Öl-Handlaterne fürs Militär von C. D. Magirus Ulm

  • Heute möchte ich hier einen ungewöhnlichen Neuzugang vorstellen.

    Der Feuerwehrausstatter C. D. Magirus Akt. Ges. Ulm a. D. hatte vor und während des 1. Weltkrieges auch fürs Militär produziert.

    Eines seiner Produkte konnte ich kürzlich im Original-Zustand erwerben.


    Details:

    Stabiles Blechgehäuse mit geschützten Zuluft-Öffnungen seitlich sowie am Gehäuse-Boden.

    Als Hitzeschutz für den Träger eine dicke Filz-Auflage oben und ein mit Leder ummantelter Tragegriff.

    Vorder- u. Seitenscheiben aus 4 mm starkem Facettenglas.

    Alle Scheiben durch federbelastete Klappen geschützt.

    Tank in Führungsschienen herausnehmbar.

    2 Hinweis-/ Hersteller-Schilder innen an der Rückwand.


    Brenner: Öl-Brenner (11 ''' Docht 23 mm) + Tank ca. 130 ml


    Hersteller: C. D. Magirus Akt. Ges. ULM a. D.


    Baujahr: ab 1906 (eher aber von 1914 bis 1918 während des Krieges)


    Maße: Höhe(ohne Bügel): ca. 20,5 cm / Höhe(aufgeklappt): ca. 25,5 cm / Breite: ca. 11 cm / Tiefe: ca. 9 cm

    Gewicht: 950 g (kpl. / Tank leer).


    Der erste Betrieb erfolgte mit reinem Petroleum. Brenner und Tank werden dabei sehr heiß und der Brenner neigt zum Hochbrennen.

    Ich denke daher, ich sollte auf eine Mischung von 1 Teil Rapsöl / 2 Teile Petroleum umsteigen.

    Vielleicht hat ja jemand bereits Erfahrung mit derart großen Ölbrennern? Von Hochbrennen und Rapsöl-Mischungen habe ich schon gelesen.

    Vielleicht kennt auch jemand Näheres zu der Laterne?


     


     


     


     


    Grüße aus Franken

    Wilhelm



  • Update zum Beitrag vom 23. August 2020


    Zwischenzeitlich gibt es neue Erkenntnisse zu der hier vorgestellten Laterne.


    Diese Laterne gab es in der ursprünglichen, ersten Ausführung nur aus Messing-Blech und sie war unlackiert.


    Ähnlich wie bei der mehr bekannten Blendlaterne 07 von BING / Nürnberg und F.F.A. Schulze / Berlin wurde auch erst hier später auf Schwarzblech umgestellt.

    Auch weiß ich mittlerweile, dass sich in den beiden kleineren Führungsschienen am Boden eine Halterung mit Kerzenklemme befand. Diese Halterung konnte Kerzen bis 2,4 cm Durchmesser aufnehmen.

    Die Halterung verschwindet im Brenner-Betrieb vollkommen unter dem Tank.


    Eine solche Halterung habe ich nun in Anlehnung an das Original nachgebaut.

    Das Ergebnis in einer Laterne der ursprünglichen Ausführung sind unten zu sehen.








    Grüße aus Franken


    Wilhelm

  • Komisch, die Laterne hatte ich 2020 garnicht wahrgenommen.:/


    ...

    Der erste Betrieb erfolgte mit reinem Petroleum. Brenner und Tank werden dabei sehr heiß und der Brenner neigt zum Hochbrennen.

    Ich denke daher, ich sollte auf eine Mischung von 1 Teil Rapsöl / 2 Teile Petroleum umsteigen.

    Vielleicht hat ja jemand bereits Erfahrung mit derart großen Ölbrennern? Von Hochbrennen und Rapsöl-Mischungen habe ich schon gelesen.

    ...


    Ich selber bin mittlerweile bei den Ölbrennern ganz von Mischungen von Öl und Petroleum abgekommen, und benutze nur noch ausschließlich Rapsöl.

    Die Flammen erreichen dabei nach ein paar Minuten ihre Endhöhe und verbleiben dann in der eingestellten Höhe bis der Tank leer ist, wobei zwischendurch der Docht nicht geputzt werden muß.

    Das erfolgt erst bevor die Laterne wieder entzündet wird.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Wenn die Vergleichs-Fotos einmal besser werden, tausche ich sie natürlich aus.:))

    Links die Messing-Laterne mit Ölbrenner / rechts die Lackierte aus Schwarz-Blech bzw. Eisen-Blech mit Kerzen-Einsatz.




    Steckbrief 98 Militärlaterne Messing Magirus.pdf                    Steckbrief Militärlaterne Magirus Weisblech.pdf


    Grüße aus Franken

    Wilhelm

  • Hallo Wilhelm,


    ich denke, es ist sinnvoll, wenn ich meine beiden sehr ähnlichen Laternen hier auch einmal zeige und nicht an meinen derzeitigen Pfad mit anhänge. Erleichtert vielleicht die Suche für andere Leute, welche Infos zu diesem Blendlaternentyp suchen...


    Sie sind Deinen Magiruslaternen sehr ähnlich, allerdings ist eine Laterne von Bing gefertigt worden, bei der anderen Laterne findet sich kein Hinweis auf den Hersteller.

    Abgesehen von der Halteklammer auf der Rückseite (laufen am Ende etwas anders aus), sind meine beiden Exemplare so ähnlich, daß man mutmaßen könnte, auch die ungekennzeichnete Laterne wäre von Bing gefertigt worden.


    Auch das DSR ist bei beiden Laternen gleich, allerdings habe ich auch eine andere Blendlaterne der Fa. Kunitz, welche ebenso das gleiche Muster auf dem DSR verwendet hat. Allerdings kann es auch sein, daß die Brenner während ihrer Dienstzeit mal vertauscht wurden und so da nicht rein gehören.


    Im Armeemuseum Brüssel ist wohl mindestens eine solche Laterne als Kriegsbeute ausgestellt.


    Leider weiß ich auch zu diesem Lampentyp nichts - für welche Truppengattung sie gefertigt wurden, welche Hersteller es sonst noch gab usw. Wilhelm - weißt Du da Näheres? Du schriebst bei der Variante aus Messing "ab 1906" - wo hattest Du das Datum gefunden?


    Viele Grüße,

    Dierk

  • Hallo Dierk,


    Schön dass du deine Laternen hier zeigst 👍.


    Zu deinen Fragen:

    - ab 1906

    Vom Herstellerschild in der Laterne.

    Die Firma Magirus hat in diesem Jahr ihre Firmenbezeichnung geändert und sich danach wir folgt genannt:

    C. D. Magirus Akt. Ges. ULM a. D.


    vorher nannte sich die Firma:

    Feuerwehr Requisiten Fabrik von C.D. MAGIRUS in Ulm


    oder auch kurz:

    C.D. MAGIRUS in Ulm


    also ohne die Akt. Ges.


    Zu den verschiedenen Herstellern:

    Ein Militaria Sammler hat mir dazu mal folgendes gesagt.

    Die Beschaffung der Ausrüstung der Armee lag in der Zuständigkeit der einzelnen Königreiche. Jeder fertigte und kaufte daher natürlich in „seinem“ Land.
    Von Preußen kamen nur die Vorgaben.

    Also kauften die Bayern natürlich bei Bing in Nürnberg,

    Die Württemberger bei Magirus in Ulm und die Preußen bei Schulze in Berlin.


    Ich selbst habe hier nur die beiden Laternen von Magirus und noch eine unvollständige Namenlose.


    zu weiteren, bestätigten Herstellern von Militär Laternen schick ich dir noch eine PN mit ein paar Anhängen.

    Grüße aus Franken

    Wilhelm

    2 Mal editiert, zuletzt von Wilhelm H. ()

  • Hallo Wilhelm,

    Zu den verschiedenen Herstellern:

    Ein Militaria Sammler hat mir dazu mal folgendes gesagt.

    Die Beschaffung der Ausrüstung der Armee lag in der Zuständigkeit der einzelnen Königreiche. Jeder fertigte und kaufte daher natürlich in „seinem“ Land.
    Von Preußen kamen nur die Vorgaben.

    Also kauften die Bayern natürlich bei Bing in Nürnberg,

    Die Württemberger bei Magirus in Ulm und die Preußen bei Schulze in Berlin.


    ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, daß es da Überschneidungen gab. Es gibt ja auch einige Binglaternen, welche den Abnahmestempel des Berliner Artilleriedepots tragen - daher sehr wahrscheinlich bei den Preußen zum Einsatz kamen.

    Auch bei anderen Ausrüstungsgegenständen ist öfter mal ein Truppenstempel und ein „ausländischer“ Herstellungsstempel zu finden. Oder bei Seitengewehren - Hersteller in Suhl, Eigentumsstempel „Krone über O“ für Otto II.


    Vielleicht kauften die Hersteller auch zu, wenn sie nicht genug Kapazitäten hatten um einer Lieferung nachzukommen. Jedenfalls ein spannendes Thema.


    Derzeit habe ich übrigens eine Anfrage im Bayerischen Staatsarchiv am Laufen, bekomme wohl nächste Woche einen Scan der Zeichnung von der Blendlaterne 96. Bin schon sehr gespannt. Auch wenn ich schon ahne, welches Modell sich dahinter verbirgt…


    Viele Grüße,

    Dierk