Restaurierung einer Frowo 420

  • Hallo Frowo - Fans.


    Heute ist sie angekommen, meine erste Frowo. Ist eine 420, dreckig und rostig und sehr günstig über Ricardo gekauft.


    Eigentlich suchte ich nur "irgend ein Übungsobjekt" für die spätere Restaurierung meiner FH175, darum habe ich auf dieses Angebot (von einer Woche Auktionsdauer waren noch ein paar Stunden übrig) mehr spasseshalber das Startgebot von 1 CH-Taler abgegeben. Und dafür hab'ich sie dann gekriegt. Noch etwas Portokosten dazu (im Vergleich zum Kaufpreis unverschämt viel Porto! :D ) und nu isse meins.


    Gekauft in diesem Zustand:







    Schaut sie nach rund einer Stunde schrubben mit Stahlwolle nun so aus:






    Besonderes Augenmerk musste ich auf den Brenner lenken... Einer der Vorbesitzer hat versucht, irgend welche Einzelfäden als Docht einzufädeln, die haben sich innen um die Achse und um die Zahnräder gewickelt und hat den gesamten Brenner-Innenraum (also nicht der Raum, wo der Docht normalerweise drin steckt, sondern die "Nebenräume" im Brenner!) total verstopft.


    In einer 45minütigen Operation mit Pinzette und Stirnleuchte habe ich dann (kaum zu glauben!) all' das:



    aus dem Brenner rausgegrübelt, obwohl der "Docht-Schacht" eigentlich schon fast frei war. Nun läuft der Brenner wieder tiptop.




    So, jetzt isse erstmal einigermassen sauber - und rundum (innen und aussen) mit Pressluft (und anschliessend mit dem Fön) getrocknet. Jetzt wird dann entschieden, wie's weiter geht:


    - Einerseits würd'ich gerne diesen "ehrwürdig gealterten" Zustand konservieren (u.U. nicht mal Klarlack; Docht & Petrol rein und gut ist.)


    - aber andererseits reizt es mich, die Lampe bestmöglich in den Originalzustand zu bringen. (in meiner Nähe hat es eine Firma, die galvanisiert. Ich glaube, ich werde da mal anfragen was es kostet, so eine gut vorgereinigte Lampe (mehr oder weniger in Einzelteile zerlegt) zu verzinken)


    Mas meinen die Experten dazu?

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

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  • Hallo Silvio,


    du hast eine Frowo 420 gekauft, die Mitte/Ende der 1970er Jahre gebaut wurde. Sie gibt es auch mit der Markung "Made in Germany".


    Der Zustand der Laterne ist für ihr Alter doch gut. Ich persönlich würde sie so belassen. Zumal Verzinken die historisch falsche Beschichtung wäre. Verzinnen ist das Mittel der Wahl. :)


    War der Brenner schon von seiner Kappe getrennt oder hast du diese Operation vorgenommen? Die modernen Brenner nach dem Frowo-Patent sind im Ursprungszustand fest mit ihrer Kappe verbunden.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner.


    Danke für die Info Betreffend des Baujahres. Ich habe ja insgeheim gehofft, dass es sich um die seltenere 5"' Leuchte handelt, aber die Lampe war such so ein Schnäppchen... :D


    Der grosse, gelochte Teller am Brenner war fest in der "Kappe" verpresst, aber nicht verlötet - also habe ich ein Brett mit'm Forstnerbohrer bearbeitet, den Brenner oben drüber gelegt, passend geschnitztes, etwa 20cm langes Stück Hartholz oben auf den "Dochtschacht" aufgesetzt und ein beherzter (aber kontrollierter) Schlag mit dem Holzhammer. :naughty: War zugegeben etwas mutig - aber hat geklappt.


    Wieder zusammendrücken konnte ich die Teile nachher (als sie geputzt waren) von Hand.


    Verzinnen können die glaubs auch... :D ... aber je länger ich die Lampe anschaue, desto mehr gefällt mir dieser Zustand. Ich glaube, ich werde das Teil mit Waffenöl einreiben, nachher gut abreiben und dann draussen "einbrennen".

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • Hallo Silvio,


    auf die Idee, den Brenner zu zerlegen bin ich noch nicht gekommen. Ich war immer froh, wenn sie richtig zusammenhielten. Das ist bei den neueren nicht immer der Fall. Der eine oder andere von diesen Brennern hat jetzt eine kleine Lötstelle ;-)


    Viel Spaß mit der Laterne


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner.


    Bei meiner Helvetia sind das 2 gänzlich eigenständige Teile (aus Messing). Der gelochte (Mischluftlampe) Teller mit dem Schlüsselrad und dem "Dochtschacht" wird in die Mischluft-führende Hülse eingelegt, dann wird die "Kappe" aufgesteckt.


    Aber ein gröberes Problem habe ich an diesem Frowo-Brenner trotzdem noch festgestellt, grummel :


    Die beiden innenliegenden "Zahnräder", die den Docht verschieben, davon ist eines lose - bzw. "ausgeleiert" auf der Achse...


    Ob man das wohl auseinandernehmen kann? Wenn man das Zahnrad auf'n Amboss legt und eine 10mm Stahlkugel in der Mitte drauf legt, und dann mit dem Hammer eins auf die Kugel drauf haut (in der Richtigen Stärke liegt der Schlüssel zum Gelingen!), dann hat das Zahnrad nachher wieder Grip auf der Welle! Hab's noch nicht ausprobiert, aber bin felsenfest überzeugt, dass das funktioniert. ABER dazu muss ich das Zahnrad (bzw, die Welle) erst ausbauen - und wie das funktioniert, kann ich mir noch nicht vorstellen... :wallbash:


    Vielleicht funktioniert es aber - mit nem richtig passenden Docht - auch mit nur einem Zahnrad. Und vielleicht finde ich ja mal irgendwo einen Ersatz - Brenner, vielleicht hat sogar Jemand hier in Forum einen in einer Schublade rumliegen... (?)




    P.s. der Bajonettverschluss, der den Brenner mit dem Tank verbindet, der ist ja an der Kappe. Verloren gehen tut also nix, auch wenn das Innenteil gänzlich lose wäre... :D Ausserdem wird das ganze Brennerteil ja (wenn das Glas unten ist) noch soweit gesichert, dass es nicht rausfallen kann, selbst wenn es wollte. :P

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

    2 Mal editiert, zuletzt von Slyv () aus folgendem Grund: Wie immer... Tippfehler. ;)

  • Hab's rausgefunden... :D


    Wenn ich unten am Brenner den Kragen (also das auseinandergedrückte Ende) vom Dochtschacht wieder gerade drücke, dann kann ich den "unteren Deckel" abnehmen und nachher die Achse (mit den beiden Zahnrädern drauf) einfach so rausnehmen. So komm'ich an die Zahnräder ran!


    Den Brenner so auseinander zu nehmen, ist m.E. kein Problem, aber beim erneuten Zusannemsetzen könnte was in die Brüche gehen, wenn ich den Kragen vom Dochtschacht wieder "rauskrempeln" muss ,um den Brenner zusammen zu halten. Und wenn dieser Kragen im Dochtschacht abreisst, dann hällt der Brenner überhaupt nicht mehr zusammen :aua: dann müsste ich hartlöten oder gleich den gesamten Dochtschacht aus 0,25mm Messingblech neu machen. (das würd'ich mir sogar zutrauen - vielleicht nicht gleich beim 1. Versuch, aber spätestens beim 3. oder 5.)


    Aber ausprobieren werd ich es so oder so... Mahr kaputt als kaputt geht ja nich - da ist jeder Rettungsversuch wenigstens ein Versuch. :D


    Und wenn alles nix hilft, muss ich dann ernsthaft nach einem Ersatzbrenner Ausschau halten. Habe Geduld, ist ja nicht so, dass dies meine einzige Laterne wär :rauch: Aber das geht irgendwie gegen mein Bastlerherz...



    Wenn ich eine "schöne und neue" Petrollampe wollte, dann würde ich nicht ein rostiges Teil wie dieses kaufen, sondern eine schöne, neue Petrollampe. Aber "alt und würdig" gefällt mir eben besser als "neu und glänzend"

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

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  • Hallo zusammen.



    Genau so wie oben beschrieben habe ich den Brenner heute zerlegt und die Zahnräder wieder auf der Welle fixiert. Alles war genau so, wie oben beschrieben - bis auf eines: Auch bei der Montage, bzw, dem wieder aufspreizen des Kragens ist nix abgebrochen! :applaudit: Das heisst: Der Brenner ist repariert!



    In Einzelteilen (die beiden Zahnräder sind schon auf der Welle fixiert) schaut der Brenner so aus:




    bzw. so:




    Wieder zusammengesetzt schaut die Brenner Unterseite so aus:




    Okay, ist nicht besonders schön, aber der Dochtschacht ist frei und ausserdem war dieser Kragen auch vorher keine wirkliche Schönheit. Es ist original, und es funktioniert. Was will man mehr?


    Mal kucken, ob ich noch einen passenden Docht finde, dann wird sie befüllt und darf das tun, was sie wahrscheinlich schon weit über 10 Jahre nicht mehr gemacht hat: leuchten!


    Hurra! :bounce: :bounce:

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • Hallo Silvio,


    es freut mich für dich, dass es geklappt hat!


    An diesen Stellen des Brenners kannst du übrigens problemlos weichlöten. Ich habe schon mehrere Brenner so verarztet und nie Probleme gehabt.


    Sollte es am Docht mangeln, dann melde dich.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner.


    Danke, es freut mich auch, dass es geklappt hat - und dass ich nicht löten musste. (gut zu wissen, dass ich hätte mit normalem Elektrolot löten können; ich hätte wahrscheinlich eher mit Hartlot und mich nachher geärgert, dass ich alles wieder hätte bürsten müssen.)


    Und danke für das Angebot wegen dem Docht, aber ich muss am Samstag sowieso in's Lampenatellier in Winterthur (will mal nachfragen, ob er meine Acetylengas-Laternen kennt) da kann ich dann auch gleich gleich n Stückchen Docht kaufen.

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • Hallo Zusammen.



    So, die Restaurierung ist soweit abgeschlossen, die Lampe ist aus meiner Sicht richtig schön geworden. (bin eben kein Freund von "hochglanzpoliert")


    Ich habe die Laterne noch rundum & in allen Ecken mit Waffenpflegeöl eingerieben, heute nen Docht gekauft (der geflickte Brenner funktioniert 1A) und den Tank befüllt.


    Ja, und nun darf sie wieder, wozu sie gebaut wurde: Leuchten! Momentan stinkt sie noch etwas (wobei ich den Geruch von verdampfendem Ballistol gar nicht so abstossend finde) und leuchtet deshalb unter der Abzugshaube, aber bald darf sie auch im Wohnzimmer mit der Helvetia und der FH175 um die Wette leuchten. :D



    Von wegen "in der DDR war alles Schei**!". Ich mag den "in Würde gealtert" Charme, den diese Laterne ausstrahlt.


    :love:

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • Hallo zusammen,


    meine Methode solch einen Brenner zu zerlegen:


    Schraubstock so weit öffnen bis die seitlichen Brennerhutlaschen genau auf der Kante der Schraubstockbacken liegen.


    Dann einen dünnen Schraubendreher von oben durch den Schlitz des Brennerhutes seitlich vorbei an der Dochtführung bis auf den Rand des Brennersiebes führen. Immer genau auf einen Blechsteg fixieren und mit leichten !!! Hammerschlägen (100g Hammer) auf den Schraubendreher klopfen. So wird die Kraft auf den Rand gegeben und das Siebblech nicht verbogen. Das macht man ringsum bis man den Schraubendreher nicht weiter um die Dochtführung stecken kann. So löst sich der Brenner vom Hut. Auch völlig verrostete Brennerteile gehen so auseinander wenn man vorher noch ein wenig Rostlöser einsetzt.


    Zusammenbau: Schraubstock bis auf ca. 3,5 cm schließen, bis der Rand des Brennerhutes aufliegt, Brenner auflegen und vorsichtig mit leichten Schlägen auf den Rand des Siebbleches den Brenner wieder in den Brennerhut eintreiben bis der Rand ca. 1 mm tiefer als der Rand des Brennerhutes liegt.


    Fertig


    Dieses Vorgehensweise scheint mir behutsamer zu sein als die beherzten Schläge mit dem Holzhammer ;)

  • Nach langer Zeit...


    Nun ja, so hat jeder seine Methode, den Brenner zu öffnen... Wenn ich das anfangs schon gewusst hätte, dass der Brenner so leicht zu öffnen ist, hätte ich nicht 45 minuten lang mit der Pinzette Einzelfäden raus friemeln müssen, sondern hätte das verstopfte Teil gleich in seine Einzelteile zerlegt...


    Aber - so oder so - es hat sich gelohnt. Diese FROWO 420 (brennt seit 3h auf meinem Wohnzimmertisch, neben einer auf ähnliche Weise "sanft restaurierten" Feuerhand STK-70 mit Klarglas) hat in Zwischenzeit rund 5 Tankfüllungen verheizt (bei diesen Lampen lass'ich den Tank auch mal ganz leer fallen, ehe ich ihn wieder auffülle; habe mir für alle Flachdocht-Lampen ettliche Meter Ersatzdocht zugelegt, das reicht für eine Weile....) und brennt zuverlässig und fast komplett geruchsfrei.


    Lieber als auf dem Wohnzimmertisch sehe ich sie aber, wenn sie draussen am "Galgen" baumelt, welcher über meiner mobilen Dutch-Oven Feuerstelle (man könnte es "Dutch Oven Dolly Box" nennen) angebracht ist... weil dann riecht es nicht "sehr wenig" sondern massiv, und noch viel besser... :happa: (wo ist der Gourmet- smiley? Der Döner-Smiley wird dem Dutch Oven - Geschmackserlebnis nicht gerecht...)

    Liebe Grüsse und immer einen gut getränkten Docht!


    Silvio

  • (wo ist der Gourmet- smiley? Der Döner-Smiley wird dem Dutch Oven - Geschmackserlebnis nicht gerecht...)

    Bitteschön:


    Meine Frowo 420 war, als ich sie bekommen habe, schon einmal sandgestrahlt. Lediglich den leichten Flugrost habe ich mit der Proxxon entfernt und sie mit Waffenöl eingerieben. Seitdem ist kein Rost mehr aufgetreten, obwohl sie auf dem Küchenschrank steht und es bei uns in der Küche beim Kochen doch öfters höhere Luftfeuchtigkeit hat.


    Am letzten Wochenende dann durfte sie zum ersten Mal längere Zeit (5 Stunden) leuchten.