Solaröl
Solaröl, ein bei der Verarbeitung von Braunkohlen auf Paraffin u. Photogen gewonnenes Öl (s. Paraffin). Es ist wasserhell, wird allmälig gelb; ist Kohlenwasserstoff, spec. Gew. 0,885 bis 0,095 brennt angezündet mit rußender Flamme, in bes. construirten Lampen mit weißem hellem Licht ohne Ruß u. Geruch. Es eignet sich bes. zur Zimmerbeleuchtung u. hat wegen seiner Billigkeit große Verbreitung gewonnen. Da es (erwärmt) selbständig, d.h. auch ohne Docht brennt, so ist bei seiner Anwendung zu Zimmerbeleuchtung Vorsicht nöthig, insofern z.B. das Umwerfen einer Lampe die Entzündung des auch nur mäßig erwärmten ausgelaufenen Öls u. der damit in Berührung kommenden Gegenstände (Kleider etc.) zur Folge hat; aus demselben Grunde ist auch das Füllen der Lampen bei freiem Lichte zu vermeiden. Ein Pfund S. erzeugt eine gleiche Lichtmenge wie 40 Kubikfuß Leuchtgas od. 1,466 Pfund Rüböl od. 2,4 Pfund Talgkerzen. (Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 254. Quelle: Zeno.org)
Wie in dem Artikel erwähnt, haben einige Hersteller spezielle Brenner für Solaröl auf den Markt gebracht, das schwerer war als das übliche Petroleum. Einen dieser Brenner konnte ich vor nun schon längerer Zeit erwerben:
Da als Bec Soleil bezeichnet, liegt hier offensichtlich ein Exportmodell für den französischen Markt vor, aber es dürfte sich um den 16-linigen Patent-Solaröl-Brenner von Schuster & Baer handeln:
Worin das Besondere dieser Brenner bestand, konnte ich noch nicht herausfinden. Ich habe im Archiv des DPMA einige Patente für die Anpassung herkömmlicher Brenner für die Verwendung mit Solaröl gefunden, die allesamt die Luftführung betrafen. Auch dieser Brenner weist eine spezielle Luftführung auf: Wie bei einem Kosmos-Reform-Brenner strömt durch die Öffnungen im unteren Bereich Luft durch ein Röhrchen im Inneren des Dochtrohrs und dann durch die Flammscheibe in das Innere der Flamme, zusätzlich zu der Luft, die über die übliche seitliche Öffnung des Dochtrohrs dorthin gelangt.
Ob das nun eine Besonderheit dieses Solarölbrenners ist oder auch andere Brandscheibenbrenner von Schuster & Baer so aufgebaut sind, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht weiß ja jemand von Euch, worin die besonderen Konstruktionsmerkmale von Solarölbrennern bestanden.
Ich konnte den Brenner lange nicht in Betrieb nehmen, weil die Flammscheibe fehlte. Nun hat mir aber Klaus Fireman eine perfekte Kopie der originalen Flammscheibe gefertigt, nach den Maßen eines Originals im Besitz von Markus markes, von dem ich auch einen Docht und den passenden seltenen Flaschenhalszylinder für diesen Brenner bekommen habe.
Großer Dank an die beiden, ohne die dieser Brenner nicht wieder geleuchtet hätte – ein echtes Gemeinschaftsprodukt!
Auch wenn im Katalog steht, dass dieser Brenner nur für schwere Mineralöle verwendbar ist, funktioniert er problemlos mit handelsüblichem Petroleum.
Trotzdem würde ich ihn gerne einmal mit dem Brennstoff betreiben, für den er konstruiert wurde. Weiß jemand, ob Solaröl heute noch hergestellt und vertrieben wird, vielleicht unter anderem Namen? Braunkohle wird ja immerhin noch gefördert.