Unbekannte Zentralzugluftlampe vermutlich von Friedrich Hoffmann

  • Hallo Freude des Lichts, heute ist eine neue alte Lampe angekommen. Ich fand die interessant, sowas hatte ich noch nie gesehen. Natürlich erstmal auseindernehmen, das war klar. Die Lampe verfügt über einen Pin, der in den Tank reicht, dort ist er U-förmig umgebogen. Dort wird an eine Blechfahne eine Messinghülse gesteckt, an der der Docht hängt. Der ist schlauchförmig ausgebildet. Zieht man an dem kleinen Pin, gleitet der Docht ganz leichtgäng auf dem Zentralluftrohr nach oben. Der Brenner ist für eine Zentralluftführung eigentlich recht klein, wie die Abmessungen zeigen. Das Brennergehäuse mit der Galerie wird per Bajonettverschluss auf dem Tank befestigt. Das Teil verfügt über einen Flamespreader, ein fingergutförmiger Deckel mit Löchern, um die Zentralluft gleichmäßig zu verteilen. Der Docht ist oben schwarz, ziemlich verbrannt und der Brennstoff, den die Vorbesitzer verwendet hatten, stinkt abartig, jedenfalls kein gereinigtes Paraffin. Um den Docht richtig einzustellen, muss der Pin schon recht weit gezogen werden. Es sieht so aus, als ob das nicht so funktioniert hat, wie es soll. Jetzt die Frage, habt Ihr sows schon mal gesehen? Es gibt keinerlei Markungen an der Lampe ausser am Zylinder, selbst der Tankdeckel ist einfach glattes Blech.
    Mich interessieren die Herkunft, also Lamd und Hersteller und die zeitliche Einordnung. Die Lampe ist einfach und klein, aber dafür sind der Tank und der Brenner äußerst solide und haltbar und mit großer Präzision gebaut. Das schöne ist, dass der Tank aussieht wie neu. Der Zylinder hat keine Kugel sondern ist in Wiener Form, sicher handgeblasen.
    Und was noch wichtiger ist, gibt es diese Dochte irgendwo fertig oder muss ich da basteln? Das kann man ja nähen, ich muss mir nur ansehen, wie der Messingring befestigt ist. Das stinkende Ding würde ich sonst wegschmeißen, ich vermute, dass man den Müffelgestank nicht herausbekommt. Den Tank würde ich mit Aceton auswaschen. Ich denke auch, dass der Docht schon recht weit abgebrannt ist. Der Innendurchmesser des Dochtes ist knapp 19 mm, der Außendurchmesser wird durch das Brennergehäuse vorgegeben und das Maß beträgt 23,4 mm. Der Docht sollte vom Material her also nicht zu dünn sein, gute 2 mm Materialstärke wären nicht verkehrt. Der eingebaute ist etwas zu dünnwandig. Der Durchmesser passt aber.

    Der Zylinder ist geätzt und trägt ein Wappen, es steht drauf Cristal Garantie K (für Kalthoff).

    Freue mich über jede Info zu der Lampe.


  • Moin Andreas,


    was man von den Fotos bisher zumindest sagen kann, ist dass die Lampe sehr amerikanisch aussieht. Ein ganz typischer amerikanischer Dochthebemechanismus. Auch die Flammscheibe passt dazu.

    Weitere Fotos sind auf jeden Fall hilfreich.

    Gibt es denn gar keine Markierungen?


    Der Kalthoff Zylinder ist sehr wahrscheinlich ein Kosmos Reform Zylinder, der eigentlich gar nicht zu dieser Lampe gehört.


    Grüße

    Markus

    Grüße
    Markus

  • … das kann gut sein, der Zylinder passt sehr genau, geht fast ein bisschen zu stramm.
    Hier sind noch einige Bilder.

    Der Sockel ist aus Eisenguss. Ich hab mir überlegt, den Versuch zu wagen, das zum neu Versilbern zu geben. Müsste ja über eine Badgalvanik ganz vernünftig werden, es muss wahrscheinlich erst nochmal neu Kupfer drauf. Habt Ihr sowas schon gemacht?

    Die Vorbesitzerin hat mir eine verrückte Geschichte erzählt. Sie hat Bio-Ethanol (FireButler) eingefüllt und die Lampe damit betrieben, „bis der Glüheffekt“ eingetreten ist. Wahrscheinlich ist der Docht einfach abgebrannt, deswegen sieht der auch so komisch aus. Für mich ist das aber eine Petroleumlampe und da darf gar nichts glühen, ausser die brennende Petroleumflamme. Bio-Ethanol ist doch gänzlich ungeeignet und ich denke, es ist ein Wunder, dass der Zylinder das überlebt hat. Das hätte gut in einem Flammeninferno enden können. Der Flammpunkt von dem Zeug ist viel zu niedrig, und zu niedrigviskos dürfte das auch sein. Jedenfalls weiß ich nun, warum der Tank und Docht so bestialisch stinken. Ich muss alles mit Aceton auswaschen, den Docht würd ich am liebsten wegschmeißen. Aber woher einen neuen bekommen?

  • …was den Zylinder von der Form her angeht, denke ich dass der bei der Brandscheibenhöhe eigentlich optimal geformt sein müsste, er wird der sich ausbauchenden Flamme Platz bieten, wo er gebraucht wird.

  • Ich konnte die Dochthülse ganz einfach von dem Schlauchdocht trennen, der hat ein paar Nasen, die den Docht halten, mehr nicht. Das Maß ist 66mm aufgeklappt, das ist also ein 14‘‘‘Docht. Man muss den dann nur zum Schlauch zusammennähen und wieder in die Hülse fädeln. Kein Problem. Nun muss ich mich um den Fuß kümmern, mal sehen, ob ich jemand finde, der das neu versibert.

  • Ich habe eine ähnliche Lampe, eine 10´´´ Ehrich & Graetz "Wunderlampe".

    Gleiche Abmessungen am Brenner wie bei Ihnen, jedoch nicht mit Zinkfuß und ohne Bajonettverschluss an der Galerie.


    /Conny


     


     


  • Hallo,

    dann ist es - wie ich schon vermutet hatte - wohl wirklich eine ungemarkte Wunder-Lampe ;-)

    Mein erster Gedanke war Brevete, dann Mirador, dann Wunder-Lampe...



    MfG

    Magnus

    Meine Galerie

    Grünspan, schwarze Finger, heisses Lötzinn :hail:

    (Früher Pyromane, heute brennt und glüht alles mit Verstand...)

  • Hallo,

    da hast Du natürlich recht!

    Ich meine Lempereur & Bernard, die verwenden oft den Begriff "Brevete" ;-)



    MfG

    Magnus

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  • Hallo,

    dann ist es - wie ich schon vermutet hatte - wohl wirklich eine ungemarkte Wunder-Lampe ;-)

    Oder eine Ditmar Favorit-Lampe. Meine 10-linige sieht fast genauso aus wie Connys Wunderlampe, insbesondere ist die Galerie die gleiche wie dort und wie bei dieser unbekannten Lampe.



    Aber die Flammscheibe passt dazu nicht. Wie markes ja schon angemerkt hat, sind diese Flammscheiben typisch für amerikanische Lampen, und der Zylinder passt auch dazu. Es kann natürlich sein, dass die originale Flammscheibe bei dieser Lampe ersetzt worden ist. Denn sonst sieht sie nicht sehr amerikanisch aus.

    -------------------------------------------

    Grüße aus dem Ruhrgebiet

    Carsten

  • Hallo,

    das kann natürlich auch gut sein mit der Brandscheibe ;-)

    Echt interessant, wieviele ähnliche Ansätze es gibt, ich finde sowas immer spannend...


    Ist ja bekannt, dass die Hersteller auch mal die Produktion eines anderen Herstellers

    übernommen haben bzw. dass ein Hersteller auch mal für einen anderen Lieferanten (um)gemarkt hat.


    Aber der Dochtheber ist - wie auch von Markus erwähnt - eher an amerikanischen Lampen zu finden...


    Ich glaube wir haben die Lampe mitterweile ganz gut eingekreist,

    vermutlich wird es wohl eine Lampe ohne exakte Bestimmung bleiben.

    Aber wenn sie nachher gut läuft ist das ja auch was :-)



    MfG

    Magnus

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  • Ganz toll, dass es doch einige ähnliche gibt - und Menschen, die diese hegen und pflegen. Danke für Eure Bilder!
    Wieso heißen manche dieser Lampen Wunderlampen, ist das eine Markenbezeichnung? Sind nicht alle Lampen mit Zentralluft und Brandscheibe Wunderlampen?
    Ist das bei den Lampen auch so gelöst, dass der Docht mittels des Stabes und einer Messinghülse auf dem Brandrohr verschoben wird? Habt Ihr Schlauchdochte dafür gekauft und wo?


    Ich habe mir für den 14er Brenner jetzt einen 66 mm Flachdocht gekauft, den ich per Hand zu einem Schlauch zusammennähen werde, das müsste genau passen. Ich hoffe, die Dicke passt, er muss ja wieder in die Hülse hinein. Eine Anfrage zum Versilbern der Fußes läuft und die Teile habe ich mit Aceton gespült, um die Brennstoffreste zu entfernen, damit sie nicht mehr riecht.

    Ich bin sehr gespannt, wie sie mit der Brandscheibe, eigentlich Brandstutzen, so ganz ohne Kragen brennt. Dann müsste die Zentralluft alleine die Flamme nach außen ausbauchen. Die Zentralluft kann aber auch nicht senkrecht heraus, sie wird direkt oberhalb der Dochtkante durch die Löchlein strömen. Der Docht kommt erst kommende Woche irgendwann.

  • Hallo,

    die Namen der Lampen und Brenner wurden soweit ich weiss nach Gefallen der Hersteller vergeben.

    Da gibt es wirklich die kuriosesten Bezeichnungen, wie z.B. "Furore-Brenner", "Monstre-Intensiv-Lampe",

    "Nobel-Brenner", "Strahlen-Brenner", "Slip-Brenner" (kein Scherz!)

    (Quelle: Die Deutsche Lampe in Wort und Bild)


    Es gibt auch andere Lampen, mit Zentral-Luftzug und Brandscheibe, die nicht Wunder-Lampe heissen.

    Da hat jeder Hersteller seine eigenen, imposanten Bezeichnungen für ;-)


    Sehr interessant ist zum Beispiel auch die aufwendige Dochthebemechanik

    der Veritas-Zentral-Luftzug-Lampe von Schwintzer & Gräff, schau Dir die Lampe mal hier an: Lampe Veritas


    Bei anderen grossen Zentral-Luftzug-Lampen mit Brandscheibe gibt es auch eine Dochthebemechanik,

    wo eine einfache Dochthülse, in die Aussparungen eingestanzt sind ganz simpel per Zahnrad auf- und ab gedreht wird.

    Zum Beispiel bei dieser Lampe: Gebrüder Brunner PATENT REFORM-WUNDER-LAMPE 30'''

    Zufälligerweise auch eine Wunder-Lampe...

    Gibt aber auch Astral-Lampen, Favorit-Lampen und etliche andere noch...

    Und auch einige andere interessante Dochthebemechanismen...


    Bei den Dochten muss man einfach schauen, was man bekommt und was passendes basteln.

    Die dünnsten Dochte gibt es bei wilke-kerzen, etwas dickere z.B. hier im Shop.

    Muss man dann schauen, ob die ungewaschen schon dick genug sind, die werden nach einer Weile im Petroleum

    auch noch ein ganz klein wenig dicker, andernfalls in die Kurzwäsche ohne Weichspüler und dann nochmal schauen...


    Miles-Stair bietet viele Dochte, sind aber schon etwas teuerer :


    http://www.milesstair.com/lamp_wicks.html



    MfG

    Magnus

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