Feuerhand No. 175 Super Baby

Lampenlos · 22. August 2006

Hallo Freunde des Licht's,

ich bin auf dem Flohmarkt fündig geworden und habe eine unbenutzte FH 175 Super Baby erstanden. Ich habe mal ein bisschen Recherche betrieben und komme aber nicht richtig von der Stelle.
Deshalb die Frage an euch: Weiß jemand etwas über diesen Tankdeckel?

Der Tankdeckel ist gemarkt mit Sturmlaternenwerk VEB Beierfeld--MEWA-- (siehe Foto)
Die Form ist identisch mit der Feuerhand 275 Super Baby ab Baujahr 1938 (Foto im Vergleich).
Von der Farbgebung der Laterne gehe ich mal von Nachkriegsproduktion aus. Laut Feuerhand Seite, guckst Du:http://www.feuerhand.info/62404/62466.html, gebaut ab 1949.

Ich zähle auf euch Experten!

Gruß Andreas

Petroziege · 22. August 2006

Da wird wohl ganz einfach einer ´nen Tankdeckel der Mewa auf die Feuerhand geschraubt haben!

Lampenlos · 22. August 2006

Zitat

Original von Petroziege
Da wird wohl ganz einfach einer ´nen Tankdeckel der Mewa auf die Feuerhand geschraubt haben!

Habe ich mir auch schon gedacht. Nur so ein MEWA-Tankdeckel ist mir an noch keiner Laterne aufgefallen.

Gruß Andreas

gonzo · 22. August 2006

verwechselt hier nicht mewa ddr und meva tschechien.

bei den tschechischen mevas sieht der tankdeckel so aus:

Lampenlos · 22. August 2006

Hallo Gonzo,

es handelt sich eindeutig um MEWA-DDR. Ich habe die Laterne auf einem Trödelmarkt in Bautzen gekauft.

Gruß Andreas

gonzo · 22. August 2006

die fh müßte vor krieg sein da der glasheber noch auf der re. seite ist, näheres bestimmt von stonewasher oder bine

Petroziege · 23. August 2006

Ohje, ohje.
Ich will mich da jetzt nicht festlegen, sonst bekomm ich noch haue von Jörg.
Er hat mir zwar massenhaft erzählt und erklärt, aber das ist manchmal so viel Input,
dass ich mir nicht immer alles merken kann.

Mit dem Vorkriegsmodell müsste es schon stimmen, weil der Glasheber mit Plättchen rechts ist.
Von wann bis wann sie genau hergestellt wurde kann ich aber im Moment nicht sagen,
weil meine Liste schon im Umzugskarton ist.

stonewasher · 23. August 2006

Hallo Andreas,

so wie es aussieht habe wir da eine FH 175 aus der Produktion von
1949/1950. Die Metallwarenwerke Beierfeld produzierten ja auf
alten Niermaschinen Feuerhandlaternen bis ihnen das im Juni 1950
untersagt wurde (Prozeß vor dem Landgericht in Stuttgart).
Bislang war unklar was die MeWa eigentlich produziert hatte.
Nier in Hohenlockstedt produzierte von 1949/50 an mit dem
Glasheber auf der linken Seite innen (erstes Modell war die
FH 275 Atom). Bei der Mewa dauerte die Umstellung ein paar Jahre länger. Deswegen sind die ersten BAT 158 / 159 aus der Beierfelder Zeit auch noch mit Glasheber rechts innen ausgestattet.

Grüße Jörg

Lampenlos · 23. August 2006

Hallo Jörg,

Danke für Deine umfassende Antwort.
Ist interessant zu wissen das die russischen Besatzer die alten Maschinen zurückgegeben haben und die Laternen mit Feuerhand gemarkt sind. In der Regel haben die Russen irgendwo im großen Russland die Kriegsreparationen aufgebaut und selber unter anderem Namen das deutsche Produkt weitergebaut. Oder ist Dir da irgendetwas bekannt?

Ich habe da im Netz zur Nier Firmengeschichte noch was interessantes gefunden. Guckst Du hier:www.bunk-online.de/~pages/AlleFEUERHANDPetroleumSturm.htm

Was noch interessant wäre zu wissen was die MEWA alles hergestellt hat. Ich kenne noch die MEWA Starklichtlampen (später BAT 270).

Sonst ist mir noch nichts anderes an Lampentechnik bekannt.

Andere Artikel wurden schon gefertigt wie z.B. Metallbaukästen, ob diese aber auch in Beierfeld gefertigt wurden weiß ich nicht.

Gruß Andreas

stonewasher · 23. August 2006

Hallo Andreas,

mit Detlef Bunk arbeite ich eng zusammen (siehe auch seine
Homepage - J. Wekenmann).
Bei den Feuerhandwerken begann die Demontage durch die
Russen im August 1946 und war im Frühjahr 1946 abgeschlossen.
Bruno Nier hatte jedoch auch Maschinen an andere Firmen
ausgeliehen, die er systematisch zurückholte um damit wieder
eine Fertigung aufzubauen.
Zitat aus einem Manuskript von T.Brandenburg, Beierfeld:
'So konnte die Produktion am 30.07.1946 wieder aufgenommen werden. Neben der Verarbeitung von Blechen wurden vorübergehend Holzbetten, Erzkisten aus Holz sowie Holzschränke und Schaufelstiele hergestellt. Im laufe der Zeit entstanden in der Produktion Erzeugnisse besserer Qualität, wie Essenträger, Milchkannen, Fahrradfelgen, Wirtschaftswannen, Schneeketten, Schachtkappen, Erztransportgefaße und Wetterlutten für die SDAG Wismut und Kanister. Im Frühjahr 1949 konnten die ersten Sturmlaternen wieder produziert werden.'Was die BAT 270 angeht, so wurde sie Anfang der 60er Jahre in
Beierfeld produziert, nachdem Anlagen aus Leipzig (HASAG) nach
Beierfeld transferiert worden waren.
Grüße Jörg

Lampenlos · 23. August 2006

Hallo stonewasher,
vielen Dank für deine umfassende und schnelle Auskunft.
Also liege ich da jetzt richtig in der Annahme, das die Feuerhand Sturmlaterne die ich besitze, zwischen 1949 und 1950 in Beierfeld hergestellt ist und der Tankdeckel kurz nach dem Markenprozess 1950 angebracht wurde. Übergabslösung bis die BAT-Laternen in Serie gingen?

Gruß Andreas

stonewasher · 24. August 2006

Hallo Andreas,

beigefügt kannst Du die Antwort von Detlef Bunk lesen,
der sich auf die Nachkriegslaternen von Nier spezialisiert
hat:

Hallo Jörg,

Hypothese:

Die Laterne stammt aus der ersten Serie der MeWa von 1949. Sie ist entweder auf alten oder nachgebauten (zurückgeholten) Nier-Maschinen/Werkzeugen hergestellt.

Feststellung:

Die Laternen entspricht in Bauart und Form genau der letzten Version der 175 aus der Nier-Produktion von vor 1945 (Stichhaltiges Argument). Die Farbe weicht deutlich von der dunkleren Oliv-Lackierung der Nier-Laternen ab (Argument mit Vorbehalt einer Farbverfälschung des Fotos). Das Glas hat keine Markung (unsicheres Argument). Die Füllschraube ist spezifisch für dieses Modell hergestellt (Gewinde und Prägung). Wenn es eine MeWa-Laterne ist, so stammt sie aus der Zeit vor dem Rechtsstreit mit Nier um die Verwendung der Marke Feuerhand. Nier in Hohenlockstedt hat die neue 175 mit Glasheber links erst 1951 produziert (stichhaltige Argumente)

Schlussfolgerung:

Die Hypothese wird angenommen. Die Laterne war sicher Anlass des Markenprozesses zwischen Nier und Mewa.

Soweit meine Expertise.

Grüsse, D.

Lampenlos · 24. August 2006

Hallo Jörg,

ich bin beeindruckt von der raschen Expertise zur Laterne.
Zum Argument Farbe unter Vorbehalt: Auf der Internetseite von Detlef Bunk ist eine Niersche Nachkriegs-FH abgebildet, meine Laterne hat die gleiche Farbe.

Zum unsicheren Argument der Glasmarkung: Das Glas ist gemarkt mit Jena'er Glas, Schott & Gen Jena, 3389.

Also nochmals vielen Dank für Eure Hilfe!

Gruß Andreas

stonewasher · 25. August 2006

Hallo Andreas,

Detlef Bunk und ich verfügen über ein großes Archiv
was Nier-Feuerhand angeht. So kann man schnell
eine Expertise machen. Außerdem haben wir beide
sehr umfangreiche Laternensammlungen (Detlef mehr
aus der Nachkriegszeit und ich mehr aus der Zeit
1902-1945).

Bei Nier in Beierfeld lagerten sicherlich noch große Vorräte
and Gläsern aus Jena, die dann für diese Lampe verwendet wurden.
Nier Hohenlockstedt verwendete ab 1949 (Beginn der Nachkriegsproduktion) Gläser von Auer. Ab ca. 1960 dann wieder
Gläser von Schott-Mainz.
Dein Argument zur Farbe passt ja zur Nachkriegsfertigung.

Falls Du mal Interesse haben solltest diese Laterne einzutauschen,
ich wäre sehr daran interessiert.

Grüße Jörg

Lampenlos · 25. August 2006

Hallo stonewasher,

gegen Tauschaktionen habe ich prinzipiell nichts. Ausschlaggebend für einen Tausch ist natürlich wie das entsprechende Pendant aussieht.

P.S.: Ich bin jedes Jahr im Januar für vier Wochen beruflich in Stuttgart. Da könnte man ja mal was ins Auge fassen.

Gruß Andreas

Rolf · 25. August 2006

Hallo Lampenlos,
ich geb dir gleich "die Lampe tauschen" warte nur Du Lumpenhund.
Gruß Emil