl die Verschraubung vom Rapid gar nicht direkt getroffen wird, erreicht sie doch fast Siedetemperatur.
- Der Rapid bringt das obere Ende der Verdickung auf dieselbe Temperatur, als nacher im Betrieb herrscht. Zu langes Vorheizen (>60 Sekunden) könnte daher den Vergaser beschädigen.
- Im Betrieb verdampft der Sprit bereits vor der Verschraubung, am oberen Ende einer evtl. Gazestopfung herrschen bereits über 500°C
- Das obere Ende der Verdickung bleibt ca. 50°C kühler, wohl weil es weiter vom Glühstrumpf weg ist.
- Die Wendel erreicht Temperaturen von ca. 600°C.
- Eine Druckerhöhung von 1,8 Bar auf 2,5 Bar erhöht die Temperatur aller Vergaserteile um ca. 10-20°C.

Gruß,
Frank.

Hallo,

Ja, wenn ich mal Zeit hab, mess ich vielleicht auch mal ne Benzin-Maxe zum Vergleich....

Die Sensoren, das sind Nickel-Chrom-Nickel (Ni Cr-Ni) Thermoelemente, quasi zwei Metalle zusammengepunktet, welche dann bei Temperatur eine (kleine) Spannung erzeugen, welche sich in die Temperatur rückrechnen läßt.

Ich hatte die Dinger wirklich rumliegen, weil ich mal was anderes gemessen habe - sind aber auch nicht besonders teuer. Das ranmachen an die Maxe ist da komplexer, weil man ja nix mit Plastik (Kabelbinder) oder so machen kann - kokelt einem ja alles weg.

Gruß,
Frank.

Hallo,

Die Sensoren sind fertig gekauft - meines Wissens werden die Punkt-Verschweißt, sind also nicht sooo einfach selber herzustellen.

Oft wird übrigens eine relativ geringe, angebliche Maximaltemperatur angebenen - paar hundert Grad oft nur, das Prinzip reicht aber bis über 1200°C hinaus. Der Grund ist oft, das bei über einigen hundert Grad die Ummantelung der beiden Drähte wegkokelt, was aber die Funktion nicht beeinflußt.

Ich hab mit solchen Sensoren schon rotglühende Teile gemessen, und die Werte paßten dann mit den bekannten Glühfarben - auch Glutpunkt-Feuerzeug-"Flammen" kann man messen, die haben dann wirklich die avisierten 1200°C. Bei sowas ist mir aber auch mal ein Sensor verreckt.

Der Auspuffkit von Nigrin ist übrigens bis 500°C spezifiziert - prompt hat er sich auch den beiden Stellen mit mehr als 500°CV aufgelöst bzw. ist abgebröckelt. Die anderen beiden Stellen haben gehalten.

Gruß,
Frank.

Hallo,

Auch da kann geholfen werden. Ich hab mal überschlägig die Heizleistung einer 829-er Maxe berechnet:

Annahme: Brennstoff Petroleum, Verbrauch 1 Liter in 8 Stunden, 100% Umwandlung in Energie (Licht und Wärme), Dichte 0,81kg/Liter, 41 MegaJoule pro Kilogramm spezifische Energie für Petroleum.

Dann ergibt sich die Energiemenge im Petroleum zu:

W = m * c (m=0,81kg, c=41MJ/kg)

W = 33,2 MJ

Freigabe dieser 33,2 MegaJoule innerhalb 8 Stunden:

P = W/t (W=33,2MJ, t=8h * 3600sec/h)

P = 33,2MJ/(8*3600sec) = 1153 Watt

Richtigerweise müßte man von dieser Leistung noch jene Leistung abziehen, die zum Verdampfen des Petroleums verbraucht wird. Das sind pro Liter ca. 0,286 MJ, also zu vernachlässigen. Wenn man die Rechnung durchführt, kommen 1143 Watt Leistung raus.

Fazit: Eine Maxe liefert ca. 1,1 Kilowatt an Leistung, wovon bekanntermaßen 400W Licht sind - also reine Wärmeleistung ca. 700 Watt. In einem abgeschlossenen Raum betrieben kann man von etwa 1kW Heizleistung ausgehen. Im Gegensatz zu einem reinen Heizlüfter kommt ein Großteil der Wärme aber als Strahlung, was angenehmer wirkt.

Die Leistung einer Benzin-Maxe ist übrigens fast gleich, da Benzin nahezu dieselbe Energiemenge enthält. Alkohol enthält aber nur knapp über der Hälfte an Energie, d.h. eine Spiritus-Maxe brennt entweder nur 4h mit einer Tankfüllung oder leistet nur knapp über 500 Watt.

Gruß,
Frank.