Da ich selber weder Möglichkeit noch Expertise zum Drehen habe, entschied ich mich, es mal mit den in der großen Bucht angebotenen Vergasern aus Taiwan zu probieren.
Diese haben ein Rohr und die inliegende Stangen-Führungsfeder aus Edelstahl. Sockel, Düse und Stange sind aus Messing. Siehe Photo.
Sehr angenehm empfand ich den Sachverhalt, daß man Ersatzdüsen- und Nadeln einzeln dazukaufen konnte.
Die Kurzversion, für alle die keine Lust haben soviel zu lesen:
Aufgrund der unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten zwischen Edelstahl und Messing hält der Vergaser im Bereich der Düse im Betrieb nicht dicht.
Tauscht man hingegen das Edelstahlrohr gegen eines aus Messing aus, so ist es dicht.
Hier die Version mit ein paar mehr Einzelheiten des Weges meiner Erfahrungen:
Also erstmal bestellt, montiert und dann in meine FL6 eingebaut. Soweit so gut.
Bei den ersten Startversuchen hatte ich immer Probleme mit Flammenbildung, hauptsächlich unterhalb des Brennerkopfes, an der Stelle wo das Vergaserrohr eintritt.
Meine Vermutung war, daß hier eine Undichtheit an der Düse bestand. Somit Düse etwas fester angezogen.
Das hat zum Teil beim Starten funktioniert; aber der Effekt der züngelnden Flammen hat oftmals nach kurzer Betriebszeit wieder eingesetzt.
Auch mein beliebtes "Einkleben" mit Kernseifenpaste hat nicht geholfen.
Somit habe ich als nächsten Schritt die dem Kit beiliegende Dichtungspaste auf das Gewinde der Düse gegeben und die Düse wieder festgezogen.
Effekt: nach kurzer Zeit wieder Flammen.
Nach Sichtung des Vergasers habe ich gesehen, das in dem Rohr um das Gewinde Risse waren. Die Dichtungspaste hatte sich bei der Erwärmung ausgedehnt und das Rohr "gesprengt".
Tja, in der Verzweiflung probiert man dann alle möglichen Dinge aus ...
Ich habe es dann (an neuem Rohr) mit einem Dichtring aus Kupfer probiert, den ich zwischen Düse und Rohr eingelegt hatte. Den Dichtring hatte ich vorher weichgeglüht und "knackig" angezogen.
Beim ersten Versuch zu "knackig" ... das Gewinde der Düse war dann abgeschert. Das war der Versuch in der Variante "nach fest kommt ab"
Also, nochmal Kupferscheibe mit neuer Düse. Ergebnis aber ebenfalls negativ, Flammenbildung.
Im Netz habe ich mir dann mal die Wärmeausdehnugskoeffizienten von Edelstahl, Messing und Kupfer angeschaut.
Da wurde mir (zumindest auf dem Rechenpapier) klar, daß bei höherer Ausdehnung von Messing gegenüber Edelstahl auf jeden Fall ein Spalt entsteht,
Die Spaltausdehnung wird mit beeinflußt duch den Sachverhalt, daß die letzten 2 mm am Gewinde zum Düsenkopf hin einen Freistich haben und somit "frei schweben".
Ich habe jetzt die Rechnungen nicht mehr an der Hand und weiß auch nicht mehr, welches Temperaturdelta ich zugrunde gelegt hatte.
Spielt aber hier und jetzt keine Rolle, es waren rechnerische Differenzen der Ausdehnung irgendwo im Tausendstel-Bereich. Und mal nur ein theoretischer Ansatz.
Eine U-Scheibe aus Kupfer konnte das bei meiner Betrachtung jedenfalls nicht ausgleichen, da deren Wärmeausdehnung noch etwas geringer als die von Messing war.
Also suchte ich mich nochmals durch verschiedene Materialien und stieß dabei auf Aluminium.
Das hatte eine etwas größere Wärmeausdehnung und war somit zumindest rechnerisch in der Lage, die Ausdehnung vom Messing zu kompensieren.
An der Stelle sei gesagt: nagelt mich jetzt bitte nicht darauf fest, ich habe die Ausdehnungen nach bestem Wissen und Gewissen aber ohne metallurgisches Wissen recherchiert
Sodann folgte die praktische Erprobung mit einer eingelegten U-Scheibe aus Alu. Und siehe da, es züngelten keine Flammen mehr und ich gehe davon aus, es war auch dicht.
Dies hielt auch zehlreichen Beleuchtungs-Sessions stand, ohne das Probleme auftraten.
Das wäre nun ein schönes Happy End, wenn nicht eine weitere Tilley FL 6 dazugekommen wäre.
Ich nahm selbigen Vergaser zum Probieren der neuen Lampe und ... es züngelten wieder Flammen heraus!?
Nach Demontage und Zerlegung habe ich gesehen, das in der Alu-Scheibe so etwas wie "Luftblasen" an der Oberfläche sichtbar waren.
Auch ein Wiederholversuch mit einer neuen Alu-Scheibe zeigte beim ersten Einsatz das o.g. Phänomen.
Demnach waren nach meiner Mutmaßung die Stellen mit den entstandenen "Luftblasen" im Betrieb undicht und verurssachten das Züngeln der Flammen.
Bzw. waren die "Luftblasen" Folge einer aufgetreten Undichtheit und/oder etwas höherer Temperatur bei der zweiten Tilley?
Kann (und will) ich nicht beurteilen.
Letztenendes habe ich mich von den Edelstahl-Rohren verabschiedet! Ich habe mir Messingrohr gekauft und konnte mir entsprechend abgelängte Stücke an den Enden plan drehen lassen.
Darin habe ich dann selber Gewinde geschnitten und das ganze mit den vorhandenen Teilen adaptiert.
Seit ich das ganze mit den Messing-Rohren einsetze, habe ich bis heute keine Probleme mehr.
Auch bei dieser Variante mit dem Messing-Rohr klebe ich die Düse mit Kernseife ein und musste auch nicht nach gewisser Zeit nachziehen.
Anstatt der Stangen-Führungsfeder habe ich eine Rolle aus Kupfer-Gaze eingebaut. Dies sorgt für eine gute Wärmeverteilung im Vergaser.
Wenn der Weg auch etwas holprig war und über Um- und Irrwege lief, so war es für mich alles in allem eine brauchbare Lösung, um ohne große Werkzeug- und Maschinenverfügbarkeit an einen zerlegbaren Vergaser zu kommen
Das hier geschriebene ist nicht als "how to"-Anleitung gedacht sondern nur als Lesestoff zum Austausch über gemachte Erfahrungen und ggf. als mögliche Anregung.
"Erfunden" wurde der zerlegbare Vergaser in Messingausführung ja bereits, Stichwort "Springmann" & Co.
Grüße - Steven