Unschlitt - Grubenlampe

  • Ich habe mal eine Lücke geschlossen bei meiner kleinen Sammlung von Grubenlampen.

    Zwischen der Beleuchtung mit Kienspan und den geschlossenen Grubenfröschen passen die offenen Frösche für Unschlitt.

    Dieses Unschlitt ist im Prinzip Rindertalg wie er auch heute noch verkauft wird, obwohl die Herstellung damals nach zeitgenössischen Berichten eine stinkende Angelegenheit war.

    Als Betriebsmittel führt der heutige Unschlitt keine größere Geruchsbelästigung dar als das Rapsöl als Ersatz für Rüböl.


    Die vorliegende Unschlittlampe in Froschform ist das Replikat einer Steigerlampe als Messingguß aus dem 18. Jahrhundert, also zu der Zeit als diese Froschform bei Grubenlampen aufkam.

    Messingguß deshalb, weil Eisenguß oder Blech den Grubenkompaß ablenken würde, mit dem der Steiger die Richtung des Stollens bestimmte.


    Die Lampe ist 11 cm lang, 9 cm breit und 11,5 cm hoch, damit also kleiner als die Unschlittlampen des Mittelalters, deren Füllung für die Schicht von 7 - 8 Stunden reichte.

    Hier muß nach rund 4 Stunden Unschlitt nachgefüllt werden.


    Als Bild ein Gif, und dahinter ein Holzschnitt von 1550, wo ein Bergknappe seine Unschlittlampe hält.




    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Beschäftigt man sich eingehender mit diesen Unschlittlampen wird ein Nachteil sichtbar, der mitte des 18. Jahrhunderts zum fast ausschließlichen Gebrauchs der geschlossenen Grubenfrösche führte die mit Rüböl als Brennmittel leuchteten.

    Der Nachteil beim Unschlitt besteht darin das sich dieser Talg nur in Nähe der Flamme verflüssigt, während vom hinteren Teil der Lampe nichts nachfließt.

    Dieser Nachteil ist um so größer je stärker die Wandstärke der gegossenen Lampen ist.

    Um auch im hinteren Teil den Talg zu verflüssigen hat man ein sogenanntes Dochtblech zugefügt, was lose an an einer Kette über dem Docht liegt, bis nach vorne zur Flamme. Die Flamme erhitzt dieses Blech, wodurch sich der Talg in der Nähe des Blechs verflüssigt und vom Docht aufgesogen werden kann.

    Durch seitliches Verschieben dieses Blechs wird nach und nach der Talg des hinteren Teils der Lampe verflüssigt und vom Docht aufgesogen.


    Heupel zeigt auf seiner Seite so eine Lampe: https://www.karl-heupel.de/dok…schale_fe:talg_lampe1.jpg


    Ein Teil meiner Grubenlampen als zeitliche Entwicklung des Grubengeleuchts vom Kienholz bis zur Karbidlampe.

    Wobei zum Kienholz noch ein Halter besorgt werden muß der in den Stollen benutzt wurde.



    Gruß Rolf


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  • Wow einfach wieder eine Augenweide
    Ich benutze Unschlitt immer noch beim Löten, das Zinn lässt sich damit wunderbar verstreichen

    viele Grüße aus der Schweiz
    René

  • Ich mache hier nochmal auf...


    Wenn man sich mit Grubenlampen beschäftigt, kommt man vielleicht über Literatur wie dem Werk von Agricola über das Bergbauwesen von 1558 auch zu den Miniaturbergwerken in Flaschen, die man als "Eingericht" bezeichnet, und die vom 17. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert von Bergleuten für reiche Sammler als Zubrot hergestellt wurden.

    Die Teile so eines miniaturisierten Ausschnitts, oft von drei übereinander liegenden Solen wurden durch den Flaschenhals in der Flasche zusammengebaut, was eine ruhige Hand, Vorstellungskraft und handwerkliches Können voraussetzte.

    So entstanden kleine Kostbarkeiten, die heute in Museen zu finden sind, wie etwa im "Grünen Gewölbe" in Dresden.


    In Weimar gibt es mit Richard Christian Kreibich wohl den letzten in Europa der solche Eingerichte hergestellt hat.

    Er modeliert die Bergleute selber und gießt sie dann als Vollfiguren in Zinn. Für die Stollen verwendet er Hölzer einheimischer Baumarten.


    In meinem Exemplar eines Erzbergwerks befinden sich 11 Bergleute unterschiedlicher Tätigkeiten, wie Hauer, Einfahrer, Steiger, Kärner, Haspler usw. sowie einige kleine Mineralstufen.

    Dieses Beispiel volkstümlicher, handwerklicher Kunst steht nun zwischen meinen Grubenlampen.

    Obwohl durch das Flaschenglas schwierig aufzunehmen nachfolgend einige Aufnahmen.








    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Ja, diese Eingericht - Flaschen vermitteln mit ein wenig Phantasie und etwas Hintergrundwissen einen Eindruck von Erzbergwerken.


    Noch ein Auschnitt mit einem Hauer, der kniend, halb auf einem Baumstumpf sitzend Erz aus der Ader schlägt.

    Sein Freiberger Licht hat er an die Stollenwand gehängt.

    Wer schonmal völlige Dunkelheit mit so einer Freiberger Blende etwas aufgehellt hat, bekommt einen Eindruck von den spärlichen Lichtverhältnissen in den Stollen der alten Erzbergwerke.



    Gruß Rolf


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