Unbekannte Schaffnerlaterne / Bahnlaterne mit 7 ```Flach-Brenner

  • Wie im Beitrag „Vorher / Nachher Bilder“ Seite 19 / Beitrag 367 Vorher / Nachher Bilder bereits angekündigt hier die Vorstellung der ganzen Laterne.


    Zuerst eine kurze Beschreibung:

    • Haube aus Messing; Laterne aus Zinkblech ?? verzinktem Blech??
    • Rückseitiges Fach (mit Federsicherung) zur Aufnahme einer roten Vorsteck-Scheibe.
    • Führungen(ebenfalls mit Federsicherung) zum Einstecken der Scheibe vorne vor dem Klar-Glas.
    • Hinten, an der Türe, befindet sich eine angelötete Röhre für einen Hacken zur Brennerregulierung.
    • Reflektor (rund D= 70 mm) gesteckt und herausnehmbar.
    • Brenner Dochtbreite 15 mm / Hersteller nicht eindeutig zuordenbar.
    • Tank 80 x 50 x 35 (trapezförmig) Füllvolumen: 130 ml / sauber und dicht.
    • Höhe(ohne Bügel): ca. 19,5 cm / Breite: ca. 12 cm / Tiefe: ca. 11 cm / Gewicht: 1150 g (kpl.)

    Durchgeführte Arbeiten:

    Die Laterne wurde komplett zerlegt, alle Teile kontrolliert und gereinigt.

    Das Gehäuse hinten oben gelötet. Die Glasscheibe vorne ersetzt.

    Die Messingteile wurden poliert und der Innenraum mit OWATROL-Öl konserviert.

    Der Brenner gereinigt, gerichtet und der Docht ersetzt (Dochtbreite: 15 mm).

    Bei der Stellwelle greift jedoch nur 1 Zahnrad. Das habe ich bisher so gelassen.

    Fundsachen in der Laterne:

    Was mir zuerst auffiel, war eine vollkommen verrußte Scheibe welche unter der Messinghaube eingeklemmt war.

    Mittels Pinzette und Haube etwas verbiegen kam diese dann zum Vorschein.


    Es war eine Anstecknadel.

    Diese Anstecknadel zeigt auf der Vorderseite:

    das deutsche Staatsgebiet in seiner damaligen Größe,

    das damals übliche H-Kreuz in der Mitte und

    Hammer und Schwert für das Handwerk.

    Auf der Rückseite ist zu lesen: „Tag des deutschen Handwerks“ und das Jahr „1938“.


    Das zweite „Fundstück“ war ein kleiner Zeitungsrest welcher unten im Fach für die Vorsteckscheibe eingeklemmt war.

    Auf der einen Seite ist zu entziffern dass die Wehrmacht noch westlich vom Rhein steht (bis 7. März 1945).

    Auf der anderen Seite welche Lebensmittelmarken noch wie lange gelten (bis 8. April 1945)

    Daraus lässt sich auf den Februar / März 1945 schließen.


     


    Das herauszufinden war mit Sicherheit genauso spannend wie das Restaurieren der Laterne.


    Jetzt hoffe ich, noch Jemanden zu finden der mir etwas über den Hersteller der Laterne und des Brenners sowie über das Alter sagen kann.

    Die Art des Deckelverschluss erinnert mich z.B. an Den der sogenannten „Blendlaternen“ von Bing Nürnberg und F.F.A. Schulze Berlin.

















    Schon mal vielen Dank für Eure Hilfe und Grüße aus Franken

    Wilhelm









  • Schönes Teil.

    Dieser Laternentyp war bei etlichen Bahngesellschaften im Einsatz.

    Im Buch "Züge im Licht der Laternen" auf Seite 135 ist eine abgebildet die beim Personal der Gotthardbahn im Einsatz war.

    Etwas andere Bauweise mit rundem Kamin, aber auch mit dieser angelöteten Hakenhülse und Schiebetürchen auf der Rückseite.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Hallo Rolf.

    Danke für den Hinweis.

    Das Buch habe ich hier. Die Funktion dieser Laterne scheint hinsichtlich der Brenner-Verstellung tatsächlich ähnlich zu sein.

    Soll von der Firma Merker in Baden hergestellt worden sein.

  • Ja, bei der Gotthardbahn legte man Wert darauf das alle Laternen und Sonstiges mit aufgenieteten oder gelöteten Schildern mit Herstellerangaben versehen waren. Deshalb sind diese Teile ziemlich begehrt bei Sammlern.

    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Ein schickes Teil!


    Unteres Hitzeschutzblech aus Messing sieht man wirklich nicht oft, was für eine Qualität!


    Nur das mit dem Haken zur Brennerregulierung find ich denkbar unsinnig gelöst.

  • Das mit dem Hacken hatte ich im ersten Moment auch gedacht bis ich den Dreh bei der Bedienung raus hatte.

    Da der Brenner(das Stellrädchen) im Betrieb doch ganz schön warm wird, eine durchaus interessante Lösung. Vor allem bei Brennern mit kurzer Welle hab ich mir schon des Öfteren die Finger verbrannt.

  • Servus zusammen,


    der "Haken" ist nicht zur Regulierung des Brenners gedacht. User Poe hat also Recht.


    Dieser Haken heißt eigentlich Lunte. Unten in den Haken wurde Putzwolle eingehängt, verknotet, umwickelt, wie auch immer. In dem hinteren Röhrchen, in welcher die Lunte steckt, war Spiritus oder Petroleum eingefüllt. Diese Lunte konnte man also nun an der Laterne entzünden und damit weitere Laternen im Bahnhof anzünden, z.B. die Signal- oder Weichenlaternen.


    Bei der Laterne handelt es sich also um eine besondere Form einer Handlaterne, nämlich eine Anzünd(e)laterne.


    Schönes Stück, wunderbar restauriert!

  • Nachtrag, habe die Frage von Wilhelm H. übersehen:


    Diese Handlaternen gabs schon zu preußischen Zeiten. Explizit diesen Typ finde ich jetzt nicht im Katalog, jedoch den ursprünglichen Typ, sprich ohne den seitlichen Schieber sowie den Anzünder.

    Die Laternen sind in Ihrer ursprünglichen Form auch noch im Katalog von Sartorius (bzw. Hollmann Co.) zu finden, ebenso im Katalog der OSMEKA, allesamt in den 20ern.


    Den genauen Herstellungszeitraum jetzt einzuschätzen ist natürlich schwer, besonders weil kein Hersteller mehr drauf ist. Diese Laternen gabs natürlich, da nach Muster der KPStEB gebaut, von etlichen Firmen. Ich würde also grob sagen, irgendwo zwischen 1900 und den 1920ern.


    Interessant ist der zu öffnende Kamin, das gab es so z.B. bei den dieser Laterne ähnlichen Laternen für das Bahnbewachungspersonal, jedoch war hier der Bügel um 90° gedreht angebracht, und zwar fest, und nicht beweglich.


    Hoffe ich konnte etwas hilfreiches Licht ins Dunkel bringen :)

  • Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.


    Von "Anzündlaternen" hatte ich schon gelesen. Also wieder etwas gelernt.

    Was mich bei der Laterne etwas verwirrt ist auch die Tatsache dass es, obwohl sie recht hochwertig verarbeitet ist,

    keinerlei Herstellerangaben auf der Laterne gibt. Auch nicht innen oder unter der Haube.

    Ein altes Katalog-Foto oder so wäre natürlich schön gewesen.


    Grüße aus Franken

    Wilhelm