Kosmos-Brenner-Reparaturen, Zerlegen in alle Einzelteile, Richten und neu Verlöten, Tutorial / Tips

  • Hallo,

    hier möchte ich Euch das Zerlegen von zwei Kosmos-Brennern in alle Einzelteile

    inklusive anschliessendem Reinigen, Richten und wieder Zusammenlöten zeigen.


    Das ist natürlich nur bei stark beschädigten und/oder verschmutzten Brennern nötig.


    Zum auseinander löten nehme ich meinen Camping-Gaskartuschenbrenner:



    Zum wieder zusammenlöten nehme ich meinen 60-Watt-Lötkolben mit meisselförmiger Spitze:



    Alles was weniger Leistung hat und vor allem kleinere Lötspitzen erschwert die Arbeit,

    denn man braucht schon gut Hitze, da der Brenner quasi ein grossflächiger Kühlkörper ist,

    der zum Verlöten auf Grundtemperatur gebracht werden muss...


    In diesem Fall habe ich hier einmal einen Brenner dessen Lötstellen innen alle porös

    und gerissen waren und ein Vorbesitzer das mit irgendeinem Kleber reparieren wollte.

    Da sass zudem auch sehr, sehr viel Schmutz in allen Ritzen und Ecken, war alles dicht.

    Eine Mischung aus Grünspan, altem Petroleum, Dochtfaden, weissen Politurresten, Kleber, Staub und Feuchtigkeit.

    So extrem hatte ich das zuvor auch noch nicht gesehen!


    Und dann habe ich noch einen zweiten Brenner dessen Achse vom Dochtstellrad einfach sehr krumm war.

    Konnte man von aussen durch sanftes Biegen auch nicht mehr richten.


    Ich fange mit dem ersten Brenner an, den ich für Siegbert hier aus dem Forum restauriert habe.


    Ich nehme den Brenner sanft mit einer Zange und gebe mit offener Flamme

    aus meinem Camping-Kartuschengasbrenner ordentlich Hitze drauf.

    Die Glaseinlage des Dochtstellrades darf natürlich keine Hitze abbekommen.

    Nach einer Weile tropft das flüssige Lötzinn ab und der Brenner zerfällt in alle Einzelteile.

    Diese lasse ich auf meine hitzefeste Unterlage fallen, greife danach nochmal alle Bauteile einzeln,

    erhitze sie wieder kurz und schüttele dann ruckartig das noch reichlich vorhandene Lötzinn ab,

    ohne dass es an den Bauteilen dahin läuft, wo ich es nicht haben möchte.

    Lässt sich sonst nur hartnäckig und langwierig entfernen, das spare ich mir lieber...


    Jetzt habe ich alle Einzelteile vor mir liegen, bei diesem Brenner wirklich maximal verschmoddert:



    Ich habe die Einzelteile über Nacht in Aceton eingelegt,

    am nächsten Tag dann erst mit einem Schlitz-Präzisionsschraubendreher den groben Dreck abgekratzt,

    danach mit einer feinen Bürste den restlichen Belag abgeschrubbt.

    Die Klebstoffreste habe ich mit einem Cuttermesser vom Gewindering weggeschnitten.


    Anschliessend habe ich alles nochmal in heisser Zitronensäure gebadet,

    dann mit Stahlwolle und danach mit Autosol poliert.


    Wichtig ist, dass alles schön sauber und blank ist, damit es zum Schluss vernünftig gelötet werden kann.

    Nur blankes, glänzendes Messing nimmt das Lötzinn gleichmässig an.


    Sieht jetzt wieder recht ansehnlich aus:



    Jetzt geht es ans Verlöten:


    Als erstes habe ich die lose Achse für das zweite Zahnrad wieder eingelötet,

    danach die kleine Messinghülse, die als Begrenzung der Achse vom Dochtstellrad dient

    wieder an die Achse kurz vor der Aufnahme der Achse angelötet.


    Dann habe ich den Gewindering wieder unterhalb um den Brennersockel angelötet,

    der war in diesem Fall nur geklebt worden, das war definitiv mal ein gescheiterter Reparaturversuch gewesen...



    Jetzt habe ich das zweite Zahnrad wieder auf die Achse geschoben

    und den Dochttrieb bestehend aus Dochtstellrad mit Achse, Doppelaufnahme/Abstandsblech

    für die Achsen wieder in die innere Dochthülse eingelötet.

    Vorher natürlich alles, was an dieser Hülse krumm und verbogen war wieder gerichtet.

    Der Dochttrieb muss beim Verlöten genau ausgerichtet werden, sodass die Zahnräder auf beiden Seiten

    in gleicher Höhe aus der inneren Dochthülse herausschauen und auch beide exakt gleich weit herausschauen.

    Andernfalls würde der Docht dann nachher zum schrägen einziehen neigen.



    Die Lötstellen sind schön sauber, das Foto ist eben stark vergrössert

    und das Flussmittel noch nicht entfernt...

    Die Zahnräder schauen überall gleichmässig heraus, lediglich das Blech der inneren Dochthülse

    auf der rechten Seite ist etwas weiter nach aussen gebogen. Das habe ich auch so gelassen, damit das "Hufeisen" wieder so gut wie vorher passt...


    Als nächstes kommt der Schwierigste Teil:


    Die innere Dochthülse mit dem Dochttrieb muss exakt ausgerichtet in die äussere Dochthülse eingelötet werden.

    Da bediene ich mich einem kleinen Trick:

    Ich nehme ein Blatt Klopapier und vertwiste es zu einem homogen dicken Strang, den ich aussen um die innere Dochthülse lege.

    Dann schiebe ich die innere Dochthülse mit dem Klopapierstrang in die äussere Dochthülse

    und schiebe anschliessend noch mit einem langen, dünnen Schraubenzieher den Klopapierstrang ganz nach oben

    an den Rand, wo der Docht nachher austritt. Der Strang zentriert damit das innere Dochtrohr im äusseren Dochtrohr

    und ich kann die beiden dann bequem an den beiden V-förmigen Ausschnitten, wo die Bleche aneinanderstossen verlöten:



    Schön zentriert, ich bin zufrieden:



    Jetzt wird das obere Gewindeblech, das nachher die Galerie trägt von oben aufgeschoben

    und das untere Gewindeblech bzw. der Brennersockel von unten dagegen.


    Manchmal, so auch bei diesem Brenner kann man sich an den alten Lötstellen orientieren,

    um die richtige Position zu finden, andernfalls muss man mit Augenmass arbeiten.

    Es ist auch hilfreich die Lötstellen erstmal nur klein "anzuheften" und zwischendurch

    immer wieder mal die Galerie aufzuschrauben und zu schauen, ob das Dochtrohr gerade durch die Galerie läuft.

    Auch den Glaszylinder sollte man mal aufzustecken und von oben durch diesen durchschauen, ob es dort ebenfalls mittig sitzt.


    Wenn alles sitzt, können unterhalb des Brenners die beiden Hauptlötnähte vollständig verlötet werden.

    Als erstes die Lötnaht, die die äussere Dochthülse im Brennersockel hält,

    danach die mittige Lötnaht am "Hufeisen", das die innere Dochthülse und die Zahnräder dann von unten verdeckt.

    Hier ein Foto dieser Lötstellen, wenn auch von dem anderen Brenner gleicher Bauform- und Grösse,

    den ich weiter unten noch zeigen werde:



    Dieses Foto hatte ich vergessen zu machen ;-)


    Nach dem Verlöten der beiden unteren Hauptnähte setze ich immer noch rechts und links

    zwischen äusserer Dochthülse und Galeriegewinde jeweils einen Lötpunkt.

    Manche Brenner haben diese Lötfixierungen, manche nicht, ich mache das aber ebenfalls so,

    schaden tut´s nicht und falls irgendwann mal nötig - wieder Ablöten ist ja auch kein Problem ;-)



    ...weiter geht´s im nächsten Post ;-)

    Meine Galerie

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  • Durch das Acetonbad hat sich die Schrift im Dochtstellrädchen weggewaschen,

    die habe ich mit Revell-Farbe wieder neu ausgelegt. Einfach einmal grob die Glaseinlage

    überpinseln, trockenen lassen und mit einem Lappen mit Verdünnung/Pinselreiniger sanft abwischen - fertig.



    Die Galerie dieses Brenners ist bei Siegbert, da die Galerie einen grossen Schirmreif angelötet hat,

    das Versenden somit teurer gewesen wäre und mit Schirmreif dran ist das sowieso etwas umständlich

    beim Löten, da habe ich einfach für die Arbeiten eine Galerie von mir genommen...


    Ich wünsche Dir viel Freude mit Deinem Brenner, Siegbert ;-)


    Jetzt kommt der zweite Kandidat, nicht so extrem verschmutzt

    dafür war die Achse vom Dochtstellrad schön verbogen...


    Ich spare mir jetzt das detaillierte Beschreiben der Reparatur des zweiten Brenners,

    denn das kann man fast 1:1 von der eben erklärten Beschreibung entnehmen, mit zwei kleinen Ausnahmen:

    Der Brennersockel war, wie man es meistens vorfindet, fest mit dem Galeriegewinde verpresst

    und man kann diesen nur als Einheit ablöten und auch nachher wieder anlöten

    und das kleine Zwischenblech, das oben über den Zahnrädern liegt musste einzeln verlötet werden,

    bei normalen Kosmos-Brenner ist das auch die Standardvariante.

    (Beim ersten Brenner war dieses Zwischenblech mit einer Bohrung versehen,

    durch die das Reform-Luftzugröhrchen geführt und verlötet wurde)


    Gerichtet habe ich die Achse vom Dochtstellrad mit zwei Flachzangen mit Hartgummiaufsatz,

    dann verkratzt man nichts und hat auch gut Kraft anliegen, was bei der dicken Achse nötig war.

    Ich frage mich sowieso wie man so eine stabile, in diesem Falle wesentlich dickere Achse überhaupt verbiegen kann,

    da muss wohl mal was schweres draufgefallen sein...


    Galerie in heisser Zitronensäure gebadet, danach mit Stahlwolle und Autosol aufpoliert:



    Brenner vollständig zerlegt:



    Wieder montiert und von unten verlötet:



    Der fertige Brenner mit Galerie und neuem Docht:



    So, das war es auch schon, allzu viel Technik steckt da ja auch nicht drin...


    Ich hoffe Ihr konntet was mit den Bildern und dem kleinen Tutorial anfangen

    und vielleicht motiviert das ja den ein oder anderen dazu, das Ganze auch einmal auszuprobieren.

    Mann kann ja auch erstmal an defekten Brennern üben...



    MfG

    Magnus

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  • Magnus

    Hat den Titel des Themas von „Kosmos-Brenner-Reparaturen, Zerlegen in alle Einzelteile, Richten und anschliessendes neu Montieren“ zu „Kosmos-Brenner-Reparaturen, Zerlegen in alle Einzelteile, Richten und neu Verlöten, Tutorial / Tips“ geändert.
  • Hallo Magnus!


    Ich kann es eigentlich gar nicht in Worten ausdrücken, wie Du meinen Brenner wieder hinbekommen hast.


    Das werde ich trotz Deiner wirklich perfekten Anleitung auch in tausend Jahren nicht hin kriegen.


    Für Deine Überarbeitung meines Brenners noch einmal tausend Dank.


    Er ist mittlerweile wieder bei mir und ich konnte alles wieder zusammen bauen. Auch ich war nicht untätig. Da waren auch noch einige Baustellen, die ich zuerst einmal beseitigen musste. Ich werde dazu in Kürze noch ein Thema erstellen.


    Allerdings muss ich euch schon mal drei Fotos der nun komplett überholten Lampe posten. Ist nee Uranglaslampe. Kosmosbrenner ist ein 14 ''' Brenner von Bünte & Remmler (Frankfurt am Main). Eigentlich ist der Brenner wohl eine Auftragsfertigung von Hugo Schneider, es ist zu 100% ein HS Superior Kosmosbrenner.


    Dazu noch ein ergänzender Hinweis. Die Lampe ist aus Frankfurt am Main und war nur zur Abholung. Über das Forum hatte ich eine Suchanfrage erstellt, ob es Jemanden gibt, der die Lampe für mich abholen kann und sie dann zu mir sendet. Und tatsächlich meldete sich Fifone. Nur durch seine Abholung und sein perfektes Versenden der Lampe ist sie nun bei mir. Auch hierfür nochmal tausend Dank.


    Wie gesagt, demnächst kommt von mir noch ein Thema zu dieser Lampe. Aber jetzt die drei Bilder.


  • Hallo,

    die Lampe ist wirklich sehr schön, hat sich auf jeden Fall gelohnt den Brenner wieder zu richten!


    Gern geschehen ;-)



    MfG
    Magnus

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  • Eine wirklich tolle Anleitung, die du da verfasst hast.

    Da mein Docht sich auch sehr schwer verstellen lässt, war ich auch am überlegen, den Brenner zu zerlegen.

    Aber aufgrund meiner Augen und jahrelange Arbeiten mit dem Hammer lassen das Löten wohl nicht zu.

  • Hallo,

    Dankeschön, freut mich, dass Dir das Tutorial gefällt :-)


    Probiere mal einen Docht vom Shop "Wir lieben Kerzen" aus.

    Der ist von Haus aus schon relativ dünn und vielleicht löst das ja schon Dein Problem ;-)



    MfG
    Magnus

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