Hähnel Vulcano Alemania 432 Instandsetzung

  • Hallo Zusammen,


    auf dem Flohmarkt habe ich diese wunderschöne Lötlampe Vulcano Alemania 432 von Hähnel gefunden.

    Das Wetter war schön und der Verkäufer nett, wir haben sicher ne ganze Stunde über alte Dinge geredet, unter anderem, dass sogar schon auf Flohmärkten der ganze China-Kram anlandet und die meisten Leute alte aber dafür ewig haltende Gegenstände garnicht mehr zu schätzen wissen.

    Jedenfalls hatte der Verkäufer noch eine Kiste mit Lötlampen in seinem Anhänger eingepackt und da habe ich nebenbei drin gewühlt, waren bestimmt 15-20 verschiedene Lötlampen, konnte mich garnicht entscheiden. Am liebsten hätte ich drei gekauft, habe dann aber abgewägt und nacheinander aussortiert und so ist es die unten abgebildete Vulcano Alemania 432 von Hähnel geworden.


    Besonders gut hat mir gefallen, dass die Lampe eine Vorrichtung zum Pumpen hat und diese komplett aus Nicht-Eisen-Metallen gefertigt ist. Der kupfernde Griff war dann auch der Auschlag, weswegen ich mich bei der Auswahl genau für diese entschieden habe, müsste auch eins der älteren Modelle gewesen sein.


    Die Lötlampe ist in einen gut gebrauchten Zustand und hat bestimmt viel mitgemacht und nicht nur in der Ecke gestanden. So zeugen die kleinen Kitschen rundherum und vorallem der eingekratze Namen auf der Unterseite davon, dass diese sehr wahrscheinlich nicht privat sondern in einem Unternehmen angeschafft und als Betriebsmittel verwendet wurde. Bestimmt hat die Lötlampe seinem Benutzer für lange Jahre treue Dienste geleistet und oft sind solche Gegenstände, nachdem auf der Arbeit Neue angeschafft wurden, mit nach Hause gekommen, aufbereitet und weiter zum Einsatz gebracht. Auffällig ist der mit Aufwand gebaute Tankdeckel, den einer der frühen Vorbesitzer aus einem Stück Kupferrohr und bauchig getriebenen Kupferblech in Handanfertigung zusammen gelötet hat. Wahrscheinlich wurde der Deckel mit Hanffasern o.ä. abgedichtet und die Überdrucksicherungsfunktion wird einfach durch leichte Undichtigkeit und abrutschen des Deckels realisiert. Dieser ist nur aufgesteckt, allerdings sehr stramm und passgenau gefertigt. Irgendwann später ist dann wohl das Interesse an der Lötlampe verloren gegangen, jedenfalls zeigen sich starke Korrisionsspuren am Gehäuse und am Griff, vielleicht lag die Lötlampe jahrelang in einem feuchten Keller oder auf einem Schrottplatz im Haufen, worauf auch der zur Seite verbogende Griff und der etwas abgebogene Brenner/Gehäuseaufnahme des Brenners hindeutet. Später hat der Verkäufer vom Flohmarkt die Lötlampe auf irgendwelche Wege die Lötlampe in seine Hände bekommen, der sah auch aus, als würde er gerne und mit Eifer in alten Schrotthaufen wühlen. Oberflächlich hat er das Schlimmste an Korrision mit Autosol entfernt. Und nun freue ich mich natürlich als neuer Besitzer dieser alten Lötlampe, die sicherlich einiges schon erwärmt, erlebt und überlebt hat!


    Die Lötlampe soll nun wieder in einen guten Zustand instand gesetzt werden. Dabei soll Alles, was innerhalb zu finden ist, in besten und tadellosen Zustand sein. Gereinigt, aufpoliert, neue Dichtungen, so, dass die Lampe wieder zu 100% sicher und funktionsfähig ist. Von außen werden nur einige unansehliche Flecken entfernen, insgesamt wird von außen der jetzige Zustand beibehalten, immerhin darf man sehen, dass die Lampe schon einiges mitgemacht hat und eine Geschichte erzählt, die sich von "wie neu und wurde nie benutzt" unterscheidet.


    Im Anhang sind die Fotos zu sehen, einige Fragen habe ich auch:


    Kann jemand das Baujahr abschätzen ?

    Wo finde ich Betriebsanleitung / Katalog als pdf ?

    Hat jemand vielleicht einen originalen Alemania-Tankdeckel ?


    Viele Grüße

    Oliver


    Oritinalzustand (Mit Rostlöser eingesprüht)

  • Das hoffe ich doch !


    Mittlerweile ist die Lötlampe zerlegt.

    Gut ist, dass alle wesentlichen Teile da und in Ordnung sind.


    Gewinde gingen gut auf. Kriechöl für mehrere Tage und Wärme haben geholfen


    Allerdings sind alle Dichtungen aus zu tauschen. Die Lederdichtung in der Pumpe fehlte, Graphitdichtung im Brenner ebenfalls.

    Stattdessen war dort Teflonband reingewickelt. Das Erklärte auch, warum die Welle vom Gasventil blockiert war.


    Die Innenseiten von Brenner, Tank, Pumpe waren stark korrodiert. Habe Mehrere Haushaltsmittel ausprobiert.

    Zitronensäure ist sehr empfehlenswert. Eine halbe Flasche für 1 bis 2 Tage einfüllen und dann immer mal wieder beim Vorbeigehen schütteln. Der Grünspan war danach komplett entfernt, hat das Material sonst nicht angegriffen. Backofenreiniger nur mit Vorsicht verwenden. Lässt blanke Flächen schwarz anlaufen.


    Feines Schleifpapier 600+ und Ethyl-Alkohol/Wasser für die äußeren Flächen wirken Wunder. Polierpaste für Hochglanz an einigen wenigen Stellen.


    Der Griff war etwas lädiert, eine Verbindung war ab. Das konnte mit einem großen Lötkolben (150W) gut gelötet werden. Den Deckel vom Griff habe ich nicht aufbekommen, da sind bei diesem Exemplar kleine kreisförmig Druckstellen zu sehen, scheint geschweißt zu sein. Lässt Sich nichts machen, schein aber auch nichts drin zu sein.


    Düse und Düsennadel/Brennerventil sind noch gut, Glück gehabt. Da hat eine Reinigung gereicht.


    Aber ein Foto sagt mehr:



  • Hallo Zusammen,


    es geht weiter:


    Habe eine neue Lederdichtung aus 3mm Schweineleder in mühevoller Arbeit hergestellt.

    Leider dichtet es noch nicht richtig, weil das Leder durch das Wasser aufgequilt war und beim Trocknen kleiner geworden ist. Momentan mit Lederfett eingeschmiert, hoffe, dass es mit der Zeit weicher wird. Jemand eine Idee?


    Beim Brenner komme ich zur Zeit auch nicht weiter, die Verbindung Tank zu Düse scheint verrust zu sein. Manchmal kann man durchblasen, oft auch nicht.

    War schon mehrere Stunden im kochenden Wasserbad mit abwechselnd Zitronensäure und Ethylalkohol, keine Verbesserung. Tief drinnen ist vom Tank her ein Bohrloch zu sehen. Ist es gewollt, daß dort ein bestimmter kleiner Durchmesser ist oder kann man die Verbindung ohne Probleme aufbohren?


    Danke, viele Grüße

    Oliver

    Einmal editiert, zuletzt von account-pelam ()

  • Ganz sicher bin ich mir wegen dem Loch nicht, allerdings ist das ganze System doch recht anspruchsvoll. Denn der Druck vom Vergasen des Benzins soll ja nicht einfach in den Tank zurückgehen. Da ist eine enge Drossel sicherlich hilfreich.

    Das die Verbindung von Tank zum Brenner dicht ist hatte ich bislang nur bei vergammelten Filtern im Steigrohr. Aber das steckt bestimmt nichts mehr drin?

    Viele Grüße

    Richard

  • Hallo Richard,

    vielen Dank für deine Antwort.


    Das Steigrohr ist komplett leer. Da waren die drahtumwickelten Baumwollfäden drin, stark vergammelt. Die konnte ich nur stückschenweise herausbekommen und teilweise mit einem Bohrer entfernt, der Draht war nunmal auch verostet und überall gebrochen.


    Wenn man ins Steigrohr reinschaut, ist dort eine ~3mm Bohrung zu sehen. Hatte schon mit Draht einer Büroklammer versucht, da was frei zu machen.


    Ob dort eine Drossel-Funktion ist, um den Vergaserdruck vom Tank fernzuhalten, bin ich mir jetzt nicht sicher. Im Grunde strömt das Benzin von Tank in den Brenner, wenn da eine Drossel dazwischen wäre (über die ein Volumenstrom fließt), wäre vor der Drossel (Tank) ein höherer Druck, hinter der Drossel (Brenner) ein niedriger Druck. Das könnte auch bei der "Vergasung" helfen. Beim Flammenrückschlag wäre es aber auch andersherum und Druckspitze und Flamme würde weniger stark in den Tank gehen. Bin mir etwas unsicher.


    Habe hier mal das Schnittbild von Tino reingestellt, ist zwar ein aufwendigerer Typ, aber um die Funktion zu verstehen ganz gut.

    Da erkenne ich, dass zwischen Tank und Brenner keine enge Bohrung/Drossel ist. Unten ein Gitter/Filter, oben am Brenner wird durch den Stumpf der Nadelaufnahme verengt. Glaube, dass es bei meiner ähnlich aber einfacher ist, also unten ohne Gitter/Filter. Im Steigrohr zu Brenner eine Bohrung ohne Engstelle. Dann die Verengung durch den Nadelventilstumpf.


    Naja, werde erstmal weiterkochen und abwarten, vielleicht finden wir zwischenzeitlich noch paar Meinungen oder tauschen uns weiter aus.


    Grüße

    Oliver

  • Hallo Oliver,


    ....der Kopf von Deiner Löla ist viel einfacher und ohne die Kanäle und Sieb wie auf dem Schnittbild der Barthel.

    Die Düse ist raus?

    Was soll groß sein?

    Der Kopf hat 3 Löcher die zueinander Verbindung haben müssen.

    Ist mit der Taschenlampe irgendwo schon Durchgang sichtbar?

    Wo kein Lichtstrahl durchpasst, würde ich mal vorsichtig mit Bohrern versuchen den Pfropfen zu finden; aber ohne irgendwo Metallspäne zu machen und die Gewinde zu beschädigen!


    Alle Dichtungen erneuern (auf benzinfesten Gummi achten!), Docht rein, Dichtheitstest im Wassereimer und dann der Erststart im Freien in nicht brennbarer Umgebung.



    Viel Erfolg

    Grüße Tino

    Wer zu wenig Fehler macht, hat zu wenig ausprobiert.

    Zu viel Nachdenken ist wie Schaukeln. Man ist zwar beschäftigt, kommt aber kein Stück weiter.

  • ...was mir gerade noch aufgefallen ist: der Verschluss ist nicht original. Da gehört meiner Meinung nach einer mit Überdruckventil drauf.


    Grüße Tino

    Wer zu wenig Fehler macht, hat zu wenig ausprobiert.

    Zu viel Nachdenken ist wie Schaukeln. Man ist zwar beschäftigt, kommt aber kein Stück weiter.

  • Hallo Tino,


    danke für deine Hilfestellung.

    Der originale Tankdeckel fehlt, jemand hat dafür die zu sehende Kappe gelötet. Suche noch einen originalen Deckel, aber nicht dringend momentan.


    Habe einige Fotos vom Brenner gemacht, da sieht man mehr:


    Düsenseite:


    Ventilseite:


    Tankseite: (Mit besagter Bohrung)


    Brenner seitlich:


    Verlötung:


    Habe versucht, mit einen kleinen Bohrer etwas sauber zu machen. Man sieht aber auch bei dem tankseitigen Foto am Ende der Bohrung einen hellen Fleck, das ist definitiv Metall.


    Bei den Brenner-seitlich Foto lässt sich sehen, dass Ventilaufnahme und Düsenaufnahme zwei Teile sind, welche ineinander gesteckt und zusammengelötet sind.


    Kann es sein, daß jemand die Ventilaufnahme zu weit reingesteckt und verlötet hat? ..und damit die Bohrung überdeckt hat?

    Wenn ich das Ventil komplett reindrehe, schaut auch die Nadel ca. 2mm aus der Düse heraus. Normal?


    Bin jetzt am überlegen, was ich machen soll. Würde ungerne den Brenner auseinanderlöten.

    Würde aber auch ungerne einfach durchbohren.


    Hoffe, dass jemand weiter weiß oder vielleicht kurz bei seiner Typ 432 den Brenner wie auf obigen Foto nachmessen kann, um zu vergleichen.


    Grüße

    Oliver

  • Hallo Oliver


    Diese LöLa kenne ich leider nicht, aber ich würde mir den Aufbau deines Vergasers so vorstellen:



    Das eingelötete Rohr bildet eine Art "Labyrinth" um dem Brennstoff mehr Zeit zum Vergasen zu geben und dieser Hohlraum ist jetzt zugekokt.

    Ich würde es mit Natronlauge versuchen, diesen Kram zu lösen.

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas

  • Hallo Andi,


    Danke! Glaube du liegst richtig. Habe mir angeschaut, wieweit das Nadelventil reinreicht und dort, wo das Bohrloch Tank-Brenner ist(rechts außen), wäre daß komplette Gewinde vom Nadelventil im Weg.



    Natronlauge hab ich keine da und will da am Anfang auch nicht zuviel experimentieren/ riskieren.


    Werde den Brenner erstmal für 1-2 Wochen in Ethylalkohol einlegen und dann berichten, ob sich was getan hat.


    Danke! Viele Grüße

    Oliver

  • Vielen Dank Florian!

    Top! Sehr sehr hilfreich!


    So wie es ausschaut, geht es für die Benzinzuführung im Brenner sehr beengt zu. Das Brenner-Benzin-Vergasungs-Gewinde werde ich versuchen, mit angeschlossener Luftpumpe/Reinigungsmitteln/Wärme, frei zu bekommen.


    Hoffe das Beste. Ansonsten muss auseinandergelötet, gereinigt und wieder zusammengelötet werden. :zwille:


    Auweia, darf ich auch sonst niemanden erzählen, wieviel Aufwand ich da schon reingesteckt habe :tongue: Das sollte eigentlich so nebenbei und ganz schnell geschehen..


    Da kann ich versprechen, dass es die Best-Instandgesetzte Lötlampe werden wird. Und als besonderes Merkmal wird es ein Einzelstück bleiben, dass ganz sicher nicht weggegeben und mir für die nächsten 30 Jahre treue Dienste leisten wird:stark:


    Viele Grüße

    Oliver

  • Hallo Julian,


    Danke für deinen Hinweis. Habe jetzt auch eine Suchanzeige wegen den Tankverschluss erstellt:

    Suche Tankdeckel Vulcano Alemania 432


    Der vorhandene Deckel ist nur lose aufgesetzt, kein Gewinde. Werde den mit Hanfwolle abdichten solange keine Alternative da ist und gut ist, keine Gefahr.


    Weiß auch, was ich technisch machen kann. Bin AusgebildeterIndustrieelektronikerUndIngenieurDerAutomatisierungstechnikUndMechatronikSowieWissenschaftlicherMitarbeiter. Alleine aus Selbstschutzgründen passe ich auf, da mir mein Leben und meine Hände sehr wertvoll sind. Gerne lerne ich aber auch dazu, weiß ja schließlich nicht alles, und bin für jegliche Hinweise dankbar. Gerade bezüglich Sicherheit ist es auch wichtig und richtig und kann garnicht oft genug erwähnt werden.


    Benzin ist ein fießes Zeug, Problem ist garnicht mal, dass es brennt oder verpufft, sondern dass man es schlecht abgewischt und gelöscht bekommt, wenn es auf die Haut gerät.


    Natronlauge oder Abflussreiniger oder Chlor sollte man auch aufpassen und bloß nicht mit anderen Sachen mischen.


    Spriritus/Alkohol ist recht ungefährlich und momentan badet der Brenner da drin, so sieht es aus:

    Die Rußpartikel lösen sich auch, allerdings als ganze Plättchen, wenn man die zerreibt, ist es eher bröckelig als schmierig. Ruß auflösen geht meiner Erfahrung nach Backofenreiniger am besten. Vielleicht werde ich den Brenner anschließend darin baden, wenn ich den vorher nicht auseinandergelötet habe...


    Fürchte, dass mir vielleicht nichts anderes übrig bleibt, da 80 Jahre eingebrannter Ruß in den verwinkelten Gängen auch nur mechanisch gut wegzubekommen ist. Warten wir es ab.


    Lederdichtung macht auch eher schleppende Fortschritte, hatte die Dichtung einige Tage mit Lederfett eingeschmiert, damit die weich wird.


    Das Lederfett zieht aber nicht wirklich ein und Dichtung bleibt steif. Werde auf dem Herd etwas Lederfett erwärmen und die Dichtung einlegen und abwarten. Übrigens Ist brennendes Fett auch sehr gefährlich, wenn man es versucht mit Wasser zu löschen. Stichwort "Fettexplosion", da findet man einige Videos im Inet zu, aufpassen! :frau:


    Viele Grüße

    Oliver

  • Hallo Oliver


    Dein Pumpenleder braucht etwas mehr Zuwendung :besserwisser:


    Wenn es ausgebaut ist und dann schön durchgewalkt/geknetet wird, sollte es in den meisten Fällen wieder weich und geschmeidig werden.


    Im Backofenreiniger ist auch Natronlauge drin, aber halt nicht soooo viel wie in einer 10%Lösung, die selbst angerührt ist ;)

    (PSA auf jeden Fall nutzen ! Da ist dein Hinweis richtig)


    Ich bin gespannt, ob du den Tankdeckel ohne Gewinde mittels Hanf dicht bekommst. Immerhin hast du ja einen Druckbehälter vor dir ...

    Viele Grüße aus

    Sachsen-Anhalt

    Andreas