Zweite Folge: ALG No. 6
Passend zum Thema "Marine" (und Yuris Laterne mit Messing-Tankdeckel ) möchte ich eine ungewöhnliche ALG No. 6 vorstellen.
Oben hatte ich erwähnt, dass die Frischluft-Laternen, welche man heute als ALG "Marine" kennt, diesen Namen erst nach dem Krieg bekamen. Da wurden die älteren Mischluft-"Marines" nicht mehr produziert.
Die Geschichte der späteren Frischluft-"Marine" beginnt aber auch schon vor dem Krieg. Hergestellt ca. von 1930 bis 2016 war dies das am längsten produzierte ALG-Modell - mit vielen Änderungen über die Zeit. In ALG-Katalogen um 1930 tauchen die ersten Frischluft-Laternen auf: vier Modelle, die sich baukastenartig durch verschiedene Tanks und zusätzlichen Glasschutzkorb unterscheiden. Ab den Luftrohren aufwärts ist die Konstruktion gleich.
Am häufigsten ist das spätere "Marine"-Modell ALG No. 7 mit zusätzlichem, horizontalem Glasschutzkorb (ähnlich Mischluft-/"Stall"-Laternen, nur kleiner), davon abgeleitet die ansonsten identische ALG No. 6 ohne den zweiten Glasschutzkorb. Diese Modelle hatten einen mehrfach gesickten Tank und - wie alle frühen ALG-Frischluftlaternen - den Glasheber mit Rastblech rechts:
Diese ALG No. 6 dürfte aus Mitte der 1930er-Jahre stammen. Es ist die historisch zweite mir bekannte Version. Ursprünglich hatten die Frischluftlaternen kleine Tankdeckel auf der Vorderseite (gleiche Seite wie Dochtstellrad und Glasheber). Eine erste Änderung waren deutlich grössere Tankverschlüsse, die auf die Rückseite wanderten.
Die grossen Tankverschlüsse bekamen zu dieser Zeit auch die ALG-Mischluftlaternen. Die Gegenüberstellung zeigt (v.l.n.r.) Tankdeckel der ALG Marine ca. 1926, dieser ALG No. 6, einer heutigen ALG No. 15 "Luciole" (Messing) und zum Vergleich einen Feuerhand-Nachkriegs-Deckel.
Dieses Exemplar hat nicht nur einen Füllstutzen aus Messing, auch der Tankboden ist aus Messing:
In ALG-Katalogen vor dem Krieg findet sich ausser bei den günstigsten Modellen stets der Hinweis, die Laterne sei auch lieferbar mit "pièces en laiton", Teilen aus Messing. Solche Exemplare sind aber selten. Ab und nach dem Krieg gab es dies offenbar gar nicht mehr (bis zu der viel später wieder als Messing-Variante angebotenen "Luciole" No. 15).
Der Zugring auf dem Blaker ist bei diesem Exemplar noch Omega-förmig, wie bei der ersten Version. Später sitzt er doppelt nach innen abgewinkelt in einer eingesetzten Lasche - eine Version, die vermutlich von den späten 1930er-Jahren bis in die Nachkriegszeit produziert wurde. Davon gibt es auch unverzinnte, nur lackierte Exemplare (vmtl. Kriegs-/erste Nachkriegsproduktion), sowie komplett ungemarkte (die hier im Forum schon häufiger auftauchten, überwiegend mit Feuerhand-Gläsern und dem Anschein nach auch unverzinnt).
In der Nachkriegszeit erhielten die Modelle "Marine"-Aufkleber (anfangs am Kamin, zuletzt am Tank). Es verschwanden unter anderem die Langlöcher am Aussenkamin und die Sicken der Luftrohre, der Glasheber wanderte mit einem Patent von 1956 auf die linke Seite (wie Jörg/stonewasher hier erläutert hat) und statt der einfach zu befüllenden grossen Tankdeckel gab es wieder kleine, analog zur "Luciole" (ALG No. 15/16). Der Sickentank wich zum Schluss einem mit geraden Wänden (neben vielen Detail-Änderungen; bis jetzt kenne ich neun Versionen, womöglich nicht alle...).
Bei meinem Exemplar hatte ich seltenes Glück: Nach Wegputzen von etwas Russ am Kamin wirkte sie bezogen auf ihr Alter fast wie "new old stock", als ob sie die meiste Zeit eingemottet in trockener Umgebung verbracht hätte. Die Verzinnung war bis auf kleinere Roststellen heil.
Wiederherstellen werde ich noch die ursprünglich blaue Lackierung des Dochtstellrads, die leider nicht putzfest war (aus der gleichen Zeit gibt es übrigens ALG-Mischluftlaternen mit rot lackiertem DSR).
Nachdem ich nun auch in die Mischluft-Marine einen Docht einziehen konnte (deren Brenner mag nur sehr locker gewebte), gibt's auch ein gemeinsames Leuchtbild:
Die Fortsetzung der Reihe ist in Arbeit - da ist allerdings noch etwas zu löten...
Christina