Biedermeier Wachsstockbüchse

  • Wachstöcke sind in Europa schon vor dem 16. Jahrhundert bekannt.

    Für den sakralen Bereich wurden diese dünnen Kerzenstränge aus Bienenwachs von bis zu einem Millimeter Stärke zu verschiedensten Formen zusammengerollt und oft mit bunt bemalten Wachsbildnissen von Heiligen versehen. Heute sind es Sammelobjekte und können als Repliken auch noch gekauft werden.


    Schmucklose, einfache Wachsstöcke wurden in den Kirchen genutzt um z.B. in Gesangbüchern lesen zu können. Dazu wurden sie neben die Gesangbücher gelegt, und nachdem man das Strangende aufgerichtet hat angezündet. In alten Kirchen, in denen sich die Originalbestuhlung aus dem 19. Jahrhundert erhalten hat, kann man noch von den Wachstöcken stammende Brandflecken sehen, die davon herrühren, das man vergaß rechtzeitig das Wachsstockpaket zu wenden, um den Strang erneut aufzurichten.

    Das sagt auch etwas über die Brandgefährlichkeit dieser Wachstöcke aus, die zur Entwicklung der Wachstockhalter und Wachstockbüchsen führte, in die der aufgerichtete Strang geklemmt wurde, wodurch das Licht erlischt wenn der Strang bis zu dieser Klemmung heruntergebrannt ist.

    Ich habe dazu eine Beschreibung aus einem zeitgenössischen Buch angehängt.


    Mit Glück, auch in preislicher Hinsicht, bin ich die Tage an eine Wachstockbüchse aus der Biedermeierzeit gelangt, die trotz der rund zweihundert Jahre außer ein paar kleinerer Dellen kaum Macken aufweist. Höhe der Büchse 14 cm, mit einem Durchmesser des Korpus von 7 cm, versehen mit einem Volutenhenkel und einem Steckdeckel mit Wachstropfschale, die drehbar der Klemmung des Strangs dient.


    Man bekommt heute noch Wachsstöcke dafür mit einem Durchmesser von 8 mm, wobei damals nach dem vorhandenen Lochdurchmesser sicher stärkere Stränge benutzt wurden.

    Mit dem 8 mm Strang und einer ausgezogenen Länge von 5 cm brennt die Lampe gut eine halbe Stunde, bis die Flamme an der Klemmung verlischt.


    Neben dem Hausgebrauch wurden diese Büchsen nach alten Texten auf Reisen genutzt. Deshalb werde ich auch mal nach einem zeitgenössischen "Feuerzeug" Ausschau halten.


    Gefertigt wurde das Teil aus 1 mm Messingblech, versehen mit Rankenprägungen, die drei ovale Kartuschen einrahmen.

    Solche Büchsen wurden auch aus Eisenblech und Silber hergestellt.


    Eine Lampenart, die noch in der Vitrine fehlte.






    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...

  • Interessante Recherche zu diesem speziellen Bereich.

    Das mit den Brandflecken auf den Kirchenbänken habe ich auch schon mal in einer alten Kirche gesehen, ob das nun von einem Wachsstock war oder einer Kerze...wer weiß....jedenfalls ein liebenswertes Detail.

    Grüße


    Andy


    Fiat Lux !

  • Ja, die Büchse war ein Glückstreffer.


    Da diese Wachsstöcke relativ teuer sind und schnell wegbrennen, geht es auch mit einer eingesetzten Lampe. ;)



    Gruß Rolf


    Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden nutzen...