Tach.
Ich bin eigentlich schon länger mit dem Petroliumvirus infiziert, aber aus Zeitgründen habe
ich mich bis jetzt nur mit Dochtlampen, Turmöfen und Petroleum-Samowaren (Blaubrenner) beschäftigt.
Aber jetzt mußte es mal eine Petromax sein, also habe ich eine alte 500er BW grau aus der Bucht
gezogen. Leider ohne jedes Zubehör und mit komplett verstopftem Pumpenbodenventil.
Da ich eh was bei einem Elektronikversender bestellen mußte, habe ich mich hinreißen lassen,
und für 30 Öre eine Chinalampe (Sea Anchor) bestellt.
Kam im Pappkarton, mit spärlichem Zubehör:
ein Socken (nicht radioaktiv, direkt überprüft, aber möglicherweise asbesthaltig)
ein Trichter
ein Spirituskännchen
ein Schraubenschlüssel (ohne Abstandslehre)
zwei Ersatzdüsen
zwei Ersatznadeln, bereits krumm
eine Manometerdichtung
ein Ersatzpumpenleder
eine schlecht kopierte Anleitung.
Die Pumpe war gut geölt, aber trotzdem hat sie schlecht Druck aufgebaut, da die meisten Stöße
ins Leere gingen. Vaseline half nicht. Aber dicht war die Lampe, und gepustet hat die Düse auch.
Ich hatte vorher bereits extra hochgereinigtes Petroleum im Kanister bestellt, also rein damit.
Das Glas habe ich direkt weggelassen, da ich den Verdacht hatte, daß das billige Chinaglas
eh nicht lange halten würde.
Noch den Socken aufgezogen und mit wenig Spiritus abgebrannt. Dann mehr Spiritus rein
und anwärmen lassen. Dabei habe ich aufgepumpt, was mit der labberigen Pumpe eine Qual war.
Probeweise habe ich auch mal den Rapidbrenner ausprobiert, aber der wollte nicht so richtig zünden,
vielleicht war auch der Druck schon zu hoch. Nach 1 1/2 Schälchen Spiritus wagte ich es das
Ventil zu öffnen, und prompt hatte ich einen Flammenwerfer. Möglicherweise hatte ich durch
vorheriges rumspielen schon unverbranntes Petroleum in das Mischrohr geblasen.
hab direkt das Ventil wieder zu gemacht und Druck abgelassen.
Dannach dann wieder neu angeheizt und mich über die Pumpe geärgert.
Aber wenigstens ging die Lampe dann gut an.
Allerdings hat sie sehr stark geflackert, was sich auch mit der Mischrohrschraube nicht beheben ließ.
Und das Mischrohr fing nach einigen Minuten an zu glühen.
Das Mischrohr war bereits ganz unten, also habe ich es höher gestellt, aber ohne Erfolg.
Nach rumprobieren bei laufender Lampe biin ich bei einem Abstand gelandet, bei dem das Rohr
bereits aus der Mischkammer heraus ist. Die Lampe war dann sehr laut, hat aber nicht mehr so
geflackert. Sie hat dann anscheinend Unmengen an Luft gezogen, denn wenn ich die Haube aufsetzte,
wurde sie sehr dunkel, und das Mischrohr fing wieder an zu glühen. Das flackern konnte man
übrigens auch schon am Düsengeräusch erkennen, ich hatte den Verdacht, daß es sich um
Siedeverzug im Vergaser handelt. Austausch der Vergaserdüse brachte nichts.
Die Mischrohrschraube sitzt übrigens sehr locker im Gewinde (China halt), und läßt auch etwas
gas rauslecken. Ich habe sie mal ganz rausgedreht und das Loch mit Kupferfolie verschlossen, aber
das hat nichts geändert.
Inzwischen hatte ich das Glas der Petromax eingebaut, das passt zwar nicht 100%ig, aber besser
als nix.
Jedenfalls lief die Lampe nun ohne Haube, und nach längerer Betriebszeit war auch das Flackern
nicht mehr so schlimm.
Allerdings war die Lampe sehr windanfällig, wenn man in die Mischkammer blies, wurde sie deutlich
heller, was zusammen mit dem Mischrohrglühen nach meiner Meinung ein Indiz dafür ist, daß sie entweder zuviel Brennstoff und/oder zuwenig Luft bekommt.
Da das Petroleum sowieso alle war, habe ich einen Versuch mit Spiritus gewagt, da ich dachte, wenn die Lampe eh zuviel Brennstoff und zuwenig Luft bekommt, vieleicht paßt's ja.
Der Rapidbrenner lief auch ganz leidlich mit Spiritus, aber die Lampe zündete nicht, auch nicht
wenn ich die Mischkammer mit einem Stück Blech abdeckte.
Also Spiritus wieder raus. Dabei fiel mir auf, daß dunkelbraune Stückchen mit aus dem Tank kamen.
Entweder hat sich eine der Chinadichtungen zerlegt, oder es waren unverbrannte Rückstände, die
aus dem Vergaser in den Tank gefallen sind, wie einige hier im Forum ja auch schon bei ihren Lampen vermutet hatten.
Nun habe ich die Lampe mit GSK Lampenöl aus dem 5L Kanister betankt. Das ist keine ganz billige
Stinkebrühe, aber nur unwesentlich besser. In Dochtlampen und im Turm Ofen ist das Zeugs jedenfalls
im Haus nicht zu ertragen.
Das Mischrohr habe ich wieder auf normalen Abstand eingestellt (einen tick mehr als empfohlen).
Auch das Pumpenleder hatte ich inzwischen mit Rostlöseöl statt Vaseline ganz gut hinbekommen,
zog jetzt wesentlich besser, und kaum noch Leerhübe.
Und siehe da: Mit diesem Brennstoff brannte die Lampe einwandfrei. Ich hatte inzwischen die
Sanftstartmethode lieben gelernt, und damit ging die Lampe direkt butterweich an, nach einer
Spiritusfüllung, ohne Plopp und ohne Rauch.
Sie brannte ohne Flackern, und das Mischrohr blieb auch nach längerer Zeit dunkel.
Einmal ging die Düse zu, was möglicherweise an noch vorhandenen Rückständen im Tank lag.
Das bedeutete für mich einmal Düse wechseln, denn ich hatte mir beim vorherigen Wechseln die
Nadel verbogen. Da die Ersatznadeln von vornherein auch krumm waren, gelang es mir nicht, sie
unfallfrei einzubauen (ist da ein Trick dabei?).
Aber trotzdem brannte die Lampe auch so längere zeit einwandfrei.
Sie ist trotz allem ohne Haube etwas heller als mit, aber es macht nicht viel aus.
Die Lichtfarbe ist etwas sehr gelbstichig, was aber auch an dem billigen Chinasocken liegen kann.
Meine Vermutung:
Der hochreine Brennstoff ist evtl. zu sauber (was zum Siedeverzug führt), und zu zu energiereich,
was zum Luftmagel der Lampe und zum Mischrohrglühen führt.
Mit dem billigen Lampenöl dagegen läuft die Lampe einwandfrei, was sich auch mit den Erfahrungen
anderer Forenmitglieder deckt.
Mein Fazit als Anfänger:
Die Petromax ist ein komplexes Gerät, das nur bei optimaler Einstellung gut arbeitet. Diese Einstellung
ist von vielen Faktoren abhängig, wie Toleranzen, Brennstoff, Alterung, Verschmutzung, usw.
Es bedarf daher entweder sehr präziser Bauteile, oder viel Erfahrung und Einstellarbeit.
Der Einfluß des Brennstoffs ist beträchtlich, daher sollte man nicht die Flinte ins Korn werfen,
sondern ruhig rumprobieren.
Die Sea Anchor Lampe ist nicht sonderlich präzise gefertigt, daher braucht sie etwas Nacharbeit
und Justage. Was aber auch auf original Petromax Lampen zutrifft, wenn ich mir die Beiträge hier
so durchlese. Bei alten BW Lampen ist das sowieso der Fall, aber auch neue Lampen laufen
wohl bisweilen nicht direkt aus dem Karton.
Muß jeder selbst entscheiden. Für das Geld sicherlich keine schlechte Lampe, wenn man sich
damit auskennt, aber mit etwas Glück bekommt man fürs gleiche Geld auch ein Original aus BW
Beständen in guten Zustand, und mit mehr Zubehör. Für etwas mehr Geld dann auch mit Kiste
und mehr Ersatzteilen.
In beiden Fällen was für Leute die wissen was sie tun, und nichts was man sich einfach aus dem
Regal greifen und damit zum Campen fahren kann. Eher Liebhaberstücke als Gebrauchslampen.
Nun hab ich also zwei davon. Die BW werde ich sicherlich mit neuem Ventil auch wieder hin kriegen,
eine zweite BW habe ich auch schon ersteigert (konnte nicht widerstehen, weil günstig und mit Kiste),
Spiritusumbau für die erste BW ist schon in Planung, eine Coleman Benzinlampe hätte ich fast
ersteigert, mit einer Aladdin Petroleumglühlampe bin ich schon länger am liebäugeln, und eine
Dochtlampe mit Matadorbrenner und Schirm liegt hier und wartet auf Reparatur.
Schon wieder ein neues und teures Hobby.